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KLEINE NACHRICHTEN 50'
ÜGERS PORTRÄT DES PRINZEN FRIEDRICH WILHELM VON
HQHENLQHE-KIRCHBERG. In Johann Georg Meusels „Neues Museum
für Künstler und Kunstliebhaber", 1794, Seite 2x2 ff. findet sich in einer Korrespondenz aus
Wien eine genaue Beschreibung dieses Bildes, das in der neueren Literatur nur einmal,
von dem treElichen, leider zu früh verstorbenen Ferdinand Laban in seiner grund-
legenden Füger-Monographie erwähnt worden ist.
Bekannt war gleichfalls die feine und geistvolle Porträtskizze in Miniatur mit dem
Kopfe des Prinzen im Besitze der Baronin Loudon (abgebildet bei Laban a. a. O. 1905,
Tafel X, z), die bei F. X. Stöckl in Wien in einer gestochenen Kopie als Schabkunstblatt
erschienen ist. Unterdessen tauchte das bei Laban
unter Nr. 87, Seite 65 beschriebene verschollene
„männliche Bildnis", das bei der Auktion von Klin-
kosch im Jahre 188g versteigert wurde, wieder auf und
kam in die Sammlung Figdor in Wien.
Es ist eine genaue und eigenhändige Replik des
Loudonschen Bildes und wie dieses auf Elfenbein
gemalt (o'82)(0'55). Der Güte des Besitzers, Herrn
Dr. Albert Figdor, verdanke ich eine unserer Abbil-
dung zugrunde liegende Photographie.
Meine Nachfrage nach dem großen Fügerschen
Ölbilde bei der fürstlich Hohenloheschen Domänen-
kanzlei zu Öhringen, der ich hiermit meinen besten
Dank abstatte, ergaben das erfreuliche Resultat, daß
das Bild noch auf Schloß Kirchberg existiert, und eine
photographische Aufnahme wurde mir gleichfalls
gestattet, so daß ich das Gemälde, das einen wert-
vollen Beitrag zu unseren Kenntnissen von der kulti-
vierten und exquisiten Kunst des Porträtmalers Füger
bildet, hier in einer Reproduktion vorlegen kann. Ein
Vergleich des Kopfes auf dem Kirchbergschen Bilde
mit den beiden Miniaturen ergibt nun ohne weiteres
sicher, daß diese beiden frischen Skizzen bei Baronin
London und Dr. Albert Figdor Vorstudien zu dem
Gemälde bildeten. Wichtig ist auch die Notiz Meusels,
daß der Goldrahmen nach einer Zeichnung des Meisters ausgeführt wurde und wir somit
eine authentische kunstgewerbliche Wiener Arbeit nach Füger vor uns haben.
Das Bild Fügers ist übrigens x7g4 in einem Folioblatt durch den Wiener Kupfer-
stecher Johann Jacobe (1733-1797) gestochen worden.
Im folgenden reproduziere ich teilweise die Meuselsche Korrespondenz, die nicht
allein als wertvolle Beglaubigung des Bildes, sondern auch als Beispiel einer gleichzeitigen
kunstästhetischen Betrachtung von Bedeutung und lesenswert ist.
„Der Prinz steht fast ganz im Profil, in einer leichten, ungezwungenen und natürlichen
Stellung, in der Generalsuniform, über welche ein Brustharniseh geschnallt ist, über den
der Orden vom Großkreuz hängt, den Degen an der Seite, auch mit der schweren goldnen
Scherpe umhängt. Mit dem rechten Fuß tritt er etwas vorwärts; auf dem linken ruht die
Schwere. Seine rechte Hand stützt sich auf den Stock, oder senkt sich vielmehr, gleichsam
ruhend auf ihn herab, die linke ruht auf der schweren Quaste der Scherpe.
Auf einem Felsenstück, das rechts an ihm sich gruppiert, liegen Hut und Handschuhe.
Entfernter ragen hinter dieser Felsenmaße einige Schanzenkörbe hervor. Links an ihm
steht eine schwere Kanone, (deren linkes Rad aber verzeichnet ist) so gestellt, dall sie in
Elfenbeinminiaturponrät des Prinzen Fried-
rich Wilhelm von Hohenlohe-Kirchberg,
von Füger (Sammlung Figdor, Wien)