dem eingerammten Brett und erhielt so die Düse für den hinter dem Brett angebrachten Blasebalg. Außer diesem primitiven Schmelzherd kannte Theophilus auch einen regelrechten Windofen, in nach oben verjüngter Form aus Steinen aufgebaut, innen wie außen mit Ton verstrichen und durch eiserne Bänder zusammen- gehalten. In diesem gelang es ohne Blasebalg, einen kräftigen Luftzug zu unterhalten, welcher die Holzkohle rasch entfachte, sodaß das Edelmetall in dem Tiegel schmolz. Wie letzterer ausgesehen haben mag, dürfen wir wohl aus Abbildung 13' entnehmen, die einen I0 Zentimeter hohen Schmelztiegel mit dreieckiger Mündung und wagrechtem Griff aus dem Mittelalter zeigt. Über sein Material wissen wir von Theophilus, daß die Tiegel für Gold und Silber aus zwei Teilen Ton und einem Teil zerkleinerter alter Schmelztiegel bestanden. Die Tiegel des Theophilus waren also schon Schamotte- tiegel im modernen Sinne. Der mittelalterliche Mönch wußte auch sehr wohl, daß diese Scherben nur von. Tiegeln stammen durften, in denen das gleiche Metall geschmolzen worden war, wollte man nicht uner- wünschte Legierungen durch Austreten des von frü- heren Schmelzungen eingesickerten Metalls erhalten. Die Gießtechnik ist damals schon so entwickelt, daß sie selbst die Schnabelzange mit halbkreisförrnigen Maulhälften kennt. Daß man das Gold zum Zwecke der Goldschlägerei zu einem flachen Stab goß, mit dessen Ausschmieden die Schilderung des Theophilus ein- Abb x Schulamt aus dm setzte, darf ohne weiteres angenommen werden. Mm',1:{„,_ (Nach äosmwg) Von dem Zeitpunkt der Niederschrift jener Gold- schlägerregel durch Theophilus trennen uns fast 800 Jahre und noch heute gelten dieselben Grundregeln, welche jener Mönch kannte. Von ganz besonderer Bedeutung ist aber der Umstand, daß man damals Papierarten hatte, welche sich zum Ausschlagen des Goldes zu Blättern eigneten. Denn es ist ein seit langer Zeit heißumstrittenes Problem, einen Ersatz für das tierische Pergament der ersten und die Goldschlägerhäutchen der letzten „Formen" zu finden. Ein solches Papier herzustellen, ist neuerdings gelungen?" Doch wird es - wenigstens für Feingold - nur für die ersten Ausschlag- prozesse verwendet, während die letzten Stufen der Verdünnung nach wie vor zwischen den Goldschlägerhäutchen vor sich gehen. „Tolle pergamenam graecam, quae sit ex lana ligni" sind die Eingangs- worte des Abschnittes, in welchem Theophilus die Zubereitung des Papiers durch beiderseitiges Einreiben mit feinstem gebrannten Ocker, durch Polieren mit dem Eberzahn und schließliches Zerschneiden in die vier Finger breiten " Nach Rouenbergs a. a. O. Seite 85, Abbildung 7x. '" Vergleiche des Verfassers „Das Papier als Ersatz der Goldschlägerhaut" in „Der Papier-Fabrikant". Berlin. Jahrgang 191:. Heft 32, Seite 97g 8'. 15'