50 sie in den Elementar-Unterricht aufgenommen werden, da sie in der That das Verständniss aller Formen und Erscheinungen ungemein erleichtert und auf den directesten Weg zur richtigen Ausbildung des Auges führt. Die Bildung des Auges muss aber als die erste Anforderung des Elementar-Unterrichts betrachtet werden, die Bildung und Uebung der Hand wird nebenher von selbst erfolgen und können dafür immerhin rein mecha- nische Mittel, gleichsam als Handgymnastik, als erspriesslich gelten. Die Perspective lasst sich unmittelbar im Znsammenhange mit dem Anschauungs-Unterrichte lehren und sollte auch als Grundlage des Frei- handzeichnens in den Unterricht aufgenommen werden. Die Methode, nach welcher Perspective zu lehren ist , wird sich natürlich nach dem vorhan- denen Bildungsgrade richten, und es existiren Methoden genug, um dem Schüler von jeder Altersstufe wenigstens die Elementarbegriife beizubringen; beispielsweise der perspectivisehe Zeichen-Apparat von Dr. Hillardt, welcher auf Grundlage des von Dürer angegebenen mechanischen Ver- fahrens construirt ist und in sehr instructiver Weise die Elementargrund- sätze ableiten lehrt. Ferner ist das von Jakobs 1803 unter dem Titel „Ausführliche Unterweisung in der Perspective" veröffentlichte Lehrbuch zu erwähnen, nach dem zu Anfang dieses Jahrhunderts an der hiesigen Aka- demie vorgetragen wurde. Die Werke von Hummel, Soldan, Quaglio, Guido Schreiber sind für reifere Schüler als vorzügliche Lehrbücher zu bezeichnen. Gründlich kann die Perspective allerdings nur auf Grundlage der darstellenden Geometrie gelehrt und erfasst werden - und sobald die dar- stellende Geometrie in Volksschulen sowie in Gewerbeschulen jene Berück- sichtigung wird gefunden haben, die sie als Elementar-Gegenstand verdient, so wird die Perspective auch auf Grund dieser Lehre im Unterrichte behan- delt werden können. Welche Methode aber auch immerhin je nach dem Bildungsgrade des Zöglings als die geeignetste erachtet werden möge, immerhin sollte die Perspeetive mit dem Elementar-Unterrichts gleichzeitig fortschreiten, wenn sie den rechten Nutzen erreichen und ganz in die Gewohnheiten des Zeich- ners übergehen soll, - während sie jetzt sehr häufig als die letzte Aus- bildung des Zeichen; Unterrichts gilt, wodurch so viele Vortheile für den Zeichen-Unterricht verloren gehen und dieselbe gewöhnlich eine einseitige Anwendung iindet. Nichtsdestoweniger wird bei vorgeriiekterem Studium ein Curs zur höheren Vollendung in der Perspectjve noch von grossem Nutzen sein. Bei der Frage über irgend einen Zweig der Kunstbildung ist es nahe gelegen, den gesammten Bildungsgang zugleich zu überblicken, um die Stelle zu finden, wo dieser Zweig, und die Art zu erwägen, wie er am besten zu lehren sei. Bei dieser Gelegenheit drängt es mich, meine Uebexzeugung dahin auszusprechen, dass es vor Allem die Elementar-Bildung ist, welche auf