24x HAMPSTEAD. EINE STUDIE ÜBER STÄDTE- BAU IN ENGLAND 50' VON H. E. BERLEPSCH- VALENDAS-PLANEGG-MUNCHEN S0 IE Tatsache klingt beinahe unglaublich, daß in einem kulturell hochentwickelten Land wichtige Fragen, wie jene des sachlich richtig angefaßten Städte- baues, beziehungsweise der Stadterweiterung bis in die jüngste Zeit kaum Beachtung gefunden haben, und daß erst neuerdings gesetzgeberisch zweckdienliche Maßnahmen sich vorbereiten, welche dem ständig fortschreitenden bisher völlig plan- und ziellosen Hinausschieben der peripherisch gelegenen Wohnquartiere bestimmte, rationelle Bahnen zu weisen berufen sein sollen. In England trifft es zu: bei der Hauptstadt entsprechend ihrer Größe, bei einer ganzen Reihe anderer durch ihren Handel, ihre Industrie zu höchster Bedeutung gelangter Gemeinwesen nicht minder. Auf dem Kontinent ist, wenn auch nicht seit allzu langer Zeit, die gleiche Angelegenheit mächtig ins Rollen geraten, überall freilich nicht in jenem Ent- wicklungsstadium der rasch aufstrebenden Städte, wo sie einer weitaus- holenden günstigen Lösung entgegengeführt werden konnte. Vieles ist versäumt, vieles unverständlicherweise verdorben worden, vieles unwieder- bringlich verloren gegangen. Die während der letzten 50 Jahre auf dem Kontinent in kurzen Zeit- abschnitten stets von neuem konstatierte Tatsache der in immer beschleu- nigterem Tempo sich vollziehenden Ausdehnung der Städte, hervorgerufen durch rapiden Bevölkerungszuwachs, sprach eigentlich deutlich genug für die Notwendigkeit zweckdienlicher Maßnahmen. Wiesen keinerlei andre Umstände, wie beispielsweise das manchenorts völlig Unzweckmäßige im Ver- hältnis zwischen freiem und überbautem Platz, zwischen Plätzen und durch- schneidenden Straßen, das vielfach totale Vernachlässigen der architektoni- schen Bildwirkung, das völlige Übergehen der durch die Bodenbewegung gestellten Forderungen und so weiter auf den Tiefstand der Architektur in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts hin, so spräche der völlige Mangel an wirklich wertvollen Projekten für Stadterweiterungen aller Art, wie sie sich bei sehr vielen Städten durch den Abbruch des mittelalterlichen Befestigungs- gürtels, in Deutschland nach den Errungenschaften des Jahres 1870 bis 71 durch einen rasch und allgemein erfolgenden Aufschwung aller kommerziellen und industriellen Verhältnisse von selbst hätten ergeben müssen, hinlänglich das Fehlen wirklich großzügig baulicher Denkweise aus. Der Architekt bekümmerte sich, der Hauptsache nach wenigstens, weit mehr um den Spezialfall, den Einzelbau, nahm allenfalls einige Rücksicht auf die Über- einstimmung seines Werkes mit der nächsten Umgebung. Dabei trat das 11