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OCI-I oben, im nordwestlichen Teile des euro-
päisch-kontinentalen Küstenlandes, da, wo die
Strömungen des Atlantischen Ozeans mit denen
der Nordsee zusammentreffen - oder, besser
gesagt, aufeinanderprallen -, liegt, vom Cap de la
Hague südöstlich, zwischen der Pointe de Cancale
und der Pointe de Carolles eine tief ins Festland
l von den Fluten ausgewaschene Buchtf" zum Teil
, bretonisches, zum Teil normannisches Gebiet.
Zur Zeit der Ebbe ist es meilenweit begehbar,
leicht gewelltes Terrain, sandige Rücken, zwischen
denen Süßwasserläufe sich hinschlängeln. Die immer rasch eintretende, oft in
einer Höhe bis zu vierzehn Meter daherstürmende Flut begräbt das ganze
weite Gebiet unter ihrem goldig gelbbraunen GewellefglweiGranitinseln über-
ragen es; sie haben dem spritzenden Gischt der Wogen widerstanden. Die
eine, vor Zeiten der Stützpunkt englischer Belagerungsarrneen, befestigt, von
den Franzosen in wildem Sturm erobert, von ihren Gegnern zurückgewonnen ,
trug im X. Jahrhundert ein Heiligtum: „Sainte Marie 1a Gisante de Tomb e-
laine". Später errichtete Fouquet, der berüchtigte Oberintendant der Finanze n
unter Ludwig XIV., dort ein Schloß. Der RoiSoleil ließ es demolieren, nach-
dem die heillosen Veruntreuungen seines Staatsministers, des Kollegen Maza-
rins, offenbar geworden waren und der vorher so mächtige Mann im Gefängnis
zu Pignerol saß. Nicht einmal ruinenhafte Reste, bloß wirre Steinhaufen
bezeichnen den Platz, wo das „Chäteau"
stand (Abb. 38). „La Tombelaine" verein-
samte. Hin und wieder bloß wird es von
Touristen besucht. Ein Fischer, zugleich
Führer durch das nicht ungefährliche
Strandgebiet, hauste in neuerer Zeit dort,
vom Volke „Marquis de Tombelaine"
genannt. Man fand ihn eines Tages tot.
Der andere Felsklotz, weit höher, ge-
waltiger als die Nachbarinsel, umgürtet
" So wird wenigstens allgemein angenommen.
Möglicherweise hat hier eine Bedensenkung stattgefunden;
die Höhenzüge, von denen die Bucht umschlossen erscheint,
tragen das Gepräge von Bruchrändern. Auf diese Weise
würde sich auch das später berührte Verschwinden des
ungeheuren Waldes von Scissy erklären.
'" Messungen haben zu dem Ergebnis geführt, daß
bei normaler Flut, die im Tempo eines galoppierenden
Pferdes verrückt, zirka eintausenddreihundertundfilnfzig
Millionen Kubikmeter Wasser über die Bucht sich ergießen, Abb. x. Das Wappen der Abtei des Mont-Saint-
und das täglich zweimal. Michel