413 verhältnismäßig früh das Angußverfahren, das Überziehen des Gefäßes mit einer Schicht weißer geschlemmter Erde, wodurch nach dem Auftrag der Glasurmasse ein Durchscheinen des Materials vermieden wurde. Beispiele hierfür sind die kleine Urne in der Reliquienwachskapsel des Bischofs Friedrich von Wanga aus dem XIII. Jahrhundert (Abb. 26) und ein Gefäß von gleicher Form und annähernd gleichem Alter aus dem Funde von Tannenberg (Abb. 28). Für die braune und gelbgrüne Glasur des Mittelalters ist mir das Angußverfahren unbekannt. Die dunkelgrüne Glasur tritt im XIII. und XIV. Jahrhundert überhaupt nicht auf; ihre Anwendung gehört erst der Spätgotik an. Zu den ältesten Mitteln einer Verzierung der Gefäße gehört das Ein- ritzen von Linien mit besonderer Bevorzugung des Wellenornaments als mehrlinige, sich wiederholende Welle, weiters das Einschneiden von Netz- und Bandmotiven. Es sind dies die einfachsten, mit dem primitivsten Werk- zeug der Hafner, dem zugespitzten Holzspan, herstellbaren Ornamente und bilden somit die älteste Verzierungsweise. Das Hinzu- treten eines beabsichtigten plastischen Mo- mentes führte zur Auflage von Bändern, welche entweder mittels der Finger oder der einfachsten Instrumente des I-Iafners noch weiterhin gegliedert wurden (Abb. 36, 43, 45 und 7x). Der Werkspan dient auch dazu, menschliche Gesichter auf der Gefäßwan- dung herzustellen, wobei die Geschicklichkeit der Finger zum freihändigen Formen von Nase, Kinn, Ohren und Bart herangezogen wird (Abb. I4, I5, 34 und 79). Einen sichtbaren Fortschritt bedeuten nun die Flachmustermotive, in gewisser Regelmäßigkeit den ganzen Gefäßkörper bedeckende, einzeln verstreute oder in Grup- pen angeordnete Rauten und Rosetten. Auf den beiden, in Abbildung 92 dargestellten Weinkannen von streng mittelalterlicher Form sehen wir solche zu verschiedenen Figuren kombiniert. Sie wurden nicht frei- händig, sondern mit Hilfe kleiner Holz- stempel in die Wandung der, an der Luft getrockneten Gefäße eingedrückt. In hohem Maße kommt diese Stempelverzierung an mehreren kostbaren, von Otto von Falke Abb-sa. Swinmgbechermirden Figuren . . . . . . der heiligen Barbara und Katharina, west- einem Steinzeugbetrieb in.Dre1hausen bei deutsches steinzeuggebiet, XN bis Xv_ Marburg in Hessen zugewiesenen Bechern Jahrhundert (Sammlung Figdor) S5