296 Form die Ergebnisse verarbeitet sind, die sie gezeitigt haben. Der Verfasser hat einen ausgezeichneten Blick für die von ihm berührten Gegenden, für ihre Bevölkerung und vor allem auch für die Denkmäler einstiger künst- lerischer Kultur bewiesen, und er hat es verstanden, seine im größten Stile angelegte Publikation mit Liebe und Geduld zu einem in jeder Hinsicht befriedigenden Ende zu führen. Die glänzende Ausstattung, die nicht leicht ihresgleichen Finden dürfte, ist ein weiteres Zeugnis dafür, daß hier weder Umstände noch Kosten gespart wurden, um ein Musterwerk zu schaffen, das jedem, der es in die Hand nimmt, sowohl durch den übersichtlichen und lesbaren Text wie durch das ausgezeichnete und mannigfaltige Bildmaterial eine Fülle von Anregungen zu bieten imstande ist. NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FRAN- CISCO-CAROLINUM IN LINZ A. D. IN DEN JAHREN 1910 UND 1911 sc- VON DR. HERMANN UBELL-LINZ so- S liegt in der Natur der Dinge, daß die Kreise der historischen Landesmuseen und der kunstgewerb- liehen Muster- und Typensammlungen einander oft überschneiden. Wenn es auch die Aufgabe eines Landesmuseums zunächst nur ist, die Kultur- geschichte seiner Provinz durch seine Sammlungen wie mit einem ungeheuren Bilderatlas zu illu- strieren, so wird es eben durch die Natur dieser Sammlungen selbst dazu verführt werden, strecken- weise mit den universelleren Museumstypen zu konkurrieren und auf gewissen Gebieten eine Art systematischer Voll- ständigkeit anzustreben. Es hätte zum Beispiel keinen Sinn, sich in Ober- österreich bei der Aufsammlung keramischer Gegenstände auf die Produkte des heimischen Kunstfleißes zu beschränken und an all den Raerener, Sieg- burger, Kreußener und Nassauer Steinzeugwaren, an den Delfter und süd- deutschen Fayencen und den ausländischen Porzellanen achtlos vorüber- zugehen, die im Laufe der Jahrhunderte in das seit alters wohlhabende und kunstfrohe Land importiert wurden. Sie gehören eben auch mit ins „Bild", und nur theoretisierende Engherzigkeit wird sie daraus entfernen wollen. Ja, man kann noch ein wenig weitergehen und Dinge in die Sammlungen aufnehmen, die sich erwiesenermaßen nie im Lande befunden haben. Wenn eine Sammlungsabteilung einmal eine solche Bedeutung erreicht hat wie die der oberösterreichischen gotischen Holzskulpturen im Linzer Museum, so läßt es sich durchaus rechtfertigen, wenn zu stilistischen Vergleichungs- zwecken italienische, Tiroler und niederdeutsche Arbeiten danebengestellt