der Zimmer stehend. Eine andre Lebensstimmung umfangt uns da, ruhevolle große Stille, Ausklang, Schicksalsfrieden. Meisterlich sind die neuen Bildnisse von Jan Veth, scharf geschnitten und ausdrucks- stark. Veth malt Augen, die einen durch und durch sehen. Ein Repräsentationsbild und dabei ganz menschlich persönlich ist das große Porträt des Bremer Bürgermeisters Dr. Pauli von Konrad von Kardorff. Der Bremer Senat will hinter den Hamburgern, die unter Lichtwarks Geschmacksgouvernement sich von Lieber- mann verewigen ließen, nicht zurückbleiben an Modernität. Delikaten Geschmack zeigt das Bildnis der erlesen schönen Narina Vollmöller, der Florentinerin und Gattin des Dramatikers Vollmöller. Das Bild der Signora von Lepsius ganz hell mit dunkelliedrigem Muff, in tänzerischer Rokokobewegung gibt die seltene Mischung dieser Frau aus Anmut und großstiliger Linie wieder. Mit einem hier unbekannten Porträtmaler macht uns die Sezession bekannt. Ein Verstorbener ist es, der Schwede Josephson. Einige frappante Köpfe von ihm blicken uns an, vor allem die virtuose Studie des Journalisten Renholm, ganz auf Schwarz und Weiß gestellt mit weißer Hinterwand, schwarzem Anzug, weißer Weste, schwarzer Flatter- schleife und darüber unter der schwarzen Schopffrisur das schwammig teigige weiße Gesicht mit dem Akzent des Monokels. Einem andren Toten gilt ein Saal weihevoller Erinnerung, Walter Leistikows Büste steht hier und um ihn hängt aus Galerie- und Privatbesitz eine Auslese seines Werkes, die Grunewaldstimmnngen sind es vor allem und der gelbe Abend in Schweden über den Wassern mit der dunklen Landzunge. Den Eindruck wurzelstarker erdfester Kunst bekrähigt man sich wieder vor den Werken des Frankfurter Meisters Böhle. Sein Bauer rnit dem Ledergesicht und den roten Brustlatz aus dem Dunkel tauchend, seine monumentale Schwemme mit machtvoll andrängenden Pferde- und Menschenleibem, das ist von einer deutschen Faust gebannt, die Formgewalt hat über das Leben. Nach Vollendungen interessiert das Problematische. Der junge Max Beckmann ist ein leidenschaftlicher Ringer. Visionäre apokalyptische Gewimmel will er beschwören, Sintflutszenen, Schiffbruch, Messina-Katastrophe; er wagt sogar ein Auferstehungsbild mit Heerscharen in den LiiRen über modern gekleideten Menschen. Ein brennender Wille lodert und ein schwerer Ernst wälzt sich lastend. Doch sind diese Sinfonien der Körper nicht souverän gebändigt, im einzelnen bewundert man Modellierung und kühne Skulptur in diesen Torsos. Viel Geschmackskunst blüht. Bilder als dekorative Zierate, die als Stoß schon Dekoratives wählen. Breyers bleich schimmemdes Silbergerät zwischen grüner Seide; Hiibners Antiquitätenschrank mit Bric-a-Brac und Japonerien, auf griinblauem Moire ein tieftoniger Buddha und ein dunkelschimmemder Lackschrein; Klimts Porträt-Omament einer Frau in Lilagrau-Stirnmung auf einem Hintergrund mit Augenmusterung und Mosaik- dekor; Oppenheimers orientalisches Porzellan in schimmernden Halbtönen; Orliks Weib- licher Akt, elfenbeinkühl auf weißem Linnen und unter dieser milchigen Harmonie samtige Rot-gelbJalau-Blütenstickerei einer Decke. Sehr eigen sind wieder die Dekorationen Vuillards. Er treibt mit Ausschnitten des Alltagslebens ein Zierspiel. Interieurs, ein Gartenzelt, ein Promenadeweg werden ihm zu Geschmackmustern und Ornamenten. Gezweig mit braunem Laub wirkt silhouettenhah wie die Zitterphantasien auf japanischen Schablonen, und die Sprenkellinien der Kleider werden Tapetenhintergrund. - Ein kurzer Schlußblick auf die Plastik. Souveräne Herr- schaB: haben Kolbes Kampfgruppen in der Architektur der Körper. Carabin bringt in Kleinplastik espritvolle Tanzi-igurinen und Klimsch Portalskulpturen eines ruhenden Jünglings und Mädchens aus Treuchtlinger Marmor. - Und liebenswürdig und fein ist der schlichte Brunnen Gauls, ein Steinbecken mit einem Mittelschaft und darauf in dunkler Bronze eine lebendig modellierte Seeotter mit einem goldschuppigen Fisch im Maul. F. P.