344 land im Gegensatz zu dem der österreichischen Alpenländer religiöse Motive auszuschalten suchte, teils aus eigener Aversion gegen den katholischen Glauben, teils um seine Ware auch für den reformatorisch gesinnten Teil der Bevölkerung käuflich zu machen Auf den Handwerker hatte hinsichtlich der Auswahl seiner Vorwürfe der jeweilig dominierende Glaube großen Einfluß, und wir werden solche Beziehungen auch für Österreich, wo die Reformation nach 1520 an Boden gewann, vorfinden. Derselben unbekannten Werkstätte, aus welcher die Kachel mit der Figur der Barbara hervorge- gangen ist, wird auch die Gesimskachel (Abb. 125) angehören. In gleicher Weise sind hier die Figuren frei modelliert, also ein für die Herstellung eines ganzen Ofens ziemlich umständliches Verfahren. Zwei raufende Jünglinge sind dargestellt; der eine mit blondem, der andre mit schwarzem Locken- haar. Die Tracht der bei- den I-Iafnergesellen _ denn hier handelt es sich wohl um die scherzhafte Wieder- gabe eines Streites in der Werkstätte - verlegt die Kachel in das erste Jahr- zehnt des XVI. Jahrhun- derts. Die Farben sind bei dieser und der Barbara- Kachel unrein, die Glasur mangelhaft; offenbar hat sich der Verfertiger nicht bloß in der Modellierung von Figuren, sondern auch in der Zubereitung neuer Glasuren versucht. Von solchen Gesichtspunkten aus betrachtet, sind der- artige Stücke neben ihrer Seltenheit auch in tech- nischer Hinsicht von großem Interesse. Dieser künstlerische Stillstand des Handwerks war nicht von langer Dauer. Der Einfluß Nürnbergs, welches sich inzwischen an die Spitze deutscher Abb. x23. Bunte Kachel mit Figur der heiligen Barbara. Österreichi- _ sehe Alpenländer, nach 1500. Höhe 0'295 Meter Kunstkeramlk gestellt hatte,