199 die in Geschmackssachen offenbar sehr rückständigen frommen Väter ihr Umgestal- tungsbedürfnis nicht weiter. So blieb ein Stück mittelalter- licherBaukunstvorNeuerun- gen bewahrt, dessen ganze Erscheinung nichts gemein hat mit den Überschweng- lichkeiten der französischen Kunst. Bei vollster Wirkung des Ganzen herrscht be- wußtes Einschränken des Details. Alles atmet zweck- liche Straffheit. Auf ihr beruht der Schönheit Ernst. Überall gibt sich ein hervorragendes Dispositionsvermögen in der Raumwirkung kund. In der Außenerscheinung ist durch- weg Abstand genommen von der Häufung an schmücken- den Einzelheiten, von der die späteren französischen Bauwerke der Gotik viel- fach beherrscht werden. Wo aber Nahwirkung ihre For- derungen nach zierlicher Gliederung stellt, wie zum _ _ _ _ Abb. 2x. Der „MonW, von den Remparts von Sildos: her gesehen. Beispiel im Kreuzgang, da 1st Oben, von links nach rechts: 1.3 Merveille (Ostseite), daran stoßend Köstliches geschaffen wop Tour des Conins (siehe Abb. 27). östlich Rundturm des „ChäteleW, Abteigebäude. Dahinter die Chorseite der Abteikirche den. Manche Teile zeigen, daß die technisch vollendete Verfugung des Quadermauerwerks vollständig ausreicht, um schöne Flächenwirkung zu erzielen. Der dem Felskegel ab- gerungene Platz zwang zu weiser Verwendung, gewiß; indes ist es doch auffällig, wie künstlerisches Ausdrucksvermögen und zielbewußtes Aus- nutzen der gegebenen Verhältnisse immer Hand in Hand gehen und ein Ganzes von höchster Vollendung entstehen ließen. Die spätere Zeit hat baugeschichtlich nichts Erwähnenswertes mehr an diesem abgerundeten Werke vollbracht. Die Arbeit, die Hunderte von Jahren lang nicht Stillstand, um Neues zu schaffen oder an die Stelle von Vernichtetem zu setzen, war getan. Daß die Renaissance nicht mehr umgestaltend eingriff, ist ein wahres Glück zu nennen. Sie hätte nichts höher Entwickeltes zu geben vermocht. Ein Ereignis, freilich nur von 40'