damaligen, noch sehr gesunden, weil mit Leib und Seele betriebenen Gschnaskunst. Diese wurzelte bei uns in der Makart-Zeit, in München in der erwachenden Freilichtzeit. Hier das Künstlerhaus, dort die „Allotria" trieben künstlerischen Gschnas, denn die Karikatur oder Parodie galt stets der künstlerischen Qualität. Das gibt es heute nicht mehr. Nicht nur der Idealismus, auch seine Kehrseite hat abgeblüht. Diese Stegreifkunst juchs wird gewiß einst Gegenstand der Sammellust werden. Vortrefllich sind aber auch viele seiner wirklichen „Bilder". Sowohl die Wiener Lebensbilder, die so voll haarscharfer Beobachtung stecken („Assentierung", „Der Evangelirnann", „Die Winkelbörse"), als auch seine miniaturhaiten, in der Farbe nicht minder interessanten Markt-, Kirchtag- und Wirtshausszenen. Die gehören mit zum künstlerischen Abdruck unseres damaligen Wiener Lebens. Und namentlich auch die Porträte (zum Teil Reliefs, Büsten, Statuetten) der Großen jenes Freundeskreises, denen er ein rastloser Verewiger im reinsten Privatstil war. Eine sympathische, eigenwüchsige Gestalt ist in Ernst Juch weggeschwunden. (Die Versteigerung ist sehr gut ausgefallen. Auch unsere öffentlichen Sammlungen haben sich versorgt.) LEINE AUSSTELLUNGEN. Tina Blau hatte in der vornehm unterneh- menden Kunsthandlung Arnot (Kärntnerring) eine Ausstellung ihrer Bilder, die auch der Ehre eines kaiserlichen Besuches gewürdigt wurde. Sogar ein Verkaufserfolg stellte sich ein, und ein berechtigter, denn Tina Blau-Lang (Witwe des trelllichen Schlachten- malers Heinrich Lang) ist noch immer unsere stärkste Stimmungslandschafterin. Die Auvegetation des Praters, besonders gern um die Krieau her, dieses silberllimmemde Pappelwehen im Sonnenschein und Wiesenduft, hat seit ihrem ersten Lehrer Schindler niemand so fein geschildert. Sie war dann zeitweilig auch Lindenschmits Lehrgast in München, und auch an diese Zeit erinnert ein großes stillebenhaftes lnterieur. Aber diesen fremden Tropfen stieß sie bald wieder aus. Ihre letzten Bildchen kommen meist aus Holland. In der Kraft, mit der sie die farbige Stimmung ergreift, ist etwas Männliches. Auch wie sie in kleinen Bildchen die Tonfülle eines Forummotivs oder einer Wiener Vorortgasse zusammenfaßt, ist nicht gewöhnlich. - Bei Heller hatte Lovis Corinth eine Ausstellung von Bildern und farbigen Lithographien. Die bekannte Kraftmeierei streift oft ins Geschmacklose: Er selber verkleidet sich gelegentlich in einen Satyr und malt sich eine zottelige Nacktheit an den Leib. Auch ist die habituelle Bacchantenstimmung seines Werkes nicht sympathisch, weil sie sich doch zu wahllos äußert. Aber in den besseren Blättern wird man nicht unwillkommen an eine Natur wie Jordaens gemahnt, was der Überfeinerung unserer Kulturkunst gegenüber als Gegengewicht seinen Wert hat. Über- haupt ist so ein robuster Farbenmensch, Tonmensch vielmehr, als Ballast in dem gerne himmelan fiatternden Fahrzeug der Zeitmalerei ganz angebracht. - Bei Pisko hat eine neue, blutjunge „Neukunstgruppe" ausgestellt, die nicht unerwähnt bleiben soll. Meist Akademiker, die sich ihren Weg suchen wollen. Die richtigen Wegweiser freilich wählen sie nicht immer. Der erst neunzehnjährige Egon Schiele, dessen Klimt-Nachahmungen schon auf der Kunstschau ein Talent erkennen ließen, wird auf diesem Wege gewiß nichts erreichen. Klimt hat keine Fußspuren, in die einer treten soll. Dagegen hat es seinen Sinn, daß auf kräftige Bauernsöhne wie Franz Wiegele ein Henri Manguin, auf stilistisch Strebende wie Toni Faistauer oder Rziha (jetzt in Paris) ein Denis und Gauguin von Ein- fiuB sind. Hans Böhler und Karl Höfner sind Landschaftstalente, die schon sehr Anerkenn- bares bringen. Und Anton Peska hat eine Burgmusik, deren Publikum ganz originell (ileckerlweise) behandelt ist. Die jungen Leute sollen sich nur ausgären. Das Schlimmste ist doch, gar keine Hörner zu haben, die man sich abstoßen kann. 4 Am Graben sieht man eine Kosel-Ausstellung. Der bekannte Wiener Künstlerphotograph H. C. Kosel, der für die malerische Fortentwicklung der Photographie, namentlich des Gummidruckes, inter- essante Ergebnisse erzielt hat, bietet da eine anziehende Spezialschau seiner einschlägigen Arbeiten. Unterstützt wird sie durch die Herausgabe eines stattlichen „Kosel-Albums"