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monATsscHRlFT-ngrmu
GEGEBED-VOM-KJLOSTE
REICHISCH ED-MUSEUM-Fß
KU DST-UDD-JDDUSTRIIL.
VERLAG von AITPARIA Co. In vlm. XlV.JAHRG.1911.HEFT 1.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
111 JÄHRLICH 12 HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Nordböhmische Über-
icu-lc-Horrls enusx
fanggläser der Bie-
dermeierzeit von Al-
fred Walcher von
Molthein
Liselund auf Möen von
Hartwig Fische. 35
Amerikanische Kunst-
ausstellungen der Sai-
son xgog-xgro von
Clara Ruge
Aus demWienerKunst-
leben von Karl Kuz-
Kleine Nachrichten
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Literatur des Kunst-
gewerbes
Mit Tafeln
50'
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MISC
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DES xnx..
NORDBÖHMISC
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EN HÄLFTE DES XIX.
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NORDBÖHMISCHE ÜBERFANGGLÄSER DER
BIEDERMEIERZEIT 50' VON ALFRED WAL-
CHER VON MOLTHEIN-WIEN 50'
NTER den Erzeugnissen der Glashütten und
Glasraffinerien des Kontinents bilden die Über-
fanggläser, welche Böhmen in der ersten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts herstellte, eine sowohl
technisch wie historisch bemerkenswerte Gruppe
technisch, weil sie in solcher Vollkommenheit
von keiner Konkurrenzindustrie erreicht wurden,
historisch, da sie einer Stilepoche angehören,
die nach dem Ausklingen des Klassizismus in
keinem Lande so prononciert zum Ausdruck kam
wie gerade in Österreich. Die Geschichte der Staaten äußert sich in den
Folgen auch in der Kunstanschauung ihrer Völker. Nach dem großen Frei-
heitskampf der Deutschen und dem Niederringen französischer Herrschaft
begann langsam das Abstreifen des uns aufgedrungenen streng militärischen
Stiles. Es folgte eine bürgerliche Kunstperiode. Man sollte den Biedermeier-
stil am richtigsten einen Stil des deutschen Mittelstandes nennen, der ihn
zuerst favorisierte und am meisten pflegte im Gegensatz zum Hof und zu
einem Teile des hohen Adels. Beide haben, teils eingeschüchtert, teils faszi-
niert vom französischen Einfluß, den Erinnerungen an das Sklaventum der
Deutschen dadurch Vorschub geleistet, daß sie dem französischen Ge-
schmack in allem und jedem folgten und das Deutschtum durch Pflege der
französischen Sprache beinahe negierten. Österreich war also im Mittelpunkt
des großen Kampfes gestanden, sein Volk und speziell der Mittelstand hatten
die größten Opfer hierfür gebracht und so wurde es auch das Zentrum der
neuen Anschauung über Gesetze und Formen der Kunst. Die Schwerfälligkeit
der großen Staatsaktionen hatte allerdings auch hier ihre Rückwirkung, die
in einem auffallenden Unvermögen, der großen Kunst, der Architektur und
Plastik gerecht zu werden, zum Ausdruck kam. Wir besitzen ja hierfür kaum
ein nennenswertes Denkmal auf deutschem Boden. Aber Kleinlichkeit und
Exaktheit, die das damalige politische Leben und das der einzelnen Familie
charakterisieren und in dieser das Baslertum geboren haben, waren auf dem
Gebiete der Malerei und des Kunstgewerbes von bedeutenden Erfolgen
begleitet. Waldmüller wurde gerade durch sorgfältige Beobachtung der Natur
und des Menschen zum größten Künstler seiner Zeit. Das Intime spielt im
Nachempire, in der Zeit des Biedermeier und des Vormärzes, dieser im
Großen kleinen, im Kleinen großen Perioden die Hauptrolle. S0 finden wir
denn eine auffallende Freude gerade an der Anfertigung kleiner, umständ-
licher und mühevoller Arbeiten vor. Die Exaktheit der möbeltischlerischen
Ausführungen kann als Muster hingestellt werden. Mahagoni, Palisander und
das Kirschholz drei Holzgattungen, welche beinahe chronologisch die
Entwicklung des Mobiliars vom akademischen Stil bis zum Vormärz mit-
machen erfuhren eine Verarbeitung, wie wir sie uns kaum solider aus-
denken können. Und ähnlich war es bei allen Zweigen des Kunstgewerbes
bei der Textilkunst, der Bearbeitung der edlen und unedlen Metalle, der
Keramik und auch beim Glas, welches das Thema dieser Besprechung bildet.
Die böhmischen Überfanggläser, geschliffene, in einer oder mehreren
Farben überfangene Trinkgläser, seltener Pokale, Schalen oder Glaswaren
Abb. x. Glas mit dreimal, in den Farben
Gelb, Rom und Blau abgestuften Rauten
Abb. z. Glas mit gelb überfangenen
aufsteigenden Blättern
anderer Bestimmung, bilden ein wichtiges Glied in der Entwicklung böhmi-
scher Glaskunst, die, auf ein hohes Alter zurückblickend, noch heute auf
gleicher technischer und künstlerischer Höhe steht. Sie sind zu einer Zeit
entstanden, die durch keinerlei Stilgesetze an bestimmte Formen und den
Gebrauch bestimmter Ornamentrnotive gebunden war. Daraus resultiert der
große Reichtum an Formen oder, richtiger gesagt, unzähligen Abwechslungen
einer allgemeinen Grundform, die sich wieder auf die Bestimmung der
Erzeugnisse, als Geschenk- und Erinnerungsgläser, als Widmungs- und
Ehrenpokale zu dienen, gründet. Befriedigt also die Gruppe schon hinsicht-
lich der Varianten, welche der Schleifer mit schier unermüdlicher Erfindungs-
gabe durch abwechselnde Kombination der Schleifflächen und durch das
sogenannte Kugeln der Grundform geben konnte, so steigert sich ihr ästhe-
tischer Wert noch durch das Farbenspiel und die künstlerischen Gravierungen.
Derartige gleichzeitige Anstrengungen auf allen technischen Linien der
Glasmacherkunst finden ihre Erklärung sowohl im heißen Kampf der böhmi-
schen I-Iütten und Raffinerien gegen die englische Konkurrenz des Kristall-
glases als auch in der Absicht, den Vorrang gegenüber dem bereits aus dem
Felde geschlagenen Rivalen Venedig zu behaupten. Neben seiner Leichtig-
keit hatte das venezianische Glas die Vorzüge der positiven Farbe; das
englischeKristallglas neben seiner Schwere dasVermögen, bei kristallinischer,
insbesondere prismatischer Schleifung das Licht gleich dem Diamanten in
Abb. 3. Glas mit vertieften, zwischen gelb Abb. 4. Glas. rubinrot überfangen
überfangenen Stäben liegenden Rauten
die Regenbogenfarben zu zerlegen. Dem böhmischen Glase fehlte diese Eigen-
schaft und so neigten die Glashütten Böhmens der Herstellung eines schweren
farbigen Glases zu. Das Resultat dieser Bestrebungen sind das Überfangglas
und das in der Masse gefärbte Glas Nordböhmens.
Ein kurzer Rückblick auf die ältere Geschichte des böhmischen Glases
möge das Vorgesagte erläutern. Das Jahr 1442 erwähnt bereits einer Glasz-
hut in silva Taubnicz" und wenige Jahre später entsteht unter Petrus Berka
von Duba bei Sankt Georgenthal unter dem Tannenberg eine Glaswerkstatt.
Das sollen die frühesten erreichbaren historischen Daten sein; die Glas-
macherkunst als solche ist aber in Böhmen gewiß um vieles älter. Im
XVI. Jahrhundert wurden in seinen Hütten die knortzigten und knöpfichten
gleser" erzeugt. Die Wandung dieser Trinkgläser war mit glatten, scheiben-
förmigen, stacheligen oder beerenartigen Nuppen bedeckt, damit sie etwas
fester und beständiger seien und von vollen und ungeschickten Leuten desto
leichter in Fäusten behalten werden konnten". Die Biederrneierzeit ist zu
dieser Art der Ausschmückung des Glases zurückgekehrt und hat an die
Stelle der Nuppen Rauten und Spitzsteindelfelder gesetzt. Vergleiche die
Abbildungen und 3. Neben der Glaserzeugung lief im späten Mittelalter die
Erzeugung von Glasscheiben. Vorratsgefäße kannte die damalige Glasmacher-
kunst nicht; man trank aus Gläsern, schenkte aber aus Kannen von Edel-
metall, Zinn, Ton oder Holz. Das Streben, das Trinkgefäß, also den Glas-
becher, zugleich zum Vorratsgefäß zu
machen, führte in der ersten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts zur Herstellung jener
großen, zylindrischen Gläser, welche schließ-
lich in den bemalten Adler- oder Reichs-
humpen kolossaleDimensionen angenommen
haben unfletige grosse willkomme, narren-
gleser, die man kaumet aufheben kann".
Ihre Herstellung erfolgte in der Heimat
unserer Überfanggläser, in den zur Herr-
schaft Böhmisch-Kamnitz gehörigen Kinsky-
schen Glashütten zu Kreibitz. Dort erwar-
ben sich die Glaserer das Meisterrecht mit
der Anfertigung eines großen Humpens, den
sie mit dem Adler des heiligen römischen
Reiches sammt seinen Gliedern" bemalen
mußten. Für diese Arbeit wurden ihnen an-
derthalb Tage eingeräumt Zunftordnung aus
dem Jahre 166g. Das gleiche Meisterstück
tiguriert in der den Glasmalern in Bürgstein,
Blottendorf und Falkenau 1683 verliehenen
Zunftordnung des Grafen Ferdinand Rosnata
von Kokorzowa. Im XVII. Jahrhundert
waren somit die Reichsadlerhumpen ein wichtiges Produkt der nordböh-
mischen Glashütten und wurden wenn auch wahrscheinlich in Varian-
ten in Schlesien und im Fichtelgebirge doch hauptsächlich in Kreibitz,
Falkenau und Blottendorf hergestellt. Die Vorliebe für die Glasbemalung
hat sich auf die Gläser des XIX. Jahrhunderts übertragen. Vergleiche
Tafel II und die Abbildungen 13 bis 16. In der Zeit von 1540 bis 1560 erzeugte
Christoph Schürer in Neudeck-Platten kobaltblaue Gläser, die mit Email-
farben bemalt wurden. Von der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts an-
gefangen trat das vor allen um die Glasindustrie in Nordböhmen hoch-
verdiente Geschlecht der Grafen und Fürsten Kinsky in den Vordergrund.
Graf Wenzel Norbert Oktavian erteilte 166g die Kreibitzer Glasmacher-,
x694 die Steinschönauer Glasschneiderprivilegien, beide als Erbherr auf
Böhmisch-Kamnitz, und befreite die Innungen von der Robot und anderen
Abb. 5. Glasdose, rot und violett überfangen
Diensten. Nach Graf Wenzels Tod im Jahre 171g erbten seine Söhne
Philipp Joseph die Herrschaft Kamnitz und Joseph Maximilian jene von
Bürgstein. Letzterer widmete sich mit wahrem Feuereifer der Förderung
der Vaterländischen Gewerbstätigkeit als ausschließliches Lebensziel und
ist ihm damit einer der ersten Plätze in der Geschichte des böhmischen
Abb. 6. Gedeckelter Glaspokal, dunkelgelb Abb. 7. GlasHascheJ-ote Schmelzfarbenbe-
überfangen, geriffelter Fond mit ovalen malung mit herausgeschliienen Blumen-
Rautenfeldem gewinden und mit Spitzsteindelscheiben
Glases gesichertfi Im XVII. Jahrhundert begann neben der Forterzeugung
bemalter I-Iumpen die Herstellung geschliffener und gravierter Gläser, die
im XVIII. Jahrhundert ihre Blüte erreichte und nun erfolgreich mit der
venezianischen Glasfabrikation konkurrieren konnte. Die Venezianer kannten
die Färbung des Glases, sei es in der Hauptmasse des Gegenstandes oder
in einzelnen Teilen. Im ersteren Falle wirkte es bei durchfallendem Lichte
Schebek, Böhmen Glasinduscrie, Prag 1878.
mit dem Spiele seiner Farbe. Dies gilt von
dunklen Tönen, vornehmlich vom Rot, Blau
undGrün; in bevorzugterWeise aber vom Opal-
glas, das irisierend, je nach dem Lichte, höchste
wechselnde Farbenspiele zeigt. Oder es wurde
andersfarbiges Glas durch den Schmelzungs-
prozeß in die klare Grundmasse eingelegt
sei es als Fäden, die das Glas spiralig umziehen
und sich durchkreuzen retikuliertes oder Fili-
granglas, oder in Gestalt von Blumen oder
sonstigen Figuren Milleiioriglas. Böhmen
konnte gegen diese venezianische Industrie die
Schönheit des Glasmaterials, das in gleicher
Reinheit den Venezianern fremd geblieben war,
und die Technik des Schleifrades, in der es das
Höchste zu leisten vermochte, einsetzen. Glas-
Schliff und Glasschnitt haben rasch der böh-
mischen Glasindustrie die Welt erobert. Zwar
gelang es einem Muranesen, Giuseppe Brioti,
sich drei Jahre in Böhmen aufzuhalten, die
neuen Tech-
niken zu stu-
dieren und auf
solcher Grundlage der Industrie in seiner
Vaterstadt no chmals aufzuhelfen mit seinem
1772 erfolgten Tod und mit dem Falle der
Republik war die venezianische Konkurrenz
für immer ausgeschieden. Trotz der großen
Vorzüge des böhmischen Glases, die in
seiner Durchsichtigkeit, Klarheit und Farb-
losigkeit bestanden, und trotz seines künst-
lerischen Charakters, welcher durch die
nachträglich hinzutretende Schleifung und
Gravierung bestimmt wurde, erwuchs den
Glashütten Böhmens bald ein neuer Gegner
im englischen Glas. England erzeugte zu
Anfang des XIX. Jahrhunderts schweres
Fabrikat aus bleihaltigem Glase, dem Flint-
glas, und gab ihm gedrungene Formen. Die
große Zusprache, die das englische Glas nun
fand, zwang Böhmen, dem Geschmack der
Zeit zu folgen und die von England aus-
gehende neue Richtung auf seine Erzeug-
Abb. B. Glas mit rosa überfangenen Dra-
perien
Abb. g. l-lenkelglas, hellrot überlangen, mit
in abgestuften Feldern eingeschliflenen Blu-
msse zu ubertragen. Es entsteht nun in men,Vögeln m.
einigen böhmischen Glashütten ein ganz eigener Typus vom voraneilenden
England die schwere Form, von der alten Muraner Glasindustrie die Freude
für die farbige Wirkung übernehmend das böhmische mit Farbe über-
fangene Glas bei Beibehaltung der seit dem XVILJahrhundert im Lande bis
zur künstlerischen Vollkommenheit gepflegten Technik des Gravierens und
der nicht um vieles jüngeren Technik des Schleifens. Neben diesen Überfang-
gläsern erzeugten und bearbeiteten die Glashütten und Heimarbeiter des
Landes die farblose, wie das Licht des
Bergkristalls helle Kristallware, dann das
in der Masse gefärbte durchscheinende
Glas, worunter die Rubingläser den ersten
Rang einnehmen, weiters die Spezialität
der Egermann-Fabrikate und schließlich
opake farbige Gläser mit Malerei.
Der Industriebezirk der schweren
böhmischen Überfanggläser bildet ein in
sich geschlossenes Gebiet, welches in
keinem seiner Teile die Grenzen des Tet-
schener Bezirkes überschreitet oder mit
einem nachbarlichen Glasindustriegebiet
in Berührung tritt. Das I-Iaupthandels-
zentrum dieser Industrie war die Stadt
Haida, die Hauptproduktionsorte das von
Haida eine deutsche Meile westlich ent-
fernte Steinschönau und die nördlich und
naheliegenden Orte Falkenau und Blotten-
dorf. Steinschönau beherbergte unter allen
in Betracht kommenden Orten die größte
Zahl der glasindustriellen Heimarbeiter in
sich und seiner unmittelbaren Umgebung.
Handel und Produktion deckten sich somit
nicht in ihren Zentren und erklärt sich Abb- Swnzvlelas. gelb überfanzßn, wir in
solches aus lokalen Verhältnissen. Glas- ""T,31fffjjgfjfggßjjjjjjaifjfif"F"
schleifer und Kugler mußten sich in der
Nähe der Wasserläufe, deren Betriebskraft angestrebt wurde, niederlassen.
Arbeiter, welche große oder besonders schwere Gläser zu bearbeiten oder
zu dekorieren hatten, wählten Heim und Werkstatt in der Nähe des sie
beschäftigenden Brotgebers, um die Kosten und Schwierigkeiten des Waren-
transportes zu verringern Wir haben hier die derArbeitsteilung entsprechende
Erscheinung, daß jedes Produkt bis zu seiner vollkommenen Fertigstellung
einen längeren Weg zurücklegen mußte. Als Erzeuger arbeiteten die Glashütte
und die Heimarbeiter Schleifer, Kugler, Graveure,Ätzer, Maler undVergolder,
die Rolle des Verkäufers fiel den Glashändlern, den Besitzern sogenannter
Karl Hauck, Heimarbeit in Österreich, Wien xgoo.
Glasraffinerien oder Glasmanufakturen,
weiters den anderenorts ansässigen Detail-
verkäufern und Unterhändlern zu. Das
einzelne Glas wandertebeispielsweise aus
einer Glashütte zu Steinschönau zum
Schleifer und Kugler in Röhrsdorf, dann
zu einem Graveur in Langenau, eventuell
noch zum Maler und Vergolder in Arns-
dorf und schließlich zum Glashändler in
Haida. Glashändler und Raflineure über-
nahmen direkt oder durch Reisende
Bestellungen auf bestimmte Waren, be-
zogen diese als Rohglas von einer Glas-
hütte und ließen sie durch Heimarbeiter
rafiinieren, das heißt verfeinern und ver-
schönern. Die Abgabe der Ware an den
Heimarbeiter und ihre Rückstellung an
den Raftineur wiederholte sich bei jedem
Gegenstand so oft, bis derselbe vollkom-
men zur Ablieferung fertig war. Die Glas-
hütten lagen zumeist des billigen Holzes
wegen abseits vom großen Verkehr und
im waldigen Terrain, erzeugten das Rohglas, nahmen also nur das Schmel-
zen der Glasmasse, das Blasen und Pressen
derselben in Formen, wie sie die Raffineure
verlangten, vor und überließen die weitere
Bearbeitung diesen oder den von den Raffi-
neuren beschäftigten Schleifern, Kuglem,
Graveuren etc. Von diesen eigentlichen Glas-
arbeitern wählten die Schleifer ihre Haupt-
sitze in Nieder-Preschkau, Röhrsdorf und
Hillemühl, somit in drei, die Glashütten von
Falkenau einkreisenden Orten. Sie saßen also
im Norden des Haida-Steinschönauer Indu-
striebezirkes und zunächst den Glashütten,
aus deren erster Hand sie die Ware emplingen.
In Steinschönau, Langenau und Sonneberg,
somit im Westen, haben sich hauptsächlich
Kugler niedergelassen; ebendort sowie in
Haida oder richtiger Haide, wie es in der
ersten Hälfte des XIX.Jahrhunderts hieß, die
Graveure. Die Ätzer bevorzugten Kreibitz,
Abb. u. Becherglas. schwarzer Schmelzfar-
die Versilberer Arnsdorf, die Maler den letzt- bmfond, herausgeschugene Krümmung
genannten Ort sowie Steinschönau, Falkenau mit Blumen auf rotem und blauem Grunde
Abb. n. Glas, lilarot über-fangen, herausgeschlif-
fenes Stern- und Flachmuster und Blumensträuße
und Blottendorf. Äußerst spärlich fließen die Nachrichten über einzelne
hervorragende Heimarbeiter. In den Pfarrbiichern wurden diese lediglich als
Glasarbeiter ohne Angabe ihres Detailberufes geführt. Auch fehlen ältere
Geschäftsbücher der Rafüneure. Über den Umfang der Produktion und
die Bedeutung des Außenhandels kam in der ersten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts beinahe nichts im Wege der Zeitungen in die Öffentlichkeit. Ver-
schwiegenheit aus Furcht vor erhöhten Steuern und Abgaben charakterisiert
die Industrie dieser Zeit. Kein Graveur oder Maler hat seine Arbeiten signiert.
Abb. 13. Glas mit Rauten- und Spitzsxeindelfel-
dem, schwarzer Fond und aus diesem heraus-
geschliffener gelber Dekor
Abb. x4. Glas, ovale Spitzsleindelfelder und bunte
Blumenbzmalung
Der Geschichte des Kunstgewerbes, die sich gewiß noch einmal eingehender
mit dieser Gruppe von Gläsern beschäftigen wird, bleiben weitere Forschun-
gen vorbehalten. Die wenigen Glasarbeiter, welche ihrem Namen und der
Hauptrichtung ihrer Arbeiten nach bekannt sind, Enden bei der nachstehen-
den Aufzählung der einzelnen Betriebsorte Erwähnung.
STEINSCI-IÖNAU. Als der einzige Ort, den sich die wichtigsten
Arbeiter, die Kugler, Graveure und Maler, gleichzeitig zum Sitz wählten,
nimmt es im Industriebezirk eine hervorragende Stelle ein. Da auch Modell-
zeichnet dort ansässig waren, mag von Steinschönau der intellektuelle Ein-
fluß auf alle Raffinerien des Bezirkes ausgegangen sein. Zudem besaß es
eine der ältesten Glashütten des Landes, die 1443, ein Jahr nach Errichtung
der ersten Hütte zu Daubitz, entstanden sein soll.
Im XVII. Jahrhundert erzeugte Steinschönau
glattes, geschliffenes, nicht verfeinertes Glas, wie
aus der Reisebeschreibung des dort ansässigen
Glashändlers Georg Franz Kreybich hervorgeht.
Er schildert die dortigen Verhältnisse des Jahres
1686 und sagt Zur selben Zeit waren bei uns noch
keine Kogler, auch keine Eckigreiber und noch
wenig Glasschneider." Im Jahre 1694 vereinigten
sich die Steinschönauer zu einer Innung. Der oben
genannte Kreybich, 1662 als Sohn eines Grund-
besitzers geboren, war anfänglich Glasschneider,
dann Händler und absolvierte in der Zeit von 1682
bis 172 in welchem Jahr ihm Haus und Hof
niederbrannten, 29 Geschäftsreisen. Erist als einer
der Hauptförderer der kommerziellen Seite der
Industrie, wenn nicht als Gründer des böhmischen
Abb- rs- Glas. gelbe Höhenfelder Glashandels anzusehen. Für unsere Gruppe von
GoldäTän;,mmmlb'"d Gläsern, die erst von 1800 anhebt, verdient in
erster Linie der Graveur Pfohl genannt zu werden.
Er arbeitete in Steinschönau und war der erste, welcher in zwei verschieden-
farbige Glasschichten, die sich
gegenseitig in Farbe undWirkung
ergänzten, Egurale Darstellungen
in einer Weise geschnitten hat,
daß dadurch eine kameenartige
Wirkung in die Tiefe erzielt
wurde- eine Technik, die, bereits
im Altertum von den Römern und
besonders von den Chinesen ge-
übt, hier in Steinschönau durch
Pfohl wiederbelebt, in unseren
Tagen beim Franzosen Galle in-
sofern eine Vervollkommnung
gefunden hat, als dieser Glas-
künstler die Zahl der aufeinander-
gelegten Glasschichten vermehrte.
Gläser der Biedermeierzeit, welche
bei der vorgeschilderten Technik
in ihrem Durchschliff und ihrer
Ziselierung bei zarten und licht
ineinanderfließenden Farben rein
künstlerischewirkungenerziglerh Abb. 16. Grünes, in der Masse gefärbtes Glas mit Goldauf-
zählenzudengroßenSeltenheiten. lagen
Ä-w-wwy-
II
Es sind mir bisher nur zwei Exemplare merkwürdigerweise ein zusammen-
gehöriges Paar in der ausgewählten Sammlung Edwin Karl von Wellen-
heim bekannt Abb. r7. Ein berühmter Steinschönauer Graveur war auch
ein gewisser Pietsch. Der geistige EinHuß des Ortes auf den ganzen Bezirk
kommt durch ein, von J. Römisch in Steinschönau herausgegebenes Glas-
musterbuch desJahres 1832 zum Ausdruck Abb. I8 bis 26. Die Lithographien
wurden in der Anstalt Zwettler Nikl in Prag, Neue Allee 1x6, ausgeführt.
Auf den großen Welthandel des böhmischen Glases weist das Titelblatt des
Buches, die Ansicht eines großen See-
handelshafens mit zahlreichen Waren-
ballen und Kisten, sowie Personen aller
Nationalitäten im Vordergrunde. Daran
reihen sich an hundert Mustertafeln mit
mehreren tausend Abbildungen von Glä-
sern, Pokalen, Kannen,Vasen, Glasdosen,
Flaschen, Flakons, Garnituren für Limo-
nade und Sirup etc. etc. Einzelne Tafeln
behandeln lediglich den Bodenschliff, wie
er auch auf einigen Tafeln den Abbil-
dungen der Gläser beigegeben wurde
Abb. 19. Für die Spätzeit unserer Gläser
entnehme ich der B0hemia" des Jahres
1855 einige Daten. Diesen zufolge brachte
AugustI-Iegenbarth aus Meistersdorf, in un-
mittelbarer Nähe Steinschönaus gelegen,
auf die Pariser Industrieausstellung des
Jahres 1855 einen Satz von gravierten
Pokalen in Dunkelgelb undRubin, darunter
einen Riesenpokal mit herausgeschliffener
Figuf des Kßlufnbus, Die ganze Kollektißn Abb. 17. Glas, rotbraun überfangen, vierseitiges
hatte schon vor dem Eintreffen in Paris Mmaüäz;ziraaägarääjssliggzfg;er"i
ihre feste Bestimmung und bereits einen
Käufer. Ignaz Pelikans Neffen, gleichfalls eine Meistersdorfer Firma, stellten ein
großes Rubinglas mit dem Reiterbildnis Napoleon III. aus, Florian Gürtler zwei
große Pokale, den einen in Dunkelgelb mitWeinlese und Genien, den anderen
in Rubin mit der Ansicht Sebastopols, Franz Pelikans Sohn in Ulrichsthal
sechs große Stücke in Rubin und Dunkelgelb mit Jagdszenen.
I-IAIDA. Es dankte seine Erhebung zur Stadt im Jahre 1736 den großen
Bemühungen des Grafen Johann Kinsky für Böhmens Glasindustrie. Im
ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts wurde I-Iaida zum Zentrum der
Graveure. Eine schriftliche Aufzeichnung des Jahres 1836 äußert sich
dahin, daß in Haide einige es in dieser Kunst so weit gebracht, ein Wappen
oder eine Figur, Zeichnung oder Landschaft tief ins Glas schneiden zu
können". Nach 1840 wird ein Graveur Crallert als Meister im Glasschnitt
Abb. 18. Aus dem Musterbuch des j. Römisch in Steinschönau, 1832 Gläser mit Walzem, Rauken- und
Spixzsteindelschlii
Abb. 19. Aus dem Musterbuch des j. Römisch in Steinschönau, 1832 Gläser mit beigefügten Mustern für
den Bodenschliß
Abb. 20. Aus dem Muslerbuch des j. Römisch in Sleinschönau. 1832 Pokale und Pokalgläser
Ämwr
Abb. 2x. Aus dem Musterbuch des J. Römisch in Steinschönau, 1832 Glasdosen
gerühmt. Eines seiner beliebtesten Sujets ist der Bärentreiber. Um die gleiche
Zeit wirkte hier auch die Familie Eisert, welche in drei Generationen als
Graveure arbeitete. Eine besondere Spezialität I-Iaidas wurden die Eger-
mannschen Kompositionen, größtenteils Gläser von gerader, becherartiger
Form, seltener Pokale und Vasen aus hellfarbigem Glas mit opakem
Überfang und aus diesem wieder hell herausgeschliffenen Kugeln, weiters
seine farbig marmorierten und geschliffenen Gläser und Vasen Egermanns
Lif .A I'd. XV.
Abb. 22. Aus dem Muslerbuch des j. Römxsch in Sleinschönau. x83 Große Flakons
Lithyalin. Im Jahre 1820 lieferte er nachweislich seine erste Silberätzung.
Diese Arbeiten fallen nicht in den Rahmen unserer Besprechung, verdienen
eine gesonderte Behandlung und wir haben sie nur angeführt, um das Bild der
Glasindustrie Haidas zu vervollständigen. Über die Preise unterrichtet uns
ein am 30. Oktober 1821 in Amsterdam aufgenommenes Inventar der Glas-
waren, welche Eigentum der Firma Gerthner 8c I-Ianzel in Haida waren.
Nachstehende Werte sind zu entnehmen Ganz große Vase mit Königs-
porträt 14 H. 30 kr. Conventionsmiinze; Große Vase mit Diana und Endimion
I4 H. 30 kr.; Vase mit Götter, lila H. 36 kr.; Desgleichen, Alabaster mit bunter
Landschaft I0 fL; Desgleichen, mit bunten Figuren H. kr.; Vase, lila
Abb. 23. Aus dem Musterbuch des j. Römisch in Steinschönau, x83 Sixup-, Mandelmilch- und Limonade-
kannen
"gäläß aaa
äoäaäßäwßäa
Abb. 24. Aus dem Musterbuch des j. Römisch in Steinschönau. 1832 Parfümflakons und Riechfiäschchen
16
tuschirte Land-
schaft4H. 50 kr.;
EinPaarAgath-
Vasen H. kr.;
EinPaarAgath-
Glasbecher mit
verguldtBlumen-
buckel 2H. 20 kr.;
EinPaarBecher
mit Farbeniigu-
ren H. 12 kr.;
Ein Paar licht-
blaue Vasen mit
bunten Porträten
H.; Ein Paar
Vasen, ganz ge-
steinelt 26 H.;
Ein Paar Ana-
nasgläser mit
vierekig üssen
H. I8 kr.; Ein
Paar Tulipkel-
che, schwere ge-
steinelte 32 H.;
Flakon, bestge-
schliffen mit Sil-
ber-Charnier
H.; Toilett-
Hacon, gestei-
nelt H. 50 kr."
Abb. 25. Aus dem Musterbuch des J. Römisch in Sieinschönau, 1832 Großes Limo- AuSdieSerPI-eis-
nadeservict
liste ersehenwir,
daß die gesteinelten", das heißt die mit Spitzsteinschliff verzierten Gläser
die teuersten waren.
FALKENAU. Hier entstand 1530 die erste Glashütte, gegründet von
Paul Schürer, dessen Eltern aus der Gegend von Marienberg in Sachsen
stammten. Die Familie Schürer hat alsdann in ununterbrochener Geschlechts-
folge bis in das XVIII. Jahrhundert hinein die Industrie beherrscht. Eitrige
Förderer fanden die Schürer in der fürstlichen und gräflichen Familie Kinsky,
den Besitzern der Herrschaften Bürgstein, zu deren Dominium alkenau ge-
hörte. Im Jahre 1683 schlossen sich die Glaserzeuger zur Innung zusammen.
Von 1722 bis 1780 setzte Graf Josef Johann Kinsky Außerordentliches zu-
gunsten der Glasindustrie ins Werk. Die Begleitschreiben, die er dem
Josef Schürer aus Falkenau für seine Reisen nach Bayern, Tirol und Italien
17
mitgeben ließ,
zeugenvondem
großen Interes-
se, mit welchem
der Graf denAb-
satzhandel zu
fördern suchte.
Im XVIII. Jahr-
hunderttrittdie
Familie Kittel
als Glashütten-
meister in den
Vordergrund.
JosefKittelvon
Falkenaupach-
tete 1758 und
kaufte 1767 die
Glashütte von
Oberkreibitzfür
3000 H. rhei-
nisch an.Nach
achtzehn Jah-
ren übergab er
dieselbe seinem
vierten Sohne
Anton und zog
sich nach Kitt-
ll
ililßiQ. .1
litz, das ihm "Cuöw .-. .1.1.e,.- .2 141cm.- .27
zu Ehren die-
Sen Namen er Abb. 26. Aus dem Musterbuch des J. Römisch in Steinschönau, 1832 Garnitur für
Limonade Essig, Pfeffer, Senf, Zucker und Öl
halten hat. Die
Kriegsjahre brachten durch Absperrung der Länder und hohe Einfuhrs-
zölle den böhmischen Glashütten großen Schaden. Anton Kittel mußte am
I3. März 1819 erklären. daß er den Betrieb seiner beiden Hütten einstelle.
In der Nacht des 12. Jänner 1820 wanderten seine Arbeiter aus und wendeten
sich nach Preußen, wo sie in der Luisenhütte in der Lausitz umsonst nach
Arbeit und Verdienst suchten. Anton Kittel starb am 8. Oktober 1820. Sein
Sohn Nikolaus war kränklich und so wurde ihm Friedrich Egermann, der
Sohn der Schwester seines Vaters, beigegeben. Die ersten Schleifer, welche
in Falkenau den sogenannten Steinlschliff besorgten, waren Johann Reinsch
aus Kittlitz und Josef Seemann vulgo Dörfel. Um das Jahr 1836 stand
Florian Wazel in Hillemiihl eine halbe Stunde Gehweges von Falkenau im
Rufe des besten Glaskuglers, so wie man Johann Gimpfel in Kittlitz als den
besten Glasschleifer, Franz Simm in Falkenau als den besten Glasschneider
IIZVI.
w.
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dieser Zeit anerkannte. In den dreißiger Jahren trug auch in Falkenau ein
gewisser Brandel viel zur Vervollkommnung der Glasmalerei bei. Er war
eigentlich von Beruf Kupferstecher und kam aus Hohenelbe. Ihm ist die
Schmelzfarbenmalerei für Falkenau zuzuschreiben. Neben Brandel werden
Müllerin Preschkau und Johann Christoph Grohmann in Falkenau als tüchtige
Maler genannt, letzterer speziell auch als Vergoldet der I-Iyalithgläser. Die
Landschaftsmalerei auf Gläsern betrieb hier zuerst Josef Kittel, genannt der
Schulmaler", gebürtig aus dem Dorfe Grünwald; dann um 1835 Ignaz Fritsche
Falkenau Nr. 67. Als Schnellmaler rühmte man um die gleiche Zeit den
siebzigjährigen Joachim Zappe aus Dalschitz, der erstaunliche Mengen
Gläser im Laufe eines Tages bemalte.
LANGENAU. Der Ort verlegte sich im
ersten Drittel des XIX. Jahrhunderts haupt-
sächlich auf die Herstellung von Glasprismen.
Der Schleifer Franz Gerner entwarf um 1820
Luster für die Firma Gerthner Hanzel in
Amsterdam und führte dieselben teils in farb-
losem, teils buntem Glas aus. Daneben arbeiteten
hier auch tüchtige Kugler und Graveure. Von
ersteren seien David Kleinpeter um 1810 und
Anton Schneider um 1840 genannt.
BLOTTENDORF. Hier erfolgte die erste
Ansiedlung durch Mitglieder der bayerischen
Familie Oppitz in der zweiten Hälfte des
XV. Jahrhunderts, denen die Sturm, Rauten-
Strauch, Helzel, Kittel und Preysler folgten. Sie
alle haben sich durch ausgedehnten Glashandel
nach allen Ländern Europas hervorgetan und
großen Reichtum erworben. Von den Helzel
und Preysler wird erzählt, sie wären mit glas-
beladenen Schubkarren bis in die Niederlande
und nach Portugal gefahren. Der Name Preys-
ler ist für die böhmische Glasindustrie von
gleicher Bedeutung wie der Name Schürer. Er
tritt bald nach 1600 in Böhmen an verschiede-
nen Orten, weiters auch in Schlesien auf. Ein
Andreas Preißler war um 1610 Glashütten-
meister zu Seewiesen im Böhmerwald, ein
Hans Preißler 1623 auf der Hütte zu Reiditz bei
Tannenwald im Gablonzer Bezirk und ein Wolf-
gang Preißler 1617 Meister auf der schlesischen
ßfxfo
Csggßs-ÄJYQ.
Abb. 27. Skizze zu einem Riesenpokal,
ausgeführt in rotem Glase mit braunem
Überfang, Meister Josef Oppitz in Blot-
tendorf, um 1830
Hütte an der Weißbach. Um die Mitte des
XVII. Jahrhunderts finden wir nun einen Chri-
stoph Preußler in Blottendorf, weiters einen
Matthias, welcher Glasmaler war und zugleich
Prädikant für die Blottendorfer Evangelischen
ähnlich seinem Verwandten Johann Georg
Preußler, der in seiner Freudenberger Glashütte,
dem Standquartier der PuschpredigeW, viele
Kinder von Friedland und Umgebung taufte?"
Auch die Familie Kittel ist mit der Blottendor-
fer Glasindustrie eng verknüpft. Johann Kaspar
Kittel aus Blottendorf wurde imJahre 1683 Glas-
schneider und erwirkte in dieser Eigenschaft
beim Grafen Ferdinand Hroznata von Kokoiow
die Vereinigung der herrschaftlich Bürgsteiner
Glasschneider zu einer Innung. Kittel kam zu
Ansehen und Vermögen, baute in den Jahren
169g bis 1712 mehrere Häuser in Blottendorf und
starb 1715. Im ersten Drittel des XIX. Jahr-
hunderts bestanden von den alten gegründeten
Handlungen in Blottendorf noch zahlreiche Hand-
lungskompagnien von vier bis zehn Mitgliedern,
so die Firmen Preisler Comp., etabliert auch
in Cadix und Sevilla Mitglieder Augustin Pilz
1820, Johann Anton Preisler 1826, Josef
Riedel 1820, Johann I-Iatscher 1833, Josef
Pilz 1834, Oppitz Cie. in Coruia, Ferrol und
Vigo Mitglieder Anton Oppitz 1827, Johann
Oppitz 1828, Josef OppitzT 1832, Franz Görtler
1821, Fischer, Kittel 8c Cie. in Amsterdam
MitgliederxJosef Fischer 1828, Augustin Kittel
1821, Ignaz Kittel 1838, Josef Hammer 1831,
Anton Kittel 182g, Rautenstrauch 8c I-Iieke
in Blottendorf und Haida Kompagnons sieben
Söhne des 1791 verstorbenen Augustin Rauten-
strauch, weiters die Firmen Gebrüder Preisler
in Petersburg, Helzel 8c Cie. in Lübeck, Habe-
nicht 8c Cie. in Stralsund, Georg Anton Janke
Cie. in l-Iaida letztere durchweg mit Mitglie-
dern der Blottendorfer Linie der Familie Kreibig
als Kompagnons, Gebrüder Görner in Wien
Mitglieder sieben Görner, Franz Anton 1821,
Josef 1832, Valentin 1832, Augustin 1806, Anm,G,ßD,ck,1pk,1gbüb".
Ferdinand 1825, Franz Alois 1843, Josef jun. ffmaen- fnil Darstellung eines Büch-
1825, Storm Cie. in Mailand, Janke Rauten- "gen mmh"'dds' Hab"
strauch Cie. in Lissabon. Den Wiener Platz beschickte also in erster Linie
Vergleiche E. von Czihak. Schlesische Gläser, Breslau 1891.
die Blottendorfer Firma Gebrüder Görner, welche ursprünglich in Brüssel
etabliert war und im Juli 1792 über Empfehlung der Erzherzogin Christine,
Gemahlin des Herzogs Albrecht von Sachsen-Teschen, Vizekönigs in Brüssel,
die Bewilligung erhielt, in der Haupt- und Residenzstadt eine eigene Glas-
handlung oder ein offenes Gewölbe zu errichten. Der Firma Görner gehörte
auch bis zu seinem Austritte im Jahre r8I8 Johann Knöspel als Kompagnon
an, worauf er sich selbständig in Wien etablierte. Eine dritte Handlung,
welche in Wien eine Niederlage besaß, war Fillinghauer 8c Mosig; die Dauer
2432
Abb. 29. Glas, dunkelgelb liberfangen, mit Darstel- Abb. 30. Jagdglas. rubinrot" Überfang
lung einer Entenjagd
ihres Bestandes ist unbekannt; doch ist sie für das Jahr 18o5 nachgewiesen.
Über einzelne Blottendorfer Glasarbeiter wissen wir näheres. Von Anton
Langer vulgo Kathrin Tonel wird erzählt, daß er als erster um dasJahr X800
den Steinlschliff besorgte und ebenso soll Kugler Franz Hauptmann Blotten-
dorf Nr. 84 zuerst die sogenannten Spitzsteindel hergestellt haben. Glasmaler
Egermann in Blottendorf bemalte eine Nachtlampe aus weißem Beinglas und
von Manneshöhe für eine Glasausstellung, welche Handelsmann Johann
Anton Zinke in Haida arrangierte. Diese Ausstellung wurde von den
Majestäten am I7. Oktober 1804 besucht, wobei sie mit ausgezeichnetem
Forschergeiste und Kunstliebe diese Glasmanufakte betrachteten und prüften,
in huldreichsten Ausdrücken ihr Wohlgefallen äußerten und den Künstlern
laut Dero höchsten Beifall spendeten". Um 18m war eine Mathilde Riedel
in Blottendorf Graveurin von Monogrammen und Sinnsprüchen, deren Buch-
staben sie aus lauter kleinen Rosen und anderen Blumen bildete. Von den
vielen, derartig geschmückten Empiregläsern I-Iaida-Steinschönauer Pro-
venienz, die in ihren Gravierungen eine Frauenhand verraten, wird manches
auf Rechnung dieser Kleinkünstlerin zu
setzen sein. Der Graveur Johann Preiß-
ler bevorzugte Ansichten der Stadt Tep-
litz und ihrer Umgebung. Zu gleicher
Zeit, um x830, fertigte Josef Oppitz, mit
dem Beinamen Koch, Gesellschafter der
Firma Oppitz Cie. in Corufia, Ferrol
und Vigo, Riesenpokale von über ein
Meter Höhe also Stücke, wie sie uns
kaum mehr erhalten sind. Eine Skizze
zu zwei derartigen Pokalen, die er in
rotem Glase mit braunem Überfang zur
Ausführung brachte und welche mehr
für technische Höchstleistungen als für
Kunstwerke angesehen werden müssen,
ist vorhanden und hier abgebildet Abb.
27. Das Jahr 1836 rühmt die Brüder
Schnabel als die besten Glasschneider
Blottendorfs.
InNieder-PreschkauundRöhrsdorf
saßen hauptsächlich Schleifer, in Arns-
dorf Graveure, unter denen Ostritz in
den vierziger Jahren der fähigste ge-
wesen sein soll.
vk
Fk
Wie einleitend erwähnt, wanderte
jedes Glas und jeder einzelne Gegen-
stand von Ort zu Ort und von Hand zu
Hand, um stets eine andere technische
oder künstlerische Behandlung zu er-
fahren und schließlich als fertiges Objekt
dem Raftineur zurückgestellt und in den
Handel gebracht zu werden. Das Über-
Abb. 31. Großer Jagdpokal der Kelch aus grünem
Glas mit aufgelegtern goldenen Blanwerk, der weiße
Fuß bemalt mit Rosen, Höhe 0'235 Meter
fangen des kristallhellen Glases mit einer anderen Farbe geschah in der Glas-
hütte, und zwar entweder als Innenüberfang oder als Außenüberfang. In
ersterem Falle nahm der Glasmacher einen kleinen Patzen Kristallglas auf
das Eisenrohr, die sogenannte Pfeife", blies diesen Patzen das Kölbel"
genannt bis zu einem Durchmesser von etwa Zentimeter auf und ließ
ihn hierauf bis zu großer Zähigkeit erkalten. Das Farbenglas war in Stücken
von Zapfenform und 20 Zentimeter
Länge vorrätig. Zerschlagen und zer-
kleinert, an einer Eisenstange im Ofen
bis zur Zähßüssigkeit gewärmt, wurde
es nun auf das Kölbel übertragen und
mit diesem im Feuer angehitzt. Hier-
durch erreichte der Glasmacher eine
gleichmäßige Verteilung des Farb-
glases über dem Kristallkölbel. Er
nahm, da er in diesem Fall einen Innen-
überfang herstellen wollte, abermals
aus dem Kristallglashafen die nötige
Menge Glasmasse auf und blies das
Gefäß fertig. Der Außenüberfang da-
gegen erfolgte vom Nabel aus", auch
Trichter"genannt. Zu diesem Zwecke
mußte der Meister mit Hilfe eines
eisernen Instrumentes ein Loch in
das Kristallkölbel stoßen, dieses zum
Nabel" auftreiben und mit einem
Patzen Farbglas wiederschließ en. War
ein zwei-
ter Über-
fang be-
absichtigt,
Abb. 32. Schweres Glas. gelb überfangen, die Wan- Sokafn auf
dung mit Spitzsteindelschlifi, Medaillen mit Darstel-
lung eines Hirschrudels am Wasser das erste
Farbglas
ein zweites. Das Ganze wurde nun gewärmt und
zur Kugel von etwa 20 Zentimeter Durchmesser
aufgeblasen. In die Höhe gehoben, sinkt der obere
Teil der Kugel, also der farbige, ein und es ent-
steht ein Trichter, welcher nun von der Pfeife
abgeschlagen und auf einen ausgehöhlten Holz-
klotz niedergelegt wird. Ein gleichzeitig neu auf-
geblasenes Kölbel aus Kristallglas wurde hierauf
in den Trichter eingedrückt, so daß nun die Farb-
glasschicht nach allen Seiten von hellem Glas
eingeschlossen war. Hierauf wurde der ganze
Trichter ins Wasser getaucht. Durch die hier-
durch folgende Abkühlung sprang der äußerste
Mantel dies war das zuerst zum Nabel auf-
getriebene Kristallkölbel ab und hatte nun der
Abb. 33. Glas mit Darstellung einer
Trichter nach außen hin den gewunschten Uber- Löwenjagd, rubinroter Überfang
fang. Nach der darauffolgenden neuerlichen Erwärmung des Trichters und
seinem Aufblasen zur Kugel, mußte der Meister darauf sehen, den farbigen
Teil in die Form zu senken, während der farblose Teil die Klappe bildete.
Waren zwei Überfänge herzustellen, so wurden die zwei Farben nach-
einander auf den Nabel gelegt also beispielsweise bei violettem Überfang
zuerst Blau und auf dieses Rot. Beim fertigen Glas war dann die Reihen-
folge der Glasschichten, von außen gerechnet, blau, hierauf rot und schließ-
lich farblos Kristall. Durch das Schleifen und Kugeln konnte die blaue
s.-x..'lx,4lx-. im
"ffifffr
Abb. 34. Glas. rubinrot überfangen, die beiden
Medaillons Pferd und rückseitige Ziervase mir
kameenanig behandeltem Schliff
Abb. 35. Glas, gelb überfangen, besonders
schwerer Fuß
Schicht an einzelnen Stellen entfernt werden und es entstand ein violett-
farbiges und rotes Glas; beziehungsweise, es konnte durch Ätzen ein violetter
oder roter Dekor auf dem Kristallglas erzeugt oder, richtiger gesagt, aus-
gespart werden. Die Überfanggläser aus farblosem Glas mit transparentem
Farbenüberfang haben schon aus ästhetischen Gründen entschieden den
Vorzug gegenüber den farbigen mit opakem Überfang. Am wenigsten er-
freulich ist die Schöpfung weiß überfangener Gläser. Sie zeigen einen viel
zu harten Gegensatz des kalten Weiß zu der wieder herausgeschliffenen
blauen, roten oder grünen Grundfarbe.
Neben dem Überfangglas erfreute sich auch das durchsichtige Farben-
glas einer bedeutenden Förderung. Es wurden blaue, gelbe, grüne und
Abb. 36. Karlsbader Glas mit Darstellung der Spru- Abb. 37. Teplitzer Glas mit Änsichr des Schlot-
delkolonnade, gelber Überfang platzes, lila iiberfangen
violette Transparentgläser hergestellt. Als Königin der Glasfarben galt seit
jeher aber ein schönes Rot. Johannes Kunkel, welcher die kurfürstliche Glas-
hütte auf der Pfaueninsel bei Potsdam leitete, erfand 1734 das wirkliche
Goldrubinglas. Obwohl sein Rezept erst 1826 veröffentlicht wurde, machte
Glasmeister Leopold Mayer auf der Paulinenhütte schon im Jahre 1803
gelungene Versuche mit Rubinglas. Die Hütte Neuwelt erzeugte 1828 Rubin-
plattierglas, somit Überfangglas, und 1842 massives Rubinglas mit Gold-
purpur. Auch von Friedrich Egermann heißt es, daß er im Jahre 1830 das
so viel beliebte und viel belobte Rubinglas" herzustellen verstand. Eine
andere Gruppe waren die halbdurchsichtigen und undurchsichtigen opaken
Glasarten, so das Milch- auch Beinglas genannt, Alabaster- und Opalglas,
mit ihren verschiedenen Färbungen, wie Chrysopras grünes, Turquis blaues,
Rose Dubarry rosa Beinglas. Auf die Herstellung des ganz dunklen,
schwarzen und undurchsichtigen Glases I-Iyalitglases erhielt Graf Buquoy
im Jahre 1820 ein achtjähriges Privileg. Es wurden daraus Tee- und Kaffee-
service erzeugt."
Aus der Glashütte gelangen die Gegenstände zuerst zum Schleifer, der
in erster Linie das Absprengen und Abkratzen zu besorgen hat. Wie vorhin
Julius Reich, Hahlglasindustrie Österreichs, Wien 1898.
Abb. 38. Gelb überfangenes Glas mit der Abb. 39. Lila bemaltes Glas mit Ansicht
Ansicht von Ischl der Rextenbachrnüble bei Ischl
beim Überfangverfahren besprochen, war das Trinkglas nach dem erst-
geblasenen Zustand oben mit einer Glashaube geschlossen. Zum Entfernen
dieser Haube oder Kappe" bediente sich der Schleifer des Absprengzeuges,
einer rotierenden Steinscheibe. Abgesprengte Kappen, Brocken genannt,
sowie die durch das eigentliche Schleifen abfallenden Splitter das Gekrösel
wurden gesammelt und gelegentlich den Glashütten verkauft. Das Schleifen
der Gläser erfolgte mit Hilfe einer 20 bis 30 Kilogramm schweren Scheibe
aus Gußeisen mit vertikaler Welle in einem zirka ein Meter hohen, bis
zu seiner Hälfte mit Wasser gefüllten Holzkasten. Auf die Scheibe wurde
nasser, scharfer Kiessand aufgetragen und das zu schleifende Glas angedrückt.
Das Polieren geschah mit Hilfe einer an die Stelle der Gußeisenscheibe ein-
gesetzten Steinscheibe oder einer solchen aus Pappel- oder Weidenholz,
die mit einem Poliermittel, am besten dem aus dem Schleifkasten gewonnenen
Schleifschlamrn, bestrichen wurde. Mit wenigen Ausnahmen wurde das
Schleifzeug mit dem Fuße getreten und hießen diese daher auch Trempler-
zeuge" und derartig arbeitende Schleifer Trempler". Heute sind beinahe
durchgehend Schleifmühlen an Stelle der mit dem Fuße getriebenen Zeuge
getreten." Die Frauen der Schleifer besorgten mittels Rückenkorbes den
Transport der Gläser von der Glashütte und zurück, das Aus- und Einpacken,
die Reinigung des Glases, die Herstellung des Schleifsandes, wobei auch
Karl Hauck, Heimarbeit in Österreich, Wien rguo.
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die Kinder halfen, und schließlich mußten sie auch ab und zu den Mann bei
der Tremplerarbeit ablösen.
Die Behandlung des Glases beim Kugler war im Prinzip dieselbe wie
beim Schleifer. Während aber letzterer den Zweck verfolgte, ebene Flächen
am Glas herzustellen, war es Aufgabe des Kuglers, krumme oder ein-
springende Flächen zu erzeugen. Vornehmlich stellte man auf den Gläsern
runde Scheiben her, deren Peripherie tiefer lag als das Mittel und die sich
daher wie eingelegte Kugeln ausnahmen. Durch die Einarbeitung solcher
Abb. 40. Schweres Glas mitAnsicht derKleinseite Abb. 4x. Rubinrotes Überfangglas mit der An-
und des Hradschin in Prag. violetter Überfang sich der Karlsldrch
Kugelsegmente erhielten die Schleifer die Bezeichnung Kugler". Ihre weiteren
Arbeiten bestanden im sogenannten Steinlschleifen oder Brillantieren nach
gewissen Mustern, wobei gewöhnlich der Meister die Grundlinien einritzte,
also das sogenannte Reißen" besorgte, während der Geselle als Fortsetzung
das Schneiden vornahm. Die Vielseitigkeit solcher Aufgaben eines Kuglers
führte zur Unterscheidung von Eckigkuglern, Zenklern, Bodenkuglern und
Walzenschleifern, da einzelne Kugler nur imstande waren, eine bestimmte
Art von Arbeit zu liefern. Wir finden also auch auf diesem Felde häufig
eine neuerliche Arbeitsteilung. So war, um dies an einem Beispiel zu demon-
strieren, bei der violett überfangenen Tulpenvase auf Tafel die Herstellung
des ausgezackten Mündungsrandes Aufgabe des Zenklers, die Bearbeitung
des Bodens mit Rautenschliff Sache des Bodenkuglers, während die glatten
Wandfiächen der Schleifer oder Trempler herzustellen hatte. Allerdings gab
es auch Kugler, die sämtliche am Glas vorzunehmenden Schleifarbeiten
verrichten konnten. Das Kuglerwerkzeug bestand aus einer vertikal gestellten
schmiedeeisernen Schleifscheibe das Rad genannt mit vier Speichen.
Der Arbeiter saß auf hohem Stuhl ohne Lehne und hielt das Glas, auf dem
das Muster mit gefärbtem Lack vorgezeichnet oder punktiert war, an den
untersten Rand der rotierenden Scheibe. Er mußte, da der stets aus dem
Trichter auf Rad und Glas tropfendeBrei aus Kiessand die Schleifstelle
deckte, den Fortgang seiner Arbeit mehr vermuten als er ihn erkennen
konnte. Ein häufiges Abspülen des Glases war
daher notwendig.
Zum Gravieren oder Glasschneiden wurde
das primitive hölzerne Kuglerzeug durch ein
gabelförrniges Bronzestück ersetzt. An die
Stelle des großen eisernen Schleifrades traten
kleine Kupferscheiben und an die Stelle des
Schleifsandes ein mit Olivenöl angerührter
Schmirgel. Das zu verfeinernde Glas wurde
an das rotierende Rädchen gehalten und nun
je nach Verschiebung des Glases parallel zur
Drehachse der Scheibe oder in der Richtung
einer Tangente mulden-, faden- oder nur punkt-
förmige Aushöhlungen verschiedener Tiefe
hervorgerufen. Die durch den Schmirgel matt
geriebenen Stellen konnten mit einem Rädchen
aus Holz oder Bein, dem ein Poliermittel auf-
gestrichen wurde, glatt gerieben oder poliert
werden. Es gab Graveure, die tief konkave
iigurale Darstellungen, welche von Künstlern
in großer Ausführung modelliert oder auch nur Abb-Wg Gälhgs Übemfßglas Ansim
in Zeichnung entworfen wurden, in kleinem er wagkn nächst?!"
Maßstabe mit zartester Feinheit und bewundernswerter perspektivischer und
formaler Richtigkeit und Klarheit der Ausführung herausarbeiten konnten.
Ein solcher Künstler war unter vielen anderen, bereits früher angeführten
Graveuren Franz Anton Pelikan in Meistersdorf bei Steinschönau. Er galt
in den zwanziger und dreißiger Jahren als der tüchtigste Glasschneider des
Bezirkes und wird hier speziell genannt, weil ihm für seine Verdienste
gelegentlich der Gewerbeausstellung im Jahre 1831 die silberne Medaille
zuerkannt wurde.
Hinsichtlich der Wahl der Darstellungen hielten sich die Graveure und
Glasschneider des Industriebezirkes stark an die von ihren Vorfahren im
XVIII. Jahrhundert bevorzugten Vorwürfe. Von Interesse wird daher hier
die Wiedergabe eines Berichtes sein, den Oberhauptmann Leb von Lieben-
haus im Juni des Jahres 1704 dem Fürsten Schwarzenberg erstattete. Es
4-1
handelte sich damals um die Ausschmük-
kung geschnittener, in Schwarzenbergi-
schen Hütten für die großen Absatzgebiete
Spanien, Holland und Indien erzeugter
Gläser. Ein dem Oberhauptmann Leb be-
freundeter Jesuit in Rotterdam, welcher die
Absatzländer bereist hatte und die Wünsche
und den Geschmack der Abnehmer daher
aus eigener Erfahrung kannte, empfahl
den Glasschneidern die Darstellung der
Eucharistie, der unbefleckten Empfäng-
nis, die Figuren der Apostel, Evangelisten
und Kirchenväter, die Personifikationen
derKardinaltugenden, unter den profanen
Motiven die Elemente, die Jahreszeiten,
weiters als beliebte Darstellungen Blumen
und Früchte, Jagdszenen und Fischfang
und schließlich einzelne Tiere. Wir sehen
bei Betrachtung der Gravierungen auf den
Biedermeiergläsern, daß hier alles so ziem-
lich beim alten geblieben ist. Alle vorer-
wähntenDarstellungen kehren wieder. Reli-
giöse Sujets und die Figuren der Heiligen
sind häufig; unter ersteren dominieren die
Verkündigung Mariens, die heilige Familie,
die wunderbare Weinvermehrung und das
Letzte Abendmahl, unter den Heiligen
nimmt der Patron Böhmens, Johann von
Nepomuk, die erste Stelle ein. Die Überfang-
farbe bei diesen Gläsern ist nahezu aus-
schließlich das Rubinrot. Das größte Kon-
tingentstellen diejagdgläser. Sie waren nicht
nur wegen der hier mit Vorliebe gewählten
opalgelben Überfangfarbe die kostbarsten,
sondern wurden auch in den größten Dimen-
sionen hergestellt Abb. 28. Die tüchtigsten
Glasschneider haben sich diesem Thema
zugewendet. Mit welch geschickter Be-
herrschung der Technik man kann sagen
mit welchem Raffinement- diese Klein-
Abb-n- Gwßerßwkßlvßkaljvirdßr Ansicht künstler arbeiteten, ersehen wir an einem
G'äfe"b"g' jfjßfjfj, Üb"'a"g' Hab" Jagdglas mit Darstellung einer Entenjagd
Abb. 29, Sammlung E. K. vonWellenheim.
Zwei Jäger jagen mit Hunden in einem Nachen. Die Figuren und das Land-
schaftliche sind normal aus der Außenwandung, zwei Enten im Hinter-
grunde dagegen aus der inneren Wandung des Glases herausgeschliffen.
Der Graveur hat, unterstützt durch die große Stärke des Glases, durch diesen
Kunstgriff eine ganz ausgezeichnete Perspektive erzielt. jäger mit Vorsteh-
hunden Abb. 30, Parforcejäger, einzelne jagdbare Tiere, besonders Hoch-
wild sind weitere beliebte Vorwürfe Abb. 31; bei Pokalen und größeren
Gläsern Hirschrudel, bei besonderer Betonung des landschaftlichen Teiles
Abb. z8 und Abb. 32. In vielen Fällen liegt eine Benutzung Ridingerscher
Blätter vor, unter denen sein Prächtiger Hirsch" und sein Flüchtiger
Hirsch" am meisten kopiert wurden. Das Reich der wilden Tiere ist durch
Elefanten, Bären, Affen, Tiger und Löwen vertreten Abb. 33. Die Vorliebe für
solche Darstellungen erklärt sich mit dem Interesse der großen Bevölkerung
für alles Seltene, mit ihrer Schaulust an Menagerien, herumziehenden Bären-
treibern und fahrenden Leuten mit Exoten. Es war ja die Zeit, in welcher
der ganze Ort alles liegen ließ und zusammenlief, wenn ein Savoyarde mit
seinen dressierten Affen erschien oder Kunstreiter ihre Bude aufschlugen.
Daher wurde auch das Zirkuspferd
ein beliebter Stoff Abb. 34 und 35.
Aber nicht genug damit, daß die
Schaulust des Käufers mit diesem
einen geschliefenen Bilde" befriedigt
wurde, kamen die Glaskugler auf den
Gedanken, aus der Rückwandung
des Glases fünf bis sieben Kugel-
segmente herauszuschleifen und so
dem Beschauer die Möglichkeit zu
bieten, das Bild ebenso oft in sehr
verkleinertem Maßstab betrachten zu
können. Diese Minuziation ist äußerst
bezeichnend für das Kunstgewerbe
des Biedermeier, welches es liebte,
alles möglichst zierlich zu gestalten
und überall das höchste Maß der
Verkleinerung zu erzielen. Setzen wir
nun in der Reihe der Motive für
gravierte Gläser fort. Der stets wach-
sende und speziell in jener Zeit auf-
fallend zunehmende Besuch der böh-
mischen Bäder brachte den Glashütten
neue bedeutende Absatzquellen, den
Glasschneidern ein neues Feld der
Betätigung. Gläser rnit einer Reihe
von Detailansichten der einzelnen
Abb. 44. Pokalglas mit halt-durchsichtigem Überfang
in Rose Dubarry", Goldbemalung und dem Wappen
Badeorte wurden nun massenhaft Kinsky
30
hergestellt Abb. 36 und Maler Josef Kittel gründete in Verbindung mit dem
Glasschneider Franz Simm aus Falkenau die erste Butike für solche Badgläser
in Teplitz Abb. 37. Andere Handlungen hielten in den übrigen Kurorten ihre
Laden während der Badezeit offen. Eine der beliebtesten Folgen wurde die
der einzelnen Brunnenhäuser in Franzensbad und Karlsbad. An die böh-
mischen Kurorte reihten sich jene des Salzkammergutes, vornehmlich Ischl
und Hallstadt, allerdings in verhältnismäßig beschränkter Zahl Abb. 38 und
39. Noch seltener sind Ansichten ganzer Städte Abb. 40 oder einzelner Bau-
Abb. 45. Blaues Überfzngglas, arn Rande Abb. 46. Gelbes Überfangglas mit der
herausgeschlißene Rosenbordüre AufschriftnSouvenir" aus Rosen undVer-
gißmeinnicht
lichkeiten Abb. 4x. Da Wappengläser nur über spezielle Bestellung ange-
fertigt werden konnten und der Industriebezirk weit ab von größeren Städten
lag, ist eigentlich nur der böhmische, auf seinen Herrschaften im Norden
des Landes wohnende Hochadel vertreten. Die vorkommenden Wappen
beschränken sich auch hier auf die in der Glasindustrie engagierten Familien
Kinsky, Harrach, Buquoy und Schai-Tgotsch Abb. 44.
Eine große Gruppe von Gläsern ist der Freundschaft und Liebe ge-
widmet Abb.45. Schon ihre Bestimmung ließ ihnen musterhafte Ausführung
zuteil werden, Sie sind wichtige Dokumente für das Privatleben in der ersten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, mit seinem Sinne für liebenswürdige
Anmut und heitere Lebensfreude, mit seinem Charakter bescheidener Häus-
lichkeit und halb elegischer, halb idyllischer Stimmung, zu welcher wir uns
nach einer Pause abfälliger Beurteilung nun wieder in der heutigen Hast-
periode zurücksehnen. Diese Gläser sind also ebenso charakteristische und
kulturhistorische kunstgewerbliche Kleinarbeiten wie etwa die Wunsch-
karten der Biedermeierzeit, zu deren ausführlichen Besprechung Direktor
Pazaurek durch das heute allgemeine, gleichen Motiven entspringende
Interesse angeregt wurde." Der Gedankenschatz ist bei den Widmungs-
Abb. 41. Violenes Überfangglas mit Blumen- Abb. 4a. Gelbes Überfangglas mit Symbolen
girlanden und Musikinstrumenten weiblichen Hausüeißes, Sinnspruch und Blu-
mengewinden
gläsem, die sich wohl meistens Liebende gegenseitig verehrten, ein sehr
reicher Souvenir" mit abwechselnd aus Rosen und Vergißmeinnicht ge-
bildeten Buchstaben; in gleicher Weise Zum Andenken", die drei Parzen
mit Spinnet bedachtsam, denn es gilt meiner Freundin", oder Spinnet noch
lange den Faden seines Lebens"; Embleme weiblicher Häuslichkeit Strick-
korb, Blumenvase und Stickerei mit Sie regen ohn' Ende die fleißigen
Hände"; eine Reihe von Herzen mit Zu Dir mein Wunsch aus Herzen
spricht"; Embleme der Musik etc. etc. Abb. 46 bis 49.
Die Maler oder Mandler wie sie von ihrer Hauptbeschäftigung,
Figuren auf das Glas zu malen, hießen hatten entweder farbloses, durch-
sichtiges oder farbiges, opakes Glas zu bemalen. Eine Bemalung farbig trans-
parenter Glasllächen ist nicht erfolgt, weil ja bei solchen Gläsern eine
Stuttgart, Verlag Hoffmann.
weit größere dekorative Wirkung durch das Ausschleifen erzielt wurde.
Das Bemalen des Kristallglases erfolgte mit durchsichtigen Schmelzfarben
vergleiche mehrere Beispiele auf Tafel II, das Bemalen der opaken Gläser
dagegen mit undurchsichtigem Email. Die letztere Technik lag aber nicht
im Wesen des Glases, wie etwa die des Schleifens und Gravierens, sondern
ist lediglich von dem Porzellan durch den französischen Geschmack auf
Glas übertragen worden. Zu diesem Zwecke mußte das Glas erst undurch-
sichtig gemacht, also ihm seine wesentliche Eigenschaft genommen werden.
Erst dann konnte es mit Blumen, Figuren oder ganzen Szenen bemalt werden.
Die Geschmacklosigkeit äußert sich hier darin, daß mit dem Grundprinzip
des Kunstgewerbes, jeden Gegenstand nach den Kunsteigenschaften seines
Materials zu gestalten und zu verschönern, gebrochen und der Nachdruck
auf eine dem Material fremdartige Kunstweise gelegt und diese zur Hilfe
herbeigezogen wurde. Die Maler unseres Industriebezirkes haben dies
vielleicht selbst gefühlt, denn sie übertrugen die Arbeit mit Kaltfarben ganz,
jene mit Emailfarben teilweise ihren Frauen und Kindern und beschränkten
sich auf die Bemalung der Gläser mit Schmelzfarben und auf die Porzellan-
malerei. Da in den Orten, wo die GlasrafHneure ihren Sitz hatten, sich auch
Porzellanhändler niedergelassen haben, konnten die Mandler für beide
arbeiten. Die Bemalung der transparenten Gläser erfolgte mit Metalloxyden,
welche mit Lavendelöl angerieben wurden und die Fixierung durch das
Einbrennen, durch Verschmelzen der Farben
mit dem Glase. Von einzelnen Glasmalern ist
bekannt, welche Motive dieselben bevorzugten.
So malte F. Pilz in Blottendorf um 1820 Land-
schaften, Rudolf Schlegel in Haida um 1815
Figuren in antiker Auffassung, Anton Albert in
Blottendorf um 1820 Hirsche, Karl Schön-
berger in Falkenau um X805 Figuren, Johann
Zosel 1830 Girlanden, Karl Löhnert 1837
Weinlaub, Franz Pietsch 1820 Goldeichenlaub
und Goldfestons, Franz Schimpke in Tannen-
berg 1830 bunte Vögel, Eichhörnchen, Fische
und Blumen. Als Wappenmaler wird Hiero-
nymus Löhnert in den dreißiger Jahren genannt.
Zu hervorragenden Malern zählten die beiden
Ahne, Vater und Sohn, um 1840 in Steinschönau,
weiters Lenhart und Pfützner ebendort, Zahn,
Pohl und Pilz in Falkenau sämtliche um 1840,
sowie die bereits im geschichtlichen Abriß über
die Industrieorte Genannten. Über den Handel
wurde bereits gesprochen. In seiner ursprüng-
Abb, Blaues Überfangglas mit den liehen ältesten Form war der böhmische Glas-
Figuren der Parzen und Sinnspruch handel ein I-Iausierhandel, ein arktgehen mit
hatte er seine bedeutende Aus-
JJ
der Kraxe oder dem Schub-
karren, ein Marktfahren mit
dem großen Karren oder dem
Fuhrwerk von Ort zu Ort. Schon
in diesem primitiven Stadium
dehnung und eroberte fast alle
Märkte Europas. Die regelmäßig
wiederkehrenden Marktfahrten
führten zur Bildung fester Han-
delsniederlassungen und der Auf-
enthalt der Glashausierer in den
Seestädten zum gesellschaft-
lichen Faktoreibetrieb. Zweig-
niederlassungen gründen sich
im XVIII. Jahrhundert in Stral-
sund und Riga, in Hamburg und
London, in Vama und Konstan-
tinopel. Aber nur mit größter
Aufopferung und unter An-
strengungen konnten die böh-
mischen Glashändler solches er-
reichen. Damals war noch gegen
die venezianische Konkurrenz zu
kämpfen, die über ein brillantes
Rohmaterial, welches Murano
aus Scherben alten venezianischen Glases, aus Lagunensand und der Asche
der adriatischen Strandpflanzen gewann, verfügte. Die böhmischen Hütten
arbeiteten weit schwieriger mit Quarz und Waldasche. Erst nach 1770
gelingt es, Venedig lahmzulegen. Anton Vinzenz Preisler, geboren 29. Sep-
tember r766, unternimmt nun im Mai des Jahres r77g seine erste Reise
nach Spanien, um auch dieses Land der l-Ieimindustrie zu öffnen. Er wieder-
holt die Reisen und macht seine letzte im April des Jahres 1800, als die
Seuche in Spanien I-Iekatomben unter den böhmischen Glashändlern fordert.
Preisler führt in Sevilla sein Tagebuch. Es ist eigentlich eine Sterbematrikel.
Vom 2. September bis 23. Oktober rafft die Seuche Mitglieder der Familien Pilz,
Opitz, Preisler,Kreibich und Rautenstrauch hinweg, von letztererFamilie allein
vierim Glashandel engagierte Männer. Am 4. Oktober schreibtVinzenz Preisler
Gott, wieviel Elend auf einmal. Ich sehe alle Augenblicke, wann die Reihe
an mich kommt. Weib und Kinder verlasse ich ungern; aber ich helfe, wo
ich helfen kann." Er nimmt von jedem Sterbenden Abschied und am
I4. Oktober schließt er sein Tagebuch. An diesem Tage selbst erkrankt,
starb er in Sevilla am 23. Oktober 1800. Aber trotz der Seuche sendet der
Bezirk neue Vertreter nach Spanien, um das Absatzgebiet zu behaupten
Abb. 50. Blumenkelch, gelb übel-fangen mit geätzter Blan-
rispe, in einem Widderkopf aus Bronze gefaßt
Eva; Aavuusvu uns yuun uunaunuvl. uns. Alnnluvlwnuulynslaluu, vvuiuuv uu Olßlßll
Drittel des XIX. Jahrhunderts bestanden, haben wir bereits, soweit sie aus
Blottendorf hervorgingen, bei der Besprechung dieses Industrieortes genannt.
Die größten Firmen aus I-Iaida waren Georg Jancke, welche bis r836 in
Cadiz, von da ab in Sevilla und Valencia etabliert war, und Günther
Bretschneider, etabliert in Petersburg. Die Langenauer Firma J. A. Trauscke
hatte Niederlassungen in Amsterdam und Oporto, die Steinschönauer Firma
Vogel, Hölzel 8c
Knechte Nieder-
lassungen in Smyr-
na und Konstanti-
nopel. Blottendorf
mußte in den fünf-
ziger Jahren das
I-Iauptproduktions-
zentrum an Stein-
schönau, das Han-
delszentrum an Hai-
da abgebenAls eine
Spezialität Stein-
schönaus im loka-
len Kommerzialbe-
trieb galt die Fuhr-
werkerfamilie Vet-
ter. Sie besorgte
nämlich denTrans-
port der Gläser aus
Steinschönau nach
dem Süden bis Tri-
est und hielt hierzu
vierzig bis fünfzig Hengste, und zwar durchweg Schecken, wodurch sich das
Vetterische Gespann auf der I-Ieerstraße schon von weitem kenntlich machte.
Von Konkurrenzindustrien in der Nähe der Haida-Steinschönauer Glas-
rafiinerien kommt soweit es sich um das Überfangglas handelt nur
die Joseiinenhütte bei Warmbrunn in Schlesien in Betracht. Graf Leopold
Schaffgotsch ließ diese Hütte im Jahre 1841 durch den tüchtigen und streb-
Samen Glaskünstler Franz Pohl erbauen und bestellte ihn zum Direktor.
Pohl hat wenige Jahre darauf die Technik der retikulierten, das heißt der mit
inkorporiertem Fadenschmuck geschnürlten Gläser kultiviert und große
Erfolge erzielt. Was nun die Überfanggläser betrifft, so sind dieselben durch
ihr geringes Gewicht von den böhmischen zu unterscheiden. Auch bildet
der Stoff der Darstellungen, zumal Ansichten reichsdeutscher Städte und
reichsdeutscher Bäder, ein Trennungsmerkmal. Hinsichtlich der Qualität
Abb. 5x. Konfektschale, blau überfangen, auf Silberfuß rnit Wiener Probe
JD
dieser Gravierungen stehen die schlesischen Gläser hinter den böhmischen
zurück. Warmbrunn hatte zwar im XVIILJahrhundert tüchtige Glasschneider
und einer dieser, Johann Friedrich Mecke, darf sich 1787 rühmen, daß er
imstande sei Originalia, Landschaften und Perspectiva dergestalt in Stein-
schneiderey zu liefern, daß seine Arbeiten von weitem gesucht und ihm das
schrneichelhafte Zeugnis ertheilet wird, daß seine Lieferungen derer übrigen
Bemühungen überträfen"; doch klagt derselbe Mecke gleichzeitig über den
gänzlichen Verfall der Glasschneidekunst. Die schlesischen Überfanggläser
bevorzugen die hell Weinrote, ins Gelbe spielende Farbe; die Gravierungen
beschränken sich auf Architekturen und Landschaften mit harten Linien.
LISELUND AUF MÖEN 50' VON HARTWIG
FISCHEL-WIEN 50
EM südlichen Ende der I-Iauptinsel des dänischen König-
reiches, Seeland, ist die kleine, langgestreckte,
wegen ihrer landschaftlichen Schönheit berühmte
Insel Mo'e'n vorgelagert.
Das Hochplateau am Ostrande von Moen,
welches mit steilen Wänden aus Kreidefelsen
gegen die Ostsee abstürzt, trägt ein waldreiches
Gebiet, das die Küste bekränzt. Hier hat sich ein
Landsitz erhalten, Liselund" genannt, der ein
kleines Schmuckstück aus dem Ausgange des
XVllLjahrhunderts enthält.
In dem reizvollen, baumreichen Park, dem der Besitz seinen Namen
verdankt, liegt ein kleines Schlößchen, noch fast völlig unverändert seit seiner
Erbauung. Ein Kammerherr des lebensfrohen und genußfreudigen Hofes
Christian VII., der Struensee groß werden ließ, hat hier einen Sommersitz
errichtet, der höchst anziehend die heiterste Dekorationskunst walten ließ.
Der ehemalige Besitzer des stattlichen Rittergutes Marienborg auf der-
selben Insel, S. A. G. B. de la Calmette 1803, ließ im Jahre 1792 ein eben-
erdiges, strohgedecktes, an drei Seiten von offenen Säulengängen umschlos-
senes Sommerhaus auf einem Hügel des Parkes von Liselund errichten.
Das anspruchlose, aber gemütliche Äußere mit seinen glatten, weißen
Wänden und Stützen, auf denen unvermittelt das stattliche Strohdach mit
einem kleinen Dachreiter sitzt, läßt keine besondere Ausschmückung im
Innern erwarten.
Und doch bildet die Folge von regelmäßig geformten, kleinen und
größeren Räumen, die es birgt, eine ebenso abwechslungsreiche wie reiz-
volle Reihe gut gelöster Interieurs.
Sie atmen den heiteren, spielenden Geist der französischen Lebenskunst
und ormenwelt, welche noch teilweise abhängig ist vom Geiste des Rokoko
und doch schon
jener ernsteren,
strengeren klassi-
zistischen Rich-
tung verarbeitet,
die dem Schnörkel
und der bewegten
Linie gänzlich ein
Ende bereitet hat.
Dieses Kämpfen
-man möchte es
hier ein Ineinan-
derspielen zweier
so grundverschie-
denerFoi-menwel-
ten nennen tritt
von einem siche-
renRaumgefühlbe-
herrscht und mit
ländlicher Unbe-
fangenheit auf.
Man fühlt hier,
wie das konsequen-
te und architekto-
nisch empiindende
Gestaltungsprinzip
des Klassizismus
nur auf verwandte
Bestrebungen der
Barockzeitzurück-
zugreifen brauch-
te. um einen kon-
servativen Einschlag zu erhalten. Das überladene Detail der Rokokozeit, der
plastische Schnörkel, das reiche und kapriziöse Ornament, die alle Festigkeit
und Bestimmtheit wegwischten, sind nun selbst aufs strengste verbannt.
Dafür tritt die geradlinige Rahmung, die strenge Felderteilung wieder
in ihr Recht und beherrscht die Wandbildung. Im Möbel vollzieht sich der
Übergang vom geschwungenen Umriß in die geradlinige oder kreisförmige
Grundlage zögernder weil hier noch Bequemlichkeitsrücksichten stark
mitsprechen.
Da ist ein kleines Wohnzimmer mit ganz ruhigen, getonten Wänden
und lustigem, geblumtem Stoffbezug der Polstermöbel. Die gleichmäßig
dimensionierten und geradlinig gerahmten Porträte sind der einzige Schmuck
der Wand. Die Möbel haben aber an Rücklehnen und in der Polsterung noch
Liselund auf Möen, Ganenschlößchen
den weichen, geschwungenen Umriß der Barockzeit, wenn auch jeder
Schnörkel fehlt. An einigen Fauteuils sind noch Armlehnen und Füße
geschwungen. Dann wieder sind geradlinige Fußgestelle mit bewegtem Auf-
bau verbunden.
Endlich sind in einem anderen kleinen Raume, dem sogenannten Affen-
kabinett, der als Spiel- und Konversationsraum gedient haben mag, ganz
streng rechtwinklig gebildete Sitzmöbel zu sehen. Die Stühle mit geraden
"Sprossen als Rücklehne, das Sofa mit vollkommen rechtwinkligem Bau, der
sich aus der kistenartigen Konstruktion entwickelt und nur durch Polsterung
der Körperform entgegenkommt. Der Tisch kreisförmig mit kantigen, geraden
Füßen. An den Sockeln der Lamperie ein rechtwinkliges Gittermotiv, das an
chinesische Vorbilder erinnert. Die Wandbildung mit Spiegeln und Panneaux
jedoch klingt mit
ihrer Rahrnung aus
Palmstämmen und
mit ihren Trillagen
wieder so lebhaft
an gewisse grotes-
ke naturalistische
Gartenzimmer der
Barockzeit an, daß
man erst näher zu-
sehen muß, um im
gemaltenOrnament
der Panneaux die
antikisierenden,
von Pompeji beein-
Bußten Motive zu
bemerken.
Ähnlich wir-
ken in einem reiz-
vollen Gartensaal
mannigfaltige Ein-
flüsse zusammen. In
die geradlinige Fel-
derteilung der Wän-
de sind dort hei-
tere gemalte Pan-
neaux eingefügt,die
farbige Blumenge-
winde auf ganz hel-
lem Grunde zeigen.
Festons, Bukette in
strengerer Anord- Liselund, Schlafzimmer
nung, aber mit naturalistischem Detail verbinden sich mit antikisierenden
Ranken. In halbrunder Ecknische steht der sockelförmig gebildete Ofen, vor
ihm ein Paravent.
Die Öfen des Schlößchens sind besonders amüsant und zeigen mannig-
faltige Versuche, einen strengen Aufbau des Heizkörpers zu erzielen und
diesen als Träger von Büsten oder anderen plastischen Schmuckes als
Bestandteil der architektonischen Gliederung einzuordnen. Am einheitlichsten
ist ein größerer Speisesaal gelöst, der als letzter Raum der Flucht Beleuchtung
.4
d.
von drei Seiten hat und Pilaster mit ionischen Kapitälen zur Wandgliederung
verwendet. Hier ist auch an den Wänden Steincharakter angestrebt; die
Pfeiler zeigen große Spiegel als Füllungen zwischen den Fenstern. Man hat
wohl den Lichtentgang, der durch den Säulenvorbau entstand, durch Spiegel
und zahlreiche Öffnungen paralysieren wollen und so dem Raume fast alle
WandHächen genommen.
Die weißen Möbel zeigen hier jene lyraförmigen Rücklehnen, die in der
Übergangszeit zum Empire so beliebt waren.
Von dem intimen, gemütlichen Wohnraum, der noch keine Architektur
aufkommen läßt, bis zu dem etwas steifen, aber dabei doch fröhlichen
Speisesaal, der ganz der Steinarchitektur untertan wird, sind in diesem
kleinen Häuschen wohl genug Kontraste betont. Und doch ist eine heitere
39
Unbefangenheit überall fühlbar, die mit mannigfaltigen Formen spielt. ohne
jemals die Wohnlichkeit und Ländlichkeit außer acht zu lassen, und so
Übergänge und Nutzanwendungen schafft, damit alles gut an seinem
Platze wirkt.
Daß dieses Schlößchen, seitdem es geschaffen wurde, oftmals benutzt
und bewohnt war, ist ein guter Beweis dafür, daß es nicht nur heiter anzu-
sehen, sondern daß darin auch angenehm zu leben ist.
AMERIKANISCHE KUNSTAUSSTELLUNGEN
DER SAISON 1909-1910 50' VON CLARA RUGE-
NEWYORK 5th
EIT einigen Jahren dehnt sich die amerikanische
Kunstsaison immer mehr aus. Früher war sie
mit der Ausstellung der Academy of Design in
Newyork, die im April zu Ende ging, vorüber.
Nun aber reicht die Saison bis in den Hoch-
sommer hinein. Noch im August wird den
Künstlern durch Ausstellungen Gelegenheit ge-
geben, ihre Werke zu zeigen. Deshalb ist auch
jetzt erst ein abschließendes Urteil über die
vergangene Saison möglich. Sie hat nicht nur
viel, sondern auch wirklich Gutes gebracht.
Allerdings, die ganz großen Werke" suchte man vergebens. Wir warten
auch noch immer vergebens auf das große Ausstellungsgebäude, das für
Newyork schon längst geplant ist. Bis jetzt konnten weder genug Mittel
noch der rechte Platz hierfür gefunden werden. Schon aus Mangel an
geeigneten Räumen ist eine Zersplitterung des Ausstellungswesens un-
vermeidlich.
Da bis jetzt in den offiziellen Ausstellungen fast nur die Akademiker und
die erprobten Talente beachtet wurden, haben sich auch außerhalb des Fine
Arts-Gebäudes viele Kunstzentren gebildet. Sie bringen manches Wertvolle
und geben besonders von der neueren amerikanischen Kunst und vom
Kunstgewerbe ein charakteristisches Bild. Vor allem sind es die Ausstel-
lungen in den Kunstsalons von Macbeth und Montross, wo bedeutende ame-
rikanische Maler in Spezialausstellungen zur Geltung kommen.
Montross stellt namentlich die Bilder der nichtkonventionellen"
Künstler aus, die bereits anerkannt sind. Macbeth dagegen unterstützt gern
die Talente, die noch um Anerkennung ringen müssen.
Während die meisten der hiesigen Kunsthändler aus kommerziellen
Gründen die importierten Gemälde vorziehen und deshalb den amerika-
nischen Künstlern wenig helfen, machen Macbeth und Montross eine rühm-
liche Ausnahme.
In. der letzten Saison gab es auch eine im größeren Stil gehaltene
sezessionistische Ausstellung". Die Unabhängigen" The Independents
hatten hauptsächlich unter Robert Henris Führung eine Ausstellung von
Gemälden und Skulpturen veranstaltet, die vielversprechende Werke ent-
hielt, aber auch manche, die einem das Gruseln lehren konnten.
Bedeutung hatten die Ausstellungen des National Arts Club und der
mit ihm verbundenen National Society of Craftsmen. Sie brachten sowohl
Gemälde als auch kunstgewerbliche Arbeiten, die auch den Sommer über
ausgestellt blieben. In den Räumen des Arts Club gab es auch eine
Ausstellung von Gemälden des ungarischen Malers Marks. Die Arbeiten
fanden eine recht günstige Aufnahme.
Von den ausländischen Ausstellungen ist vor allem die Medaillen-
ausstellung zu nennen, die im Spanischen Museum zu sehen war. Ferner hat
das Metropolitan Museum viele wertvolle Neuerwerbungen gebracht, auch
von modernen Bildern, die in besonderen Räumen gezeigt wurden. Des neuen
Flügels des Museums, welcher der dekorativen Kunst gewidmet ist, habe ich
bereits in Heft I0 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift gedacht. Auch eine
größere Zahl von Gemälden Whistlers, die von verschiedenen amerikanischen
Lxselund. Salon
Museenund von Pri-
vatleuten entlehnt
waren, wurde zu ei-
ner Ausstellung ver-
einigt.
Von Gemälde-
ausstellungenaußer-
halb Newyorks wa-
ren die der Penn-
sylvania Academy
in Philadelphia, der
Coceran Gallery in
Washingtonund des
Camegie Instituts in
Pittsburgdiewichtig-
sten. Sie enthielten
aber viele Bilder,
dievorherodernach-
her auchin Newyork
zusehen waren.Das-
selbe gilt von den
Kunstgewerbeaus-
Stellungen der So-
ciety of Arts and
Crafts in Boston.
Unter die her-
vorragendsten Aus-
stellungen der letz-
ten Saison zählt die
desWaterColorClub
im Fine Arts-Ge-
bäude, die bereits am
30. Oktober 1909 begann und drei Wochen dauerte. Sie hatte weit mehr
hervorragende Werke als irgendeine der früheren Ausstellungen dieser
Vereinigung, wenngleich auch Minderwerliges zu sehen war. Die einzige
Auszeichnung, die hier verliehen wird, ist der Bealpreis. Er soll dem verdienst-
vollsten Gemälde, was immer für einer Gattung, verliehen werden. Er wurde
dem Fräulein Hilda Belchers für das Bild Junges Mädchen in Weiß" zuteil.
Das Gemälde war hinsichtlich seiner Technik ein Meisterstück und wurde
namentlich von den Künstlern viel bewundert. Besonders das weiße Gewand
erregte Aufsehen; es war kühn behandelt und in seiner Durchsichtigkeit von
täuschender Naturalistik. Künstlerisch war es aber doch nur ein Virtuosen-
stück. Geist und individuelles Empfinden hatten mit dem Werke nichts
zu tun.
Liselund. Salon
42
Zu den besten Gemälden gehörten Elmer Mac Kaies Winterszenen;
namentlich das halbgefrorene Wasser unter den großen Newyorker Brücken
war großzügig und kraftvoll dargestellt. Auch dieser Künstler beherrscht die
Technik der Aquarellfarben in reichem Maße. Ausgezeichnet waren noch
Louis F. Moras Skizzen aus Spanien". Sie besaßen vor allem eine harmonisch
gestimmte Farben-
fülle. Hervorragend
waren auch Land-
schaften und See-
stücke von Charles
W. Eaton, Edward
Dufner, Colins Cam-
pell, W. L. Palmer
und Walter Besig.
Jerome Myers
Szenen von der un-
tern Ostseite New-
yorks, dern Viertel
armer Juden und Ita-
liener, gehörten wie-
der zu den eigen-
artigsten Figurenbil-
dem. Francesco Spi-
cuzza hatte ein sehr
ausdrucksvolles Por-
tr'a't seiner Mutter ge-
sandt. Das einzige
Phantasiebild von
Wert war John C.
I-Iuffingtons Traum-
land".
Viel reicher an
Figurenbildern wa-
ren die beiden Aus-
stellungen der Aca-
demy.Esistentschie-
LiselunvLAlienkabinen den ein Fortschritt!
daß hier nicht mehr
ausschließlich das Landschaftsbild zur Geltung kommt. Man Endet nun auch
jüngere Maler in den Ausstellungen der Academy, Künstler, deren tiguralische
Werke von besondererBedeutung sind. Genannt seien Charles WJ-Iawthorne,
George Bellow und James Montgomery, die ihre Motive zum Teil Newyorks
kosmopolitischem Leben entnehmen. Als Figurenmaler ist ferner John
W. Alexander, der Präsident der Academy, zu nennen, dessen Mädchen-
43
bilder koloristisch fein gestimmte Arbeiten sind. Sie zeigen zwar etwas
japanischen Einfiuß, gehören aber doch zum Besten unserer Hguralen Kunst.
Zwischen der Winter- und Frühjahrsausstellung war kein wesentlicher
Unterschied. Das sensationelle Bild" fehlte. In der Winterausstellung erhielt
Gardner Symons für
seinen Opaleszie-
renden Fluß" den
Carnegie-Preis, der
dembestenGemälde,
ganz gleich ob Land-
schaft oder Figur,
zuerkannt werden
soll. Das farben-
schöne Bild zeich-
net sich durch voll-
endete Technik und
echtes Empfinden
aus. Die Isidor-Me-
morial-Medaille für
das beste Figuren-
bild bekam F. F. Wil-
liams. Sein Gemälde
brachte ein Motiv,
das der Künstler be-
sonders zu lieben
scheint Frauen in
altmodischen, bau-
schigenGewändern,
die sich in einer
felsigen oder waldi-
gen Gegend die Zeit
mit Lautenspiel und
Gesang vertreiben.
Die Komposition des
Preisbildes ist fein
stilisiert und die Far- Harris Die Kreuzi un Ch
ben sind von einer üiäxsegkirczzngema de der NewyorkerPau-
satten Harmonie, die
Williams durch wiederholte Trockenlasur auf lebhafter Primamalerei erreicht.
Durch diese Technik erhält er auch im Landschaftsbild satte Töne und eine
unbestimmte Textur und gewinnt einen eigenartigen Reiz. Leider geht er seit
kurzem in seiner Technik so weit, daß sie exzentrisch wirkt, und manche
seiner Wiesen beinahe an orientalische Teppiche erinnern. Für die beste
Skulptur der Ausstellung erhielt Chester Beach den Preis. Wir sehen eine
junge Nymphe von reinen, an-
mutigen Formen, die auf einer
großen Schildkröte steht. Übri-
gens kam diesmal die Skulptur
in den Ausstellungen der Aca-
demy zu kurz. In der vorletzten
Saison hatte sich der Multi-
millionär Gould unserer Bild-
hauerei erbarmt und der Aus-
stellung seine Reitbahn, die an
das Acaderny-Gebäude grenzt,
zur Verfügung gestellt. Dieser
Raum war jedoch in der ver-
gangenen Saison nicht zu be-
kommen, deshalb mußten die
Skulpturen in den Räumen der
Gemäldeausstellung unterge-
bracht werden. Die Winter-
ausstellung enthielt denn auch
nur etwa 30 Bildhauerarbeiten.
Nur wenige mehr gab es im
Frühjahr. In der Ausstellung,
die um diese Zeit abgehalten
wurde, sind fürSkulpturen keine
wams, Renefskulptur Preise verteilt worden. Es gab
aber Werke, die solche ver-
dient hätten. Namentlich Gabriele V. Whitneys Marmorgruppe Unsterbliches
Heldentum". Das impressionistisch gehaltene Werk zeigt auf einem Felsen
ein Weib, an das ein Mann sich klammert. Ferner interessierten die kraft-
vollen Porträtbüsten von Robert. Aitken, unter denen der energische Kopf
des jungen Malers Bellows besonders scharf charakterisiert war.
Dagegen gab es wie immer Preise für Bilder. Den Clark-Preis für das
beste Figurengemälde bekam Frederick J. Waugh. Sein Bild Die See-
räuber" nahm den Ehrenplatz in der Vanderbilt-Galerie ein. Es fiel bereits
aus der Ferne durch seine vielen bunten Figuren auf, war lebhaft in der
Komposition und dabei korrekt gezeichnet. Ob es aber des Preises würdig
war, ist mehr als zweifelhaft. Spötter nannten es wegen seiner bunten Farben
nicht mit Unrecht das Papageienbild".
An Maler unter 30 Jahren werden die drei Hallgarden-Preise verteilt. Sie
wurden Gifford Beal, Louis D. Vaillant und Charles Rosen gegeben. Beals
Schneebild von den Palissaden", dem felsigen Höhenzug am Hudson,war in
seiner echt poetischen Auffassung und meisterlichen Technik eines der
besten Gemälde der Ausstellung. Auch gegen die Erteilung des zweiten
Preises an Vaillant ließ sich nichts einwenden. Sein Bild Spiel im Wald"
45
zeichnete sich durch ungewöhnliche arbenharmonie aus. Vortrefflich war
auch Rosens Preisbild Sommerbrise", das breit und in flotter Technik
gemalt war. Die Saltusmedaille für ein verdienstvolles Gemälde wurde
Douglas Volk zuteil. Sein Bild hieß Die kleine Schwester". Es ist in der
etwas glatten Weise des Künstlers gemalt und besitzt eine harmonische
Farbentönung. Eine größere Zahl anderer Gemälde war aber mindestens
ebenso gut, manche sogar besser.
Auch Susan Watkins Tuilerien" verdienten kaum den Julia A. Shaw-
Memorial-Preis, der für das beste, von einer Frau ausgeführte Gemälde be-
stimmt ist, denn die Ausstellung enthielt manch andere Bilder von Frauen,
die ein stärkeres Können verrieten. Besonders bedeutend war Mary
C. Richardsons Gemälde Die Stiege hinauf". Die Künstlerin, die in Boston
lebt, hatte bis jetzt in Newyork noch wenig ausgestellt. Diesen Winter lenkte
sie nicht nur durch dieses Gemälde, sondern auch durch eine Spezialaus-
stellung bei Macbeth die Aufmerksamkeit auf sich. Besonders frisch und
ursprünglich sind Mary Richardsons Kinderbilder, die sich durch eigenartige
Farbenharmonie auszeichnen. Ihr Gemälde Die Stiege hinauf" zeigt eine
Frau, die ein Kind auf dem Arme trägt. Das Weib hat ein grünes Samt-
gewand und rötliches Haar. Ihr Gesicht ist kaum zu sehen, Gang und Haltung
Zimmer im Miasionsstil, Heimkunstausstellung im National Ans Club
sind fein charakterisiert, gut gelungen ist auch das Kind. Ein Figurenbild voll
düsterer Stimmung, das eine Phantasie und Tiefe der Empfindung zeigte,
wie sie hier wenigen eigen ist, war Tanners Gemälde Heimkehr der heiligen
Frauen". Zu den bedeutendsten Figurenbildern der Ausstellung gehörte Robert
Mac Camerons Heimkehr der Tochter". Ein reuiges Weib mit Zügen, die
ein schicksalreiches Leben geformt hat, kommt in eleganter Kleidung und
mit juwelengeschmückten Fingern zu den Eltern im einfachen Arbeiterhause
zurück. Diese Art Realistik ist bei unseren Malern selten. Das Gemälde ist
dunkel gehalten und flott gemalt.
Erwähnenswert ist, daß der 84jährige George H. Hall, wohl der Senior
der amerikanischen Maler, noch immer Gemälde nach den Ausstellungen
schickt, die sowohl in ihrer Komposition wie hinsichtlich ihrer korrekten
Zeichnung angenehm auffallen. Sie sind in der Technik seiner jugendzeit
gemalt, da man glatt und fein ausführte und auch stets einen bestimmten
Vorgang darstellen wollte, und beweisen, daß man auch damals schon in
Amerika Gutes zu leisten vermochte. Hall war in den fünfziger Jahren
Schüler der Düsseldorfer Akademie.
Auch seine Schülerin Jennie Brownscombe zeigt starke Anklänge an jene
alte Schule. Sie studierte in Paris, ist aber von dem deutsch-amerikanischen
Maler Henry Mosler, der von der Düsseldorfer Art allmählich zur Freilicht-
malerei überging, stark beeinflußt worden. Die Künstlerin hält an der streng
balanzierten Komposition und der akademisch korrekten Zeichnung fest, die
sie mit viel Farbensinn zu vereinigen weiß. Sie malt mit Vorliebe Szenen aus
Washingtons Leben. Als prächtige, kraftvolle Freilichtstudie verdient ein
Bild von Lillian Genth, das sie uni" nennt, erwähnt zu werden, ein sonnen-
beschienenes junges Weib in einer Waldlandschaft. Auch einige charakteri-
stische Porträte waren in der Ausstellung zu finden.
Besonders reich war sie aber an guten Landschaftsbildern. Trotz der
entschiedenen Fortschritte, die unsere Figurenmaler endlich aufzuweisen
haben, stehen die Landschafter doch noch immer unbestritten an erster Stelle,
namentlich als Koloristen. Das Stimmungsbild ist vorherrschend. Die Motive
werden nun immer mehr dem eigenen Land entnommen. Die Bilder mit
europäischen Motiven sind heute nicht mehr in der Überzahl. Unsere Künstler
studieren die Eigenart ihrer Heimat und linden manches, das neuartig wirkt.
Ist ja auch in der Tat an charakteristischen Motiven kein Mangel. Außer den
eigenartigen Gebirgen, Tälern, Seen und Strömen haben wir die großen
Prärien, die felsigen Wüsten und nicht als letztes die gewaltigen Wälder-
friedhöfe mit ihren grauschwarzen toten Stämmen, die erstarrt in die Wildnis
hineinragen, von Axt und Feuer verwüstete Wälder, die viele Meilen über
Berge, Schluchten und Täler sich breiten und phantasievollen, emptindenden
Künstlern packende Motive bieten.
Zu den besten Landschaftsbildern der Ausstellung gehörten die Gemälde
Edward Potthasts. Er ist einer unserer vielseitigsten Künstler. Sehr schön
und charakteristisch war seine Pennsylvanische Farm", ein Bauernhaus
47
in strahlendem Sonnenlicht. Unter den anderen Gemälden, die er in der Aus-
stellung hatte, verdienen besonders zwei, ein lebenswahres Straßenbild aus
einem Neuenglandstädtchen und eine kraftvolle, felsige Küstenlandschaft,
wegen ihrer großzügigen Technik und ihres Farbenschmelzes volle An-
erkennung.
Charles Woodbury und W. E. Shofield hatten kühn gemalte Winter-
landschaften ausgestellt. Cullen Yates impressionistisch gehaltene Gemälde
Kolonialzimmzr. Heimkunstausstellung im National Arts Club
Hafenbild" und Oktobernebel in den Adirondacs" bewiesen, daß dieser
sehr talentierte Künstler sich immer mehr zur Meisterschaft entwickelt. Von
den neueren Landschaftern seien Emil Carlson, Glem Newell, H. R. Poore
und Birge Harrison genannt. Dieser Maler leitet auch die Kunstklassen zu
Woodstock in den Catskillbergen, der größten Sommerkolonie amerikanischer
Künstler. Allen diesen Künstlern ist eine feine Beobachtung und zum Teil
auch ein innerliches Schauen eigen.
Diese Vorzüge kamen teilweise auch in der Ausstellung der Water
Color Society zur Geltung. Der einzige Preis, der in dieser Ausstellung erteilt
wird, ist der Evans-Preis. Ihn erhielt R. M. Shurtleff für ein Gemälde, das
einen frischen, lichtfunkelnden Birkenwald zeigt, durch den ein kleiner Bach
fließt. Shurtleff malt schon seit vielen Jahren Waldlandschaften und besitzt
eine gediegene Aquarelltechnik, obwohl er daneben auch die der Ölmalerei
vollkommen beherrscht.
Im allgemeinen sind in den Ausstellungen der Water Color Society die-
selben Künstler zu finden, die auch in der Academy ihre Werke zeigen. Ein
Maler aber, der zum erstenmal ausstellte, soll besonders erwähnt werden.
Dieser Künstler ist Leon Dabo. Er malt feine, duftige Stimmungsbilder. Seine
subtile Kunst fand bei den maßgebenden Faktoren der akademischen Aus-
stellungen lange keine Anerkennung. Dabo mußte es erleben, daß seine Bilder
18 Jahre lang zurückgewiesen wurden. In den letzten Jahren hat er aber
endlich in den Ausstellungen des National Arts Club in Newyork sowie in den
Kunstsalons und auf europäischen Ausstellungen die verdiente Anerkennung
gefunden. Nun erhielt er sie auch von der Water Color Society, die ihn in
der letzten Saison einlud, Bilder auszustellen. Er schickte interessante
Impressionen von Wolkenkratzern" am nächtlichen I-Iudson. Die hellerleuch-
teten Fenster der gewaltigen Gebäude reflektieren dunstumhüllt im langsam
Hießenden Wasser. Ein anderes Wolkenkratzerbild brachte Carnpbell Cooper
mit seiner Libertystraße, die zwischen den riesigen l-Iäusem den Eindruck
einer tiefen Schlucht macht, in die die Sonne kaum einzudringen vermag.
Das Gemälde gibt mit seinen Menschen und Gebäuden ein Newyorker
Straßenbild, das trotz seiner Echtheit des malerischen Kolorits nicht entbehrt.
Auch Arbeiten in Pastell und in Schwarz und Weiß fanden in der Aus-
stellung der Water Color Society Aufnahme. Darunter waren einige inter-
essante figuralische Arbeiten. Besondere Aufmerksamkeit erregte das in Kohle
gezeichnete Bildnis des jungen Malers William B. Yeats, das ein Werk von
John S. Sargent war. Die kraftvolle Technik Sargents und die starke Charak-
terisierung kommen in diesem einfachen Bilde trefflich zur Geltung. Besondere
Erwähnung verdienen noch Fred Dana Marshs typische Gestalten amerika-
nischer Arbeiter. Auch gute Radierungen und Illustrationen waren in der
Ausstellung zu finden.
Auch die Ausstellung der Architectural League fand wie immer so auch
heuer im Fine Arts-Gebäude statt. Sie enthielt dieses Jahr noch eine um-
fassendere Gemäldeausstellung als früher. Der große Eingangssaal war ganz
den dekorativen Bildern gewidmet. Er bot auch den interessantesten Teil
der Ausstellung. Sehr günstig wirkten die Arbeiten von W. L. I-Iarris. Er
brachte namentlich Farbenskizzen für große Wandgemälde der Newyorker
Paulistenkirchvä Die Skizzen waren in Farbe und Zeichnung so schön
ausgeführt, daß sie kaum mehr als Skizzen anzusprechen waren. I-Iarris
arbeitet zwar schon seit neun Jahren an den Gemälden für diese Kirche, aber
es wird wohl noch manches Jahr vergehen. bis sein großes Werk vollendet
sein wird. Mit Ausnahme von wenigen Gemälden, die La Farge und Robert
Reid bereits ausgeführt haben, wird ausschließlich er es sein, dessen Arbeiten
die Kirche schmücken. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben", ist das
Motiv, das allen Kompositionen zugrunde liegt.
Zu den vorzüglichsten Arbeiten gehörten auch die Kartons, die Edwin
H. Blashiield für das Regierungsgebäude in Cleveland entworfen hat. Die
allegorischen Figuren sind frei von allem Konventionellen, kräftig in der
Linienführung und voll lebhaften Ausdrucks. Auch Karl I-Iassmanns dekora-
Ella Briggs-Baumfeld, Damensalon im Newyoxker Presa Club
tive Gemälde sind hervorzuheben. Sein Sieger" und andere Bilder gehörten
gleich den Arbeiten von Robert N. Nesbitt und Louis Vaillant in Komposition
und Farbe zu den bedeutenderen Vorführungen der Ausstellung. Erwähnens-
wert sind auch die dekorativen Gemälde in Holzbrandtechnik von j. W. Fosdick
und George Fuller. Von kunstgewerblichen Arbeiten enthielt diesmal die
j. R. C. Hogt, Pergola. Ausstellung der National SOCiely Craflsmen
Ausstellung nichts von Bedeutung. Die Architektur bewegt sich im allgemeinen
in den alten Bahnen. Für öffentliche Bauten werden noch immer die klassi-
schen Formen bevorzugt. Einige Originalität finden wir nur bei den Land-
häusern. Glücklicherweise fängt nun endlich auch die Architektur der Wolken-
kratzer an, die kalte, nichtssagende Kistenform aufzugeben. Wir finden in
Newyork bereits eine Anzahl von solchen Bauten, die an gewaltige turm-
gekrönte Burgen erinnern und doch einen ganz neuzeitlichenEindr-uck machen.
Diese Art der Architektur ist vielleicht die einzige, die als bodenständig
bezeichnet werden kann. Die Ausstellung selbst enthielt allerdings wenig, was
in diesem Sinne charakteristisch gewesen wäre.
Sie war auch nicht reich an Skulpturen. Immerhin waren einige recht
gute Arbeiten vorhanden. So hatte Daniel C. French eine schöne Garten-
fontäne mit anmutigen früchtetragenden Kindern gebracht, die sich durch
edle Formengebung auszeichnete.
Von H. A. Mac Neil war für die Architectural League eine geschmack-
volle, aber ziemlich konventionelle Ehrenmedaille entworfen worden. Auf der
Vorderseite eine weibliche Figur mit einem Palmenzweig in der einen und
Lorbeerblättern in der andern Hand. Auf der Rückseite ein Jüngling, der
Elle Briggs-Baumfeld, Lesezimmer im Newyoxker Press Club
Newyork überblickt. In einem der Säle des Fine Arts-Gebäudes wurde auch
eine Spezialausstellung vonArbeiten desverstorbenen deutsch-amerikanischen
Bildhauers H. Linder veranstaltet. Der sehr talentierte Künstler, der vergeb-
lich um Anerkennung gerungen hatte, war im letzten Jahr im besten Mannes-
alter dem aufreibenden Existenzkampf erlegen. Er war einer der ersten, die
hier die künstlerische Skulptur in das Kunstgewerbe eingeführt haben. Man
huldigt aber namentlich in der Bildhauerei dem Konventionalismus und hat
für Individualität noch wenig Verständnis. Kein Wunder, daß für Linders
eigentümlichen Stil, der mit einem kräftigen Anklang an die Gotik moderne
Gestaltung vereint, kein rechtes Interesse vorhanden war. Besonders gut
gelangen ihm Frauen- und Kindergestalten. Für seine kunstgewerblichen
Arbeiten war auch die Farbe wichtig. Das zeigt sich bei seinen Kandelabem,
Gartensitzen und vielem anderem. Linder hat auch in der monumentalen
Skulptur Vorzügliches geleistet. Die Ausstellung brachte 75 Werke sowie
eine größere Anzahl von Photographien, die mit den ausgestellten Arbeiten
zeigten, was wir an Linder verloren haben. Viele seiner ideenreichen Skizzen
sind nie ausgeführt worden. Andere hat er vernichtet, um Material für neue
Entwürfe zu gewinnen, von denen er hoffte, daß sie zu Aufträgen führen
7a
würden, eine Hoffnung, die allerdings in den meisten Fällen trügerisch war.
Großen Anklang hat die internationale historische Medaillenausstellung im
Spanischen Museum bei den Fachleuten gefunden. Außer Amerika waren
Österreich, Deutschland, Frankreich, England, die Niederlande und Däne-
mark gut vertreten. Die ältesten der ausgestellten Medaillen reichten bis ins
XVI. Jahrhundert zurück. Von den Österreichern war besonders Anton Scharf
reichhaltig und hervorragend repräsentiert.
In der Ausstellung der Independent Artists" war die amerikanische
moderne Malerei" vertreten. Schon die ganze Art und Weise, wie diese
Ausstellung veranstaltet wurde, zeigte die Unabhängigkeit von hiesiger Tra-
dition. Während man hier im allgemeinen bei den Ausstellungen sehr auf
Eleganz hält, hatten die Unabhängigen" einfach ein unfertiges Wohnhaus
gemietet. Darin erstreckte sich ihre Ausstellung über drei Stockwerke und
da die Zimmerabteilungen noch fehlten, enthielt jedes Stockwerk einen großen
Saal. Die besten Figurenbilder waren bereits von der Ausstellung der Sezes-
sionisten bei Macbeth her bekannt. Es waren die Arbeiten von Robert
Henri, John Sloan, W. Glackens, Arthur Davies und Everett Shinn. Zu diesen
kamen noch Homer Boss, E. Lawson, G. Bellows, E. N. Blashki, E. Macerai
und Dorothy Rice.
Die interessantesten Bilder waren die mit kühner, aber nie brutaler
Technik gemalten Porträte des Briten Yeats, des einzigen Ausländers, von
den Figurenbildern die bedeutendsten die von Robert Henri und Homer
Boss. Beide Künstler erinnern in ihren guten Arbeiten an Frans Hals. Ihr
Bestreben geht dahin, sich lediglich auf das Charakteristische zu beschränken,
das Unwesentliche aber zu unterdrücken.
Manches Treftliche fand man unter den Skulpturen, vor allem einige
Werke des ideenreichen Newyorker Bildhauers Gutzon Borglum. Beson-
ders reichhaltig war die Ausstellung an Radierungen
und Zeichnungen.
Die Spezialausstellungen in der Macbeth-Galerie
brachten Werke von vielen der jüngeren Künstler,
die auch in den jahresausstellungen vertreten waren,
dort aber nicht recht zur Geltung kommen konnten.
Andere hatten überhaupt in Newyork zum erstenmal
bei Macbeth ausgestellt. Besonders hervorzuheben
sind Frau Mary Curtis Richardson undAlbertP.Lucas.
Frau Richardson hat als Künstlerin in San Francisco
einen guten Namen, den sie sich durch ihre vorzüg-
lichen Arbeiten nun auch in Newyork errungen hat.
Über ihre Malereien wurde bereits bei der Bespre-
chung der Academy-Ausstellung das Nötige gesagt.
Albert P. Lucas, ein geborener Amerikaner, hat
jahrelang im Ausland gelebt, namentlich in Frank-
Mauser MFC. Co., Preispokal reich. Vor einigen Jahren kam er wieder nach den
VereinigtenStaaten
zurück und hat nun
in derletzten Saison
zum erstenmalaus-
gestellt. Seine Kunst
umfaßt Landschaft
und Figur überdies
versteht er es, sich
auch plastisch gut
auszudrücken. In
der Malerei gehö-
ren Phantasie, echte
Empfindung und ei-
ne eigenartige, fein
getönte Farbenharmonie zu seinen I-Iauptvorzügen. Eine eigentümliche, ge-
wissermaßen irisierende Art des Farbenauftrags wirkt hierbei nicht un-
wesentlich mit.
Von den Landschaftern, die bei Macbeth ausstellten, sind Ben Foster,
Chancey F. Ryder und William Sartain besonders hervorzuheben. Feine
Wiedergabe von Stimmungen verbindet sich bei ihnen mit tüchtigem Können.
Durch kraftvoll hingesetzte Porträte verstand die sehr talentierte Malerin
Cäcilie Beaux Aufmerksamkeit zu erregen. Ein starkes Talent ist auch der
Figurenmaler Luks, der aber seit einiger Zeit zu Exzentrizitäten neigt.
Außer einigen Spezialausstellungen bekannter Maler, die keine wesent-
lichen Fortschritte erkennen ließen, gab es bei Macbeth noch eine Ausstellung
kleiner Skulpturen und Bronzen sowie eine von Pastellen und Aquarellen.
Beide Ausstellungen brachten Arbeiten junger Talente.
Von den Spezialausstellungen in der Montross-Galerie ist die der Ten
American Artists" zu nennen. Die Künstler sind F. W. Benson, William
Chase, Joseph de Camp, T. W. Deming, Childe Hassam, W. L. Metcalf,
Robert Reid, Edward Simons, E. C. Tarbell und J. Alden Weir. Alle huldigen
mehr oder weniger dem Impressionismus oder sendeten wenigstens zu dieser
Ausstellung impressionistische Bilder. Sie zeichneten sich durchweg durch
Echtheit des künstlerischen Wollens und frische Auffassung aus.
Andere Spezialausstellungen in der Montross-Galerie waren die von
Horatio Walker, T. E. Steichen und vor allem die unseres bedeutendsten
Impressionisten ChildeI-Iassam. Bei der Ausstellung derZehn amerikanischen
Künstler" hatte er nicht genug Raum erhalten, um seine ganze Eigenart zu
zeigen; daher veranstaltete er eine besondere Spezialausstellung. So treff-
sicher aber I-Iassam auch als Landschafter ist, mit der Freilichtligur hat er
wenig Glück; die Zeichnung läßt hier immer viel zu wünschen übrig.
Besondere Beachtung verdiente und erhielt auch eine Spezialausstellung
in der Folsom-Galerie, die Werke des verstorbenen Louis Loeb brachte. Er
war ein Künstler von feinem Farbensinn und reicher Phantasie, der auch als
Norton Plique und Helen Keeling Mills, Silberbowl mit jour-Email
JT
Illustrator einen bedeutenden Namen hatte. Er war ein geborener Amerikaner,
hatte aber seine künstlerische Ausbildung in München und Paris erhalten. Als
Loeb im letzten Frühjahr starb, war er noch im besten Mannesalter.
Von den Ausstellungen in Knoedlers Galerie war die der Miniaturmaler
die interessanteste. Diese Kunstgattung erfreut sich hier steigender Beliebt-
heit. Man tindet Bilder, die eine beinahe kühne Technik aufweisen und dabei
doch alle Reize der Miniatur beibehalten. Vor allem entwickelt der Präsident
der Gesellschaft der Miniaturmaler, William J. Baer, hierin eine staunens-
werte Fertigkeit. Unter seinen Nacheiferern finden wir Maria J. Shearn,
W.. Whittemore, Martha S. Baker und Helen W. Durkee. Ferner gab es bei
KnoedlerAusstellungen des vorzüglichen MarinemalersW.T. Richards und des
Porträtmalers J. R. Wiles. Letzterer ist in der hiesigen Gesellschaft sehr
bekannt und erhält namentlich von eleganten, reichen Damen viele Aufträge.
Aber auch der Name
einer jungen Künst-
lerin, die zum ersten-
mal bei Knoedler
ausstellteund kein un-
bedeutendes Talent
verriet,sollnichtver-
schwiegen werden.
Es ist Catherine R.
Bartoo, die in Ame-
rika studiert hat und
nebst sicherer Tech-
nik ein geübtes Auge
Helen Keeling Mills, Gehänge, Gold mit Edelsteinen das Charakterir
stischebesitzLAußer
Porträten malt sie Genre- undLandschaftsbilder. Eine andere junge Künstlerin,
die die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, ist Susan Ricker Knox. Sie malt mit
Vorliebe weibliche Figuren und Kinder, die sie mit viel Anmut auszustatten
weiß, ohne ins Süßliche zu verfallen. Fräulein Knox hat als Silhouetten-
schneiderin begonnen und sich auf diesem Wege das Geld zum Studieren
verdient.
Im National Arts Club-Gebäude waren die Ausstellungen des Kunst-
gewerbes. In der Mitte des Winters wurde wie gewöhnlich die Jahres-
ausstellung abgehalten. Ständige Ausstellungen sind in den oberen Räumen
des Hauses, die von der National Society ofCraftsmen in Beschlag genommen
sind. Während der ganzen Saison sah man hier einzelne komplett einge-
richtete Zimmer, namentlich solche im Kolonialstil.
In den Räumen des Arts Club ist auch eine Ausstellung der Haus-
haltungskünste" abgehalten worden. Man ist hier nämlich seit einiger Zeit
bestrebt, in den Volksschulen die Sorge für das Heim mehr zu fördern als
bisher, und da man dabei auch die Verschönerung des Heims im Auge behält,
55
berühren diese Bestrebungen auch unser Gebiet. Besondere Verdienste erwarb
sich die Lehrerin Mary Roe. Sämtliche Lehrerinnen werden von dem Maler
A. V. Tack in der Farbenharmonie unterrichtet und den Kindern, die kleine
Modelle herstellen müssen, wird dann die praktische Anwendung für das
Heim gezeigt. In der Ausstellung der Haushaltungskünstä sind auch zwei
Räume als Muster amerikanischer Möbelstile zusammengestellt worden. Der
eine war im Missionsstil, der andere im Kolonialstil. Beide Räume waren
jedoch nicht ganz korrekt durchgeführt worden. Es sei hier auch die Wienerin
Ella Baumfeld-Briggs genannt, ein Mitglied des Arts Club, die in dem Gebäude
ihr Atelier hat. Diese talentierte Künstlerin hat nach eigenen Ideen und mit
wohlgeschultem Farbensinn die Ausstattung der Räume im Neubau des New
Helen Keeling Mills, Gehänge, Gold mit Edelsteinen
York Press Club im modernen Stil geschmackvoll entworfen. Von den ein-
zelnen kunstgewerblichen Ausstellungen, die während der Saison im National
Arts Club zu sehen waren, seien nun einige besonders hervorgehoben. So in
erster Linie die der Juwelier- und Silberarbeiten. Auf diesem Gebiete ist
überhaupt ein bedeutender Fortschritt zu verzeichnen, dem auch die
Gründung einer Metallarbeitergilde, die danach strebt, die kunsthandwerk-
liche Arbeit zu heben, sehr förderlich ist.
Kein anderer Zweig des amerikanischen Kunsthandwerks hat mit einer
so frühen und reichen Produktion begonnen als die Silberschmiedekunst. Sie
hat sich auch wie kein anderer Zweig unseres Kunstgewerbes nach einer
Periode des vertlachenden Kommerzialismus schnell wieder zur künst-
lerischen Produktion emporgehoben. Neben den Arbeiten großer Betriebe
sind in den letzten Jahren auch wieder einzelne individuell arbeitende Silber-
schmiede in den Vordergrund getreten.
Von diesen wird, teils wegen des Effektes,
teils aus Gründen der Billigkeit, auch viel
Bronze und Kupfer zu künstlerischerArbeit
verwendet. So arbeitet J. C. Burdick, der
Präsident der Newyorker Metallarbeiter-
gilde, hauptsächlich in oxydiertem Kupfer.
Er gebraucht auch oft farbiges Glas, das er
durch ein eigenes Verfahren in das Metall
einzementiert und noch mit anderem Glas
unterlegt. Nach seiner Ansicht soll das Material ganz durch Einfachheit
wirken, deshalb bringt er wenig Dekorationen an.
Die Vizepräsidentin der Metallarbeitergilde, Grace Hazen, ist eine sehr
talentierte Künstlerin von ernstem Streben. Sie hatte zierliche Arbeiten, aber
auch schwere Schmuckstücke in Gold und Silber ausgestellt, von denen
manche an die schöne und solide Art der alten Gold- und Silberschmiede
erinnern. Immerhin kann nicht von einer Nachahmung alter Stile gesprochen
werden. Der Sekretär der Gilde ist der vielseitige Paul Schramm, ein
geborener Württemberger, der zuerst Weber war, sich dann aber, noch in
Deutschland, der Malerei und Bildhauerei zuwandte. Seit ungefähr zwölf
Jahren weilt er in Amerika, wo er als Kunsthandwerker tätig ist. Er gebraucht
für seine Arbeiten, die sich zum Teil durch Eigenart auszeichnen, öfters die
menschliche Figur, namentlich für Ringe. Seine Arbeiten zeichnen sich auch
in bezug auf ihre Farbe und ihren Dekor aus.
Künstlerisches Empfinden sowie handwerkliches Können bewiesen
auch die Gegenstände, die Helen Keeling Mills ausgestellt hatte. Sie hat in
London, Paris und Stockholm studiert. In der englischen Hauptstadt lernte
sie bei dem Emailleur Fisher die mittelalterliche Art des Emaillierens, die
sie in gelungenen Arbeiten zu verwerten weiß; in Paris hat sie sich in der
modernen französischen Emaillierung geübt und in Stockholm eine all-
gemeine Ausbildung in Metallarbeiten erhalten. Zum Schmuck ihrer Silber-
sachen bedient sie sich auch der Edelsteine. Sie macht viele kirchliche
Gegenstände, für die sie vielfach den gotischen Stil benutzen muß. Ihre
Silberservice sowie die Schmucksachen zeigen eine vornehme Einfachheit.
Viele ihrer Arbeiten, darunter große Tafelstücke in Silber, sind in Form und
Dekoration modern.
Die Künstlerin teilt ihre Werkstatt mit Eleanor Deming und Jeanne de
Mac Carty. Manche Arbeiten werden von den Damen gemeinsam ausgeführt,
die meisten Stücke sind aber selbständige Erzeugnisse. Eleanor Deming
hat sich im allgemeinen auf Schmucksachen verlegt. Sie hat bei John
W. Alexander, dem gegenwärtigen Präsidenten der Academy of Design,
gemalt und bei dem Bildhauer Herbert Adams modelliert. Die Emaillierung
lernte sie von Fräulein Mills. Auch Eleanor Demings Arbeiten zeichnen sich
durch vornehmen Geschmack aus.
Grace l-iazen, Schmuck, Silber
Jeanne de Mac Carty studierte bei John La Farge sowie in Pariser
Ateliers. Auch sie hat zuerst gemalt, ist aber dann unter Fräulein Mills
Leitung auf die Technik der Metallarbeit übergegangen. Ihre einstige Betäti-
gung als Malerin zeigt sich in ihren Arbeiten, insofern als sie einen geübten
Farbensinn aufweisen, der besonders in der Zusammenstellung der Edel-
steine mit dem Metall zum Ausdruck kommt.
Auch die Damen Figliata und Norton verbinden sich oft mit Fräulein
Mills zu gemeinsamer Arbeit. Jede übernimmt dann den Teil, der ihrer
Eigenart entspricht.
Geschmackvolle Arbeiten, meist in moderner Art, wurden auch von
Carl Hamann, Professor am Pratt Institute in Brooklyn, ausgestellt.
Eigenartige Schmuckstücke brachte ferner J. A. Brown. Sie verwendet
mit Vorliebe die Abalonmuschel. Von Joseph Kratina war ein effektvolles
Gefäß ausgestellt, das von zwei Mädchen gebildet wird, die ihre Gewänder
ausbreiten.
Auch einige große Firmen legen nun immer mehr Gewicht auf individuelle
künstlerische Arbeiten. Die bekannten Häuser von Tiffany und Gorham sind
in dieser Zeitschrift schon früher von mir erwähnt worden; diesmal möchte
ich eine deutsche Firma nennen, die erst in letzter Zeit rasch zu großer
Bedeutung gelangte. Das Geschäft heißt Mauser Co. Eigentlich ist es eine
der ältesten Silberiirmen Newyorks. Die Gründung fällt noch in die Kolo-
nialzeit. Das jetzige Geschäft, das noch den Namen des Gründers führt,
wurde vor etwa zwölf Jahren von dem kürzlich verstorbenen Max Ams über-
nommen. Er hatte in Deutschland die Silberschmiedekunst gelernt, war
aber hier zunächst in kaufmännischen Berufen tätig, bis er schließlich seine
geschäftlichen Erfahrungen und Fachstudien dazu benutzte, Mauser Co.
in kurzer Zeit zu einer der bedeutendsten Firmen der amerikanischen Silber-
schmiede zu machen. Mausers bemühen
sich, ihre Kunden zu bestimmen, die Art
ihres Silberservices mit der Wohnungs-
einrichtung in Einklang zu bringen.
Durch das Bestreben der Firma, eine
harmonische Innendekoration zu schaf-
fen, wurde eine besondere Stilart gefun-
den. Sie beruht zwar auf alten Mustern,
die aber wohl noch nie in Silber aus-
geführt wurden. Es sind das Arbeiten im
Sheratonstil, der hier für Wohnungen
wieder mehr bevorzugt wird. Alle Gegen-
stände dieser Firma, die auf besonderen
KunstwertAnspruch erheben, sindHand-
arbeit. Zu den Spezialitäten der Firma
gehört auch der sogenannte Baltimore-
stil in reicher Repoussetechnik. Beliebt Grace Hazen, Gehänge, am mit Edelsteinen
sind auch Arbeiten aus der georgianischen Periode. Geschmackvoll sind
namentlich silberne Fruchtschalen, deren innere Seite in allen Farben des
Herbstes schillert. Das Innere dieser Schalen ist aus Bronze, die durch ver-
schiedene metallinische Zusätze ihre prächtige Tönung erhält.
In der Ausstellung der National Society of Craftsmen waren auch
Lederarbeiten und Bucheinbände gut vertreten. Erfreulich war, daß auch
hier neuere, modernere Ideen in die Dekoration Eingang fanden. Früher
begnügte man sich vor allem mit der genauen und sorgfältig ausgeführten
Nachahmung älterer Vorbilder. Diese Ausstellung enthielt hübsche Arbeiten
von Charlotte Busk, die sich bemüht hat, den mexikanischen Lederschnitt
zu vervollkommnen, der zuerst durch Evelyn Nordhoff aus Kalifornien in
Newyork eingeführt wurde. Durch die Art, wie Frau Busk den Grund
ihrer geschnittenen und getriebenen Lederarbeiten färbt, gewinnt sie eigen-
artige Effekte. Sie mischt trockene Farben mit Säuren und reibt sie in
das Leder, öfters mehrere Töne hintereinander. Durch dieses Verfahren
entstehen die verschiedensten Nuancen. Für sehr tiefe Töne verwendet sie
auch Ölfarben, die sie aber mit Terpentin stark verdünnt. Eine feine Wirkung
erzielt Frau Busk durch das Auflegen von Aluminium. Sie findet dieses
Material besser als Silber. Ihre geschmackvollen Entwürfe sind vielfach von
der Moderne beeinflußt.
Gute Lederarbeiten, besonders Tischdecken aus Kuhhäuten mit durch-
brochenen Bordüren, waren von Mary A. Granger ausgestellt. Andere vor-
treffliche derartige Arbeiten verfertigt Winifred Wilson. Ihr reichhaltiges
Arbeitsgebiet umfaßt unter anderem Tischläufer, Handtaschen, Rahmen,
Buchdecken, Kassetten, Wandschinne, Portieren und Stuhlsitze.
Durch die Art der Bemalung sind auch die Lederarbeiten von Mollie
P. Kerfort bemerkenswert. Sie hat zuerst Wiener Methoden nachgeahmt,
gelangte aber schließlich zu einem eigenen Verfahren. Für ihre Draperien,
Tischdecken, Stühle, Schreibtischgarnituren und andere Erzeugnisse stellt
sie Farbentöne her, die mit der übrigen Zimmereinrichtung harmonieren.
In der Ausstellung fielen auch die Arbeiten von Caroline I-Iibler auf, die ihre
Entwürfe öfters den Indianermotiven entnimmt.
Geschmackvolle Lederschnitte gelangen auch Mary Gray und F. Le
Duc. Bella W. Shope brachte schöne Lederarbeiten im Charakter der
Renaissance, ohne direkt zu kopieren, und gab der reichen Dekoration einen
schimmernden Metallglanz.
Unter den Kunstbuchbindern, die in der Ausstellung vertreten waren,
stand Alfred Lanunder an erster Stelle. Seine Entwürfe sind sehr geschmack-
voll und die Ausführung seiner exakten und im Glanze gleichmäßigen Hand-
vergoldungen verrät große Übung und tüchtiges Können. Lanunder ist ein
geborener Engländer und hat sein Handwerk in der Heimat erlernt. Seit
27 Jahren lebt er aber in Amerika.
Durch gediegene Leistungen zeichnete sich auch E. Laatz von Doyles-
town, Pennsylvanien, aus. Er kopiert allerdings ausschließlich florentinische
59
Vorbilder aus dem XV. Jahrhundert. Ferner waren noch die Einbände von
B. Lexow, R. M. Miller, Edith Diehl und Clara Rice bemerkenswert. Von
dem sehr talentierten Otto Zahn waren in der letzten Saison nur in Privat-
ausstellungen Bucheinbände zu sehen. Seine Vergoldungen von G1anzleder-
bänden sind meisterhaft. Auf der Weltausstellung in St. Louis war seinen
ucheinbänden ein Platz im Kunstpalast eingeräumt worden. Zahn war früher
in einigen der ersten Kunstbuchbindereien Europas beschäftigt gewesen.
Außer einem angeborenen Talent besitzt er auch eine reiche Erfahrung,
starkes technisches Können, Phantasie und einen feinen künstlerischen
Geschmack. Daß er auch ein ge-
schickter Zeichner ist, versteht
sich von selbst. Wo es angebracht
ist, bevorzugt er das moderne Stil-
empfinden. Seine Decken bringen
auch öfters farbige Lederauflagen.
Von den besten Arbeiten kann
ohne Übertreibung gesagt werden,
daß sie echte Kunstwerke sind. Die
angewandten Fileten, Stempel,
Rollen sowie der Titelsatz zeigen
eine überraschende Sicherheit der
Ausführung, auch bei solchen Le-
dersorten, die manchem wackeren
Meister die Arbeit sauer machen.
In der Ausstellung war auch die
Töpferei, wie immer, gut vertre-
ten. Nur war gegen das Vorjahr
weniger Neuartiges vorhanden.
Die Arbeiten von Maude Robin-
son, die Objekte mit erhabenen
Blumen brachte, gehörten zu den
neueren Gegenständen. Bemer-
kenswert sind auch die Krüge der Bildhauerin E. Yandell, die bei ihren
Modellen die menschliche Figur in künstlerischer Weise zu verwerten ver-
steht. Erwähnenswert sind auch die Arbeiten der Damen Hardenberg und
Penman.
Die Rookwood Pottery fährt fort in ihrer hervorragend guten Pro-
duktion. Vasen von K. Schiraayemadani, Sara Sax, E. Diers, L. Epply und
F. Rothenbusch gehörten zum Schönsten der Ausstellung. Gleichzeitig möchte
ich hier noch einiger größerer Arbeiten der Rookwood Pottery gedenken, es
sind dies die bei dem Bau des großen West Street Building in Newyork,
einem neuen Wolkenkratzer", angewendeten Fayencen. C. Gilbert, der
viele gelungene Entwürfe für die Rookwoods macht, war der Architekt.
F. M. Andrews hat eine schöne Hausfassade entworfen, die in mattglasierten
R. M. Miller, Bucheinband
an
Kacheln hergestellt wurde. Diese Art Fassadendekoration, die hier noch nicht
gebräuchlich war, wurde durch diese Arbeit vorteilhaft eingeführt. Besonders
erwähnenswert ist der nordische Saal des Fort Pitt Hotels in Pittsburg.
Fußboden, Wände und Decken sind mit farbigen, mattglasierten Kacheln
der Rookwood Pottery ausgelegt. Der im altnordischen Stil gehaltene Raum
ist von den Architekten Janssen und Abott entworfen worden. Ein Gemälde
in Fayence, das Longfellows Dichtung Das Gerippe in der Rüstung" dar-
stellt, schmückt die Wand. In modernem Stil ist der Fayencedekor des
Hötels Devon in Newyork durchgeführt. Emporstrebende Palmen, deren
Zweige sich verbinden, bilden das Hauptmotiv der Wanddekorationen des
geschmackvollen Restaurationssaales. Die Architekten sind Israels und
Harder.
Konventioneller, aber doch geschmackvoll sind die Räume des Hotels
Sniton in Cincinnatti ausgestattet. Dagegen können verschiedene Kamine der
Rookwood Pottery, die für Privatgebäude hergestellt wurden, auf Origi-
nalität Anspruch erheben und dasselbe gilt auch von den Gemälden in
Fayence, die durch Zeichnung und Farbe eine feine Wirkung erreichen.
Auch einige Glaswaren sind in der Ausstellung der Society of Craftsmen
gezeigt worden. Schwach beschickt war die Abteilung für figurale Kleinkunst.
Manche gute derartige Arbeit fiel dagegen in den permanenten Aus-
stellungen der Society of Craftsmen auf. Besonders hübsch und originell
waren hier die feinkolorierten Skizzen der jungen, talentierten Bildhauerin
Lilly Waters, die damit zum erstenmal vor die Öffentlichkeit trat.
Ziemlich reichhaltig waren die Textilarbeiten und Stickereien vertreten,
nur enthielten sie wenig Neues oder Originelles. Eine Ausnahme machten
nur die Gobelins von Albert Herter, die japanischen Einfiuß aufwiesen, ohne
Herters Eigenart zu verleugnen.
Unter den Korbflechtereien waren die besten diejenigen, die nach
Indianermotiven ausgeführt waren.
In der Sommerausstellung war ein Saal als Loggia eines Sommerheims
dekoriert worden. Sie zeigte mit Pflanzen bewachsene Säulen und gemeißelte
Steinsitze von J. R. C. I-Ioyt. Koloristischen Reiz besaßen die Fenster, die
von j. R. Racon mit impressionistischen Landschaften bemalt waren. Seine
Technik der Glasmalerei wirkte neuartig.
Eine Sommerausstellung hatte auch die Newyorker C0lumbia-Univer-
sität in den Räumen ihrer Architekturbibliothek veranstaltet. Von den ver-
schiedenen Kunstprofessoren waren Werke ausgestellt worden. E. R. Smith
brachte architektonische Modelle, Albert Dow Landschaften; Färbereien
waren von Chas. E. Pellero und Metall- und Schmiedearbeiten von Edward
Thatcher ausgestellt. Diese waren von besonderem Interesse. Sie zeigten
einen feinen Geschmack und eine große Geschicklichkeit in der Ausführung,
namentlich auch in der Farbe. Thatcher hat sich außerhalb Newyorks, in
seinem Geburtsort Morristown im Staate New Jersey, eine Werkstatt einge-
richtet, wo er experimentiert. Er will die Farbe genau der Person, für die der
6x
Schmuck bestimmt ist, als auch der Besonderheit des Metalls anpassen.
Seine Arbeiten sind zum Teil aufs feinste ausgeführt. Manchmal aber sucht
er gerade in der Rohwirkung des Materials besondere künstlerische Effekte.
In der Nähe von Newyork sind eine Anzahl von Sommerkolonien
entstanden, in denen der Verkauf kunstgewerblicher Arbeiten betrieben wird.
Künstlerisch ausgestattete Ateliers dienen als Verkaufsstellen. Im Nachbar-
staat Massachu-
setts besteht in
DeerfieldeineGe-
sellschaftfürblaue
und weiße Stick-
arbeit" und eine
Kunstschreinerei.
Die Damen Pier-
son und Hazen
haben in Glou-
cester Juwelier-
werkstätten. wo
sie arbeiten und
verkaufen. Die-
se Kunstkolonien
außerhalb der
Großstädte sind
im Zunehmen be-
griffen. Viele sind
nicht nur imSom-
mer, sondern das
ganze Jahr offen.
IhreArbeiten sieht
man dann auch
zum Teil in den
Newyorker Aus-
stellungen. Inter-
essant ist, daß im
Kunstgewerbe ei' Genrude Stiles, Bucheinband
ne große Zahl
Frauen tätig ist, die Hervorragendes leisten. Das gilt vor allem für Schmuck-
sachen und Lederarbeiten.
Sicher ist, daß hier in den letzten Jahren das Kunstgewerbe einen beach-
tenswerten Aufschwung genommen hat, der durch europäischen Einfluß die
beste Anregung erhielt. Viele hiesige Kunsthandwerker streben nun aber
auch danach, eine amerikanische Eigenart zu schaffen, deren Grundzüge in
alten Indianermotiven und in der Besonderheit des heimischen Materials
gesucht werden.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN Sie VON
KARL M. KUZMANY-WIEN 5b
AGENBÜND. Mit einem Worte möchte man die Herbstausstellung dahin kenn-
zeichnen, daß sie lebendig ist; auch in den Werken schon wohl erprobter Künstler,
die sich einen eigenen Stil gebildet haben, ist kaum ein toter Punkt. Doch Kern und Stern
des Ganzen bildet die Kollektion Otto Hettners, eines in Florenz ansässigen Dresdener
Malers, der hierzulande noch unbekannt war. Man wird ihn nicht leicht vergessen, denn er
leuchtet mit der Glut seiner Farben aufrührerisch und zugleich hoßnungsselig voran in die
Zukunft. Es ist unvermeidlich, die Namen der französischen Impressionisten, zu denen er
sich bekennt, heraufzubeschwören, von Monet und Pissaro bis zu Gauguin und Cezanne,
die schon so manchem gefährlich geworden sind, der ihren letzten Folgerungen sklavisch
gehorcht hat, ohne der Voraussetzungen sicher zu sein. Bei Hettner sieht man voll Ver-
trauen über das Entlehnte hinweg, da man immer die besondere Persönlichkeit spürt, der es
gegeben ist, aus einem zeichnerisch wohl begründeten Können und aus starker Empfindung
heraus zu schaffen; so selbstverständlich das sein sollte, muß es doch betont werden,
angesichts der vielen Sucher und Versucher, denen es daran mangelt. Hettner ist noch in
dem Stadium des Werdens, er verhehlt nicht seine pointillistischen Arbeiten, die ihm zur
Orientierung dienen, und Aktgruppen wie die Bogenschützen" und den Aufbruch", an
denen noch das starr Gewollte kompositioneller Feststellungen haftet. Aber die schöne
Wahrheit des Freilichts offenbart schon Hettners junger Mann in Abendsonne" 1901,
an dem man die vielfältige Entwicklung des jetzt fünfunddreißigjährigen Künstlers ermessen
kann, die ihn bis zu dem aus der letzten Zeit stammenden Entwurf einer Kreuzaufrichtung"
geführt hat. Was sind doch, rein koloristisch genommen, die neapolitanische Phantasie"
und das Picknick" für ein Schmaus reiner und keck aneinander gesetzter Farben und wie
geht einem doch die adelige Empfindung der italienischen Berglandschaf nach, in klarer
Sehnsucht. Alle die verschiedensten Tendenzen und Stilrichtungen unserer Zeit finden
sich neben der monumentalen Hettners in der Ausstellung vertreten. Von dem schillernden
Impressionismus in den landschahlichen Studien von August Roth und Ludwig Kuba führt
keine Brücke, man betrachte denn als solche die ruhige Schönheit des Tones bei dem
Meister des bewegten Wassers, dem Prager Josef Ullmann, zu den gedämpften, stillen
Farben bei Giulio Beda München; dieser uns bisher unbekannte Landschafter gehört
offensichtlich zur Gefolgschaft Karl Haiders, ohne ihm pedantisch zu gehorchen, wie es
besonders die glücklich zum Bilde abgegrenzte l-Ierbstsonne in der Amperebene" dartut.
An Innerlichkeit der Wirkung steht Beda der Mährer Hugo Baar zur Seite, doch mit
wesentlich moderneren Mitteln erreicht er in seiner Schilderung der verschneiten Beskiden
Stimmung und Naturwahrheit zugleich. Die so idyllisch beruhigten Münchener Sieck und
Bauriedl, der alpine Otto Barth, Henryk von Uziemblo mit seinen farbenprächtigen
Skizzen aus einem Pariser Park, Wodnansky, A. D. Goltz, von dem auch eine ergreifende
Zeichnung des toten Kainz herrührt, Adolf Groß, der mit einer Serie energisch rasch
hingesetzter Pastellstudien nach blühenden und herbstlichen Baumindividuen erfreut, der
Freimaler Huck in einem plakathaft überraschenden Expreß", Wilhelm Legler, Josef
Beyer sind mit Auszeichnung zu nennen. Lino Vesco hat da ein in absichtlicher Schwer-
Fälligkeit bestimmt modelliertes Porträt und bildet so den Gegenpol zu Walter Harnpel,
der außer einigen Interieurs in seiner miniaturfeinen Temperatechnik nun auch ein richtiges
Miniaturporträt gemalt hat. Der Architekt Oskar Laske, der einst mit zaghaften Radierungen
sich eingeführt hatte, ist zum aquarellierenden Vedutenmaler geworden, überquellend
von Einfällen in der immer bemerkenswerten Statfage, und einen Privatspaß leistet
er sich in dem mit Humor geschauten Einzug aller Tiere in die Arche Noah; seinen
Ansichten von altertümlichen Plätzen, wobei er uns nach Deutschland und durch viele
Städte Österreichs führt, kommt die perspektivische Sicherheit des Architekten zugute, und
daß er das bunte Treiben auf dem Naschmarkt und den in seiner historisch gewordenen
Gestalt bedrohten Platz in Perchtoldsdorf festhält, hat geradezu dokumentarischen Wert.
Ein gegenständliches Interesse, wie es durch die Motive und durch den Vortrag Laskes
geweckt wird, beansprucht Hugo Böttinger Prag nicht sosehr als er sich an die passive
Genußfähigkeit derer wendet, die sich gern von leckeren Farbenharmonien umschmeicheln
lassen; blanke jugendliche Körper in ihrem matten Glanz, ein bläßlich frisches Grün und
zwischendrein behutsam angebrachte Farbenakzente Zorn, an den man denken
könnte, hat mehr Schmiß und Fülle, Aman-Jean einen mehr sonoren Reichtum er-
zeugen eine schwebende Traumstimmung. Ist Böttinger ein Maler im wahren Sinne dieses
Begriffs, so ist Franz Barwig ebenso ein Plastiker reinster Prägung; seine mit außer-
ordentlicher Feinfühligkeit in Bronze gebildeten Tierstücke zeigen ihn mit diesem edlen
Material ebenso vertraut wie mit dem Holz, aus dem er seine Typen deutschmährischer
Bauern geschnitzt hat, realistisch, mit einem AnBug von Humor. Die Plastik ist außerdem
nur noch durch ein niedliches Majolikafigürchen und einen archaisierenden Kopf der
Eva" des Tschechen Jan Stursa vertreten. Zur graphischen Abteilung mögen die Kartons
zu Glasfenstern und zu einem Mosaik überleiten, die Kasimir von Sichulski Lemberg
mit Verwendung nationaler Tracht für die religiösen und allegorischen Gestalten in
Mehofferscher Üppigkeit entworfen hat. Graphik endlich gibt es in allen Spielarten, von
den tastenden Linoleumschnitten Walter Dittrichs bis zu den Monotypien des auch als
Maler bewährten Radierers Ferdinand Michl und den preziös gezeichneten Porträtstudien
von Gino Parin München. Das Goethe-Haus in Weimar hat Rudolf junk als farbigen Holz-
schnitt ohne inszenierende Verklärung klar und schlicht veranschaulicht, von einem wohl
angebrachten ovalen Spruchband und omamentaler Füllung umrahmt. Mitglieder des
Prager Manes" fehlen nie im Hagenbund. Ein Neuling, Jaromir Stretti-Zamponi, meldet
sich mit noch unsichern Radierungen und hat neben der farbigen Lithographie Notturno"
seines Namensvetters Viktor Stretti einen schweren Stand und gar angesichts des wie
immer Vortrefflichen, das Franz Üimon in einer Folge von radierten Prager Architektur-
bildem bietet.
KLEINE NACHRICHTEN S0-
ERLIN. ZEICHNENDE KÜNSTE DER SEZESSION. In der Gra-
phischen Ausstellung der Berliner Sezession hat diesmal die historische Abteilung
ungewöhnlich Erlesenes zu bieten. Rare Blätter künstlerischer Sondernaturen finden sich
in überraschender Fülle auf einem Fleck zusammen und man wandelt zwischen ihnen wie
in einer Cour des miracles.
Selten konnte man so viele Blätter von Meryon beieinander sehen. Meryons Phan-
tasie Hiegt wie eine Eule um die Giebel und Türme des alten Paris und die spukhafte
Beute gestaltet sich ihm zu helldunklen Nachtstücken. Eine Mischung von Balzac, dem
auch jedes verwitterte Mauerwerk Lutetias redend ward, mit E. Th. A. Hoffmann, und
ausgedrückt durch Rembrandtsche Schwarzkunst. Die Brücken Pont neuf, Pont au change
radiert er; die Bogen über die Seine, die zwei Welten verbinden; schweigende I-Iäuser mit
Gitterfenstem, die ein Unheimliches zu bergen scheinen. Doch seine ganze Liebe ist
Nötre-Dame, das gotische Mysterium auf der Seine-Insel mit seinen paradiesischen Fenster-
rosen und den höllischen Alpdruckdämonen der Wasserspeier und Chimären. Die Chimären
kränzen das Dachgesims der Kirche aus Stein gehauene Walpurgisnachtsgesichte, Un-
holde aus Antonius-Versuchungen, Kreuzungen aus Mensch und Bestie mit Bocksfüßen
und Elefantenrüssel, Grotesken mit Gierrachen, die in Predigerhaltung an der Brüstung wie
auf einer Kanzel stehen und eine Satansmesse zu zelebrieren scheinen.
Unter diesen ungeheuerlichen Gebilden frühmittelalterlicher Steinmetzkunst hoch
oben zu streifen und dann tief drunten das moderne Paris zwerghaft wimmeln zu sehen,
gibt eine der stärksten Sensationen.
Huysmans hat mit diesen Dämonen Zwiesprach gepfiogen und Strindberg ließ sie
Schicksalsworte reden über die Stadt, auf die sie seit ahrhunderten hinunterschauen.
Meryon aber hat die ganze infernalische Zunft als Radierer gebannt und hier sieht man
den Vampyr, hockend, die Ellbogen aufgestiitzt, mit Gehörn und Fledermausflügeln und
einem bläkenden Lastermund.
Balzac verwandt ist auch Honore Daumier, der die Comedie humaine seiner Zeit mit
visionärer Gewalt beschwor. Er witterte das Gespenstische im Alltäglichen, er erkannte die
Fratze und die Blocksberggrimasse unter den glatten Mienen. Und seine Karikaturen sind
Entlarvungen, vollzogen von einem Teufelsbeschwörer. Man sieht hier solche Köpfe, die
Richter, den Auktionator, einen mimischen Hexensabbat.
Älter als diese und stärker noch ist Goya, der Spanier. Von ihm werden aus der
Privatsammlung Aufsesser 39 Zeichnungen dargeboten, die noch nie der Öffentlichkeit zu-
gänglich waren.
Gerade in den Zeichnungen ließ Goya seine Einbildungskraft am wildesten los. Im
Erdgeschoß des Pradomuseums versenkte ich mich stundenlang in diese Zwischenwelt.
Fieberträume regten sich mit gierigen Fangarmen; ein Menschenpolyp mit klaffendem
Rachen, wie ein Entsetzensschrei aus tausend Mündern; Meerkatzen, Gitanos und Gaukler
in fleckigen Tönen wie verwaschene Wetterspuren auf rissigen Mauern; Zwitterforrnen aus
Fledermäusen und Lemuren; Kupplerinnen im Gassendunkel; Messe noire-Szenen.
Und henkerhaft und grausig, wie mit dem Geierblick empfangen, ist auch die Berliner
Kollektion. Nouveaux Caprices heißt die Serie mit Selbstmördern, Guillodnesituationen
der Kopf zwischen den Balken eingeklemmt dann Monstrositäten von Zwergen, Riesen;
Narren und Trottel als ein Klumpen Unglück hingesetzt. Und alles mit einer solchen
Wucht des Striches aufgerufen, daß sich diese Nachtstücke mit ungeheurer Gegenwart
aufdrängen.
Doch auch noch andere Temperamente begegnen in der retrospektiven Abteilung.
Raffiniert und prickelnd lockt Konstantin Guys, der die Sitten und die Mode des zweiten
Kaiserreichs in faszinierenden Duftfarben aufgeschrieben die dünnrädrigen, wiegenden
Phaethons im Bois mit den Damen in Volantreifrock und den Knickerschirmchen der
Eugeniezeit; Liebesmärkte vor der Maison close mit dem witzigen Gegensatz der Krinolinen
der pensionnaires" zu den Kilts", den kurzen Röckchen der Banierenden riesigen schotti-
schen Soldaten; Promenadenszenen mit hohen, schmalen Zylindern, geschnürten Taillen-
röcken der Dandys und den Bindebänder-Kapotten, Fransenschals und Tonnenmutfs der
Mondänen.
Daneben dann die stille Größe und feierliche Ruhe der Blätter von Legros, der
in Porträten, Naturszenen, Totentanzlegenden immer etwas Biblisch-Erhabenes-Ent-
rücktes hat.
Von den jüngeren Künstlern geht Alfred Kubin spukhafte Wege. In seinem fesselnden
Bekenntnisbuch Die andere Seite" hatte er in das dunkle Reich der Träume geführt und
jetzt begleitete er eine dem sehr verwandte Schrift des Gerard Nerval Aurelie" von der
grenzenlosen Macht des Traumvermögens mit erlebnisvollen, zeichnerischen Randein-
fällen. Erschienen in München bei Georg Müller. Ausgestellt hat Kubin seine visionären
Blätter zuden Erzählungen E. A. Poes, ferner sehr merkwürdige Genesisphantasien, barocke
Umschreibungen fossiler Landschaften, Urwaldgründe und Urtierphantasien. Bewegungs-
motive liebt er, die den Menschen aus den Fugen bringen. Eine Panik zeichnet er vor dem
wilden, losgelassenen Stier, vor dem die Menschen zerstieben wie Blätter vom Wind zer-
wirbelt. Und der Absturz" bannt jene Vorstellung der Fieberdelirien von dem rapiden,
das Sein zersprengenden Hinuntersausen in unendlichen Abgrund.
An Daumier erinnert Amandus Faure mit dem Nachtstück der Neapeler Gasse und
ihrem, man möchte sagen, grellen Dunkel.
Gut und vollgültig sind in dieser Sezessionsausstellung die Stützen der Gesellschaft
vertreten.
Liebermann mit seinem Karton zum Gemälde der Judengasse in Amsterdam, eine
Studie voll Staccato-Rhythmus, an der man studieren kann, wie die Impression Butenden
Menschengewimmels für die künstlerische Darstellung transponiert wird. Solche Studien,
an denen sich belehrsam das Filtrieren des Stofflichen beobachten läßt, sind sehr instruktiv
für die Graphologie eines Künstlers.
Die Pastelle vomWannseeJQuderboote, Sommergärten, Korbsesselstimmungen haben
in Ton und Leichtigkeit etwas von Erdenschwere-Gelöstes, etwas Glückhaft-Heiteres der
seltenen Stunde.
Corinth bringt ein verbliiiifendes und frappantes Porträt des Frankfurters Dr. Edinger
am Mikroskop. Käthe Kollwitz gestaltet mit tiefem Ernst, herbwuchtig, ohne Wehleidigkeit,
ihre Mühseligen und Beladenen, eckige, vorn Elend gezeichnete Mütter mit Augen, die im
Leiden stumpf und tränenlos geworden.
Und voll Gewalt ist ein Totentanzbild, auf dem mit zermalmendem Griff der Knochen-
mann ein Weib packt.
Schimmer und Hauch liegt über den Pastellen Konrad von Kardorffs, vom Strand und
den Dünen. Atmosphärisch wirken sie in Farben, die vom Meeresdunst verschleiert sind.
Und schmeichlerisch wie weiche Luft sind die delikaten Aquarelle Slevogts blühende
rühlingstöne in sprießigem Grün, sanfte, grausilbrige Harmonien, tupfig gesprenkelte
Landschaftsstilleben.
Strucks Lagunenradierungen die mit einem Text von Hofmannsthal bei j. Bard
erscheinen werden kann man wahrhaft venezianische Epigramme nennen. Essentiell sind
sie; sie geben den Stimmungsduft der schönen Stadt, die nie versagt". In Ahnung und
Gegenwart verschweben die Filigran-Umrisse der Brücken und Palazzo-Fassaden in
ihrem juwelierhaften Filigran, und Chioggia-Segel, Kuppeln und Türme werden Zierat, und
tiefes Dunkel wehen über das Wasser die Zypressen der Toteninsel.
Vonberühmten ausländischen Gästen stellt sich Hodler mit einer Sonderausstellung
vonZeichnungen ein, meist Studien zu bekannten Werken, und dadurch besonders anregend.
Man kann hier die Ausdruckskunst dieses Monumentalen in der ersten Handschrift ver-
folgen, diese gefühlsstarken Bewegungen, diese inbrünstig erfüllten Haltungen, diese
natürlichen Feierlichkeiten im Wallen hymnischer Scharen. Wie das Schreiten erster
Menschen, aus Gottes Hand zwischen Himmel und Erde gestellt, so wirken die Gestalten
seiner Lebensblätter. Und man empfindet sie alle als Variationen über das Thema Ecce
homo, doch nicht christianisierend, dem Tode zugewandt, sondern dem heiligen Leben.
Der Wiener Klimt zeigt andeutungsvolle Akt- und Bildnisstudien, Nuancen von Gesichtern
und Körpern ein roter Lippenstrich in blasser Fläche suggestiv mit sparsamsten
Mitteln hingesetzt.
Eine Enttäuschung ist für mich diesmal Munch. Sein dekorativer Entwurf für eine
Universität Die Geschichte" sie stellt in blaugrünen Tönen einen alten Weisen mit
einem Knaben am Meer unter der Weltesche dar wirkt leer und puppenhaft.
Dagegen reizen zwei jüngere Franzosen sehr. Bonnard rnit seinen Pariser Croquis in
Lithographie voll vibrierenden Tempos des Straßenlebens und Maurice Denis, der in
seinem Zyklus PAmour traumhafte Gebilde, ätherische Frauen unter Parkwipfeln und an
Fontänen zu artistischen Ornamenten, zu hauchigen Gewebemusterungen stilisiert aus
chiEonzarten Linien und Farben.
II
Beim Streifen durch die Säle entdeckt man noch manche reizvolle, bunte Beute.
Pottner, der Schöpfer lebendiger keramischer Tierskulpturen, zeigt mit seinem Papageien-
bild und seinen Zeichnungen aus dem Getlügelhof dem Reiche Chanteclers Studien
von sprühender Augenblicklichkeit. Und Maria Slavonas schlafende Katzen sind knisternd
streichlerisch.
Witzige Karikaturen bringt Hans LindloE d'Alba-t, eine Gebirgslandschaft mit Haar-
wald und Bartgebüsch und tiefen Augenhöhlen; Oskar Fried mit langgezogenem steilen
Nasengrat; Konrad Ansorge mit balligen Gewitterbacken Sinfonie mit dem Pauken-
schlag.
Pascins Zeichnungen zu Heines Schnabelewopski bestrichen durch den blonden
Schmelz des Fleisches seiner Nacktheiten und die blumenhafte Süße seiner hingehuschten
Farbentönung höchst artistisch verfeinerte Sinnlichkeit.
Walter Klemm setzt seine alte Liebhaberei, Winterstimmungen dekorativ auszuwerten
den Breughels des Wiener Museums verwandt weiter fort Schwarze Silhouetten
der Schlittschuhläufer auf blaugrünem Eisrondel in weißem, umrahmendem Schneegefilde.
Und schließlich eine sehr beachtenswerte neue Begabung, der hier mit ihrer umfang-
reichen Kollektion freigebiger Platz eingeräumt wurde Hans Meid.
Seine Radierungen über mythologische und balladeske Szenen haben in ihrem
wischigen Schwarzweiß, in dem eigentümlichen Rieseln des Striches voll unendlicher
Melodie, in dem Fluktuieren und Oszillieren der tonigen Fläche eine Schwingung voll
seltenen Reizes.
ERLIN. DÄNISCI-IES KUNSTGEWERBE. Ein interessantes dekoratives
Gastspiel findet jetzt im Lichthof des Berliner Kunstgewerbemuseums statt. In einem
schmuckvollen Reigen ziehen alle angewandten Künste Dänemarks vorüber. Erinnerung
an erlesene Geschmackseindrücke Kopenhagener Tage wird wach, an Kopenhagen mit
seinen Schlössern alter Kultur, den stillen Plätzen, in deren vornehm schmalen Adels-
häusern Bangsche Novellen spielen, dem Reiherbrunnen auf Amager Torvet mit seiner
japanischen Grazie, die dann bestrickend wiederkehrt in den hauchigen, wie im Flug
erhaschten Impressionen der Porzellane. Beide Klimate, das der Tradition und das
moderner Gegenwart, berühren auch in dieser Ausstellung.
Vor allem in der Möbelkunst wird mit liebevollem Sinn die Stimmung des Empire
gepflegt, nicht des Königsstils, sondern mehr der bürgerlich patrizischen Variante, die zum
Biedermeier führt. Breite, behäbigere Formen, besonders in den ausladenden und damit
einladenden Stühlen, Klappsekretäre mit der inneren Zierfassade des Schub- und Fach-
werks, den kleinen Nischen und Loggien aus Mahagoni und gelber geilammter Birke mit
schwarzen Leisten, schlanke Pfeilerspiegel mit Goldrandlinien, halbkreisförmige Konsol-
tische mit Intarsien.
Dies Mobiliar hat nichts KünstlichJvlaskeradenhaftes, es stammt aus echter, ein-
geborner Sphäre, ebenso wie etwa jene Bangschen Echos du temps passe oder die Ham-
mershoischen Bilder stiller Stuben.
Und der Erbauer solcher Interieure, Thorvald Bindesböll, ging hervor aus der klassi-
zistischen Periode Dänemarks; er ist der Sohn des Mannes, der das Thorwaldsen-Museum
geschaffen. Später freilich nahm er mit ganz starkem Temperament neue persönliche Wege
und erfand sich in Metall und Keramik aus Technik und Material heraus großzügige Aus-
drucksformen.
Die puritanische Sachlichkeit im Möbel zeigtjohann Rohde mit seinen durch die Logik
der Konstruktion, den ruhevollen Proportionen, der präzisen Arbeit und dem zweckvollen
Funktionieren bestechenden Kastenschränken. Aus heller Birke oder Zypresse haben sie
ganz glatte, seidig glänzende Flächen. Die Flügeltüren tragen auf der Innenseite diskreten
Linienschmuck aus grüner Intarsia und sie zeigen geöffnet eine Wand, die durch die Schub-
kästen und die rippenartig ausgebildeten Handgriffe rhythmisch gegliedert ist.
Gern hätte man in dieser distinguierten Versammlung ein paar bombastische Schrank-
ungetüme vermißt mit wildschweiiigem Sockel und Mauerkrone aus versilbertem Kupfer.
Schlimme Gegenbeispiele von dekorativer Elephanteasis; sie wirkten wie dämonisch ge-
wordene Geldschränke, die sich zu einem Barockball für eine Mammutquadrille vermummt
haben. Im dänischen Schmuck überwiegt das Rustikale, ein norwegischer Zug ist darin,
wuchtige Formen aus Silber in grauem Eisenton. Schließen, Schnallen, Kettenglieder,
Buckelplatten, als wären es Zierstücke von Rüstungen, erhellt durch die magischen Augen
der l-Ialbedelstein-Cabochons. Etwas walkyrisch-wikingerhaft scheint dieses Geschmeide,
und es spazieren doch in Kopenhagen auch recht grazile Mägdelein, gar nicht so brunhildig,
daß man zu seinem lieben Gemüt bänglich flüstert Eh' ich ihr mich anvertraue, Gott
befehl ich meine Seele."
Der machtvolle Griff im Modellieren und der schwere Hammerschlag der Flächen-
behandlung kommt viel mehr den Gefäßen zu statten. Bindesböll fand nach seinen Anfängen
im strengen Überlieferungsstil persönlich kühne Sprache, in der er die organische Wesens-
kraft des Metalls herausbrachte und die Energien des Materials im Flul der Linien und in
den Aufrauhungen und rippigen Kerbungen der Flächen sinnfällig und eindrucksvoll akzen-
tuierte.
Den höchsten Reiz im dänischen Kunstgarten übt immer wieder das Porzellan.
Unsere Ausstellung zeigt instruktiv die Werke der beiden Manufakturen, der könig-
lichen mit den drei Wellenlinien im Wappen und der von Bing und Gröndahl im Zeichen
B. G. Sie sind einander wert und entzücken durch allererste Qualitäten. Die königliche
pflegt neuerdings neben den Japonneriedekoren und der huschigen poesie fugitive ver-
streuter Blätter, schnellender Fische, kristallische Effekte.Die zarte Porzellanhaut schimmert
etwa in einem seladongrünen Moire, aus dem silbrig sternig Eisblumen aufglitzern.
Dann findet man neuerdings Geschmack an kräftigeren Tönen, Ocker und Sepia auf
krukenförmigen Gefäßen, saftig und tief, auch Marmoriermuster, verwandt den getunkten
Vorsatzpapieren und den Ledertapeten, kommen vor. Sehr pikant wirkt eine Vase mit ver-
sprengten spritzigen Goldflecken, die an das Dore des Danziger Güldenwassers vom Lachs
und der Marquis-Katzenzungen erinnert.
Ruhm ist und bleibt die frappante Tierskulptur, in der beide Manufakturen sich gleich-
mäßig auszeichnen. Der dänische Zoo zeigt sich hier vermehrt um eine höchst lebendige
plattilossige Robbe, die den Kopf zum Himmel reckt. Bing und Gröndahl bevorzugen die
schweren Formen und die vollen Dekore. So breiten sie über die Wendungen einer Vase
einen stürmend daherwehenden Vogelflug. Ihre Spezialität sind sonst die Durchbruch-
motive. Vasen entwickeln sich nach oben in Form eines Blätterbusches. Die Blätter
berühren sich an den Spitzen, die Zwischenräume bleiben frei, und so bildet sich ein
graziöses Gitter- und Maschenwerk. Es gewinnt an Zartheit noch dadurch, daß es sich aus
dem tieffarbigen, etwa dunkelbraunroten Unterkörper weißgelblila abtönt.
Auch das Steinzeug wird in Dänemark kultivieit. Neben die kostbaren Porzellane
tritt die rustikale Keramik der Manufaktur Aluminia mit ihren lustig strotzenden Bauern-
farben, die den drallen Backen der Birnen und Äpfel gleichen.
Sehr originell sind die Töpfereien von Bindesböll. Teller und Vasen von massigem
Körper mit kurvigen Dekorlinien, furiosohaft dickschwarz hingefegt wie mit einem peit-
sehenden Pinsel.
Ein Stolz des dänischen Kunstgewerbes, der immer sieghaft blieb, ist schließlich das
Buch. Auch hier bietet sich in den Vitrinen, stehend und liegend, eine köstliche Bücherei
dar. Vollendete Lederbände in Handvergoldung und la Grolier mit mehrfarbiger Leder-
intarsia als Blattwerk an den schmiegsam gebogenen Stengeln und I-Ialmen der Goldlinien.
Auf dem Rücken bilden die herausgepreßten natürlichen Bünde ein kräftig gegliedertes
Rahmenwerk für den omamental komponierten Schriftsatz des Titels.
Und außer solchen hochbezahlten Schätzen der Luxusbibliophilie gibt es bescheide-
nere, aber durch den Geschmack nicht weniger bestechende Pappbände, in Papierbezügen
voller Kaprizen der Tönung. Da spielen über die Flächen die Äderungen der Fischhaut
und der Insektenßügel, Wellen- und Strömungsmotive, mineralische Changierungen, Wol-
kenzüge, Baumstarnmstrukturen, Milchstraßenwallen, Spinnennetzgewebe.
Ein berühmter Meister der Bindekunst ist Anker Kyster. Und wenn man sein und
der Kameraden Werk hier gesehen, dann erwacht die Lust, einmal wieder nach Kopen-
hagen zu pilgern, das nicht nur edle Künste gibt, sondern auch die beste rote Grütze, rode
Groed med Floede Felix Poppenberg
.1
Baukunst auf Grundlage des jetzigen Standes der Forschungsergebnisse zu schreibeni" und
hat bereits den ersten Band erscheinen lassen, der die Baukunst des Altertums und des
Islam behandelt. Die Schrift ist vorwiegend für den Unterricht an höheren Schulen und
für die Selbstbelehrung bestimmt, welche in der Zeit des zunehmenden Interesses an
künstlerischen Fragen auch einen immer wachsenden Raum in den Zielen der literarischen
Erscheinungen beansprucht.
Es besteht zweifellos ein praktisches Bedürfnis an übersichtlichen Führern auf dem
Gebiete der Baukunst, die größere Zeiträume umfassen und modernen Anschauungen
Ausdruck geben. Zu diesen gehört vor allem, daß die rein formalen Elemente nicht so sehr
betont werden wie die künstlerischen Ziele und die kulturellen Einflüsse; daB weniger das
Gedächtnis des Lesers in Anspruch genommen wird als es bisher üblich war und mehr
seine Auffassung und Anschauung geübt und gefestigt wird.
Das Studium der Kunst der Vergangenheit soll ja nicht eine Sammlung von Formen,
Daten und Zahlen einprägen, sondern Eindrücke und fruchtbringende Anregungen ver-
mitteln, soll den Zusammenhang in der Kunsttätigkeit aller Zeiten aufweisen, welcher
unsere eigene Zeit neue Taten anzureihen bestimmt ist. Als Vorbereitung für das Ver-
ständnis unserer eigenen Aufgaben, nicht als Selbstzweck ist uns heute das historische
Studium so wichtig.
In der Arbeit Hartmanns ist wohl diesem Gesichtspunkt Rechnung getragen; man
möchte aber den Autor ermuntern, dies noch viel mehr zu tun.
Ein reiches Illustrationsrnaterial ist dem Buche beigegeben. Hier möchte man in
gewissem Sinne ein Weniger wünschen, eine größere Rücksichtnahme auf die Gleich-
mäßigkeit der Darstellungsmittel, auf den geschmackvollen Eindruck der Buchseite. Diese
Forderung bereitet zweifellos Schwierigkeiten. Sie gehört aber zu den Errungenschaften
moderner Buchkunst, die vor allern kein Kunstbuch vernachlässigen dürfte, insbesondere,
wenn es weite Kreise belehren will.
Die gründliche Beherrschung des so reichen, wissenschaftlich bereits so vielseitig
behandelten Materials ist eine anerkennenswerte Leistung. Man sieht mit Interesse der
fortschreitenden Behandlung des so interessanten Gegenstandes entgegen und würde
wünschen, daß auch alle die vielen davon Kenntnis erlangen, welche durch das praktische
Leben dazu geführt werden, auf baukünstlerische Angelegenheiten Einiiuß zu gewinnen,
ohne daß sie Gelegenheit hatten, die Entwicklung der Baukunst zu überschauen.
Hanwig Fischel
IN NEUES WERK ÜBER DAS ENGLISCHE HEIM. Während
der letzten Jahre sind viele Werke über das englische I-Ieim erschienen, sowohl
in englischer als auch in deutscher Sprache. Das jüngste Werk The English Home" von
Banister E. Fletcher und H. Phillip Fletcher London, Methuen Co., Ltd. Preis xz Mk.
50 Pf. dürfte von besonderem Interesse sein. Es ist von zwei der berühmtesten Architekten
Englands geschrieben und ausdrücklich für Laien bestimmt. Doch finden auch Fach-
männer sehr wertvolle Winke darin. Der I. Teil ist der Entwicklung des englischen
Heims, aus der frühesten Zeit bis zum heutigen Tage gewidmet, in einer leichtfaßlichen,
klaren Art und Weise geschrieben und zeigt, wie die moderne Architektur Englands sich
auf den alten Traditionen aufgebaut hat. In England strebt ein jeder, selbst der Arbeiter,
darnach, sein eigenes Haus zu besitzen. Daher das Bedürfnis nach einem solchen Buche,
in welchem jeder beim Hausbau in Betracht kommende Punkt eingehend besprochen wird,
die Lage des Hauses, die Pläne, das Äußere und das Innere, Konstruktion und Material.
Auch die neuesten Erfindungen wurden ebenso beachtet wie das künstlerische Moment.
Die Baukunst in ihrer Entwicklung von der Urzeit bis zur Gegenwart von K. 0. Hartmann. Leipzig bei
Karl Scholze, I. Band.
Von besonderem Interesse sind die zahlreichen Illustrationen und Pläne von Villen,
Arbeiterhäusern wie auch von größeren Landhäusern, Bauten, die von den ersten Archi-
tekten Englands ausgeführt worden sind. A. S. Levetus
DIE NORWEGISCI-IE MALEREI VON ANDREAS AUBERT. Bei
Klinkhardt Biermann Leipzig erscheint soeben in einer Übersetzung von Walter
Schmidt eine Geschichte der norwegischen Malerei des Zeitraumes von r8r4 bis xgoo.
Diese Übersicht über ein sehr interessantes Gebiet der Malkunst hat Andreas Aubert
für das Nationalwerk Norwegen im XIX. Jahrhundert" geschrieben und sie war bereits
1904 und xgo8 als Einzelschrift in norwegischen Neuauflagen erschienen; nun bringt diese
deutsche Ausgabe den Gegenstand einem weiteren Leserkreis näher.
Er wird nicht alle Einzelheiten mit demselben Interesse verfolgen, mit dem der von
patriotischem Eifer erfüllte Nordländer die Betonung der norwegischen Eigenart beobachtet.
Er wird aber sicher mit großer Sympathie die ernsten und erfolgreichen Bemühungen
des energischen skandinavischen Volksstammes erkennen. Wenn der heute gerne betonte
Abstand norwegischer von schwedischer und dänischer Kunstleistung dem ferner lebenden
Deutschen auch nicht so groß erscheint, wie den Skandinaviern selbst, so ist aber doch
jedes dieser drei Brudervölker interessant und bedeutend genug, um auf ernste künst-
lerische Leistungen hinweisen zu können.
Die Schrift Auberts zeigt klar die Abhängigkeit der früheren norwegischen Maler von
den europäischen Kunstschulen insbesondere von München und Düsseldorf. Es war
jene Zeit der Vaterlandstlucht, in welcher die nordischen Künstler in fremden Landen
lebten, so sehr sie auch mit ihrem Herzen an der Heimat hingen. Sie malten norwegische
Landschaften und Sittenbilder in Düsseldorfer oder Münchner Geist.
Dann kam die Hegemonie von Paris mit den umwälzenden modernen Bestrebungen
und dem um so vieles weiteren Gesichtskreis und höheren Maßstab. Die Norweger, die in
diesem Brennpunkt der Malerwelt ihre Geltung durchsetzen konnten, waren Weltbürger
der Kunst. Die l-Ieimkehrenden schufen im eigenen Land eine Kunstschule, die den
Ausgangspunkt national gefärbter, aber doch nicht national beschränkter Leistungen bildet.
Die herbe und großartige Natur Norwegens bringt herbe, innerliche und hochstrebende
Künstler hervor, welche die Kleinheit des Landes zwingt, im Auslande zu lernen; aber die
warme Heimatsliebe bewirkt, daß sie nie ganz vom Boden des Vaterlandes getrennt werden
können, in dem sie wurzeln.
So kommt es, daß die norwegischen Maler auf den großen internationalen Schau-
stellungen stets mit Ehren bestehen, weil sie das universelle Fortschreiten der Erkenntnis
und des Könnens zum Ausdruck heimischer Anregungen machen. Die ausführliche und
sorgfältige Arbeit Auberts verfolgt diese Entwicklungsstufen mit Liebe und Klarheit und
bringt ein reiches und gut aufklärendes Illustrationsmaterial zur Bekräftigung mit.
I-Iartwig Fischel
BEISPIELE KÜNSTLERISCHER SCI-IRIFT VON RUDOLF VON
LARISCHI" Als vierte Serie der Beispiele künstlerischer Schrift", welche bisher
die Anfänge und die Fortentwicklung moderner Reformbestrebungen auf dem Gebiete der
Schriftkunst begleitet haben, erscheint nunmehr eine Auswahl alter Handschriften. Pro-
fessor Rudolf von Larisch setzt den Dokumenten zeitgenössischer Betätigung, die bewullt
und absichtsvoll aus dem Wesen der Schrift künstlerische Leistungen entwickelt hat,
Dokumente alter Kultur gegenüber, die sozusagen unwillkürlich, als Ausdruck einer künst-
lerisch hochstehenden Gesamtkultur eine geschmackvolle Form erworben haben.
Es sind nicht kalligraphische Arbeiten, sondern Briefe, Handschreiben, Dekrete, die
als handschriftliche Leistungen für praktische Bedürfnisse zu gelten haben. Sie stammen
Beispiele künstlerischer Schrift aus vergangenen Jahrhunderten. Herausgegeben von Rudolf von
Larisch, Wien. In Kommission bei Anton Schroll.
aus dem XV. und XVI. Jahrhundert und sind dem Archive des Ordens vom Goldenen
Vliese entnommen. In jenen Zeiten war das Schreiben nicht jedermanns Sache und keine
vom Hasten des Alltags entwürdigte Angelegenheit. Der Schreiber von Beruf konnte Liebe
und Zeit der Aufgabe widmen, er konnte Persönliches leisten. Das Handwerk wurde geehrt.
Wenn man die 24 Tafeln, die von 1455 bis 1555 reichen und sorgfältig datiert sind,
durchblickt, so fühlt man sich lebhaft angeregt. Aus jedem Blatte spricht die Eigenart einer
selbstsicheren Hand, die eine tüchtige Arbeit leistet. Das Schriftbild ist als Ganzes wie in
seinen Einzelheiten stets auf Wirkung berechnet, ohne Ziererei und Kleinlichkeit. jeder
Schreiber weiß ein anderes Element der Schriftzeichen in seiner Weise hervorzuholen und
zu betonen, auf seine Art den Raum des Blattes zu beleben, flüssig und gewandt zu füllen.
So sprechen diese Handschriften eine beredte Sprache, fast unabhängig von demWort-
laut des Textes, aber abhängig vom Material von der selbstverfertigten Kielfederspitze
und von dem Zeitgeist, der zusehends aus einer herberen, abgeschlosseneren Weltan-
schauung in eine freiere und beweglichere übergeht.
Man fühlt. sich dem Herausgeber zu Dank verpflichtet, daß er uns mit diesen an-
regenden Dokumenten bekannt gemacht hat. Hartwig Fischel
TUTTGART. PREISAUSSCHREIBEN FÜR EINEN STAMMTISCH-
STÄNDER. Aus den Mitteln, die aus der vom Königlich Württembergischen.
Landesgewerbemuseum zu Stuttgart veranstalteten Studentenkunstausstellung des Jahres
1908 übrig geblieben sind, wird nach dem seinerzeit geäußerten Wunsche des Ehren-
ausschusses und der Jury vom Königlichen Landesgewerbemuseum in Stuttgart ein
Preisausschreiben für einen Tischständer erlassen. Ohne Rücksicht auf das Material wird
ein Tischständer oder Stammtischzeichen gefordert, wie solche für die von Vereinen,
namentlich von studentischen Vereinen belegten Tische in Gasthöfen oder Kaffeehäusern
üblich sind. Der Aufbau und die Größe bleibt dem künstlerischen Entwürfe überlassen;
gefordert wird nur die Anbringung einer Inschrift zum Beispiel Belegte Plätze" oder Für
den Verein XY" sowie eines Korporationswappens oder die Rücksichtnahme auf ein
Wappenfeld, das nachträglich in einer materialgerechten Technik eingefügt werden kann.
Die Arbeiten können sowohl in Silber als auch in unedlem Metall, Holz oder Keramik
gehalten sein, auch sind Kombinationen dieser Materiale untereinander oder mit anderen
kunstgewerblichen Stoffen Leder, Textilien, Glasperlenarbeiten und dergleichen gestattet.
Alle guten kunstgewerblichen Techniken sind zugelassen. Bedingung ist ein selb-
ständiger, künstlerischer Entwurf und eine technisch einwandfreie Ausführung; alle Kopien
oder äußerlichen Entlehnungen älterer Motive sind ausgeschlossen. Gefordert werden
ausnahmslos fertig ausgeführte Arbeiten, keine Skizzen oder Modelle, die zwar in der mit
dem Wettbewerb verbundenen Ausstellung vorgeführt werden können, jedoch an der
Preisverteilung nicht teilnehmen.
Alle Preisarbeiten bleiben Eigentum der Bewerber, doch erhält das Landesgewerbe-
museum schon durch die Beteiligung das Recht zur illustrativen Wiedergabe in einer oder
mehreren ihm geeignet erscheinenden Zeitschriften.
Für Preise steht der Betrag von xooo Mark zur Verfügung, der auf Antrag der jury
noch erhöht werden kann. Die Verteilung auf die einzelnen Preise ist der jury überlassen;
grundsätzlich soll auch der geringste Preis nicht weniger als 100 Mark betragen.
Der Endtermin für alle Einsendungen ist der i. Oktober Poststempel 30. September
xgx alle Sendungen sind an das Königliche Landesgewerbemuseum in Stuttgart Kanzlei-
straße 19 franko mit dem Vermerk Zur Preisbewerbung" einzusenden.
Die Beteiligung steht allen deutschen Künstlern und Kunsthandwerkern, desgleichen
Firmen und Heimarbeitern, auch außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches offen.
Nach erfolgtem Urteilspruch, gegen den eine Berufung unzulässig ist, bleiben alle
künstlerisch gelungenen Wettbewerbarbeiten durch vier bis sechs Wochen im Königlichen
Landesgewerbemuseum in Stuttgart öffentlich ausgestellt.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
.REICHISCHEN MUSEUM
PERSÜNALNACHRICHT. Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Alller-
höchster Entschließung vom xo. dieses Monats dem Direktor des k. k. Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie Regierungsrat Dr. Eduard Leisching taxfrei den Titel
und Charakter eines Hofrates allergnädigst zu verleihen geruht.
USSTELLUNG ÖSTERREICHISCHER KUNSTGEWERBE. Seine
k. u. k. Hoheit Herr Erzherzog Rainer hat am 22. vorigen Monats Vormittags
neuerlich die Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe und hierauf die im Museum
untergebrachte k. k. Fachschule für Kunststickerei besucht.
ESCHENKE AN DAS MUSEUM. Seine Exzellenz Graf Wilczek hat die Samm-
lung alter Ofenkacheln im Österreichischen Museum durch Überweisung einer
Anzahl von Kacheln aus seinem Besitze in höchst dankenswerter Weise ilermehrt. Diese
Kacheln gehören teils dem XV., teils dem XVI. Jahrhundert an und bilden eine will-
kommene Ergänzung des bisherigen Bestandes. Ebenso hat Herr Kustos Alfred Walcher
von Molthein einige interessante alte Kacheln aus seiner Sammlung dem Museum zum
Geschenk gemacht. Die Bibliothek des Museums erhielt von der lnspektorswitwe Frau
A. Klein aus dem Nachlasse ihres Gatten ein Exemplar der RaffaelbibeW, Rom 1838, zum
Geschenk.
BESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Dezember von 26x52, die Bibliothek von 2046 Personen besucht.
KÜNSTGEVVERBESCHULE. In der Kunstgewerbeschule findet gegenwärtig
eine Ausstellung von Entwürfen und Studien für Wandmalerei aus der Fachklasse
für Malerei des Professors Koloman Moser statt. Sie ist täglich von xo bis Uhr geöffnet
und für jedermann unentgeltlich zugänglich.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 54b
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR.
FISCHEL, H. Über Eisenbahnarchitektur in Amerika.
Der Architekt, Dez.
SCHMITT, F. J. Die Gotteshäuser von Verona an der
Etsch. Allgemeine Bauzeitung, 75. Jahrgang,
4. Heft.
STAHL, Fr. Alfred Niessel. Berliner Architekturwelt,
g. Sonderheft.
WILLOUGHBY, L. Sam Famous English Halls. The
Connoisseur, Dez.
1v. TEXTILE KUNST. KOSTÜME.
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BREUER, R. Die Bielefelder Leinenindustrie. Textil
Kunst und Industrie, III, U.
Buchkunst, Alte und neue. Archiv für Buchbinderei,
Nov.
JOURDAIN, M. The History cf English Secular Ern-
broidery. Illustr. 4'". p. 2x8. London, K. Paul. xo s.
d.
V.SCI-IRIFT. DRUCK. GRAPH.
KUNSTE av-
IACKSON, F. N. Children's Playing Cards. The Con-
noisseur, Dez.
VI. GLAS. KERAMIK so
HODGSON, W. Mr. Will. Hesketh Leon's Collection
of Chinese Porcelain. The Connoisseur, Dez.
VII; ARBEITEN AUS HOLZ.
MOBILIEN so
WILLOUGHBY, L., s. Gr. II.
IX. EMAIL. GOLDSCHMIEDE-
KUNSTso-
LEOPOLD, H. Der Maestrichter Confessio-Schlüssel.
Rörn. Quartalschrift, XXIV, 3-4.
X. I-IERALDIK. PI-IRAGI STIK.
NUM MAT. GEMMENKUNDE.
BERNHART, M. Medaillen und Plaketten. VIII,
180 S. mit 96 Abb. Bibliothek für Kunst- und
Antiquitätensamrnler. I. Bd. Berlin, R. C. Schmidt
Co. M. rr.-.
GROLMAN, W. v. Deutsche Medaillen und Plaketten.
Deutsche Kunst und Dekoration, Dez.
Die Medaille in der Brüsseler Weltausstellung. Inter-
nationale Sarnrnlerzeitung, a3.
XI. AUSSTELLUNGEN. TOPO-
GRAPHIE. MUSEOGRAPI-IIE so
Denkmalpflege. Auszug aus den stenographischen
Berichten des Tages für Denkmalpßege von den
jahren rgoo bis rgog. Herausgegeben von A. v.
Oechelhäuser. I. Bd. Vorbildungs- und Stilfragen,
Gesetzgebung, staatliche und kommunale Denk-
malpflege. IX, 498 S. mit Ahb. und Taf. Len-B".
Leipzig, E. A. Seemann. M. g.-.
WECKBECKER, Wilh. Freih. v. Museen und Biblio-
theken unter verwaltungstechnischen Gesichts-
punkte. Ein Zyklus von Vorträgen, gehalten in
der WienerVereinigung für staatswissenschaftliche
Fortbildung. Als Manuskript gedruckt. Wien gr o.
B". VI, gg S.
AQUILEJA
Führer durch das k. k. Staatsmuseurn in Aquileja.
Herausgegeben vom österreichisch Archäologi-
schen Institut. XVI, 97 S. mit Abb. und Plan.
KL-B". Wien, A. Hölder. M. -.go.
BERLIN
BODE, W. Die Neuordnung im Kaiser Friedrich-
Museum. Amtlicher Bericht aus den königlichen
Kunstsammlungen, Dez.
KOCH, A. Eine deutsche Weltausstellung. Innen-
dekoration, Dez.
Eine deutscheWeltausstellung. Deutsche Kunst
und Dekoration, Dez.
Meißner Kunst auf der Berliner Ausstellung.
Sprechsaal, 3x.
MOYE, A. Die II. Ton-, Zement- und Kalkindustrie-
ausstellung in Berlin. Internationales Zentralblatt
lllr Baukeramik und Glasindustrie, 76g.
MÜNSTERBERG, 0. Das Ostasiatische Museum
in Bcllln. Privatdruck. Leipzig rgro. 8'. 33 S.
SCHLIEPMANN, H. Die Olbrich-Ausstellung in
der Akademie der Künste. Berliner Architektur-
welt, XIII, 8.
BRÜSSEL
BERDEL, E. Keramik und Glas auf der Weltaus-
stellung Brüssel. Sprechsaal, 41.
Die Brüsseler Ausstellung nach dem Brande.
Archiv fdr Buchbinderei, Nov.
BRÜSSEL
Lehren von der Brüsseler Weltausstellung. Ge-
werbeblatt aus Württemberg, 48.
SCHULZE, 0. Ein Besuch im Palais des Travaux
feminine auf der Weltausstellung in Brüssel.
Textile Kunst und Industrie, III, rr.
SPIELMANN, M. H. The Exhibition of x79! Cen-
tury Flemish Art, Brussels, rgto. 4". London,
"Connoisseur". s. d.
ZOBELTITZ, H. v. Von der Weltausstellung
Brüssel. Velhagen Klasings Monatshefte, XXIV,
n.
LEPZIG
SCH. Deutsch Graphische Ausstellung in Leipzig.
Kunstchronik, N. 17., XXII, 6.
MÜNCHEN
GMELIN, L. Von der muhamrnedanischen Aus-
stellung in München rgro. Sprechsaal, 34.
MEYER-RIEFSTAI-IL, R. Die Ausstellung mu-
harnmedanischer Kunst in München. Kunst und
Handwerk, rgtr, r.
Die Münchner rnuhamrnedanische Ausstellung.
Deutsche Kunst und Dekoration, Dez.
NÜRNBERG
Kataloge des Germanischen Nationalmuseums in
Nürnberg. Josephi, W. Die Werke plastischer
Kunst. 39g S. mit 160 Abh. und 54 Taf. Fol.
Nürnberg, J. L. Schrag. M. 30.-.
PARIS
F. v. O. Ein Gang durch die Räume der Münchner
irn Pariser Herbstsalon. Dekorative Kunst, Dez.
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Musee du Louvre. Departement des antiquires
grecques et romaines. Acquisition de l'anne'e rgog.
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PECHMANN, G. v. Die Münchner Ausstellung
angewandter Kunst in Paris rgro. Dekorative
Kunst, Dez.
VAUXCELLES, L. Le Salon d'Automne et l'Ex-
position des Arts decoratifs de Munieh. UArt
decoratif, Okt.
VERNEUIL, M. P. Le Salon d'Automne. Art et
De'coration, Nov.
TRIER
SCHLEINITZ, O. Freih. v. Die Trierer Stadt-
hibliothek. Zeitschrift für Bücherfreunde, Okt.
WIEN
BÜK, j. v. Österreichische Baukeramik und Jagd-
ausstellung rgto. Internationales Zentralblatt für
Baukeramik und Glasindustr-ie, 7678.
FISCHEL, H. Die Ausstellung österreichischer
Kunstgewerhe im k. k. Österreichischen Museum.
Kunstchronilt, N. XXII, B.
Die Ausstellung im k. k. Österreichischen Mu-
seum für Kunst und Industrie. Wiener Mode,
XXIV, 5.
WALDE, K. Kunstgewerhe auf derjagdausstellung
Wien. Innendekoration, Dez.
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