296 wurde aber aus dieser sorglosen Beschäftigung nach dem „Mont" zurück- berufen, um nicht bloß dem Kloster vorzustehen, sondern auch das militäri- sche Kommando zu übernehmen, womit seit Nicolas de Vitrier der Abt betraut wurde. Sein Wappen gibt Abb. g. Er schloß angesichts des in Kanonenschußweite verschanzten Feindes die Lücke im Festungsgürtel und ließ die große Zisterne anlegen (Plan I, I). Die Folgen der für Frankreich unglück- lichen Schlacht von Agincourt (25. Oktober 14r5) machten ihn zum Verräter am eigenen Lande, an seinen Unterge- benen in Kloster und Stadt des „Mont": Er nahm Be- stechungsgelder aus Feindes- hand an; dennoch schlugen seine Pläne fehl. Im Verein mit dem weltlichen Heerführer Jean VIII d'I-Iarcourt setzte der an seiner Statt provisorisch mit der Führung des Konvents unter dem Titel eines General- vikars betraute Jean Gonault die Festung in völlig vertei- digungsfähigen Zustand. 1421 stürzte der Chor der romani- schen Kathedrale ein. Mit Ge- waltmitteln waren die Eng- länder des Platzes nicht I-Ierr geworden. Jetzt sollte die Fe- stung durch enge Umschlie- ßung zur Kapitulation gezwun- gen werden. Selbst der Hunger Abb. 18. La Tour du Guet, Plan M1, und Parke zu Roy von der lähmte dieTapfel-en nicht 1425 Stadtseite gesehen, Aufgang zu den Remparts; die Treppe mündet bei N, Tour du Roy, aufden Wallgang machten die Paar hundert „Montois" im Verein mit der ritterlichen Besatzung der Feste einen unter Louis d'Estouteville's Kommando unternommenen energischen Ausfall gegen eine zehnmal größere Macht. Bei diesem Anlaß fiel die Belagerungsartillerie den Belagerten in die Hände; auf der Tombelaine jedoch verblieb ein englisches Korps. Das feige Verhalten des Königs Karls VII., die Bestechlichkeit weltlicher und geistlicher Würden- träger, die englisches Geld stärker beeinfiußte als alles andere - der Tod Jeannes d'Arc ist eine der schimpflichsten Erinnerungen daran -, all das vermochte den Mut der ausharrenden „Montois" nicht zu brechen. Ent-