den vereinzelten Werken, die im Auslande, besonders in Japan, erhalten sind, rückschließen können. Wir wollen hierauf nur kurz hinweisen, da die Gefahr vorliegt, daß wir bei unserer heutigen Kenntnis sonst ein wichtiges Gebiet überhaupt außer acht lassen. In der Textilkunst, wo doch die Seidengewebe immer die Hauptver- mittler waren, scheinen die indisch-buddhistischen Einfiüsse in der Hauptsache jedenfalls auf dem Umweg über Ostasien nach dem Orient und Europa gelangt zu sein. Und zwar nach Europa (Italien) entweder unmittelbar durch chine- sische Stoffe oder mittelbar durch die von Ostasien beeinfiußten mohamme- danischen Arbeiten. Es dringen in die mohammedanische Kunst auch rein chinesische Vor- stellungen, wie der Drache oder das Kilin, ein. Ein Teil der chinesisch an- mutenden, sonst anscheinend aber mohammedanischen, Stoffe scheint auch geradezu in China gearbeitet zu sein, zum Teil als Geschenke der chinesischen Herrscher an mohammedanische Höfe oder als sonstige Arbeiten für die Aus- fuhr; unter die wichtigsten Beispiele dieser Art wäre ein prachtvoller Gold- seidenstoff aus der Marienkirche zu Danzig (Ausstellungsnummer 2687) zu rechnen, der von einer Seite in das mamelukische Ägypten, von anderer nach China versetzt wird; jedenfalls sehen wir hier echt chinesische Drachen mit arabischer Schrift vereinigt. Natürlich haben sich die chinesischen Einflüsse nicht auf allen Gebieten der mohammedanischen Welt gleichmäßig geltend gemacht, wie ja auch nicht überall dieselbe, die Aufnahme chinesischer Formen vorbereitende, innere Entwicklung vorhanden war. Insbesondere scheinen Marokko und Spanien, die sich überhaupt früh von der übrigen mohammedanischen Welt gelöst haben, in der Hauptsache in dem älteren strengeren Stile verblieben zu sein und führen so die älteren geometrischen-und Schriftenfonnen, wenn auch mit einigen Wandlungen, noch in verhältnismäßig später Zeit fort (ver- gleiche Abb. 2). Gerade der Westen des Islam, der auch ein eigentümliches, einfach buntes Farbensystem aus Rot, Grün, Gelb mit Weiß ausgebildet zeigt, kann in manchem mehr als Erhalter und einseitiger Ausbilder alter Überlieferungen gelten als die östlichen Kernländer des Islam. Wir können ähnliches ja besonders auch in der Teppichkunst bemerken. Ein Hauptbindeglied des östlichen und westlichen Islams, Sizilien, war ja früh verloren gegangen; dafür hatte sich die europäische Entwicklung wie ein Keil dazwischen geschoben. Dazu traten noch dynastische und andere innere Scheidungen der beiden mohammedanischen Gebiete. Sehr schwierig, oft unmöglich ist nun für uns heute noch die Scheidung derjenigen Stoffe, die besonders vom XIII. bis XV. Jahrhundert in Italien (in Süditalien, Lucca, Siena, Florenz, Venedig, Genua usw.) in orientalischer Weise gearbeitet wurden, von den wirklich orientalischen; man pflegt diese Art als sarazenisch-italienisch zu bezeichnen. Selbst für den Kenner orienta- lischer Schrift und Sprache ist es oft kaum möglich, aus den auf solchen Stoffen häufig vorkommenden arabischen Schriftzügen bestimmte Schlüsse zu ziehen;