brück stellt unter anderem eine Art Giraffendame aus, deren unglaublich in die Länge ver- zerrte Proportionen geradezu unheimlich wirken. Bedeutend angenehmere Eindrücke lindet man diesmal in der Abteilung der dekora- tiven Künste. Zuerst die Ausstellung des „Theätre des Arts". Auf dieser kleinen Bühne wurden sehr gelungene Versuche gemacht, moderne Theaterstücke auf neuartig künst- lerische Weise zu inszenieren. Drei Künstler haben sich hierbei besonders verdient gemacht: Dethomas, Jacques Dresa und Rene Piot. Die Miniaturdarstellungen der Szenen aus den verschiedenen Stücken mit angemessener Beleuchtung sind sehr hübsch. Nebstbei sind hier auch Botte Skizzen aller Figuren aus den Stücken, wie „La nuit persane", „Le Sicilien", „Niou", „Nabuchodonosow etc. Die Kostüme selbst, auf Puppen oder an die Wand gehängt, hätte man sich schenken können, denn bei hellem Tageslicht verlieren sie all den Zauber, den ihnen der Schimmer der Rampe verleiht. Unter den ausgestellten Wohnungseinrichtungen befinden sich einige sehr glückliche Resultate. Von Sue und I-Iuillard ist ein sehr hübsches Bibliothekzimmer in lichtem Holz mit diskreter Verzierung in Schwarz zu verzeichnen. Die Möbel sind zweckmäßig und elegant geformt. Allerlei originelle Kleinigkeiten in Polstern, Friesen, Vorhängen tragen hier zum Erfolg bei. Die jetzt so modernen bunten Stickereien aus grober Wolle treten etwas gar zu häufig auf, ganze Landschaften werden auf diese Weise in Flachstickerei hergestellt und als Wanddekoration verwendet. Die Einrichtungen von Majorelle sind nicht gerade unangenehm, aber sie haben gar keinen künstlerischen Charakter. Ein Toilettezimmer von I... Bigaux macht den Eindruck jener Räume, in denen man lange leben könnte, ohne ihrer überdrüssig zu werden. Die Zusammenstellung von lichtgrauen Möbeln mit lila Streifen und lila Wandbekleidung nimmt sich ganz gut aus. Ein Kinderzimmer aus lichtem Holz mit inkrustierten stilisierten Tieren, genannt die „Arche Noa ", ist sehr niedlich (entworfen von Andre Helle). Die Räume von Dufresne sind ziemlich prunkvoll: Vorhänge mit schweren kompli- zierten Stickereien, Wandbekleidungen aus Goldbrokat, kostbare eingelegte Möbel. Der allgemeine Eindruck ist trotzdem nicht aufdringlich, weist aber keine besonderen künst- lerischen Eigenschaften auf. Ein rundes Damenschlafzimmer in Weiß mit sehr zarten Ver- zierungen in Blau und Lila ist zwar hübsch, aber man würde diese tragantartige Umgebung wohl sehr bald satt bekommen. Am meisten besprochen wird der Musiksalon von Paul Follot. Es liegt darin eine sympathische Stimmung, die wohl in erster Linie auf die sehr diskrete Verschmelzung lichter Farben und auf eine geschickt gedämpfte Beleuchtung zurückzuführen ist. Die Möbel sind verschiedenartig, passen aber doch sehr gut zusammen. Die Wände sind teilweise mit sehr reicher moderner Stickerei geziert. Die Decke, weiß, mit goldenen Sternchen über- sät, wirkt etwas zu theatralisch. Ein Speisezimmer in Weiß mit grünen Streifen und bunten Brokatpanneaux macht einen freundlichen Eindruck. Von den drei kleinen, allzu niedlichen Zimmerchen von Andre Groult spreche ich zuletzt, weil ich hiervon den allerbesten Eindruck davontrug. Es ist hier die glücklichste Modernisierung gewisser Formen des XVIII. Jahrhunderts mit den Einfachheitsprinzipien und den etwas grelleren Farbenzusammenstellungen des heutigen Geschmackes erreicht worden. Andre Groult hat auch eine ganze Serie von seinen äußerst originellen bedruckten Leinwandstoffen ausgestellt. In den drei kleinen Zimmern sehen wir einige dieser Muster in ihrer besten Verwertung. Madame Ory Robin ist eine Berümtheit, die man nicht übergehen kann. Sie hat auf dem Gebiet der Nadelmalerei etwas wirklich Eigenartiges geleistet, und mancher Maler würde sie um die Preise beneiden, welche sie mit ihren Stickereien erzielt. Um hier nur ein Beispiel zu nennen: ein paar Vorhänge (Besitz der Marquise de Ganay) 4000 Franken, ein Paravent 2000 Franken und so weiter. Diese Arbeiten machen den Eindruck äußerst kost- barer, alter, verblaßterGobelins. In der Nähe betrachtet, sind es auf Rohleinen aufgenähte