reticellaartigen und anderen Durchbrüchen und Spitzen. Die geometrischen Gestaltungen der Reticella, für den Durchbruch gewissermaßen die klassi- schen Formen, haben hier wie überall in der Volkskunst besonders tief Wurzel gefaßt. Es ist dabei merkwürdig zu sehen, wie sie sich zugleich den wechselnden Verwendungen gegenüber zu erhalten wissen; denn in den Trachten spiegeln sich doch auch in Schweden die großen festländischen Wandlungen. Wir dürfen nicht vergessen, daß die höheren Schichten die Moden des Festlandes bewußt mitmachten und die unteren Schichten den oberen immer nachstrebten. So haben sie ihnen auch die riesig hohen Steh- kragen, die um 1800 üblich waren, abgeguckt, sie aber mit ihren gewohnten alten Reticellamustern geschmückt. Heute scheint die Nationaltracht im Süden Schwedens ja nicht eigentlich mehr lebendig zu sein; sie wird wohl nur mehr bei festlicher Gelegenheit getragen. Anders in Mittel- und Nordschweden, besonders in Dalekarlien, woher in die Ausstellung eine Fülle farbenprächtiger Stücke gelangt war. Die mehr nördlichen Gegenden zeigen auffällig ernste Farben. Volkstümlich gearbeitete Wandbehänge, Schlitten- und Wagendecken oder die meist auf Leinwand gestickten Deckenfriese und Deckenunterzüge sind aber wohl noch weithin üblich, was wohl auch mit der klimatisch begründeten Vorliebe für Holzhäuser zusammenhängt. Diese fortdauernde Verwendung herkömmlicher Erzeugnisse, besonders der Textilkunst, ist Ausstellung schwedischer Volkslmnsl im Österreichischen Museum. Teil eines Antependiums, gestickt auf grüner Seide, Verein „Licium", Stockholm