schmaler Finne schließen. Ein solcher aber ist geeignet zum Recken des Gold- barrens zum Band. Die Deutung wird erleichtert, wenn man die seit Theo- philus bis heute geübte Vorbereitung des Goldschlägers zu Rückschlüssen heranzieht. Das Bestreben geht von vornherein dahin, ein Baches Goldband von gleichmäßiger Stärke zu erzielen. Die Grundlage hierzu bietet der gegossene Goldstab von rechteckigem Querschnitt. Er ist vermutlich auch bei den Römern das Ausgangswerkstück der Goldschlägerei gewesen. Ein „gerundeter" Barren dagegen mußte das Ausstrecken zum Band erschweren. Es ist daher und war offenbar das zweckmäßigste, den Goldbarren für die Zwecke des Goldschlägers besonders, eben in die Form eines rechteckigen Flachstabes, umzugießen. Bezüglich des noch zweifelhafteren rechten unteren Teils des Reliefs weist Blümner die Vermutung Jahns zurück, daß jene abgestuften Körper Goldbarren seien. Und in der Tat muß diese Auslegung befremden, wenn man den selbst für damalige Verhältnisse ungeheuren Wert der zweifellos mehrere Zentner schweren Goldmasse bedenkt. Bedeutet doch ein Gold- verbrauch von vier bis sechs Zentnern für eine heutige, mit Maschinen aus- gerüstete Feingoldschlägerei größten Stils eine sehr beachtenswerte Leistung. Andrerseits vermag ich aber auch Blümner nicht beizupfiichten, der in jenen Körpern aufeinandergestapelte „F0rmen" (Pakete aus Goldschläger- membran) erblicken möchte. Denn einmal waren die damaligen Formen analog der ägyptischen aus Abbildung 2 bis 4 sicherlich Flacher und ferner ist nicht einzusehen, warum die eine „Form" bildenden Membranen ver- schiedene Größen hätten haben sollen. Es würde dann nötig gewesen sein, das einzelne Formblatt immer wieder an dieselbe Stelle der Form zu bringen, was die Benutzung sehr erschwert hätte. Zudem wäre ein Austauschen der inneren gegen die äußeren Blätter, wie ihn die ordnungsmäßige Behandlung der Form verlangt, ausgeschlossen gewesen. Daremberg" endlich hält die strittigen Gegenstände für Gußforrnen (lingots, während die Goldschlägerform caucher, chaudret, auch moule" heißt). Auch diese Ansicht vermag ich mir nicht zu eigen zu machen, da, wie oben begründet, der Flachstab das Aus- gangswerkstück des Goldschlägerprozesses auch in römischer Zeit gewesen sein dürfte, die Zylinderform der Eingüsse also nicht wahrscheinlich ist. Nun hat Jahn (186r), wie er selbst sagt, die Abbildung des „aurifex brattearius" durch Vermittlung von Brunn erhalten, und haben Daremberg (1875) sowie Blümner (1887) die Jahnsche Figur übernommen. So entging allen der Eindruck des Originals, wie es später Amelungh" in photographischer Wiedergabe veröffentlicht hat (Abb. 8). Dort erscheint der kegelige Körper nicht in scharf begrenzte, lose aufeinander gesetzte Doppelkegelstümpfe zerlegt, macht vielmehr den Eindruck eines einheitlichen Baues. Und ich möchte die Vermutung nicht unterdrücken, daß es sich um die primitive "' Daremberg et Saglio, Dictionnaire des andquites grecques et romaines. Paris 1875, Seite 748. '" Encyclopedie metlwdique. Ans e: metiers. Paris 1782, Baud l des Textes, Seite 209. "' W. Amelung, Die Skulpturen des Vatikanischen Museums. Berlin xgog und 1908, Band II, Seite 444, Nummer 261 a, Tafel 52.