W44 Publikum beliebtesten Läden war der „zum violetten Affen" in der Rue St. I-Ionore, dessen Besitzer Biennais sich auf seiner Geschäftskarte als „marchand tabletier, ebeniste et eventailliste" bezeichnet (Abb. 25 und 26). Bei ihm kaufte man alle möglichen Spiele für Erwachsene und für Kinder. In den Tagen des Empire wurde er durch einen gewissen Darbo abgelöst, dessen Geschäft „zu den drei Affen" sich in der Rue de Richelieu befand. Die französische Puppe war stets eine elegante M0- dedame. Das scheint bis in die ältesten Zeiten, bis zu denen wir ihre Existenz über- haupt verfolgen können, so gewesen zu sein. Sie diente deshalb nicht nur den Kin- dern zum unschuldigen Spiel, sondern sie behauptete auch eine wichtige Rolle als Ver- rnittlerin der Pariser Ele- ganz, besser, weil dreidimen- sional, als die nur durch die Fläche wirkenden Mode- kupfer. Bereits im Jahre I 39 1 läßt die Königin Isabeau von Bayern, die Gattin König Karls VI. von Frankreich, eine Anzahl schön geputzter Puppen der Königin von England übersenden, um ihr die bei ihrer Hochzeit getra- genen französischen Pracht- gewänder vorzuführen. 1497 läßt die Königin Anne de Abb. 24. Französische Renaissancepuppe in einem Gewand aus Bretagne eine große Puppe Seidenbrokat, um 1600 (Wien, Sammlung m. Albert Figdor) als GCSChCUk für die Königin Isabella von Spanien anferti- gen, und da ihr Kostüm beim ersten Mal, als nicht reich genug, nicht den Beifall der hohen Auftraggeberin fand, ließ man sie völlig neu anziehen und mit noch köstlicheren Beigaben schmücken. Und 1571 sendet die Königin von Frankreich Claude de Lorraine ihrer Freundin, der Herzogin von Bayern, die die Geburt eines Kindes erwartet, als Patengeschenk eine nach der letzten Mode prächtig ausstafßerte Pariser Puppe, an der wirklich die junge Mutter noch mehr Freude empfindet als das Kind selber, da sie sich