395 in den Besitz des Freiherrn von Lanna übergegangene Kachel mit fünf bei Tische zechenden Männern (Abgebil- det unter Nr. 548 bei: Julius Leisching, „Sammlung Lanna", Hiersemann 1909). Ein geistiger Zusammenhang der beiden Stücke - der Verfasser des vorgenannten Katalogs sieht in der Kachel bei Lanna eine Bekrönung der Werkstatt- kachel bei Figdor - hat wohl ursprünglich nicht bestanden und wenn je die beiden Kacheln in solcher Weise vereinigt wurden, geschah dies in späteren Jahren und gewiß nicht von der Hand des Schöpfers unserer Zunft- Abb. 67. Aufsatz aus gebranntem Ton. Fränkisch, Mine des XVI. kachel. Dagegen Spricht Jahrhunderts. Höhe 010 Meter _ schon der gewaltige Rang- unterschied in der künstlerischen Ausführung. Der Fertiger der Zunftkachel hat seine Figuren meisterhaft und mit eingehendem Verständnis für sein Handwerk behandelt. Diese Gestalten sind schlanke Handwerker mit sehni- gen Beinen, bei denen das ewige Treiben der Töpferscheibe kein Fleisch ansetzen ließ - im Gegensatz zu den dicken gedrungenen Männern, die auf der Zecherkachel bei Tische sind und welchen die Köpfe in den Schultern sitzen. Gegen einen künstlerischen Zusammenhang spricht weiters die hier geradezu kindlich naive Perspektive - wie die Beine der Sitzschemmeln in die Luft ausragen und der feiste Zecher hinter dem Tisch mit seinem Kreuz auf der Bank ruht. Die Tätigkeit des Salzburger Meisters H R, der die Kachel bei Lanna signierte, wird kaum vor I 565 anzusetzen sein. Er hätte gewiß auch die Zunftkachel, welche die Jahreszahl x56! trägt und durch freiplastische Behandlung der Figuren sowie durch stellenweise Vergoldung ausgezeichnet ist, mit seinem Monogramm versehen, wenn er ihr Fertiger gewesen wäre. Der zweite Teil der keramischen Sammlung Figdor umfaßt Arbeiten der Ziegelbrenner und Ofenhafner. Wir beginnen mit den Fliesen, aus fein geschlemmtem Lehm hergestellte, meist quadratische Platten für den Boden- belag oder als Wandverkleidung bestimmt. Die Technik war schon den Römern bekannt; die Herstellung setzte dann anscheinend eine lange Zeit aus und ist zuerst wieder in England und Frankreich, auf deutschem Boden im XILJahrhundert im Elsaß aufgetaucht. Den Glanzpunkt der Fliesenkeramik