Abb. 7x und 72. Bodenliiesen aus Württemberg. XIVJahrhunden. Höhe 013 Meter Auer in der Huterstraß vor dem Widmertor war Meister im „Plastern mit prennte stain". Die Fliesen (Abb. 71 und 72), mit einem Turnierreiter, beziehungs- weise mit einem Fabeltier, dessen Hinterleib in einen Fischschwanz endig-t, und das in Kampfstellung mit Topfhelm, Schild und Schwert ausgerüstet dargestellt ist, stammen aus Württemberg und gehören noch dem XIV. Jahr- hundert an. Es ist aus der Bestimmung der Bodenfliese erklärlich, daß sie ihren Bilderschatz hauptsächlich aus der Fabelwelt schöpfte und hierin die dem Menschen gefährlichen ungeheuerlichen Tiere mit ihrem König, dem Basilisken bevorzugte (Abb. 76). In den Kirchen sollten die Gläubigen über eine Menge solchen Ungeziefers, das Teufel, Sünde und Ungläubigkeit, die Feinde des Seelenheils und die Mächte der Finsternis verkörperte, dahin- schreiten und es niedertreten: „Super aspidem et basiliscum ambulabis et conculcabis draconem". Aus dem gleichen Grund waren für die Boden- iliesenkeramik religiöse Darstellungen unstatthaft. Bei den vorgenannten Stücken ist die Zeichnung entweder nur konturiert oder die Darstellung nur so weit erhaben, daß sie mit dem Fliesenrand in gleicher Höhe liegt. Hieraus ergibt sich die Bestimmung als Bodenbelag. Bei Wandziegeln und bei Form- stücken, welche einer Abnutzung nicht ausgesetzt waren, konnte das Relief höher gestaltet werden und eventuell eine Glasur hinzutreten. Relieiierte un- glasierte Hartsteine zur Umrahmung der Kamine wurden im XVI. Jahr- hundert in England, Frankreich, Deutschland und Holland hergestellt. Die „Heertsteentgens" Belgiens aus ausgesprochen roter fein geschlemmter Ziegelerde tragen häufig den vlämischen Löwen im Rautenmuster. In Öster- reich sind unglasierte Backsteiniliesen sowie farbig glasierte Wandfliesen nicht nachgewiesen, dagegenblühten imNordenDeutschlandsbeide Techniken bis in die ausgehende Renaissanceperiode. Mit zahlreichen Exemplaren ist die