14 Zuvörderst hat der Verein der iisterr. Industriellen in seinem Jahresberichte pra 1865 abermals und in kräftigster Weise die Nothwendigl-reit einer weiteren Ausbildung der Gewerbetreibenden betont und das Museum als jene Anstalt bezeichnet, welche zunächst berufen ist, Fir diesen Zweck zu wirken. Von Seite des nieder-österr. Landtags wurde sodann in der Sitzung vom 5. December 1866 der einsümmige Beschluss gefasst: „es sei die hohe Regierung um die eingehende Würdigung der in Folge eines von der n. ü. Hsndels- und Gewerbeksmmer gestellten, die Errichtung einer Kunstgewerbeschule, welche mit dem österr. Museum in Verbindung zu bringen wäre, beziehenden Antrags, von der Direction des österr. Museums über Anforderung des k. k. Stustsministeriums bereits unterm 3. März 1866 unterbreiteten Vorschläge dringend zu ersuchen." Neuestens hat die nieder-österr. Hundels- und Gewerbeksmmer in der Schlusssitznng für des Jahr 1866 durch ein einstimmig ausgesprochenes Votum, ferner in dem Geschäftsberichte für die Jahre 1861-1866 die dringende Nothwendigkeit der Errich- tung einer Kunstgewerbescbule betont und um die beschleunigte Erledigung dieses Gegenstandes gebeten. Dieser Bitte muss sich dss Museum unbedingt unschliessen, indem die Erreichung der ihm gestellten Aufgaben von der Schöpfung einer Kunstgewerbeschule, als einer ganz unerlässlichen Vorbedingung, abhängig ist. XIV. Schlusswort. Indem die Direetion des Museums den Bericht über die Thätigkeit der Anstalt im Jahre 1866 abschliesst, glaubt sie auf die erzielten Resultate mit Befriedigung hinblicken zu dürfen. Die Ereignisse des verüossenen Jahres haben in mehr als einer Beziehung eine ungünstige Rückwirkung auf die Anstalt geübt. Sie haben zuvörderst den Besuch während mehrerer Monate, und zwar gerade in jener Jahreszeit, zu welcher derselbe sonst durch den zahlreichen Fremdenverkehr ein sehr lebhafter gewesen war, in empfindlicher Weise herahgedriickt, sie haben den Absatz der Reproductionen erheblich geschmälert, sie haben die Verbindungen des Museums mit den Kronliindern und dem Auslands für längere Zeit gänzlich unterbrochen. sie haben das Museum genöthigt, die projectirten grösseren Filial- Ansstellungen in den Krenläudern, so wie die für den Herbst 1866 beabsichtigte Ausstel- lung von Zeichenvorlngen aus sämmtlichen Real- und Gewerbeschulen von Niederösterreich, für welche die vorbereitenden Schritte im Einverstiindnisse mit den gewiegtesten Fach- miinnern, den Schulriithen Niederösterreichs, mehreren Zeichenlehrern und andern Künstlern und Kunstfreunden geschehen waren, aufzugeben. Allein, indem diese Ereignisse einerseits die Resultate des Museums für das vertlossene Jahr einigermsssen beeinträchtigten, haben sie anderseits gezeigt, dass diese Anstalt auch unter dem Drucke der ungünstigsten Ver- hältnisse aus eigener Lebenskraft ihre Thiitigkeit fortzusetzen im Stande ist, und dass wirkliche Bedürfnisse der Gesellschaft durch sie befriediget werden. Selbst im Monate Juli, wo der Besuch am geringsten war, weil eben die Verhältnisse den friedlichen Be- strebungen eines Knnstinstitutes im höchsten Grade abtrligig waren, hat die Zitfer der Frequenz doch immerhin noch die Zahl 4477. das ist 150 und 200 Personen per Tag erreicht. Mit der Rückkehr geordneter Zustände hat sich, sowie der Besuch auch der Ver- trieb der RßPYOdUßüODED wieder in der erfreulichsten Weise gehoben, und es werden alle Anstrengungen gemacht, das unverschuldet Versänmte in nächster Zeit wieder einzuholen. Das Museum beabsichtigt, um den Besuch und die Beniitzung der Sammlungen möglichst zu erleichtern, die Eröffnung des Museums in den Abendstunden im nächsten Jahre allgemein durchzuführen, in welcher Richtung mittlerweile durch die seit November 1866 getroffene Einrichtung, des Museum jeden Dienstag Abends von 6-'I,9 Uhr Er die Beuiitzung der Bibliothek und Ornamentstioh-Sammlung zu erödnen, ein einleiten- der Schritt geschehen ist. Ferner wird das Museum bemüht sein, nebst mehreren Filisl-Ausstellungen das bereits genehmigte Project einer Ausstellung von Zeichenverlagen simmt- licher Schulen Niederiisterreichs in einem geeigneten Zeitpunkt wieder aufzu- nehmen, nachdem die Abhaltung solcher Ausstellungen als das einzige Mittel erscheint, den gegenwärtigen Stand des Zeiehenunterrichts, die üblichen Methoden, die Beschaden- heit der Zeichenvorlagen u. s. w. genau kennen zu lernen, und die mit derartigen Ausstel- lungen in Baiern gemachten Versuche von sehr günstigem Erfolge begleitet gewesen sind.