292 Von den bisher be- sprochenen Stücken sind wir leider nicht in der Lage, den Ort der Herkunft, ge- schweige denn einen be- stimmten Künstlernamen anzugeben. Wir müssen uns damit begnügen, die- selben als holländische Fayencen aus dem ersten Viertel des XVII. Jahrhun- dertszu kennzeichnen.Von einigen Produkten haben wir nur gesagt, daß wir uns die Arbeiten von I-Iendrik Vroom denselben sehr ähn- lich und verwandt vorzu- stellen haben; aber wir können ihm keine be- Abb. n. Teller, ungefähr 1650, mit JIrbino-Grotesken,Durchmesser stimmte Afbgit zuschfei- a" Zennmem ben, wie das Havard un- ternimmt. Vroom war ein I-Iaarlemer, und hier bestanden im Anfang des XVII. Jahrhunderts wie in andern holländischen Städten, zum Beispiel auch in Rotterdam und Utrecht, nach Berichten von Zeitgenossen „plateelbak- kerijen", Fayencefabriken. Esist aber unmöglich, die uns erhaltenen Arbeiten dieser oder jener Stadt zuzuteilen; es fehlen uns dafür alle Anhaltspunkte. Havard macht zwar den Versuch und bezeichnet zum Beispiel als Haar- lemer Arbeit das längliche Ziegeltableau mit dem Ritter in voller Rüstung im Rijksmuseum, das die Eisenplatte an einer Kaminwand flankierte; einen Beweis dafür kann er aber nicht erbringen, es bleibt eine bloße Vermutung. Haarlem ist allerdings die Stadt, wo nach den uns erhaltenen Urkunden, wie I-Iavard nachgewiesen hat, zuerst Fayencefabrikanten (plateelbakkers) er- wähnt werden (Adriaen Bogaert 1572), und der in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts hier vorkommende Willem Jansz. Verstraten, der eine bedeutende Fayencefabrik betrieb, genoß sogar ein solches Ansehen, daß er zweimal in den Vorstand der St. Lukasgilde gewählt wurde. Aus Haarlem stammte auch der erste urkundlich beglaubigte Fayencekünstler in Delft Herman Pietersz. Wir wissen von ihm, daß er 1584 in Delft die Tochter eines wohlhabenden Töpfers heiratete, und in der noch erhaltenen Trauurkunde unterzeichnet er sich als „plateelbakkerü Doch muß seine Fabrik im Anfang von keiner Bedeutung gewesen sein; denn noch im Jahre 1596 werden auf dem Verzeichnis der in der Stadt Delft zugelassenen Gewerbe die Fayence- fabrikanten überhaupt nicht erwähnt. In einer Urkunde vom Jahre 1600 wird dann außer dem genannten Herman Pietersz noch ein zweiter Fabrikant