bis 190), deren schönstes Abbildung 19 wiedergibt. Das geometrisch ge- musterte Mittelfeld zeigt dreimal wiederholt in Gelb und Rot das Wappen von Kastilien und Leon. Sterne und die erwähnten figürlichen Darstellungen beleben diese geometrische Musterung; die kufischen Buchstaben der Borte haben sich in dünnlinige Gebilde aufgelöst und sind als solche kaum mehr zu erkennen. Sehr merkwürdig sind ferner die hier vorkommenden figürlichen Motive gebildet, die sich in grotesker Weise iri zwei nur auf den Schmalseiten angebrachten Borten wiederholen. In diesen Tierbildern und Figuren, zum Beispiel in den kämpfenden Affen, möchte man fast an indianische," aus Amerika nach Spanien importierte Einflüsse denken. Der Teppich soll aus dem Kloster Santa Clara in Palencia stammen und dürfte frühestens Ende des XVI. Jahrhunderts entstanden sein. Noch größere Abmessungen zeigte ein anderer, älterer, mit neun Wappenschildern geschmückter Teppich, der wegen seiner Länge baldachinartig angebracht werden mußte. Zum Schlusse mag auf ein paar Teppiche hingewiesen werden, die im polnischen Kabinett (Raum 51) aufgehängt sind. Sie beweisen, daß man wirklich im ehemaligen polnischen Reiche Teppiche in der orientalischen Knüpftechnik hergestellt hat. Diese Erzeugnisse, über die meines Wissens noch nichts Näheres veröffentlicht worden ist, haben natürlich nichts mit den fälschlich „Polenteppiche" genannten persischen Seidenteppichen zu tun. Sie erinnern technisch an die Fabrikate der Pariser Teppichmanufaktur, der Savonnerie. Die wenigen mir bekannten Exemplare zeigen in matter Farben- gebung, in sich wiederholenden, eckig gezeichneten europäischen Mustern im Stile Louis XIV. Blumenvasen und stilisierte Blattborten. Auf dem in Abbildung 20 wiedergegebenen Teppich befindet sich, von kriegerischen Emblemen umgeben ein Wappenschild mit dem Kreuz der Familie Potocki. DIE BUCHKUNST AUF DER MOHAMMEDANI- SCHEN AUSSTELLUNG IN MUNCHEN 1910 St. VON ERNST KÜHNEL-BERLIN so- UF der Münchner Ausstellung ist zum erstenmal die Gelegenheit geboten, die Buchkunst des Islam in ihrer chronologischen Entwicklung und provin- ziellen Abstufung kennen zu lernen. Allerdings ist diese Möglichkeit einigermaßen erschwert durch die Verteilung des Materials in eine Reihe von Räumen, unter denen ein Zusammenhang nicht zu erkennen ist, und durch die Widersprüche in der Anordnung, die teils nach historischen Gesichts- punkten, teils nach Besitzerbeständen getroffen werden mußte - ein Übelstand, wie er ja bei fast allen derartigen Ver- anstaltungen wiederkehrt, weil er sich aus begreiflichen Gründen selten