501 Kaiserliches Lusxschloß Schönbrunn, große Galerie Throne so seltene Glück hatte, sich den Gatten nach ihrem Herzen wählen zu dürfen, umgeben von einer blühenden Kinderschar, für welche sie trotz aller Regierungslasten in unermüdlicher Fürsorge immer Zeit und Gedanken frei hatte, konnte sich jenes anheimelnde, bürgerlich gemütliche Wesen des österreichischen Rokoko entwickeln. Der Briefwechsel Maria Theresias mit Marie Antoinette aus den Jahren 1770 bis 1780, welchen Alfred von Arneth publiziert hat, legt beredtes Zeugnis ab für Gemütstiefe, Familiensinn, Herz und Verstand der großen Kaiserin. Franz von Lothringen, ein schöner, stattlicher, fröhlicher Mann, war vielleicht noch mehr als die Kaiserin selbst ein starkes Element für die Ver- innerlichung und Hebung der heimischen Kunst. Durchaus französisch gebildet, war er ein starker Hasser Frankreichs, seitdem er schweren Herzens x736 den schmerzlichen Entschluß fassen mußte, an dieses sein Stammland Lothringen abzutreten. Auf seine Veranlassung wurden mehrere lothringische Künstler nach Wien berufen, wie der geniale Jadot de Ville Issey, der Erbauer der Aula (Akademie der Wissenschaften), deren Fassa- denbildung zu den reizvollsten Schöpfungen der Maria Theresianischen Epoche gehört, und Bertrand aus Luneville, der als Schloßhauptmann von Schönbrunn auf die Gartenarchitektur wie auf die Inneneinrichtung des 66