und gelber Glasur bis auf den heutigen Tag beibehalten haben. Die übrige uns bekannte volkstümliche Keramik hat dagegen auf dem Felde der Farbe jene Wandlungen mitge- macht, die sich in der Barocke im gänzlichen Verzicht auf die grünen Töne und in der Vor- liebe für ein tiefes Blau, imRokokoinderNeben- einanderstellung zarter roter und grüner Töne (Fayencenvonwischau Altes Farmhaus in Kanada (Blockbau) und Stampfen) oder in feiner Zeichnung der dargestellten Figuren (Bauernkeramiken der nieder- österreichisch-ungarischen Sprachgrenze) äußern. Überall aber - und das ist eines der interessantesten Ergebnisse aus dem aufgesammelten Material g sind, vielleicht mit Ausnahme von Ostgalizien und den südlichst gelegenen Kronländern, deutsche Handwerker die Gründer der keramischen Betriebe, waren ihre Pfleger bis zu deren höchsten künstlerischen Entwicklung und haben in nichtdeutschen Ländern das Handwerk in die Hände bodenständiger Bevöl- kerung erst dann gelegt, als die Konkurrenz des Porzellans einer weiteren Ent- faltung entgegentrat. Die Glas-, Holz- und Metallarbeiten, weiters die Erzeug- nisse aus anderem Material nehmen den zweiten der Tafelbände in Anspruch. Wir nennen hier nur die Brautkronen und Hochzeitsbuschen aus den Alpen- ländern und dem Böhmerwalde, reizende Filigranarbeiten, die hinsichtlich des entwickelten Schönheitsmomentes an das Kunstgewerbe heranreichen ; weiters die gefärbten Ostereier aus den Sudetenländern mit ihrem großen Schatz an Motiven des Flächenornamentes. Auch für den weitaus größten Teil der in diesem Band geschilderten Arbeiten ist der Beweis echter volkstümlicher Kunst erbracht. Die Herstellung war nicht Sonderrecht einzelner geschulter Handwerker, sondern Gemeingut der Bewohner ganzer Ortschaften, ja ganzer Völkerstämme, bei denen sich schon in der Jugend ein bestimmter Grad von Handfertigkeit und ein gesunder Schönheitsbegriff entwickelte. Das Werk ist mit seltener Hingabe für eine Sache geschrieben, die angesichts der heutigen, schädlichen, Moral und Kunstanschauung zersetzenden Einflüsse die größte Beachtung und möglichste Unterstützung von seiten derBevölkerung und auch von seiten des Staates fordert. Beim Lesen des Textes erfreut uns der eigene Reiz des Stils. Er läßt erkennen, daß der Verfasser auch mit dem Herzen jenen nahesteht, deren Kunstschaffen er wissenschaftlich ergründet hat. 2c