Abb. r3. Sechsseitige Flasche mit Schrau- benvzrschluß. Bezeichnet x68o. Meister Hans Lehrl kaiserlichen Adler, ähnlich dem um mehrere Jahr- zehnte späteren Regensburger Exemplar im Salz- burger Museum (Abb. 15). Aus dem Streitfall zwischen den Salzburger und Regensburger Mei- stern, der schließlich mit der Forderung der er- steren endete, ihnen bei Wiederkehr solcher Fälle entweder die ganze Zinnarbeit zu übertragen oder den halben Teil des Gewinns zuzusprechen, entnehmen wir die rapid wachsende Nach- frage nach Arbeiten aus Zinn. Neben Schüsseln und Tellern, großen und kleinen Humpen, Weinkannen und Schrauben- flaschen wurden Salzbehälter, Tintenzeuge, Waschbecken aus diesem Material herge- stellt und die Konkurrenz des Glases kam noch immer nicht in Frage, da der Deckel- beschlag der Gläser eine bedeutende Ein- nahmsquelle für die Zinngießer bedeutete. Dies änderte sich erst etwa hundertjahre später, als das ungedeckelte Trinkglas, der Steinzeug- und Fayencekrug, endlich das Porzellangeschirr die Zinnware überflüssig machten und das Handwerk, wie wir später sehen werden, unter dieser Konkurrenz so- wie unter der Ungunst der Verhältnisse, nicht zum mindesten durch Inslebentreten der Gewerbefreiheit herbeigeführt, zusammenbricht. - Zechmeister Thomas Schesser, der mit seinem Einspruch in Regensburg die große Konkurrenz- gefahr des Glases vorausgesehen haben mag, setzte es durch, daß der Stadt- rat am n. Mai x663 allen Glaserern in Salzburg bei hoher Strafe unter- sagte, Zinnschrauben (die Verschlüsse der Flaschen) zu drehen und Gläser zu beschlagen. Auf das Jahr x664 fiel wieder der Regensburger Reichstag und dem Glaserer Michael Paur, der abermals fleißig Zinndeckeln goß, konnten die Regensburger solches wegen des Reichstages „wo alle Sachen frei und passiert werden" nicht verwehren. Sie nahmen ihm aber nach Schluß alle Werkzeuge ab und schickten ihn nach Salzburg, wo ihn eine hohe Geldstrafe er- wartete. Thomas Schesser war Besitzer der Hofzinngießer- Abb. 14. Meisterzeichen des Thomas Schesser mit der Salzburger, beziehungsweise Halleiner Stadtprobe. x652-1675 schließlich b