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der Evangelisten, umgeben von den himmlischen Heerscharen; Posaunen
blasende Engel erwecken die Toten. Glaube und Hoffnung ziehen den
Triumphwagen der Liebe, die durch die Attribute des brennenden Herzens
und des Lammes symbolisiert wird; ihr folgt Fortuna mit verbundenen
Augen. Das fabelhafte Einhorn zieht den Wagen der Keuschheit (das
Einhorn ist das alte Symbol für jungfräuliche Unschuld); vor dem Wagen
sitzt der gefesselte Amor, jungfräuliche christliche Märtyrerinnen mit
Palmen beglei-
ten ihn. Kolos-
sale Kriegsele-
fanten, die zer-
malmend über
menschliche
Skelettehinweg-
schreiten, sind
der Fama vor-
gespannt, die in
die Drommete
stößt; ein bärti-
ger Philosoph,
ein lorbeerbe-
kränzterDichter
(vom Typus Pe-
trarcas) und ein
grimmerKriegs-
held begleiten
ihn. Chronos,
der greise Gott
der Zeit, mit
Krücken unter
den Armen und
mit einer Sand-
Abb. 7. UhrzilTerblalt, Elfenbein (Stift Kremsmünster) Uhr zu Seinen
Fiißen, sitzt auf
dem vorletzten Wagen, der von eilenden Hirschen gezogen ist. Durch diese
rennenden Hirsche ist sehr sinnig der Flug der Zeit, durch die Krücken
des Gottes ihr langsames Dahinkriechen für den Ungeduldigen versinnbild-
licht. (Im Gefolge der „Zeit" gehen die vier Jahreszeiten: der Winter trägt
einen „Scaldino", einen mit glühenden Kohlen gefüllten Wärmetopf, wie sie
in Italien gebräuchlich sind.) Höchst eindrucksvoll ist die Darstellung des
sechsten Feldes mit dem Triumphzug des Todes. Das Skelett, auf dem Sarge
thronend, holt mit weiten Schwüngen der Sense zur Ernte aus und die
Stiere, die seinen Karren ziehen, schreiten über Leichen hinweg. Die nächste
Zone trägt Ziffern. Die dritte Symbole der Vergänglichkeit, die vierte