Zur Prüfung der Echtheit benutzte er ein einfaches Mittel. Bei den modernen Fäl- schungen ist die Patina eine künstlich aufgetragene Schicht, die zwar Soda, aber nicht dem ätzenden Ammoniak standhält, vielmehr bei energischem Bürsten das blanke Metall hervor- treten läßt. Bei alten Bronzen ist dagegen die Patina mit dem Metall eine innige, unlösbare Verbindung eingegangen. N Ein Bronzebecher mit runder Fingeröse und Daumenplatte sowie ein kleines Kult- gefäß auf Fuß mit spitzem, bergförmigem Deckel in durchbrochener und relieüerter Arbeit entstammen einem Grab, in dem gleichzeitig Münzen der Hau-Periode (220 vor bis 220 nach Christi) gefunden wurden. Diese somit datierten Originalarbeiten weisen helle- nistische, chinesisch ausgestaltete Formen und Verzierungen auf. Der Becher ist in dem für diese Zeit charakteristischen dünnwandigen Guß ausgeführt, der in späteren Zeiten nur selten gleichwertig zu finden ist. Der ältesten Zeit - vielleicht zum Teil vor der Han-Periode - gehören eine Reihe von Kultgefäßen der Sammlung an, die in ihren wuchtigen Formen, den gut ge- zeichneten, aber nicht vordringlichen Ornamenten und der technischen Ausführung Zeugnis von der Vollendung des chinesischen Bronzegusses in der Zeit um Christi geben. Ob die Stücke Jahrhunderte vor oder nach Christi hergestellt sind, können wir heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen, da die alten Formen auch mit Inschriften nach- gegossen wurden; aber daß sie der vorbuddhistischen Zeit angehören, ist sicher. Wir finden die runden, offenen Kessel mit aufrecht auf dem Rand stehendem Henkel auf drei Füßen für Fleischopfer, die kleinen runden Gefäße auf Randfuß mit seitlichen Handgrilfen für die Kornopfer und die schlanken, oben am Rande trompetenartig ausgebuchteten Vasen für die Blutopfer. Die Verzierungen sind bei den ältesten Gefäßen verständnisvoll und sauber, aber stets hinter der Wirkung der Gesamtform zurücktretend, ausgeführt. Im Vergleich lernen wir auf späteren Stücken der Ausstellung die geistlose Verllachung in der Zeichnung und vor allem die schärfere, in erhöhtem Relief aufdringliche Ornamentik kennen. In dem Neben- einander ähnlicher Gefäße aus verschiedenen, um Jahrhunderte getrennten Epochen können wir hier, wie sonst noch nirgends in einem Museum, die Entwicklung der Formensprache studieren. Dabei ergeben sich viele Rätsel, deren Lösung erst allmählich durch Spezialforschungen möglich sein wird. Ganz besonders hervorzuheben ist ein Korngefaiß, dessen Bauch mit wagrechten Rillen und dessen Rand mit einer Borde aus eckigen Spiralen verziert ist. Die etwas restaurierten Henkel sind in Drachengestalt, der Randfuß mit antikisierendem Ornament steht auf drei kleinen Füßchen, und die wuchtige Form findet ihren Abschluß in einem Deckel, der abgenommen ein selbständiges, flaches Gefäß bildet. Dieses Stück weist eine rote und grüne Patina von ganz hervorragender Qualität auf. Bisher sind zwei gleiche Stücke bekannt geworden, das eine hat der Kaiser Kienlung x77: dem Confuciustempel zu Küfu in Shantung verehrt und das andere ist im Besitz des Kaisers von Japan. Ein kleineres, ebenfalls vortreffliches Korngefäß mit seitlichen Henkeln hat eine schmale Mäanderborte mit einem Tierkopf im Relief in der Mitte. Auf der japanischen Ausstellung von xgoö war ein sehr ähnliches Stück vorhanden. Ganz eigenartig und in keinem chinesischen Katalog abgebildet ist eine offene Schale auf acht nach außen gebogenen und durchbrochen gearbeiteten Füßen und einem bauchigen, mit verschnörkelten Schlangen in Relief verzierten Körper. Auf dem Boden ist eine Marke angebracht. Von den Dreifüßen sind mehrere zu beachten. Besonders reizvoll in Form, Patina und edler Mäanderverzierung erscheint mir eine kleine, leider etwas zerbrochene Bronze. Ein größerer Kessel auf drei blasenförmigen Füßen sowie hohe, schlanke Blutgefäße sind ebenfalls in selten schöner Qualität vorhanden. Eine viereckige und eine ovale flache Schale sind auch auf demBoden außen mit Reliefmustern überzogen und wirken sehr eigenartig. Ich kann nur einzelne Arbeiten hervorheben, aber selbst die in der reichen Ausstellung zurück- tretenden Stücke würden in einem Museum Zierstücke bilden.