-a-r künstlerisch zu bemächtigen. Hier setzt der zweite Hebel des neuen Bundes an: die bedeu- tende Industrie Mährens, voran die Damast- und Seidenweberei, Kunstdruck und Buch- ausstattung, Möbeltischlerei, Keramik und Glas - die ältesten und blühendsten Erwerbs- zweige des arbeitsamen und ernst strebenden Mährervolkes - sollen mit der Künstlerschaft des Landes in regeren Wechselverkehr gebracht werden. Daß dazu bereits verheißungs- volle Ansätze vorhanden sind, erwies schon jene erste Ausstellung. Für die hochentwickelte Damastindustrie, namentlich für NorbertLanger und Söhne (Deutsch-Liebau), istAlois Bohla tätig, der als Professor der Brünner k. k. Lehranstalt für Textilindustrie zugleich auch in der Lage ist, Teppiche nachseinen trefflichen Entwürfen in den Lehrwerkstätten der Schule aus- führen zu lassen. An der Mährisch-Schönberger k. k. Webschule wirken Franz Sieber und Karl Kröhn, durch künstlerischen Geschmack zugleich die bedeutende nordmährische Textil- industrie beeiniiussend. Die Römerstädter Seidenfabrik A. Flemmichs Söhne hat sich neuer- dings auf die Erzeugung von Kirchenstoffen und Meßgewändem geworfen und jetzt in Brünn zum erstenmal ihre vorzüglich stilstreng komponierten, aus reinstem, unerschwertem Material hergestellten Seidengewebe gezeigt. Damit wird auf einem der wichtigsten Gebiete der bisher üblichen Einfuhr ausländischer Erzeugnisse erfolgreich entgegengearbeitet, die zu lange schon den österreichischen Markt überschwemmten. Für Bobbinet- und Spitzen- erzeugung ist die in Heinrichstal bei Brünn gelegene Fabrik von M. Faber ä Komp. das Stammhaus dieser Weltfirma. So ist es kein Wunder, daß auch zwei im Wiener Kunstleben so hervorstechende Persönlichkeiten wie Professor Josef Hoffmann und Paul Roller von der „Wiener Werkstätte" immer wieder gerade zu der in ihrer Heimat so hochent- wickelten Textilkunst zurückkehren; ihre vorzüglich wirkenden, in Zeichnung und Farbe gleich fein empfundenen Stoffe sind von Backhausen ausgeführt worden. Dagegen hat den in Wien schon bekannten monumentalen Gobelin „Maria als Fürbitterin" von Direktor Alfred Roller eine ebenfalls aus Brünn stammende Dame, Frau Professor Leopoldine Guttmann, gearbeitet. An der Brünner Frauenerwerbvereinsschule war es Marianne Roller, eine Schwester der genannten beiden Brüder, welche die Weberei auf Handwebstühlen und all' die neuem dankbaren Techniken einführte und mit künstlerischem Ernst zum Sieg gebracht hat, an Stelle des sonst breitgetretenen Dilettantismus zweckloser „weib- licher Handarbeiten". Von nicht geringerer Bedeutung ist die neuerdings eingetretene Wendung in der keramischen Industrie. Mit der kostspieligen und praktisch unverwertbaren Fayence ist es zum Glück auch in Mähren vorbei. Die Znaimer k. k. Fachschule für Tonindustrie bevorzugt jetzt die Baukeramik mit vollem Rechte und hat in ihrem dirigierenden Che- miker Dolezal und in den trefflichen Lehrkräften, dem Architekten Bruno Emmel, dem Maler Viktor Schufinsky und dem Bildhauer Michel Mörtl, eine zielbewußte Führung und Künstler erhalten, die auch auf anderen kunstgewerblichen Gebieten Beachtung fanden. Besitzt Mähren unter anderem in der Mährisch-Schönberger Tonofenfabrik Rollepatz eine strebsame Firma, die sich durch ihre Arbeiten für das Schloß Busau des Erzherzog- Deutschmeisters Eugen und durch den von Professor Emmel entworfenen Kamin des rnährischen Jagdsaales der vorjährigen Ausstellung einen Namen machte, so ist neuer- dings die altbekannte Olomouczaner Majolikafabrik vormals Schütz (bei Brünn) durch ihren jetzigen Besitzer Dr. Leopold Basch in einen modernen großzügigen Betrieb für Fliesen und Kunstkeramik umgewandelt worden, dank den Erfahrungen, die Dr. Basch als Chemiker im Laboratorium der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums und bei mehrjährigem Aufenthalt in den führenden keramischen Fabriken Englands sammeln konnte. Auch Ida Lehmann hat die ausgezeichnete Schulung der Wiener Kunst- gewerbeschule (unter Metzner und Powolny) erfahren und feierte in Brünn, wohin sie wenigstens „zuständig" ist, mit ihren reizenden von Schleiß in Gmunden und Goldscheider ausgeführten Figuren Triumphe. Von den andern Damen des Deutschmährischen Kunstgewerbebundes hat Constanze Eberle ebenfalls die Wiener Schule absolviert und sich seither in Rom durch Schmuck-