Buchkunst, in charakteristischen Beispielen aus öffentlichen und privaten Sammlungen vorgeführt, und den heurigen Sommer über hat auch die Münchner Staatsbibliothek ihren bemerkenswerten Bestand an orienta- lischen Handschriften zur Schau gestellt. Die „Ausstellung von Meisterwerken mohammedanischer Kunst", die am I5. Mai in München eröffnet wurde, übertrifft alle die genannten Ver- anstaltungen an Zahl der Gegenstände sowohl als auch an Mannigfaltigkeit der Provenienz. Sie ist die erste ihrer Art von wirklich internationalem Ge- präge. Aus dem Deutschen Reiche haben 33 Museen, I3 Kirchen und Klöster und mehr als 60 Sammler Leihgaben gesandt, aus Österreich-Ungarn Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph, Seine Durchlaucht der regierende Fürst Johann von und zu Liechtenstein, n Museen, die Schatzkammer von Sankt Stephan in Wien und 15 der bekanntesten Kunstfreunde. Von auswärtigen Sammlungen, die die Ausstellung beschickt haben, seien noch genannt: das Musee des Arts decoratifs in Paris, das Museo Nazionale (Collezione Carrand) in Florenz, das Rijksmuseum in Amsterdam, das Nordische und das Historische Museum in Stockholm, das Nationalmuseum in Kopenhagen, die kaiserliche Ermitage in Sankt Petersburg, die kaiserliche Schatzkammer und die Samm- lung Stschukin in Moskau, das Ottomanische Museum, das Waffenmuseum, die Yildiz-Bibliothek und die kaiserliche Schatzkammer in Konstantinopel. Durch Privatbesitz ist am stärksten Paris vertreten, das allein 40 Sammler und Antiquare als Aussteller aufweist. Die Gegenstände, insgesamt gegen 3600, sind im allgemeinen zunächst nach provinziellen Gruppen und unter diesen dann nach Techniken verteilt, ein sehr nützliches Prinzip, das sich aber aus räumlichen Gründen bei der Aufstellung natürlich nicht streng durchführen ließ. Man unterscheidet aber in groben Zügen eine persische, eine türkische, eine maurische und eine syro-ägyptische Abteilung, denen sich dann in besonderen Kabinetten Sizi- lien, Westturkestan, Indien, ferner Venedig, Rußland, Polen und Skandinavien mit Beispielen orientalischen Einflusses anschließen. Das beste und voll- ständigste Bild bietet Persien, und zwar einschließlich seiner wichtigen Vorstufe, der Sassanidenzeit. Am schwächsten sind verhältnismäßig Spanien mit Nordafrika vertreten. Nach dem beschreibenden Kataloge, der nach Techniken getrennt ist und von verschiedenen Bearbeitern herrührt, nimmt unter den einzelnen Gebieten die Textilkunst mit nahezu 750 Nummern die erste Stelle ein. Ihr folgen die Keramik mit über 700 Gegenständen, die Buchkunst mit etwa 500, Metallarbeiten und Waffen mit je mehr als 300, Schmuck mit etwa 300 und Teppiche mit 230 Nummern. Der Rest verteilt sich auf die kleineren Gebiete: Glas und Kristall, Stein, Elfenbein und Holz, europäische Darstellungen mit Bezug auf den Orient, Aufnahmen und so weiter. Die Architektur der Ausstellungsräume vereinigt in glücklicher Weise moderne Prinzipien mit einigen orientalischen Motiven, die nur andeutungs- weise die Umgebung auf einen passenden Ton stimmen. Die Distanzen sind 60