_27s stande an; Meister, Gehilfen und Ißltrliuge stehen, namentlich an Sonn- und Feiertagen, oh dichtgeschaart vor den in ihr Fach einschlagenden Ausstellungsgegenstünden und spre- chen unumwunden ihr Lob oder ihren Tadel aus; der nützliche Eintluss, den diese fort- währende Anschauuug interessanter und hliuiig mustergiltiger Gegenstände auf die Indu- striellen ausübt, ist nicht zu verkennen. Unter den verschiedenen Gewerbszweigen, deren Vertreter am Besuche des Museums besonders Antheil nehmen. möchte ich der Zahl nach Seidenarbeiter, Tischler, Drechsler und Metallarbeiter obenan stellen. Viele Besucher trachten durch Zeichnen, Copiren und Modelliren von Gegenständen einen unmittelbaren Gewinn aus der Beniitzung der Anstalt zu erzielen. Die Gegenstände, ' auf welche sich derlei Studien beziehen, gehören in letzterer Zeit vorzugsweise dar Mode- wnaren- und der Manufscturwsaren-Industrie, der Tapetenfabrication, der Tapezirerbranche, Siegelstecherei und Gravirkunst an. Die Beniitzung- des Museums durch Studium der Bibliothek und der Ornamentstich- sammlnug hat insbesondere im Jahre 1866 durch die Erötinung der Anstalt in den Abend- stunden (vorläufig zwei Mal die Woche von 6 bis halb 9 Uhr Abends) einen neuen Impuls erhalten. In den Abendstunden sind stets alle Plätze besetzt und es wird eifrigst und ernstlich gearbeitet. Diese Studien haben, wie ich hüzufigeu kann, auch schon zu erfreulichen Resul- taten geführt, nachdem in mehreren Etablissements (ich nenne nur beispielsweise die Fa- brikanten Gisni, Faber k Camp, Phil. Hass, Juvelier Matzenauer n. s. f.) ausge- führte Gegenstände zu iinden sind, deren Entstehung den Originalien des Museums zu danken ist. Insbesondere sieht man in der Neuzeit viele junge Männer im Museum, welche sich mit Cnpireu von Gegenständen und anderen Studien befassen, deren Zweck die nächste Pariser Weltausstellung sein dürfte. Die Wiener Industrie, welche berufen ist, an der Spitze der Kunstgewerbe von Ossterreich, ja trotz des Jahres 1866 von Deutschland zu stehen, hat durch die Errich- tung des Museums schon manche Vortheile errungen, und durch diese Schöpfung zweifels- ohne noch eine grosse Zukunft zu erwarten. Leider kann ich, indem ich über das Museum spreche, nicht umhin, schliesslich einem lebhaften Bedauern Ausdruck zu geben, nicht über das Institut selbst, dessen Kern gut und gesund ist, sondern über die Schale, die leider viel zu enge und ungenügend ist. Das Beduuerliche fiir die Theilnahme am Museum sind die so ansserordentlich beschränkten Räume der genannten Anstalt; man kann sich namentlich an jenen Abenden, wo die oiientlichen Vorträge abgehalten werden, überzeugen, wie der Saal von Zuhörern überfüllt ist, und wie viele Personen bei der Billetausgabe zurückgewiesen werden müssen. Es erscheint daher vom Standpunkt der Gewerbevertretung höchst wünschenswerth: 1. die Beschaffung grosserer, dem Zwecke des Museums entsprechen-l der Localitäten, da in den gegenwärtigen Räumen der Sache unmöglich länger gedient werden kann und ein Vorwärtsschreiten dieser hochwichtigeu Anstalt gehindert ist; dann 2. um auf einen Gegenstand zurückzukommen, den die Kammer der Regierung schon vor Jahresfrist aus Herz gelegt hat, die baldigste Errichtung einer Kunstge- werbeschule, welche mit dem Museum in Verbindung zu setzen wäre. _ Die löbliche Handels- und Gewerbekammer hat in dieser Angelegenheit bereits geeignete Schritte eingeleitet, allein biahßf ohne Erfolg. Auch die Direction des Museums hat über Auüordernng des Ministeriums ausführliche Vorschläge in dieser Richtung erstattet, welche in Nr. 14 der „Mittheilnngen' das Museums abgedruckt sind, hat aber ebenfalls noch keine Antwort darauf erhalten. ' Wie der geehrten Kammer bekannt sein wird, hat nun kürzlich der n. b. Landtag beschlossen, die beschleunigte Errichtung jener Schule bei der Regierung zu bevorworten, und es ist vielleicht jetzt die Hodnung gestattet, dass diese fiir die Interessen der Gewerbe so wichtige Angelegenheit demnächst zur Reife gediehen sein wird. Im gegenwärtigen Moment, wo unsere Industrie leider so darniederliegt; wo man alle Mittel anwenden muss, dieselbe vor glinzlichem Verfalls zu retten; wo die Concurrenz des Auslandes uns in den meisten Branchen überiliigelt und durch die von der Regierung abgeschlossenen Handelsverträge immer mehr "freie Bahn" gewinnt: ist keine Minute au verlieren, um, was zur Hebung der Gewerbe dringend nothwendig, ungesliumt auch hei- zutrageu. Ich erlaube mir demnach am Schlusse meiner Mittheilungen die verehrte Kammer zu bitten: selbe möge wie bisher dazu beitragen, das k. k. Museum für Kunst und In- dustrie in seinem Streben zu unterstützen und sich in Betrei der beiden angedeuteten Punkte, der Anweisung anderer geräumiger Localitäten iiir das Museum, so wie der be- schleunigten Errichtung der projectirteu Kunstgewerbeschule bei vorkommenden Anlässen energisch bei der Regierung verwenden."