430 lebender Gestalten in Bewegung." Am 10. November 1813 schreibt Overbeck an seinen teuren Schweizer Genossen Ludwig Vogel: „Mit Colombo" (einem anderen Freunde) „studiere ich häufig nach dem Modell, und zwar auf Deine Weise, nämlich nicht so peinlich auf die Ausführung bedacht als vielmehr auf die Bewegung". Das klingt doch gewiß modern. Wenn sich Overbeck in der Wiener Zeit auch gegen anatomische Studien nach Ka- davern ausgesprochen hat, weil sie gewisse feine Empfin- dungen abstumpften, so machte er doch anatomische Studien nach Gipsabgüssen, anatomi- schen Werken und männlichen Modellen. Nach Modellen zeichnet er noch in Rom mit Cornelius und den anderen „Briidern" und in der soge- nannten , Akademie", die er mit seinen Gesinnungsverwandten bildete; nach nackten Modellen allerdings arbeitete er selbst immer nur in kleinerem Maß- stabe.Aber er machte, trotzdem er ein Zeichner war wie wenige auf der Welt, sich nie vom Modelle abhängig; er meinte: Wenn die Einbildungskraftvon malerischen Bildern erfüllt und bereichert sei, dann werde sie auch zur rechten Zeit den rechten Ausdruck finden. Der „Mechanismus der Kunst" sei , keineswegs zuvernachlässigen. Ausstellung rul- christliche Kunst in Düsseldorf. E. von Stühle, Denn ohne eine vollkommene Heiliger Sebastian, Bleistiftzeichnung (Fräulein Sophie Görres, Kenntnis der menschlichen WM) Form, ohne große Leichtigkeit der Hand -wie wäre es möglich, die eigenen Ideen richtig zu gestalten? Diese Leichtigkeit aber solle man nicht erwerben durch sklavische Abhängigkeit von bezahlten Modellen, wodurch die ideale Konzeption oft nur beein- trächtigt werde. An seinen Freund Sutter in Wien schreibt Overbeck (1811) aus Rom: „Seit Aufhebung der Mönchsklöster (unter Napoleon) würde man hier kaum