44] sozusagen im Keime auf einer großen italienischen Schüssel derselben Samm- lung des Rijksmuseums, die aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts stammt und eine der frühesten Proben italienischer Majolika überhaupt ist. Von den holländischen Künstlern jener Zeit ist das Motiv mit Vorliebe verwendet worden. Wir begegnen ihm noch auf verschiedenen Tellern in der Sammlung, so zum Beispiel auf dem Teller mit dem Wappenschild (Abb. 6a) und dann, allerdings vergröbert, ohne die Eleganz, die den Eert God-Teller so reizvoll macht, auf dem Teller mit der Bauernmagd (Abb. 7), der 1630 datiert ist. Die Zeichnung des Motivs ist außerdem hier viel roher und das Ganze wirkt, weil die Rosetten selbst alle eben (nicht erhöht) und von derselben Farbe sind, gelb- braun mit blauen Strichen und Punkten, sehr einför- mig. Interessant ist nur die Figur im Mittelfeld; so pri- mitiv die Zeichnung auch sein mag, so trifft sie doch durch die richtige Wieder- gabe des Wesentlichen. An diesem Teller zeigt sich uns hier zum ersten Male deutlich die typisch hollän- dische Neigung zurDarstel- lung der gemeinen Wirk- lichkeit, die in einem schar- fen Gegensatz steht zu einer dekorativen oder stili- sierenden Behandlung, wie sie in den angewandten Künsten gefordert wird Abb. 7. Teller, holländische Arbeit, Durchmesser a4 Zentimeter, ' datiert 1630 Diese Neigung, die hier noch nicht störend auftritt, läßt den Holländer, besonders bei den späteren Werken, so oft die einfachsten Grundregeln der praktischen Ästhetik ver- gessen, daß die Verzierung von Gebrauchsgegenständen doch dazu dienen muß, ihre Struktur und die Funktionen ihrer Teile zu verdeutlichen und hervorzuheben und daß es daher streng genommen nicht statthaft ist, auf Tellern oder Krügen vollständige Gemälde mit Tiefenwirkung anzubringen. Aber in diesen offenbaren Fehler verlielen die späteren Delfter Künstler nur zu leicht. Diese Grundsätze gelten natürlich nur für Gebrauchsgegenstände; die Fliesen wie die Gobelins haben ihre besondere Ästhetik; da läßt sich natürlich gegen das Bildmäßige nichts einwenden. Ein typisches frühes Beispiel dafür, wie ein Teller wie die ebene Fläche einer Leinwand be- handelt wird und der Künstler auf Gestalt und Form des Tellers gar keine 38'