239 lich fühlbar blieb, ist in den kolonialen und frühen republikanischen Wohn- hausbauten eine weit mehr lokale Färbung zu beobachten. Hier dominieren das praktische Bedürfnis, das Baumaterial, die Lage doch mehr das formale Element und lassen es nicht zur Hauptsache werden. Darum ist es auch erklärlich, daß von diesen intimeren und selbständi- geren Werken eine neue Anregung ausgehen konnte, die sich in vielen An- lehnungen jüngerer amerikanischer Architekten und in zahlreichen Publika- tionen ausspricht. Die Amerikaner haben hier einen Schatz eigener alter Kunsttätigkeit, auf den sie gerne stolz sind, den sie auch schätzen und hüten, so weit es das lebhaft pulsierende, vorwärts stürmende Leben gestattet. Es ist auch für den Europäer lohnend, auf diesem Gebiete amerikanische Stu- dien zu betreiben, die so wesentlich abweichen von den Studien, die sonst nach Amerika führen. ZUR AUSSTELLUNG SPÄTANTIK-ÄGYPTI- SCHER FUNDE IM K. KOSTERREICHISCHEN MUSEUM so VON M. DREGER-WIEN so IE Erweiterung der Textilsammlung, die im Zusammen- hange mit der Vergrößerung des ganzen Museums vorgenommen werden konnte, gestattet uns, nach mehr als anderthalbjahrzehnten wenigstens einen Teil des reichen Museumsbesitzes an spätantiken Textilfunden zur vorübergehenden öffentlichen Ausstellung zu bringen. Diese Funde, die übrigens seither einige Ver- mehrung erfahren haben, sind schon im Jahre 1889 von dem früheren Abteilungsvorstande, dem spä- teren Universitätsprofessor und Hofrate Alois Riegl, vielfach auf die Untersuchungen Karabaceks gestützt, unter dem Titel "Die ägyptischenTextilfunde im k. k. Österreichischen Museum" eingehend und mit tiefer Sachkenntnis behandelt worden. Gleichwohl glauben wir, der neuen Ausstellung ein neues kurzes Geleitwort vorausschicken zu sollen; denn es wird begreiflich erscheinen, daß heute nach mehr als zwanzig Jahren manche Stücke, die beim ersten Erscheinen dieser ganzen Gruppe von Kunstwerken die Aufmerksamkeit besonders erregten, weniger bedeutend erscheinen, einfach, weil die Lösung der mit ihnen verknüpften Fragen bereits in das allgemeine Bewußtsein der Fachkreise und selbst über diese hinaus gedrungen ist. Dann wird es aber auch als ebenso selbstverständlich gelten, daß die in- zwischen gemachten neuen Funde und das Fortschreiten der wissenschaft- lichen Forschung überhaupt uns heute manches wichtig erscheinen lassen, was man damals kaum beachtete, und daß heute manches wesentlich anders aufgefaßt werden muß als damals. 31'