Im Anschluß an diese Bemerkungen sei darauf hingewiesen, daß derzeit auch das Resultat einer kleinen Plakatkonkurrenz zu sehen ist, deren Ausschreibung unter den Schülern der Wiener Kunstgewerbeschule die Fiat-Automobilwerke veranlaßten. Die Konkurrenz zeigt darum auch eine gewisse Einheitlichkeit der Arbeitsmethode und Arbeits- prinzipien, welche aber auf die Anregungen und Einflüsse, die von der Wiener Schule aus- gehen, das beste Licht werfen. Große Einfachheit und Strenge der angewendeten Mittel und der richtige Flächen- charakter herrschen bei den meisten Entwürfen, die starke Femwirkung, klare Disposition mit geschmackvoller Farbenwahl verbinden; daB sie auch technisch leicht ausführbar sind, ist ein weiterer Vorzug. Die drei prämiierten Entwürfe überragen durchaus nicht in allen Fällen die unprämiiert gebliebenen, unter denen namentlich für Innenplakate gute Ideen zu finden sind. Diese Entwürfe sind in diesem Augenblick gerade deshalb interessant, weil sie die in der Plakatausstellung der Sezession fehlende jüngste Wiener Richtung kennzeichnen. Man sieht daraus, daß es die österreichischen Industriellen durchaus nicht nötig haben, das Ausland heranzuziehen, wenn sie gute Plakate brauchen. KLEINE NACHRICHTEN s:- ERLIN. DER GEDECKTE TISCH. Im Berliner Hohenzollern-Kaufhaus, den Kunstsalons von Friedmann und Weber, wurde wieder einmal „Tischlein deck dich" gespielt. 34 Variationen über das gleiche Thema vom „gedeckten Tisch" zogen anregend vorüber. Diese vielseitigen Inszenierungen der festlichen Tafel sind diesmal mit wenigen Ausnahmen von Amateuren und Amateurinnen der Gesellschaft, und nicht wie bei einer früheren Ausstellung von den Professionals der angewandten Kunst. Sehr reizvolle Resultate ergaben sich. Prinzessin August Wilhelm - die schon mit einer malerischen Leistung an der Fächerausstellung beteiligt war, während ihr Gatte die Wand eines Gartensaales in diesem Hause mit Biedermeier-Silhouetten schmückte -- dekorierte einen zierlichen Tisch in dem tändelnden Boudoir von Walser mit einer Spitzendecke, in der Falter inkrustiert sind, über grüntonigen Untergrund. Ein grünes Flatterband schlingt sich darüber. Als Mittelstück dazu ein ovalgeschweifter Faltenkorb, aus dem gelbe Tulpen schwellen. Frau Lotte von Mendelssohn-Bartholdy zeigt die originelle Idee des gedeckten Tisches ohne Decke. Ihr mächtiger runder Polisandertisch prangt in dem samttiefen dunklen spiegelnden I-Iolzton des edlen Materials, und klingend hebt sich von ihm das blanke Silber der Teller und der schweren Bestecke, der lichte Schimmer der Gläser in Orgel- pfeifenreihe. Patrizisch, wuchtig und gediegen wirkt diese sachliche Komposition, und doch wird man ein frostiges Gefühl nicht los. Wie edles Silbergerät auf schimmrigem Battist und Spitzen steht, zeigt der Teetisch von Richard L. F. Schulz vor einem grüngolden gestickten Morris-Wandbehang mit den vollendeten Kannen und Schalen, aus der Werkstatt des Meisters Lehre bestellt. Zärtlicher schwingt über dieses duftige Gewebe der Rhythmus der feingliedrigen Gefäße mit ihren Flächen, von leichtem Hammerschlag vibrierend belebt. Hell und warm zugleich in blühender Fülle lacht der sommerliche Landhaustisch von Ina von KardorFf. In einem lichten Zimmer gemalte Girlanden als Rahmen der Wand- Füllungen und um den runden Tisch Fauteuils mit buntblurniger Cretonne bezogen, und darüber schwebend, gleich einem I-lonigrnond, die Rundlampe in ihrem umwallenden Röckchen von geblümter Seide. Interessante historische Variationen begegnen.