291 dem „Sant Angelo" geweihten Stätte im Neapolitanischen. Dort hatte der Führer der himmlischen Heerscharen greifbare Spuren seiner Anwesenheit hinterlassen. Die französischen Mönche erhielten davon Fragmente zum Geschenk: ein Stück des scharlachroten Mantels sowie ein Stück des Marmorfußbodens, auf dem der ritterliche Engel gestanden hatte. Beides, schon unterwegs Wunder wirkend, wurde in einem wahren Siegeszuge nach der Normandie gebracht. Da- durch ist der „Mont" zum Wallfahrtsorte geworden. Die Pilgrimsmuscheln im Wap- pen der Abtei (Abb. I) deuten darauf hin. - Sankt Albertus bewohnte mit den Mönchen anfangs den Felsen allein. Als dann die Normannen sengend und brennend im Lande ein- zufallen begannen, siedelten sich Flüchtlinge unter dem Schutze des Klosters an. So entstand die städtischeNieder- lassung. -- Schon Childebert hatte den ersten mönchischen Siedlern einen Besuch ab- gestattet. Später sah der hei- lige Berg alle französischen Könige durch seine Tore ziehen, daher „La Tour du Roy" (Plan N) und die stellen- weise bös mitgenommene „Porte du Roy" (Abb. x4, I5, 18) (Plan Q). Rollon, der An- führer der nordischen Er- obererf ließ sich taufen und Abb. 13. Ansicht des „MonW von Südosten. Die der Abteikirche vorgelagerten oberen Baurnassen sind: Rechts die Merveille; alles weitere Abteigebäude. Unten: Tour de Liberte "i Wie sehr sich skandinavisches Wesen mit dem Einbruche derNormannen und ihrer Herrschaft verbreitete, auch in baulicher Hinsicht, geht aus einem noch wohlerhaltenen Bauwerke. der Karharinenkirche in Honüeur, her- vor. Ihre Entstehung gehört zwar einer wesentlich viel späteren Zeit an. indes zeigt sie durch ihre Holz- konstruktionen. vor allem durch den auf weitausladenden Holzstreben ruhenden, von der Kirche selbst völlig getrenntenTurm deutlich, wie lange skandinavische Einflüsse nachwirkten. Der Turm,in spätererZeit an der Basis mit einem Mauermantel umkleidet, zeigt genau dieselbe Konstruktion, denselben Aufbau wie die nordischen "Klock-Stapele". die bis auf wenige Exemplare verschwunden sind. Einer steht noch in Norrköping; zwei prächtige Beispiele befinden sich im Freiluft-Museum Skansen zu Stockholm. Wollte man aus diesen wenigen Übetbleibseln einst allgemein gebräuchlicherFormen Schlüsse ziehen, so würde sich das eigentliche Entstehungs- bild der Gotik auf einfache Weise erklären lassen. - Die Normandie besitzt übrigens eine ganze Reihe höchst 39'