93 aus Graphitton, sehr dickwandig, mit umgekremp- tem Mündungs- rand, etwas über I4 Zentimeter hoch und hat 9'3 Zentimeter Bodendurchrnes- ser. In der Samm- lung Figdor be- findet sich eine Reliquienwachs- kapsel mit dem Siegel des Tri- entiner Bischofs Friedrich von Wanga (Abb. 2 5). Er entstammte einem Bozener Geschlecht und war von 1207 bis zu seinem auf der Rückreise aus Palästina zu Ak- ka 1218 erfolg- ten Tode Bischof Abb. 30. Miniatur aus dem Codex picturatus, entstanden 1505 (Krakau, von Trient Universitälsbibliolhek) Kapsel enthält eine kleine Urne mit den Reliquien. Das Material des Gefäßes ist ein weiß- gebrannter feiner Ton mit Spuren gelber Glasur. Südtirol besaß somit bereits in der ersten Hälfte des XIII. jahrhunderts die Kenntnis der Herstellung farbiger Glasuren. Für die Geschichte der Entwicklung unseres Hafner- gewerbes, speziell für den Nachweis der Anfänge einer farbigen Aus- schmückung der Gefäße mittels Bleiglasuren bildet die kleine Urne der Sammlung Figdor ein sehr wichtiges Dokument (Abb. 26). Wir finden weiters die Urnenform an zahlreichen Exemplaren unter den Gefäßfunden der Burg- ruine Tannenberg (zwischen Frankfurt und Heidelberg, in der Nähe von Eberstadt gelegen). Die Mehrzahl dieser urnenartigen Töpfchen ist braun, ein Stück - nahezu übereinstimmend mit der Reliquienurne des Trientiner Bischofs _ gelb glasiert (Abb. 27 und Abb. 28). Auch die übrigen Funde der im Sommer des Jahres 139g durch die Scharen des Grafen Philipp von Nassau, des Pfalzgrafen Ruprecht und des Erzbischofs von Mainz zerstörten Burg bieten wichtiges Material zur Geschichte mittelalterlicher Gefäßformen.