Wie Baluschek und Sandrock Lokomotiven in ihrer düsteren Kräftepracht auffassen, in ihrer Muskulatur, in ihren dräuenden Nüstern, das hat etwas Lebendiges. Es sind die Ungeheuer eines modernen Mythos. Und man denkt dabei an Huysmans, der sie in „A Rebours" als wilde Weiberwesen empfand und eine, die „Enger-th" der Gare du Nord, so besang: „Eine monumentale dunkle Brünette mit dumpfen rauhen Tönen, mit stämmigen Lenden, eingepreßt in ihren gußeisernen Panzer, einunfönniges Wesen mit wilder Mähne schwarzen Rauches und mit sechs niedrig gepaarten Rädern; welche erdrückende Macht wenn unter ihr die Erde erzittert". Und rotgliihend in der Finsternis, ein Inferno, der Dampfhammer von Carlos Grethe. Gegen dies Nachtstück die Dreschmaschine von Gotzmann-Conrad im gelben Korn in einer hitzig schwelenden geilen Sommerluft, sengend von Helle. Hochöfen und Hütten locken. Das Stahlwerk von Heyenbrock wirkt voll unter- irdischen Gewimmels mit Hämmern und Schürfen und glühenden Kratern. An die Nibe- lungenszene in „Rheingold" denkt man und hört das Motiv voll Schleppens, Trappens und Klirrens der Erze. Im Hochofen von Paulus ist der malerische Effekt die changierende Sinfonie der Rauchwolken, aus denen wie Festungsgebirge die Bauten anfragen. Und in Brachts Muldenhütte bei Freiberg weht der Rauch aus den Schornsteinen über den Halden, horizontal gestreckt gleich Fahnentüchem an der Stange. Phantastik im Wirklichen hat Fritz Gärtners Wintermorgen im Gußstahlwerk im kalten Blau, durch das gelb prasselnde Lichtsonnen ihre Strahlen schießen. Hier dröhnt etwas von den apokalyptischen Großstadtgesichtern Verhaerens. Walter Klemm liebt die Impressionen tiefgähnender Bahnhofshallen die wie Schluch- ten sich im Hintergrund verlieren, und vorn leuchtet weiß die Schneestrecke mit Arbeitern in blauen Kitteln und die Maschen eiserner Brücken ergeben durch ihr Geflecht pikant geschnittene und craquelierte Durchblicke. Viele zieht's zu den Häfen. Der Hamburger ist wohl am öftesten umworben worden. Hier außer durch Nolde (freilich könnte diese Marine auch irgendwo anders sich begeben) noch durch Kalckreuth und Ullrich Hübner. Mannheim aus der Seestadtperspektive erscheint durch Rud. Hellwag mit Bach- breiten Schiffsleibern in opalenem Grau. Die Aviaük fehlt in diesem bildnerischen Epos von Kraft und Stoff nicht. Paul Paeschke hält, etwas illustrativ freilich. den Flugplatz in Johannestal fest, und Baluschek bannt mit Schwarzkunst die geballten Formen des Luftschiffes, das wie eine trächtige Wolke über einer Brücke lastend schwebt. An diesen Stätten der Arbeit spielen die Maschinen eine größere Rolle als die Menschen. Und eigentlich nur einen lockte die Aufgabe, den arbeitenden Menschenkörper als Hauptstoif und Inhalt der Darstellung zu nehmen. Das ist Robert Sterl. In seiner Steinklopferin an brennender Felsenwand von der rötlichgelben Farbe des Löwenfells - in Griechenland sieht man solche Bergflanken - gibt er die zusammen- geduckte Masse eines Körpers, von Anstrengung angespannt wie ein gekrümmter Bogen; und in den Steinbrechem, fünf, Schulter an Schulter zusammengeschweißte Gestalten mit langragenden Eisen, wippend und wuchtend von der Gewalt mächtigen Anstemmens. Auch dies in gelbrotem Licht. Und hier, an diesen Leibem, bewegt von gleichmäßiger Funktion der Kräfteleistung, wird ein Thema anschaulich verdichtet, das man in dieser Ausstellung nicht vermissen durfte: das Thema von Arbeit und Rhythmus. Felix Poppenberg ERLIN. VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG LIPPMANN. Am 26. und 27. November findet in Berlin bei Rudolf Lepke die Versteigerung des Kunst- besitzes statt, mit welchem der im Herbst x9o3 verstorbene Direktor des Berliner König- lichen Kupferstichkabinetts Dr. Friedrich Lippmann sich in seinem Heim umgeben hatte. Den Kunstfreunden ist dieser zwar nicht umfangreiche, aber hinsichtlich der Qualität sehr n.