JJI Spalierwerk belegt, aus lila punktierten Grundkasten rankt sich Gezweig durch die hellen Holzmaschen empor. _ Rundbogen schlingen sich darüber, Blumenampeln schweben darin; auf den Pfosten sitzen lustig ausgeschnitten grüner Papagei und gelber Kakadu, und „Wein und Winde klettert aufwärts und umhüllt die lichten Balken . . ." n Unter den Linden sind neben den großen Luxusmagazinen kleine exklusive Kauf- stätten für „Connaisseure". Man möchte sie im Gegensatz zu jenen Riesenschaufenster- Architekturen Vitrinenhandlungen nennen. Im Hause mit dem wohlriechenden Parterre von Lohse und dem Blumenschmidt weist ein schmaler Glaskasten mit goldgeprägten, alten Lederbänden und illuminierten Miniaturseiten auf das Studio Martin Breslauers, der im zweiten Stocke sein Antiquariat kostbarer Drucke mit dem Geschmack einer Amateur-Libreria aufgestellt hat. Drüben auf der anderen Seite, neben dem Ministerium des Innern, ist in einem alt-berliner Patrizierhaus die Werkstatt des Goldschmieds Emil Lettre, der wie ein Kleinmeister der Vergangenheit hier sein Edelmetall klopft und hämmert und seltenes Gestein und rares Zierwerk, geschnittene Bergkristalle, Gemmen, Barockperlen zu lebendig gefügtem Schmuck bindet. Zu diesen Kunstkammern kam jetzt ein sehr kultiviertes graphisches Cabinet von Charles de Burlet. In einem kleinen Laden des Hotels Adlon ist es etabliert und Hermann Muthesius hat den innen-architektonischen Rahmen mit sicherem Feingefühl komponiert. Schon von außen gibt sich das Intime und Distinguierte dieses Lagers kund. Das Schaufenster ist als schmale Vitrine ausgebildet. Dunkeltoniger Holzhintergrund hebt nur ein delikates Blatt, vielleicht einen farbigen englischen oder französischen Stich hervor. Auf den Seitenwänden steht in Tiemannschen Lettern - mattgold auf braunem Holz - der Inhalt der Burletschen Mappen angegeben, ihr modernes und retrospektives Repertoir. Diese praktische Ankündigung wirkt in dem künstlerischen Zug der Schrift zugleich schmuckhaft, als ein Ornament, und ihre Form ist stilverwandt dem Stoff, den sie aus- spricht; denn diese geschwungene, schwebende Kursiv und diese steile Antiqua stammen aus der Familie der artistischen Gravierunterschriften alter Kupfer. Zweck und Zierat zugleich vereint auch das Namensschild. Es ist eine schmale Bronzeleiste als Abschlußfries der Vitrine auf der Glasscheibe. Der Name, von gerolltem Vignettenwerk eingefaßt, ist ausgeschnitten und wird grundiert durch elektrisch beleuch- tetes Milchglas. Der Innenraum ist als echter Rahmen der Graphik ganz in lichtem Holz gefüttert. Der ehemals hohe Raum hat eine niedrigere Decke bekommen. Sie ist aus dem Raume trapezförmig entwickelt, mit quadratischer Sprossenteilung, die Füllungen mit rotem Krisselwerk ausgemalt und Kristallampions schweben herab. Ein reizend heiterhelles Gehäus entstand so und wohl abgewogen stehen darin die tieferen Farben: das Schwarz der Mappenschränke, die klingenden Seidenfanfaren der Stoffe, der Portieren und der fulligen Polstersessel, deren Harmonie, ein weiches I-Iimbeerrot, mit schwarz und weißem Rankenwerk durchzogen ist. An den Wänden hängen jetzt, zu einer kleinen Ausstellung vereinigt, Blätter von Max Slevogt. Vor allem frapparlte Tierstudien, aus der Vie intime der großen Katzen, von samtartigem Schmelz des tupfig braunschwarzen Pelzwerks und von frappantem Griff der Bewegung, des Kauernden, Lauernden, des federnden, weich elastischen Wiegeschritts, wie auf Tennissohlen. Dazu Affen- und Eisbär-Impressionen, eine vibrierende Studie von Fünf-Tagerennen, die im zuckigen Strich und der dumpfen geballten Farbe das Fluidum der F ieberspannung suggestiv ausspricht. 7!