493 Münster in Westfalen. Unsere Zeit hat diese Maßstäbe wieder ausgegraben und sich dazu ein Auge gemacht, mit einer entsprechenden Anschauung. Von Klinger ist auch die gewaltige Franz Liszt-Büste da in Marmor; die hat freilich den Liszt-Stil. Kleine Stilplastik findet man reichlich von B. I-Iötger, der zu der Pariser Gruppe Maillols gehört, zu den Archaikern und Buddhisten; dann von W. Barlach (Berlin), der in seinen kleinen plumpen Genreiiguren slawische Folklore zu verkneten weiß. Selbst die Tiere von August Gaul (Berlin) haben bei all ihrer Lebenswahrheit schon zum Teil ihren Einschlag von Stil weg- bekommen. Ein geschätzter Gast ist ferner Josef Wackerle (München), dessen Nymphen- burger Porzellanfiguren schon eine Spezialität geworden sind.lm Keramischen fehlt natürlich auch unser Berthold Löffler nicht, wie in Mosaiks L. Forstner in der Wiener Mosaik- werkstätte, die sich so urwüchsig fort- entwickelt. Von den deutschen Neu- meistern sieht man mehrere stark ver- F treten, ohne viel Neues zu sehen. Lieber- mann und Trübner führen noch immer. W Slevogt tritt zurück, trotz starker Allüren ä 41mm eines weiblichen Rückenaktes, der in 1 französischer Nachbarschaft erdig und kommun wird. Corinth in der großen „Totenklage" mischt Gut und Schlecht; in einer Landschaft ist er unerwartet stark. Graf Kalkreuth (Hamburger Pa- trizierin) ist gewachsen; man wird übrigens an Trübner erinnert. Karl Walser ist mit Witz neu. Th. Th. Heine gibt eine Karte ab. Auch aus der Schweiz sieht man einiges; Amiet ist stärker ge- worden, die große „Muritat" von Max Buri ist eine scharfe Humoreske, doch mit gewissen Freskoansprüchen. Die Wiener Maler halten sich mehr im Hintergrund. Die Interieurs von Karl Moll haben ihre Virtuosität, ein großes Frauenbild von Blauensteiner ist ein gültiger Farbenversuch, noch viel weiter geht aber Hans Böhlers großes Bild: „Kritik", das durch grüne und blaue Gläser gesehen ist. Auchentaller, Legler, Püllßk-Käflln. List, Bfelthllt, B- Pillen, Prunkvase mit ldeallandscbaften von Brüning v. Rziha, Fanny Harlfinger-Zakucka, der Wildling Kokoschka (dessen Robinsonaden viel Beifall finden) und noch andere, auch etliche Damen, wären in Betracht zu ziehen. I-lochinteressant ist eine Reihe moderner szenischer Entwürfe, meist in Berlin ausgeführt, von L. v. Hofmann, Czeschka (besonders originell), Orlik, Munch, Walser. Man hat den Eindruck von neuem Leben, das auf ganz alten Ruinen erwachsen ist. Selbst die lebende Architektur geht nicht leer aus. Man sieht sogar ein liebenswürdiges neues Landhaus von Otto Wagner und eine Menge Abbildungen von modernen englischen Neubauten. London ist übrigens auch kunstgewerblich gut ver- treten (Ashbee Schmuck, Bucheinbände) und eine Menge Graphik von Londoner Meistern füllt weitere Wände. Das Wiener Kunstgewerbe steht etwas zurück, obgleich ganz hübsche Sachen zu sehen sind. Hervorragend ist Josef Hoffmanns mannigfaches Silberzeug mit Malachiteinlagen. Im ganzen also eine Ausstellung, die zwar aus dem Stegreif entstanden ist, aber die Besichtigung reichlich lohnt und selbst dem Wiener Stammgast viel Neues bringt.