155 Vergangenheit Salzburgs im XV. Jahrhundert wachzurufen. Und dennoch müssen wir wohl damit rechnen, daß damals in der Steinmetzenstadt Salzburg neben dem Handwerk auch die Kunst der Marmorbildnerei geblüht hat. Aber nur eine einzige wirklich bedeutende Steinskulptur in Salzburg selbst aus der Zeit von 1440 bis 1450 ist dessen Zeuge, die Grabplatte des heiligen Vitalis in St. Peter." Wir müssen also annehmen, daß all das andere Gute entweder im Laufe der Jahrhunderte untergegangen oder als Exportware ausgeführt worden ist. Von diesen im Land zerstreuten Denkmälern Salzburger Her- kunft scheinen mir nun zwei für die Frühzeit unseres Meisters von Belang zu sein, die Grabplatte des Bischofs Georg Überagker (1452 bis _1477) in der Abtei Seckau in Steiermark" und die Tumbenplatte des Stiftergrabes der Familie Wernhers von Plaien im Stift Reichersberg am Innf" Erstere, gefer- tigt vor dem Tode des Bischofs, ist etwa 1460 bis 1470 anzusetzen, letztere um 1470. Beide Werke erachte ich als die unmittelbaren Vorläufer der Kunst Val- kenauers, sogar in dem Sinne, daB mir der unbekannte Meister der Lehrherr desselben gewesen zu sein scheint. Das stark plastische Empfinden, wie es be- sonders in dem Reichersberger Relief zutage tritt (Abb. 33), im allgemeinen, dann Einzelheiten wie die exakte, klar detaillierende I-Iaar- und Bartbehand- lung, die Gesichtstypen, die Bildung der Augen, die dünngliedrigen Hände wir- ken wie die Vorstufen zu Valkenauers Ausdrucksweise in seinen frühen Wer- ken, etwa in dem Regensburger Ma- donnenrelief oder an dem GfälbSte-in Abb. 37. Epitaph der Möderndorfer in Maria-Saal Mauerkirchers. ]a auf dem erstge- nannten Werk finden wir sogar mit nur wenig Änderungen den gleichen dreigeteilten architektonischen Baldachin wieder wie an den Grabplatten in Reichersberg und in Seckau. Von demselben Meister ist auch der Por- trätstein über dem Grabe des heiligen Rupertus in St. Peter zu Salzburg "' Die Abteireehnung von St. Peter pro 1496-1502 Cista CLXXIV 4 enthält den Eintrag: Pro M. johanne lupicida et scissore, qui lapidem B. Vitalis excidit (r4)g7. etc. Daß dieser Meister nicht mit Valkenauer identisch, noch die Grabplatte in St. Peter um 1497 entstanden sein kann, soll gelegentlich in anderem Zusammenhang dargelegt werden. H. Widmann, Geschichte Salzburgs I1. (xgog) Seite 407 irrt, wenn er in dem Stein eine Arbeit Valkenauers vermutet. "' Mitteilungen der k. k. Zentralkornmission III. (1858), Seite 191. '" Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereins zu Wien. XXI. (1882), Seite 29. 14