__„„„, __ _._ -_-.._- -....- -_..........._v.y... u... um" Goldgelock. Daß Marees Augen nicht nur in romantische Fernen illusionistisch schweiften, daß sie vielmehr scharf und eindringend sahen aufs Wesentliche und Eigenschaüliche der Erscheinungen, das erweisen seine Bildnisse. Erfaßte Menschen sind das, denen ihre Art, ihre Seele in das Gesicht geschrieben ist: geistige Köpfe, vollbärtig oder mit flaumigen Kranz um das Jünglingsantlitz, trotzige Stirnen, weicher Mund, leidenschaüliches Sinnen in den Augen, gefaßt heiterer Ernst. Deutsche Köpfe zumeist; etwas Pilgerhaftes ist an ihnen, der „Römerzug" deutscher Sehnsucht und jenes Heimweh, das, wie Goethe es nennt, im Grunde „Italienweh" war. Felix Poppenberg ERLINER SAMMLERKÜLTUR. Einen interessanten Blick in die Schätze Berliner Privatsammler erlaubte eine Ausstellung der Akademie, die das Thema des Porträts in der älteren Kunst behandelte und es durch Bildbeispiele aus der Galerie der Mitglieder des Kaiser-Friedrich-Museumvereins illustrierte. Eine geschmackvolle Veranstaltung voll Ensemblewirkung durch antike Truhen und Schränke, durch farbensatte Gobelins und Teppiche. Das Niveau dieser Säle ist ein sehr respektables. Gleich der Vorraum mit dem van Dyckschen Porträt der Mutter und Tochter und dem Goyaschen Priester (schwarz mit rotem Ordensband und Saphirring) zeigt repräsentative Haltung. Dann kommt der Saal des Stolzes mit den Hals und den Rembrandts. Das lebensstarke Bild der alten Frau von Frans Hals mit dem schlauen Schmause- gesicht über der mächtigen Halskrause und dem zierlich juwelierhaft ausgeführten Gebet- büchlein in den werktätig rührigen, leicht angewelkten Händen, hängt hier aus dem Besitz James Simons. Rembrandtsche Macht und Herrlichkeit leuchtet dunkelglühend gegenüber. Bilder vom Leben und Tod sind es. Das hellscheinende Mädchen und dazu das Nachtstück des späten Selbstporträts mit dem verwilderten Gesicht, das in eine Gedankenwüste zu starren scheint. Und dann das todestraurige Abbild des Siechen, Gezeichneten, den die Verwesung bei lebendigem Leib angefallen. Und voll Tragik, wie um das zerstörte angefressene Antlitz Blondgelock fällt und wie aus ihm hohle Augen voll müder Qual blicken. Sehr beachtenswert sind hier noch zwei Terborchs: der Bürgermeister, eine tonige Harmonie, auf die schwarze Masse des stattlichen Leibes im Amtskleid aufgebaut, mit säuerlichem Gesicht voll Stolz und Unzufriedenheit überragt vom breitrandigem Spitzhut. Als Gegensatz zu diesem dicken Bildnis das dürre: ein schlanker Mann, schwarz- gewandet mit weißen Ärmelpuifen neben roter Samttischdecke; sein Gesicht ist wäch- sern, durchsichtig und diese Feinhäutigkeit wird noch betont durch den ilorigen Spitzenkragen. - Der Abschlußsaal zeigt auch pompösen Inhalt. Hier hängen besonders edle Wand- teppiche. Einer aus dem Besitz des Kaisers hat eine Bordüre aus Rosen und Tauben, goldgestickt und im Mittelfeld die Madonna mit Kind im Grünen. Friesartige Wandgehänge haben Dekor von mattblauen Girlanden und Festons, und einen Gobelin füllt das Medici-Wappen. Und der Herr dieses Paniers ist im Abbild nicht weit. Giuliano de Medici, gemalt von Rafael, ein dunkelbärtiger l-Ierrscherkopf auf grünem Portierenhintergrund mit gebieterischen Händen, die ruhig und dabei kraitvoll überein- ander liegen. Das Bild ist eine Zierde der Sammlung O. I-Iuldschinsky. Voll leuchtender Fülle wirkt hier noch der Falkenjäger Tizians, tiefdunkeltonig von Gewand und Vollbart, dazu hellschimmernd Gesicht und Hände und dazu parallelisierend der edle Jagdvogel mit weißer Brust, dunkleren Flügeln und dunkler Kopfhaube, und aus den Tiefen des Bildes blitzt ein goldenes Wehrgehenk auf. F. P.