388 urkundlich beglaubigten und die signierten Werke Stammels in chronologischer Reihen- folge vorzuführen und mit Erläuterungen zu begleiten; der eigentlich kunstgeschichtlichen Seite seiner Aufgabe ist er nicht nähergetreten, so daß hier noch manches zu tun bleibt. Aber wir haben allen Grund, ihm und dem Verleger dankbar zu sein für das, was hier geboten ist und was nicht weniger bedeuten will als die Wiederauferstehung eines großen österreichischen Künstlers. Nun erst wird es möglich sein, an der Hand dieses reichen Materials die anonymen Werke Stammels, die sich etwa in Kirchen, Museen und im Privatbesitz versteckt halten, zu agnos- zieren, nun erst hat die kritische Beschäftigung mit dem Künstler ihren festen Boden bekommen. Ubell EMPELMASSE." Odilo Wolff, Benediktiner von Emaus, hat mit Unterstützung des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht eine um- fangreiche ästhetische Studie ver- öffentlicht, in der er die geometrischen Grundlagen der Plangestaltung her- vorragender antiker Bauwerke zu er- gründen sucht. Das Hexagramrn, aus zwei gleichseitigen in einen Kreis ein- geschriebenen Dreiecken gebildet, er- scheint ihm wie mehreren älterenVer- fechtern von Proportionalitätsgesetzen (Reichensperger, Dehio und andern) der Schlüssel zu sein, durch welchen die Gesetze der architektonischen Ge- staltung aufzuschließen wären. Seit die Aufmessung und planmäßige Dar- stellung hervorragender Bauwerke - insbesondere sakralerArt, wie Tempel, Dome, Grabdenkmäler - durch man- nigfaltige korrekte Publikationen ver- breitet ist, hat es stets Theoretiker ge- reizt, aus der Bilderschrift der Grund- risse und Querschnitte die Gesetze herauszulesen, die dem Ebenmaße und der Proportion edler Bauwerke zugrunde liegemWie die Naturwissen- schaft im Bau der Organismen ma- thematisch nachweisbare rhythmische und proportionale Grundlagen aufgedeckt hat (man denke an den Bau der Blüten, an Kristallisationsgesetze und anderes mehr), so hat die Ästhetik in vielen Fällen mit Erfolg aus bekannten harmonischen Kunstwerken ein Prinzip des Aufbaues und der Plangestaltung herauslesen können. Nie wird aber mit Erfolg nach- gewiesen werden können, daß solche mechanische Hilfsmittel von den schaffenden Künst- lern selbst prinzipiell angewendet wurden. Nie wird darum ein einziges durchgehendes Gesetz auf alle Werke der Architektur Anwendung finden können. Es sind Ähnlichkeiten möglich, aber „der Stein der Weisen", der alle Gesetze der Schöpfung erkennen läßt, ist ebensowenig zu finden wie ein Schlüssel der Proportionalität, der allen Kunstwerken der großen Baumeister angepaßt werden dürfte. "' Verlag von Anton Schroll k Co., Wien. Ausstellung der Kunstgewerbeschule Wien. Madonna, Fayence, modelliert von Rosa Krenn (Werkstätte für Keramik, Professor Powolny)