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unter Maria Theresia kräftig entfaltete und einen lebhaften Verkehr mit
Wien unterhielt. Das Preßburger Palatinalgebäude, vor allem aber das
großzügige Schloß Esterhaza mit seinem berühmten Theater legen Zeugnis
hiefür ab. .
In den österreichischen Kronländern zeigt sich im Profanbau ebenfalls
rege Tätigkeit, in Zahl und Art der Schöpfungen zwar nicht durchwegs den
Leistungen der Zeit Karls VI. vergleichbar, aber immerhin voll Eigenart
und starker Impulse. Relativ wenig besitzt Prag an Werken des Maria
Theresianischen Stils, die Barocke war hier so tief eingewurzelt, daß das
Rokoko nur langsam und spät eingreifen konnte und sehr bald wieder dem
Zopfstil Platz machte. Dies zeigt sich schon in der Bevorzugung einfacher
Fassaden wie am erzbischöflichen Palais, das bei aller Monumentalität doch
stark zurücktritt hinter die wuchtigen Formen der Paläste Clam-Gallas,
Troja, Kinsky. Sehr wirksam ist bei aller
Sparsamkeit der angewendeten künstlerischen
Mittel das Piaristenkollegium (1757-1766).
Auch der Schloßbau Mährens steht vor-
wiegend im Zeichen der Barocke. Allmählich
treten bei den Fassaden von Um- und Neu-
bauten an Stelle der Säulen Pilaster, wie in
Buchlowitz (Berchtold) und Jarmeritz (Kau-
nitz), schließlich nur Leistenteilungen als
Vertikalgliederung, oft wird schon zu Beginn
der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Fassade
ganz glatt behandelt. Die Dachungen werden
steil hinaufgezogen, Mansardendächer be-
gegnen uns häufig. Schloß Budischau, dessen
in der Art des Drentwett um 1730 gemalte
Freskenzimmer schon Vorahnungen des Ro-
koko zeigen, beginnt damit, Misliboiitz hat
Leistenteilung und hohe Bedachung, Napajedl
(1764) Mansarden und Quaderzeichnung an
den Mauerecken, Wischenau (um dieselbe
Zeit vollendet) nahezu glatte Fassade. Viele
ältere, teils durch Brand zerstörte und sodann
umgebaute Paläste erhalten in der Epoche
Maria Theresias prachtvolle Neuausstattung
wie die Kremsierer Residenz, deren Lehensaal
1758 bis 1760 unter Fürstbischof Grafen von
Egkh neu ausgestattet, deren Bibliothek 1770
unter Fürstbischof Grafen von I-Iamilton durch
den Brünner Maler Josef Stern mit Fresken
geschmückt wird. Die gleichzeitige Neuge- 0M aus dem kaiserlichen Lustschloß
staltung des großen Saales hat 70.000 Gulden Schönbrunn
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