dingten Notwendigkeit zu tun. - Wiewohl England vom Rasseln seiner Webstühle betäubt wird, sind seine Kinder ohne Kleider; wiewohl es vom Schmutz seiner Gruben geschwärzt ist, erfrieren seine Kinder; wiewohl es seine Seele um Gold verschachert, sterben sie Hungers. Wir mögen in diesem Triumph verharren, wenn es uns ratsam dünkt; aber dessen dürfen wir sicher sein: die schönen Künste werden ihn nicht mit uns teilen!" - Und in dem Kapitel „Unsere Häuser": „Wenn die Menschen so lebten wie sie sollten, dann wären ihre Häuser wie Heiligtümer ä Heiligtümer, welche wir nicht zu schädigen wagten und solche, welche uns, wenn wir sie bewohnen dürften, gewissermaßen heiligten. - Und ich schaue auf die armseligen Kalk- und Lehmbauten, die mit frühzeitiger Unreife um die Weichbilder unserer Großstädte aufschießen, ich schaue auf diese leichten, schwankenden haltlosen Kartenhäuser aus splitterdünnem Holz und nach- gemachtem Stein, auf diese düsteren Reihen gleichförmiger Geringheit, eine wie die andere, ohne Verschiedenartigkeit, ohne fördernde Genossenschaft - so verwaist als verwandt -, ich schaue auf sie, nicht nur mit der Unachtsamkeit eines durch Geschmackwidrigkeit beleidigten Auges, nicht nur mit der Wehmut, daß sie die Landschaft entheiligen, sondern mit der schmerzerfüllten Ahnung, daß die Wurzeln unserer nationalen Größe morsch sein müssen, wenn sie so wenig Grund im heimatlichen Boden fassen. Ich schaue auf diese trostlosen (siehe Abb. 3: Stone Way in Newcastle- on-Tyne, ein Bild, das sich in jeder englischen Industriestadt auf großen Flächen zeigt) und unehrwürdigen Wohnungen als auf Merkmale einer wachsenden Unzufriedenheit im Volk, als Zeichen einer Zeit, wo jeder Mann eine höhere Sphäre als seine natürliche erstrebt und auf seine Ver- gangenheit mit steter Verachtung zurückblickt. Wo jedermann in der Hoffnung baut, die gebauten Häuser zu verlassen, und in der Hoffnung lebt, die darin verbrachten Jahre zu vergessen; wo man Trost, Frieden, Glauben des Heims nicht länger empfindet. Die überfüllten Behausungen einer mühselig ringenden und rastlosen Bevölkerung unterscheiden sich von den Zelten des Arabers und des Zigeuners nur dadurch, daß sie heilsame Himmelslüfte erfolgreicher absperren, die Wahl eines schöneren Erdflecks nicht gestatten, die Freiheit rauben, ohne Rast zu gewähren und den Luxus der Ortsveränderung verhindern." Ruskin ist nur einer unter vielen, die das nämliche Thema im gleichen Sinne behandeln. Daraus erhellt, mit welchen Schwierigkeiten, mit welcher Unmenge völlig falscher, aber fest eingebürgerter und von keiner gesetzlichen Seite angefochtener Voraussetzungen der Beginn einer in völlig entgegen- gesetzter Richtung sich entwickelnden Bewegung zu kämpfen hat, handelt es sich doch dabei um das Eindämmen, das Zurückdrängen von Meinungen, deren Bestand Dezennien hindurch als etwas Selbstverständliches galt, zum Teil noch gilt. Daß eine Wendung überhaupt noch zu erwarten sei, schien dem Verfasser obiger Worte offenbar so gut wie unmöglich. Für die Regierung aber ist es nicht gerade ein Zeichen großer Weitsichtigkeit,