fließt. Shurtleff malt schon seit vielen Jahren Waldlandschaften und besitzt eine gediegene Aquarelltechnik, obwohl er daneben auch die der Ölmalerei vollkommen beherrscht. Im allgemeinen sind in den Ausstellungen der Water Color Society die- selben Künstler zu finden, die auch in der Academy ihre Werke zeigen. Ein Maler aber, der zum erstenmal ausstellte, soll besonders erwähnt werden. Dieser Künstler ist Leon Dabo. Er malt feine, duftige Stimmungsbilder. Seine subtile Kunst fand bei den maßgebenden Faktoren der akademischen Aus- stellungen lange keine Anerkennung. Dabo mußte es erleben, daß seine Bilder 18 Jahre lang zurückgewiesen wurden. In den letzten Jahren hat er aber endlich in den Ausstellungen des National Arts Club in Newyork sowie in den Kunstsalons und auf europäischen Ausstellungen die verdiente Anerkennung gefunden. Nun erhielt er sie auch von der Water Color Society, die ihn in der letzten Saison einlud, Bilder auszustellen. Er schickte interessante Impressionen von „Wolkenkratzern" am nächtlichen I-Iudson. Die hellerleuch- teten Fenster der gewaltigen Gebäude reflektieren dunstumhüllt im langsam Hießenden Wasser. Ein anderes Wolkenkratzerbild brachte Carnpbell Cooper mit seiner Libertystraße, die zwischen den riesigen l-Iäusem den Eindruck einer tiefen Schlucht macht, in die die Sonne kaum einzudringen vermag. Das Gemälde gibt mit seinen Menschen und Gebäuden ein Newyorker Straßenbild, das trotz seiner Echtheit des malerischen Kolorits nicht entbehrt. Auch Arbeiten in Pastell und in Schwarz und Weiß fanden in der Aus- stellung der Water Color Society Aufnahme. Darunter waren einige inter- essante figuralische Arbeiten. Besondere Aufmerksamkeit erregte das in Kohle gezeichnete Bildnis des jungen Malers William B. Yeats, das ein Werk von John S. Sargent war. Die kraftvolle Technik Sargents und die starke Charak- terisierung kommen in diesem einfachen Bilde trefflich zur Geltung. Besondere Erwähnung verdienen noch Fred Dana Marshs typische Gestalten amerika- nischer Arbeiter. Auch gute Radierungen und Illustrationen waren in der Ausstellung zu finden. Auch die Ausstellung der Architectural League fand wie immer so auch heuer im Fine Arts-Gebäude statt. Sie enthielt dieses Jahr noch eine um- fassendere Gemäldeausstellung als früher. Der große Eingangssaal war ganz den dekorativen Bildern gewidmet. Er bot auch den interessantesten Teil der Ausstellung. Sehr günstig wirkten die Arbeiten von W. L. I-Iarris. Er brachte namentlich Farbenskizzen für große Wandgemälde der Newyorker „Paulistenkirchvä Die Skizzen waren in Farbe und Zeichnung so schön ausgeführt, daß sie kaum mehr als Skizzen anzusprechen waren. I-Iarris arbeitet zwar schon seit neun Jahren an den Gemälden für diese Kirche, aber es wird wohl noch manches Jahr vergehen. bis sein großes Werk vollendet sein wird. Mit Ausnahme von wenigen Gemälden, die La Farge und Robert Reid bereits ausgeführt haben, wird ausschließlich er es sein, dessen Arbeiten die Kirche schmücken. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben", ist das Motiv, das allen Kompositionen zugrunde liegt.