.7
NODATSSCHRlFT-HERAU
GEGEBED-VOM-K.K.OSTE'
REICHISCH ED-NUSEUN-F
KUDST-UDD-JDDUSTRIE.
VERLAG VON AITITIRIA 81 Co. IN VIER. XV. JAHRGJFII. HEFT 10.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
zu JÄHRLICH 12 HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSEN DUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
FW-"MÜLLER
JGU-IC-HOFTISBHLBR
Inhalt
Sehe
Theresianischer undjo-
.3
sefmischer Stil von
Eduard Leisching 493
Kleine Nachrichten 563
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 56g
Literatur des Kunstge-
werbes 570
w1
fiv
1x
vzßl
LERPLATZ
THERESIANISCHER UND JOSEFINISCHER
STILSß VON EDUARD LEISCHING-WIEN St-
Theresien-Stil im weiteren und engeren Sinne
soll der Gegenstand des ersten Teiles dieser
Betrachtung sein. Im weiteren Sinne insofern,
als die Kunst der Epoche Maria Theresias aus
ihren allgemeinen Kulturverhältnissen, aus der
Lage des Staates nach innen und außen, aus den
sozialen Zuständen, den geistigen Tendenzen und
Stimmungen, der Sinnesart und Sinnesrichtung
der führenden Personen in großen Umrissen
entwickelt werden soll. Im engeren Sinne insofern,
als wir die Merkmale der bildenden Kunst Öster-
reichs in der Zeit von 1740 zunächst bis 1765, und zwar der hohen sowohl
als der angewandten Kunst, untersuchen wollen. Hierbei wird sich ergeben,
daß die österreichische Kunst unter Maria Theresia, allerdings nicht durchaus,
wie es geschieht, als Rokoko aufzufassen, was übrigens ein sehr schwankender
Begriff ist, bei aller Anlehnung an die allgemeine, vor allem französische
Stilrichtung der Epoche doch eine solche Geschlossenheit, Bodenständigkeit
und Eigenart aufweist, daß wir vielleicht mit größerem Rechte von einem
Maria Theresien-Stile sprechen können, wie wir von einem Stile Karls VI.,
Josefs I., Leopolds I. und Ferdinands III. sprechen. Auffällig und zu beklagen
ist es, daß wir noch kein allen Anforderungen genü-
gendes Werk über die Theresianische Kultur besit-
zen. Wohl hat uns Alfred von Arneth mit einer
klassischen Geschichte Maria Theresias beschenkt,
aber die zehn Bände dieses Werkes behandeln fast
ausschließlich nur die politische Gestaltung der Zeit,
von Kunst und Kultur ist kaum die Rede. Zahlreiche
Einzelschriften über die große Kaiserin enthalten
zumeist nur anekdotische Mitteilungen aus ihrem
reichen Leben. Aber wir besitzen noch immer keine
aus den Quellen geschöpfte Publikation über die
Maria Theresianische Kunst, ihre geistigen und
sozialen Voraussetzungen, und überhaupt noch keine
für weite Kreise lesbare Biographie der Kaiserin,
welche ihre und ihres Hofes Stellung zu den künstle-
rischen Aufgaben und Lösungsversuchen der Zeit
vornehmlich in Hinsicht der Interieurkunst und des
Kunsthandwerkes erörtern würde. Das sogenannte
Rokoko ist der letzte Ausläufer der Barocke, ihr
tk
Die Mehrzahl der Illustrationen dieses Aufsatzes ist nach im Auf- Deelrelgefäß vom Nachtzeug der
trage des Österreichischen Museums von Bruno Reiffenstein in Wien Kaiserin MariaTheresia, von An-
gemschten Naturaufnahmen hergestellt. ton Domanöck Hofmuseum
55
Auflösungsstadium, an welches sich unter
neuen klassizistischen Einwirkungen ein völlig
veränderter Aufbau der Kunst anschließt. Der
Maria Theresien-Stil ist also im Zusammen-
hange mit der Kunst Karls VI. wie mit dem
Joselinischen Stile zu betrachten, welchem der
zweite Teil dieser Abhandlung gewidmet sein
wird. Der Geburtstag der österreichischen
Barocke ist die Schlacht am Weißen Berge.
Die politischen und sozialen Folgen dieses
denkwürdigen Ereignisses bestimmen wesent-
Büchse vom Nachklang der Kaiserin lich dieGrundlagen der österreichischenKunst
"am The'fälj;mff;jujl'"on "omanöck des xvn. und xvm. Jahrhunderts. War das
romanische Wien eine Schöpfung der Fürsten
und der Kirche, das gotische Wien vornehmlich die Schöpfung des erstarkten,
leistungsfähig und selbstbewußt gewordenen städtischen Bürgertums, und
wurde die Renaissance, soweit sie in Österreich überhaupt zur Geltung kam,
hauptsächlich gefördert durch den protestantisch gewordenen böhmischen
und deutschen Adel,
und zwar auf den
Schlössern und nur
wenig in den Städten,
so" ist die Barocke
in ganz Österreich
fast ausschließlich ein
Werk des Hofes, des
durch die Gegenrefor-
Ämation regenerierten
Adels und der mit
neuer Organisation
und neuen künstleri-
schen Impulsen und
Absichten ausgestatte-
ten katholischen Kir-
che. Die österreichi-
sche Barocke ist der
künstlerische Ausdruck
der Ferdinandeischen
Staatsidee, welche an
Stelle des föderalisti-
schen ein nach innen
und außen starkes
zentralistischesKaiser-
Spiegel vom Nachtzeug der Kaiserin Maria Theresia, von Anton Dom-
tum aufbauen will, um nöck Hcfmuseum
49b
welches sich der nun fest an den Thron geschlossene Adel schart, beide im
engen Bündnisse mit der Kirche. Der kraft- und prunkvolle Stil der Barocke
ist das treue Spiegelbild der herrschenden Machtverhältnisse, der neuen
Ordnung der Dinge. Kein Zufall ist es, daß in der Barockepoche die Stadt
Wien, deren
Bürgerschaft
längst von
der kraftbe-
wußten Stel-
lung, welche
sie im Mittel-
alter einge-
nommen hat--
te, herabge-
sunken war,
sich nur zu
drei monu-
mentalen
Kunstaufträ-
gen aufzuraf-
fen vermoch-
te dem Um-
bau des Rat-
hauses und
der Errich-
tungdesZeug-
hauses, wie
des Raphael
Donnerschen
Brunnensauf
dem Neuen
Markte. Die
erste Kraft-
probe des neu-
enÖsterreich
war der sieg-
reicheKampf
gegen die Türken 1683, woraus Kunst und Wirtschaft die wirksamsten
Impulse schöpften. Die heimischen Kräfte fingen an, sich in gesteigertem
Selbstgefühl auf sich zu besinnen, und traten kraftvoll hervor, während bis
dahin die künstlerische Führung Österreichs ausschließlich in den Händen
fremder, italienischer Meister Carlone, Bumaccini und anderer gelegen
hatte. Anläßlich der Konkurrenz um den Triumphbogen für den Einzug des
römischen Königs Josef siegte Fischer von Erlach über Burnaccini, den
Kaiserliches Lustschloß Schönbrunn, Vieux Laque-Zimmer
65'
41'311
Erbauer des Leopoldinischen Traktes der Hofburg und vieler anderer
Monumentalwerke Wiens, und dieser Erfolg wurde im ganzen Deutschen
Reiche als ein Sieg der I-Ieimatkunst über das Welschtum gefeiert. Die zweite
große Kraftprobe des neuorganisierten Staates, die Aufnahme des Kampfes
gegen die Übermacht Frankreichs, war die Ursache, daß die österreichische
Barocke sich zunächst unabhängig vom Stil Ludwigs XIV. entwickelt hat.
Fördert Josef I. wie Karl VI. auf dem Gebiete der bildenden Kunst mit
Vorliebe die heimischen Kräfte, so bleibt doch die Pflege von Wissenschaft,
Kaiserlicbes Lustschloß Schönbrunn. Vegetinzirnmer
Bildung, Musik und Theater noch lange Italienern anvertraut. Italienisch ist
die Sprache des Hofes und des Adels. Als I-Iofdichter und Hofhistoriograph
wirkt der Venezianer Zeno, Vorstand der Hofbibliothek ist der Lombarde
Gentilotti, nach ihm der Leibarzt Garelli, ein Neapolitaner, 1730 wird
Metastasio nach Wien berufen, welcher mit dem Hofkapellmeister Caldara
lange zusammen wirkt und den größten Einfluß auf Hof und Adel gewinnt.
Unter den schwierigsten Verhältnissen besteigt Maria Theresia 1740
den Thron. Finanzen und Verteidigungsmittel waren im allerschlechtesten
Zustande. Im Staatsschatze befanden sich nicht ganz 100.000 Reichstaler.
Mehr als ein Drittel der angeblich vorhandenen Soldaten stand nur auf dem
Kaiserliche Lustschloß Schönbrunn, rundes chinesisches Kabinett
Papier, die vorhandenen Regimenter waren überall zerstreut; in Schlesien
befanden sich nur wenige Kompagnien. Die ersten acht Jahre der Regierung
Maria Theresias waren ganz erfüllt von den Sorgen und Schrecken der
schlesischen Kriege und des Erbfolgekrieges mit Bayern und Frankreich.
Schlesien und Glatz gingen freilich verloren, aber die Pragmatische Sanktion,
"l-yu
das Hausgesetz über Erbfolge, Einheit und Unteilbarkeit des Reiches, blieb
siegreich, die Absichten Frankreichs, Österreich zu zerstückeln, wurden voll-
ständig vereitelt. Schon die folgenden acht Friedensjahre bringen jene großen
inneren Reformen, welche das Ferdinandeische Staatsideal erst ganz lebendig
Schreibkasten aus dem Stifte St. Florian, Oberösterreich
machen. Mit Haugwitz, Cho-
tek, I-Iatzfeld wird die Ver-'
waltung Österreichs auf neue
zentralistische Grundlagen ge-
stellt, jetzt erst durch stehende
Steuern an Stelle der Kontri-
butionen ein geordneterStaats-
haushalt, jetzt erst ein stehen-
des Heer geschaffen. Das
Beamtentum wird neu orga-
nisiert, der Adel, auch der
böhmische und ungarische,
durch Amt, Pflicht und Gunst
eng an den Hof geschlossen
und nach Wien gezogen, das
Schulwesen verbreitert, das
Verhältnis zur Kirche
geregelt, Manufakturen
werden gegründet und
begünstigt, der Baukunst
und dem Kunsthand-
Werk neue fruchtbare
Aufgaben gestellt. Thea-
ter und Musik nehmen
ähnlich wie unterKarlVI.
und Leopold I. im Leben
des Hofes und der Gesell-
schaft einen großen Raum
ein, jedoch mit dem
Unterschiede, daß neben
italienische Oper und
französisches Schauspiel
auch deutsche Komödien
treten und eine Volks-
bühne sich zu entwickeln beginnt. Die Erfordernisse des Theaters bringen
zahlreiche künstlerische und kunsthandwerkliche Kräfte zur Entfaltung,
welche ihre Schulung dann auch bei der Ausstattung von Schlössern und
Palästen verwerten.
Die Regierungsform ist natürlich absolutistisch, aber man beginnt auf
die Stimmungen der Völker zu hören und es kommt, wie schon Hormayr
499
hervorgehoben hat, ein idyllisches Element in den Absolutismus der Zeit,
das sich auch in der bildenden Kunst vielfach zeigt, in welcher an Stelle der
Kahn-liebes Lustechloß Schönbrunn, Porzellmzimmer
überlieferten strengen Wuchtigkeit der Kunstsprache mannigfache naiv
idyllische Laute treten. Doktrinär war Maria Theresia nicht. Sie war ein
Kind ihrer Zeit und deren vollendetster Ausdruck. Ohne jede Absicht, ihrer
500
Zeit vorauszueilen wie es später Josef tat, wollte sie doch nach ihrem Sinne
und Verstehen ihrer Zeit ganz entsprechen. Nicht zu einem utopischen
Glücke wollte sie ihre Völker bringen, aber sie bezwang sie durch das Glück,
das aus ihrer eigenen Natur hervorstrahlte. Von außergewöhnlicher Klugheit
und scharfem Verstande, trat sie doch an alles, was sie unternahm, mit
dem Herzen heran, als Frau. Und was war sie für eine Frau schön, impo-
nierend, leuchtenden Auges, von höchster Anmut und Natürlichkeit, lebhaft,
impulsiv, immer den richtigen Ton treffend, von reinster Güte und edelster
Menschlichkeit.
So streng die höiische Etikette war, auf deren Einhaltung Maria
Theresia Gewicht legte, so oft setzte sie sich darüber hinweg, wenn das
Gefühl sie dazu trieb. Gerade durch diese natürlichen Ausbrüche ihres
starken Temperaments riß sie die Menschen am meisten hin.
Sie kümmert sich um alles und jedes mit dem Verstande und dem
Herzen einer Mutter. Das ist Maria Theresien-Stil im sittlichen, familiären
Sinne, der alles erwärmt und durchdringt, auch die Kunst. Vom Bizarren,
Virtuosen, Kunststückartigen hält sich das Wienerisch österreichische Rokoko
fern. Es ist oft übermütig, aber nie frivol, kein kalter Prunk sondern Pracht,
gepaart mit traulicher Wärme. Dieser familiäre Zug in der bildenden Kunst
war naturgemäß am I-Iofe Friedrichs II., der kein Familienleben kannte,
nicht zu finden. Wie wäre er möglich gewesen in Versailles, Trianon und
Marly unter Ludwig XV.? Nur auf dem wienerischen Boden, unter dem
Zepter einer so gefühlsstarken Frau wie Maria Theresia, die das auf dem
Wandlisch aus dem kaiserlichen Lusrschloß Schönbrunn
501
Kaiserliches Lusxschloß Schönbrunn, große Galerie
Throne so seltene Glück hatte, sich den Gatten nach ihrem Herzen wählen
zu dürfen, umgeben von einer blühenden Kinderschar, für welche sie trotz
aller Regierungslasten in unermüdlicher Fürsorge immer Zeit und Gedanken
frei hatte, konnte sich jenes anheimelnde, bürgerlich gemütliche Wesen des
österreichischen Rokoko entwickeln. Der Briefwechsel Maria Theresias
mit Marie Antoinette aus den Jahren 1770 bis 1780, welchen Alfred von Arneth
publiziert hat, legt beredtes Zeugnis ab für Gemütstiefe, Familiensinn, Herz
und Verstand der großen Kaiserin.
Franz von Lothringen, ein schöner, stattlicher, fröhlicher Mann, war
vielleicht noch mehr als die Kaiserin selbst ein starkes Element für die Ver-
innerlichung und Hebung der heimischen Kunst. Durchaus französisch
gebildet, war er ein starker Hasser Frankreichs, seitdem er schweren
Herzens x736 den schmerzlichen Entschluß fassen mußte, an dieses sein
Stammland Lothringen abzutreten. Auf seine Veranlassung wurden mehrere
lothringische Künstler nach Wien berufen, wie der geniale Jadot de Ville
Issey, der Erbauer der Aula Akademie der Wissenschaften, deren Fassa-
denbildung zu den reizvollsten Schöpfungen der Maria Theresianischen
Epoche gehört, und Bertrand aus Luneville, der als Schloßhauptmann von
Schönbrunn auf die Gartenarchitektur wie auf die Inneneinrichtung des
66
bUZ
Lustschlosses Einfiuß genom-
men haben mag. Kaiser Franz
war ein Mäzen, der gerne
künstlerische Talente för-
derte, er war die Seele der
ersten industriellen Versuche
in Österreich, betätigte sich
zeichnerisch und malerisch
und nahm an dem Unter-
richte teil, welchen Gabriele
Bertrand, die Tochter des
Vorgenannten und spätere
Gemahlin des Bildhauers
Beyer, des Schöpfers der Sta-
tuen im Parterre des Schön-
brunnerParkes, den Erzherzo-
ginnen Marie Christine, Char-
lotte und Marie Antoinette im
Zeichnen und Malen erteilte.
Das Schönbrunner Schloß
enthält noch eine ganze Reihe
der in diesen Unterrichtsstun-
den entstandenen Arbeiten,
darunter von der Hand der
Wandtisch aus dem kaiserlichen Lustschloß Schönbrunn Erzherzogin Mafia Chfistine
die zwei reizenden Bildchen
Maria Theresia und Franz I. mit dreien ihrer Kinder bei der Nikolobescherung
und Kaiser Josef am Wochenbette seiner ersten Gemahlin. Diese Bildchen
sind für uns von besonderem Interesse wegen des patriarchalischen Cha-
rakters der Darstellung und der höchst einfachen Möbel, welche zum
Bestande der betreffenden kaiserlichen Zimmer gehört haben müssen.
Eine ganze Reihe durch Rang, Wissen und Stellung hervorragender,
dern Hofe nahestehender Männer haben auf die Entwicklung der sittlichen
und geistigen Kultur Österreichs im XVIII. Jahrhundert mächtigen Einfluß
geübt, ohne den sich der typische Charakter der heimischen Kunst dieser
Epoche nicht denken ließe. Voran Prinz Eugen. Groß als Feldherr und Staats-
mann, war er auch ein Schätzer und Schützer der Kunst und Wissenschaft.
In seinem Hause in der I-Iimmelpfortgasse verwandte der einsam lebende
Mann alles, was er hatte, auf Werke der Kunst und Wissenschaft. Seinem
EinHusse wird es zuzuschreiben sein, daß schon hier durch Fischer von
Erlach, mehr aber noch in dem von Lucas von Hildebrandt für ihn errichteten
Gartenpalais auf dem Rennweg Vorahnungen des Rokoko sich in den
ausklingenden Stil der Spätbarocke mischen. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß Prinz Eugen, der mit feinem künstlerischen Sinne begabt war, an Plan
JVJ
und Ausgestaltung des Belvedere persönlich großen Anteil genommen hat.
Er war ein Weltmann voll geistiger Interessen. Unter seinen Freunden
sehen wir die Engländer Burnet, Bolingbroke, Addison, den französischen
Sammler und Kunstgelehrten Mariette, die Italiener Garofalo, Giannone,
Kardinal Passionei, die alle er nach Wien zog. Als Montesquieu Wien
besuchte, war dieser vorgeschrittene Enzyklopädist Gast im Hause Eugens,
der ihm in der Wiener Gesellschaft die Wege ebnete. Aber auch den größten
Deutschen der Zeit, Leibniz, wollte Eugen nach Wien ziehen. Ihm, dem
Franzosen aus italienischem Fürstengeschlechte, schwebte es als höchstes
Ziel vor, Deutschland und Österreich wie von der politischen so auch von
der geistigen Übermacht Frankreichs zu befreien. Hierzu brauchte er Leibniz,
welcher mithelfen sollte, Wien zum Zentrum deutscher Kunst und Wissen-
schaft zu ma-
chen. Die Be-
rufung Leibni-
zens kam nun
freilich ebenso-
wenig zustande
als später die
Gewinnung
Lessings, aber
schon die Ver-
handlungen in
dieserRichtung
und Prinz Eu-
gens Eintreten
belebten die Ge-
sinnungen
und geistigen
Wünsche brei-
ter Schichten
der führenden
Gesellschaft.
MariaTheresia,
welche durch
dieselbenEigen-
schaften, Größe
und Einfachheit
der Gesinnung
ausgezeichnet
war, die wir an
PrinzEugenbe-
wundern, ehrte
ihn hoch und Kaiserliches Lustschloß Schönbrunn, große Galerie
55'
uvulvuuu. uvla lnvvunauynuvavl uns, uns. nxuanu uns ulnu xlvlulvuvvl vv nuur
schaft des großen Mannes, zu dem sie schon als Kind mit Verehrung auf-
geblickt hatte. Hier wie in den Räumen des Belvedere fand sie jene anmutige
frohgestimmte Bewegtheit der Linienführung in Raumgestaltung und Dekor,
welche auch in Schönbrunn und Hetzendorf so lebhaft zu ihren Sinnen sprach.
Der größte Mann Österreichs unter Maria Theresia war Fürst Kaunitz.
Er übte den stärksten Einfiuß auf die geistige und künstlerische Kultur seiner
Zeit. Von slawischer Abkunft mit Politik Öster-
deutschem Einschlage, von vor- reichs zentrali-
nehmlich französischer Bildung, siert, so zentra-
war er durch und durch Österrei- lisierte Kaunitz
cher, derMetter- die äußere. Er
nich des XVIII. wußte von allem
Jahrhunderts, und griff in alles
derKutscherEu- ein. Jede Art
ropas, wie er von Oberfläch-
selbst sich scher- lichkeit hassend
zend und selbst- und bekämp-
gefällig nannte.
Er leistete, was
unmöglich
schien,ermach-
te der hundert-
jährigen Feind-
schaft Frank-
reichs und Öster-
reichs ein Ende
undbrachte eine
Allianz beider
Mächte zustan-
de. Hatte Haug-
witz die innere
Stuhl aus dem fürstlich Liechtensteinschen Schloß in Felds-
berg, Niederösterreich
fend, widmete
er sein ganzes
Leben der ern-
stesten Arbeit
und fand doch
immer Zeit, ei-
ner der elegan-
testen und ga-
lantesten Män-
ner zu sein. Be-
schäftigung mit
Kunst, mit allen
Delikatessen
der Kleinkunst
war ihm Lebensbedürfnis. Französische Arbeit schätzte er nach Verdienst
an erster Stelle. Immer wieder ließ er sich Kleider, Wäsche, Geräte,
Bijouterien, Nippes, Uhren aus Paris kommen, aber es lag ihm doch sehr
am Herzen, mit allen möglichen Mitteln durch Vorbilder und Erziehung das
heimische Kunsthandwerk den heimischen Bedürfnissen entsprechend
technisch und künstlerisch zu heben, Kenntnisse und Fertigkeiten zu
verbreiten, tüchtige Talente heranzuziehen, Handel und Gewerbe zu unter-
stützen. Er war einer der besten Kenner kunsthandwerklicher Arbeit.
Für alle Fortschritte im Technischen und in der künstlerischen Ausdrucks-
form hatte er lebendigen Sinn. Damals ging der Adel, und in diesem Kreise
Fürst Kaunitz voran, immer mit der fortschreitenden Entwicklung; konser-
vativ, am Früheren hängend, neueren Erscheinungen nur zaghaft folgend
war nur das Bürgertum. Durch sein ganzes langes Leben war Kaunitz, stets
von den besten Kräften umgeben, als Bauherr und in der Ausschmückung
seiner I-Iäuser tätig in der Staatskanzlei, in seinem Hause in Mariahilf, auf
seinem Sommersitze zu Laxenburg, in seinem Schlosse Austerlitz. Er hat
ungeheure Sum-
men für Zwecke
der Wohnkultur
verausgabt, im-
mer drängend
und treibend, im-
mer erfüllt von
neuen Ideen und
Wünschen Bau-
meistern und
Kunsthandwer-
kern die frucht-
barstenAnregun-
gen gegeben. In
seinenKonferen-
zen mit Maria
heresia spielten
die Fragen der
sozialen und na-
tionalökonomi-
sehen Bedeutung
der Kunst unaus-
gesetzt die größ-
te Rolle. Kaunitz
hatte den Ehr-
geiz, ein österrei-
chischer Colbert
zu werden. Schon
Anfang der fünf-
ziger Jahre regte
er bei der Kai-
serin die Gründung einer Manufakturschule, zehn Jahre später die einer
Erzverschneiderschule an, frühzeitig lenkt er seine Blicke auf Jakob Schmutzer,
der nicht nur der größte Radierer, sondern auch einer der tatkräftigsten
Förderer des heimischen Kunsthandwerkes werden sollte. Von seinen
Beziehungen zur Akademie, zu Schmutzer, Füger und Sonnenfels später.
Wie Kaunitz auch sonst für die Befreiung der Geister und Hebung der
Bildung eintrat, so wünscht er vor allem auch die Künstler von Nachahmung
und Kopieren zu befreien und erkennt, daß künstlerisches Talent nur auf
Kaiserliches Lustschloß Hetzendorl, urn x745
Duu
w.
nfiun
n'en bihii
351er .-t ib-."
feminin pi i.
Kaiserliches Luslschloß Hetzendorf, Gartenseile. schmiedeeiseme Tür
dem Boden allge-
meiner Geistesbil-
dung sich zu. voller
Reife entfalten kön-
ne. Wie Prinz Eugen
verkehrt auch Kau-
nitz gern und viel
mit Künstlern und
Gelehrten und be-
gegnet ihnen mit
Hochachtung und
Freundschaft, wäh-
rend er gegen Stan-
desgenossen oft ver-
letzend, hart und
schroff sein konnte.
Er war einer der
stärksten Geister des
alten Österreichs, ein
Mann der Tat und
des Erfolges, und
in großen Dingen
ohne Vorurteil, mehr
vielleicht als Son-
nenfels, dessen Zeit-
schrift Der Mann
ohneVorurteil" einen
uns heute kaum be-
greiflichen EinHuß
auf die Zeitgenossen
ausgeübt hat. Indem
Kaunitz' und Maria
Theresias Politik
darauf abzielte,Wien
zum politischen Zen-
trum Mitteleuropas
zu machen, wollten
die beiden ganz im
Geiste des Prinzen
Eugen Wien auch
zu einem Zentrum
künstlerischer Kultur
gestalten. So taten sie alles, um Künstler von auswärts zu vorübergehendem
oder dauerndem Wirken an Wien zu fesseln, wie Füger, van Meytens, Liotard
kaiserliches Lustschloß Hetzendorf. japanischer Salon
und andere. Noch eines andern großen Mannes, des Siegers von Kunersdorf,
des Wiedereroberers von Glatz und Schweidnitz, Laudons, ist hier zu geden-
ken. Nicht, daß der bescheidene mittellose Mann direkt in die Kunstbewegung
v. vuwvhnJßmußß-ATÖÄQ, runßrwxn I. Iprmrrußßßvlnar
Supraporte aus dem kaiserlichen Lustschloß Hetzendorf
der Zeit eingegriffen hätte. Das Eigentümliche an ihm ist weniger das Interesse
an der bildenden Kunst als an der Literatur, auch hier gibt er nicht Impulse,
sondern er ist mehr ein Symptom derWandlung des literarischenGeschmackes
der österreichischen Gesellschaft im Sinne einer Hinneigung zum gleich-
zeitigen reichsdeutschen Schrifttum, durch welches dann auch der öster-
reichische Klassizismus beeinflußt wurde. Der deutsche Dichter, der es
Laudon angetan hatte, war Gellert. Durch ihn ließ er sich einen Katalog guter
und nützlicher Bücher aufsetzen, die alle er studierte und weiterempfahl. Bis
dahin war wenig von Werken der deutschen Wissenschaft und Literatur
nach Österreich gekommen, hier nur wenig geschrieben und gedruckt worden.
17 52 begründete Trattner die erste Schriftgießerei in Wien, vorher mußte man
Lettern aus Prag und dem Auslande kommen lassen, 1755 wurde die erste
wissenschaftliche Zeitung Wiener gelehrte Nachrichten" begründet. Die
Abhängigkeit von Frankreich war bis in die sechziger Jahre ungemein groß;
wurde einmal im kaiserlichen Theater bei der Burg ein deutsches Werk
aufgeführt, wie 176I der Kodrus" von Friedrich von Cronegk, so mußte es
in französischer Sprache geschehen. Nun dringen Gellerts Fabeln und
Erzählungen ein, Maria Theresia liest sie mit Freude, im Salon des Fürsten
Akademie der Wissenschaften in Wien von J. N. jadot de Ville lssey, 1753
Kaunitz verdrängt
die geistvolle Grä-
fin Burghausen-
Marwitz die fran-
zösischen Pikan-
terien durch Gel-
lertsWerke.Auch
Uhlefeldt, Thun
und der Reichs-
hofratspräsident
Graf I-Iarrach
verkünden wie
Laudon Gellerts
Ruhm in weiten
Kreisen. Anfang
der sechziger-Jah-
re wird in Wien
eine deutsche
Gesellschaf "be-
gründet, man
wird in der Wie-
ner Gesellschaft
auf Lessing, Klop-
stock und die
deutsche Bühne
aufmerksam.
Nicht viel später,
kurz vor seiner
Ermordung in
Triest, kommt
Winckelmann nach Wien, wo er am Hofe, bei Kaunitz und Fries verständ-
nisvolle Stimmung für die Wiedererneuerung des klassischen Altertums findet.
Seit den Tagen Kaiser Leopolds steht das Theater, Oper und Ballett
mit ihren prunkvollen Dekorationen und einem Massenaufgebote von
Künstlern bei Hof und in der Gesellschaft im Mittelpunkte des Interesses.
Auch Josef I. und Karl VI. sind begeisterte Freunde der Musik. Die berühm-
testen italienischen Theaterarchitekten der Zeit aus der Familie der Galli-
Bibiena sind für Wien tätig. Josef I. läßt zwischen der nachmaligen Hof-
bibliothek und Hofreitschule ein'Theater einrichten, dessen malerische
Ausschmückung 50.000 Reichstaler kostete. KavaliersWOpern und -Bur-
lesken, bei welchen nur Mitglieder des Adels spielen, singen und tanzen, sind
sehr beliebt. Nie fehlt im Faschingsprogramm des Hofes die Aufführung
einer Bauernhochzeit Wirtschaft bei Hofe", wobei alle Teilnehmer in
Nationalgewändern erscheinen. 1724 fungiert das Kaiserpaar als Wirt
Propstsluhl in der Stiftskirche zu Spital am Pyhrn
510
und Wirtin zum
schwarzen Adler".
1730 erscheint Ma-
ria Theresia bei ei-
ner solchen Wirt-
schaft als nieder-
österreichische
Bäuerin. 1741 wird
das an die Hofburg
anstoßendeHofball-
haus und Stöckel
für Theatervorstel-
lungen hergerichtet
es ist der Anfang
des Hofburgthea-
ters, wo Selliers
undMetastasio herr-
schen. Auch im
Theresianischen
Kollegium, in der
Favorita", finden
wie ehedem, ebenso
im Spanischen Saal
in Schönbrunn Auf-
führungen der Hof-
gesellschaft statt,
auf welche der Feld-
marschall von Sach-
sen-I-Iildburghausen
großen Einfluß
nimmt. 1754 bei den
berühmtenFestlich-
keiten, die in Schloßhof stattfinden, tritt Gluck zum erstenmal auf, und von
da an datiert seine Beliebtheit am Hofe. An allen diesen Veranstaltungen,
an ihren szenischen und künstlerischen Vorbereitungen und Erfordernissen
nimmt Fürst Kaunitz besonderes Interesse, und der vielbeschäftigte Mann
findet Zeit, sich die Oberleitung bei allen einschlägigen Arbeiten vor-
zubehalten. Kein Zweifel, daß die phantastischen Theaterarchitekturen und
die Inanspruchnahme so zahlreicher heimischer und fremder Kunsthand-
werker bei deren Aufrichtung auf die Stilbildung der theresianischen Zeit
großen und nachhaltigen Einiiuß ausgeübt haben.
Wie die meisten Bezeichnungen, welche wir heute auf bestimmte histo-
rische Stilepochen anwenden, teils vage, teils irreführend sind, so ist es auch
mit dem Namen Rokoko, Rokokostil. Rocaille kommt von roczFelsen
Portal der Stiftskirche St. Peter, Salzburg, Türe und Oberlichtgitter vomjahre 54
Felswerk Stein-
und Muschelwerk,
wie wir es schon an
Brunnen- und Grotten-
architekturen des
XVII. Jahrhunderts
finden. Auf österrei-
chischemBodenspielt
sich das, was man als
Rokokostil bezeich-
net, hauptsächlich in
der Epoche Maria
Theresias ab, wes-
halb wir diesen Stil
aus oben angeführten
Gründen Maria The-
resien-Stil nennen
dürfen. Aber Vorläu-
fer hat dieser Stil
schon unter Karl VI.
und den vorausgehen-
den Herrschern, an-
drerseits finden sich
strenge Barockefor-
men in derkirchlichen
wie in der Pr0fan-
kunst noch ungefähr
I0 bis 15 Jahre nach
Beginn der Maria
Theresianischen Re-
gierung. In manchen
neueren Darstellun-
gen der Geschichte des Kunsthandwerkes liest man, daß das Rokoko in
Österreich eine untergeordnete Rolle gespielt habe. Dies entspricht den
Tatsachen nicht, das Gegenteil ist der Fall, wovon uns ein Blick auf die
Fülle der Schöpfungen belehrt, welche wir vornehmlich in Hinsicht der
Innenkunst der Zeit von 1745 bis 1765 verdanken. Trotz aller fremden, vielfach
auch französischen Einflüsse geht das österreichische Rokoko ganz eigene
Wege, andere als in Frankreich, andere als in Deutschland. Mit Frankreich
hat Österreich gemein, daß die Rokokoformen in der Außenarchitektur
nur eine geringe Rolle spielen. Ein Gegenstück zum Dresdner Zwinger gibt
es weder dort noch hier, das deutsche Rokoko als architektonischer Stil
entwickelt sich viel organischer und folgerichtiger als das französische.
Dekorative Vorahnungen des neuen Stiles treten in Wien aber viel früher
Stiftskirche St. Peter, Salzburg, Abschlußgitter des Vcrraumes, 1754
61'"
Stiftskirche St. Peter, Salzburg, Dekoration vom Jahre 1754
auf, als in Frankreich Ludwig XV. und der nach ihm benannte Stil zur
Herrschaft gelangt, so in dem im Jahre 1724 von I-Iildebrandt vollendeten
Belvedere, dessen Innenausstattung allerdings unter Mitwirkung eines
Franzosen, Le Fort du Plessy, zustande gekommen ist, während Hildebrandt
nachweisbar nie in Frankreich war. Ähnliche der Zeit vorauseilende künst-
lerische Ausdrucksformen Hildebrandts Finden sich schon im Palais Daun
Kinsky, das bereits 1713 so ziemlich fertig war, und teilweise noch in dem
vielfach umgebauten Palais Harrach, wo wir schon das naturalistische
Rankenwerk sehen, das späterhin sich in der Plafonddekoration immer
reicher entfaltet. Die politischen Ursachen, welche dem Eindringen fran-
zösischer Kunsteinflüsse lange Zeit stärker entgegenwirkten, als dies in
Deutschland der Fall war, wurden bereits erörtert.
Als Maria Theresia vier Jahre nach ihrer Thronbesteigung an den
Ausbau des von Fischer von Erlach unvollendet gelassenen Lustschlosses
Schönbrunn schritt, wird Pacassi damit betraut, welcher aus einer Görzer
italienischen Steinmetzenfamilie stammte. Die Baugeschichte von Schönbrunn
geht bis auf Maximilian II. zurück, unter dessen Regierung 1569 an der
Stelle des heutigen Schlosses eine Burg Katerburg, Gatterburg mit Tier-
garten errichtet wurde. 1637 übergibt Ferdinand II. diese Burg seiner
Mutter, der Kaiserinwitwe Eleonore, mit der Verpflichtung der Abgabe von
Trinkwasser aus der dortigen Brunnstube an die kaiserliche Burg in Wien;
1655 wird die Burg zum erstenmal als Schönbrunn bezeichnet. 1651
wurden hier große Opern aufgeführt, Bühne und Dekoration vom Architekten
Quaglio geschaffen. 1683 wird Schönbrunn von den Türken zerstört. Im
Jahre 1695 entwirft Kaiser Leopold den Plan, hier für seinen Sohn Josef
einen Sommerpalast zu errichten, der, ein Gegner der italienischen Bau-
meister, die Auftragserteilung an Fischer von Erlach durchsetzt. Bekannt
und publiziert sind die ursprünglichen Projekte und der schließliche Bau
Fischers, welcher zunächst das Schloß auf der I-Iöhe der späteren Gloriette
plante, ein prachtvoller Gedanke, den er jedoch aufgeben mußte, um das
Schloß unten am Flusse zu errichten. Dieses zweite Fischersche Projekt, das
uns im Stiche erhalten ist, zeigt schon den gegenwärtigen Grundriß, nur
mit dem Unterschiede, daß der Mitteltrakt keine Durchgangshalle, sondern
eine monumentale Stiege, ferner kein drittes Stockwerk, eine offene Loggia
und durchaus Rache mit Statuen geschmückte Dächer aufweist. Daß urn 1700
noch nach diesem Plane
gebaut wurde, geht aus
der uns erhaltenen Me-
daille von Wolfgang
hervor. Am I.uni 1700
fand im großen Hofe
von Schönbrunn ein
berühmtes Turnier statt.
Nach dem Tode des
Kaisers wurde der Bau
eingestellt. Das Schloß
wurde Eigentum der
Kaiserinwitwe Wilhel-
mine Amalie und 1728
an Kaiser Karl VI. zu-
rückverkauft. Wie viel
vom Fischerschen Plane
zur Ausführung gelangt
ist, läßt sich nicht mit
aller Bestimmtheit sa-
gen, gewiß aber ist das
Parterre und der größte
Teil des ersten Stock-
werkesnachdenFischer-
schen Gedanken aus-
gebaut gewesen. Schon
Karl VI. betraute Niko-
laus Pacassi mit der
Fortsetzung des Baues,
sie wurde aber erst x744
begonnen und war 1747
noch nicht vollendet, Kapellengitter in Dominikanerkirche Maria Rotonda, Wien
514
was aus einer Urkunde vom selben Jahre über den Verkauf des kaiserlichen
Rentamtes Wiener-Neustadt an den Bischof Graf Hallweil um den Betrag
von 43.000 Gulden hervorgeht, welche Summe für die Fortsetzung der
Bautätigkeit am Schönbrunner Schlosse benötigt wurde. Der Fischersche
Grundplan wurde im wesentlichen dadurch abgeändert, daß in die Hauptachse
die große Durchfahrtshalle gelegt, der Bau um ein drittes Stockwerk erhöht
und an Stelle der ursprünglichen durchwegs flachen Bedachung ein steiles
Dach gesetzt wurde. Die uns allen bekannte Außenansicht des Bauwerkes
ist ein Werk der franziszeischen Zeit, in welcher der Hofarchitekt Amon
in den jahren 1817 bis 1820 die Säulenschäfte der Fassaden verlängerte
Sehubladkasten aus dem kaiserlichen Lusxschloß Schönbrunn l-lofmobiliendepot
.und die Kapitäle bis zu den Tragsteinen emporgeführt hat. Eine Zurück-
führung der Fassade auf ihren ursprünglichen Zustand, die in neuerer
Zeit erwogen worden ist, würde doch nur wieder ein Surrogat des
ehemaligen Bauzustandes ergeben. Die großzügige Parkanlage, deren Voll-
endung unter dem Einüusse des Gemahls Maria Theresias durch den
Holländer Steckhoven erfolgte, geht auf jenen großen Gartenkünstler Trehet
zurück, welchem die barocke Gartenarchitektur Wiens so viele Impulse ver-
dankt. Kaiser Franz war es auch, der 1752 den Tiergarten errichten ließ und
auch an der Schaffung des botanischen Gartens großen Anteil hatte.
Die innere Einrichtung des Schlosses, die Ausstattung der Wände und
Plafonds, die reichen Boiserien und das Ameublement, soweit es noch erhalten
und nicht durch Erneuerung der Vergoldung und der Lackarbeit seines
313
ursprünglichen Charakters entkleidet ist, stammt aus der Zeit von 1750 bis 1770.
Daß französische Kunsthandwerker hieran einen hervorragenden Anteil
hätten, ist durch nichts belegt und bei dem hohen Stande, welchen das Wiener
Kunsthandwerk jener Tage vor allem durch die Bemühungen des Fürsten
Kaunitz eingenommen hat, nicht vorauszusetzen. Kaunitz war es selbst,
welcher die Arbeiten der kaiserlichen General-Hofbaudirektion als Direktor
leitete, worüber viele Protokolle erhalten sind. Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß die Boiserien, Stuckarbeiten, Vergoldungen Wiener Arbeit
sind, wie wir ähnlichen Erzeugnissen
des heimischen Kunstfieißes auch an
andern Stellen reichlich begegnen.
Die Stilwandlung vom Barock
zum Rokoko hat sittengeschichtliche,
soziale Gründe. Die Prachträume der
Barocke, auch jene, welche vornehm-
lich gesellschaftlichen Zwecken dien-
ten, mit ihrer rein monumentalen Ge-
staltung der Wände und Decken
müssen wir uns leer in bezug auf
ihre Ausstattung denken. Die höfische
Sitte gestattete keine oder nur wenige
Sitzmöbel in Räumen, in welchen man
sich in Gegenwart der Majestät nicht
setzen durfte. So mußte diesen Räumen
jede Behaglichkeit und Intimität fehlen.
Dazu kam die Aufhebung aller warmen
Farbentöne in den Salons und sogar
in den Boudoirs. Aber eigentümlich ist
es, daß gerade die berühmte Marquise
von Rambouillet, welche diese sozu-
sagen rationalistische Richtung in der
Farbengebung der französischen Salons Eckkästchen aus dem kaiserlichen Lustschloß
so Sehr bevorzugte, als geistreiche Hetzendorf, Wien Hofmohxliendepot
gesellige Dame und Freundin der Causerie im gesellschaftlichen Verkehr,
als eigentliche Begründerin dessen, was wir den Salon nennen, doch nun
auch wieder den Wunsch nach behaglicher Ausfüllung der leeren Räume
zum Ausdruck brachte. So füllen sich Säle und Zimmer allmählich mit
Möbeln, Vitrinen für Schmuck und Nippes, mit Metallgeräten aller Art,
Vasen, Uhren, Plastiken und Bildern. Weiße Wände und Gold spielen eine
bevorzugte Rolle, aber auch bunt in Seide gewebte Stoffe nehmen einen
großen Platz ein und eingelegte Möbel mit Lackvemis Martin, und reiche
Holzverkleidungen, aus den kostbarsten Hölzern eingelegt, füllen die Räume,
in welche sie Bewegung und Schwung bringen. Hatte schon die Barocke in
ihrer wuchtigen Formensprache auf die Betonung bewegter Motive besonderes
Gewicht gelegt, so löst sich jetzt das aus der Renaissance überlieferte
architektonische Gesetz vollkommen auf. An die Stelle der wuchtigen
Pilaster und Gesimse treten zierliche Leisten mit kühn und leicht geschwun-
gener Führung naturalistischer Schnörkelbildungen. Schon die Barocke
sucht ihre Motive aus der Welt der Blumen, aber die Architektur ist es
noch immer, welche diese Formen in ihre Gesetze bannt. Jetzt umkleiden
Blumenranken alles und gehen über das Rahrnenwerk hinüber und hinaus,
umschlingen Stab und Leiste. Das Rokoko geht durchwegs in der Auffassung
der Zeit und nach dem Sinne, den es in die Natur legt, von dieser aus;
seine Formensprache mag uns heute unnatürlich erscheinen, sie war aber
naturalistisch gemeint. In ihr spricht sich das Sehnen einer überfeinerten,
ihrer selbst ungewiß gewordenen Epoche nach der Natur aus, wie es
ja schließlich
auch in der
Dichtung der
Fall ist und im
Spiele, deren
idyllische Nei-
gungen den
innerenWider-
spruch gegen
Überkultur
und Gespreizt-
heit des gesell-
schaftlichen
Lebens und des
falschen Pa-
thos der soge-
nannten klas-
sischen Dich-
tung dokumen-
tieren. Diese
Stimmung der
Zeit iindet in
der revolutio-
nären Sprache
undAuffassung
Rousseaus
ihren vollendet-
sten und drasti-
schesten Aus-
druck. Auch
das österreichi-
Aus dem Palais des Fürsten Paar in Wien SChB ROkOkO
spiegelt diese
Sehnsucht
nach der Na-
tur wieder,
nur kommt
hier noch je-
ner anhei-
melnde, fa-
miliäre Zug
hinzu, wel-
cher,vomHo-
fe MariaThe-
resias aus-
gehend, sich
in der Woh-
nungskunst
allerSchich-
ten deröster-
reichischen
Gesellschaft
deutlich be-
merkbar
macht. Noch
ehe es zur
Vollendung
des Lust-
schlosses
Schönbrunn
kam, ist der
Ausbau des
Schlosses
Hetzendorf
erfolgt; in den Jahren 1742 bis 1745. Hier sehen wir im Innern das früheste
und zugleich zierlichste österreichische Rokoko. An Stelle des Thun-Hofes
des deutschen Ritterordens ließ Maria Theresia hier für ihre Mutter Kaiserin
Elisabeth von Pacassi dieses Schloß erbauen; ihm steht der Architekt
I-Iohenberg, welchem später das Adelsprädikat von I-Ietzendorf verliehen
wurde, zur Seite. Das Äußere ist einfach und schmucklos, höchst merkwürdig
sind die Sphinxe, welche den Eingang Hankieren. Vestibül und Stiegenhaus
mit schöner Laterne zeigen die diskreteste Anwendung architektonischer
Mittel. Der große Saal ist in seiner Raumwirkung eine bedeutende Leistung,
geschmückt mit dem in Komposition und Farbe glänzendsten Fresko von
Daniel Gran der aufgehende Tag mit den Genien der Fruchtbarkeit. Der
reizvollste, technisch meisterhafteste unter den Wohnräumen ist das Rosen-
Aus dem Palais des Fürsten Paar in Wien
holz- Vegetin- Zimmer, welches
das technische Können des
heimischen Kunsthandwerkes
in der Behandlung des Holzes,
Schnitzarbeit und Vergoldung
in überraschender Weise dartut.
Verwandt und ebenfalls in
allen Einzelheiten mit unüber-
trefflicher Delikatesse durchge-
führt ist das an den Gobelinsaal
in Schönbrunn stoßende Rosen-
holzzimmer, ebenfalls aus chine-
sischem Vegetinholz, die Lam-
beries braun eingelegt, die Wän-
dein gleicher Weise gestaltet, mit
reich vergoldeten bizarr geform-
ten Feldern in Kartuscherahmen,
welche auf Pergament gemalte
indische Genre- und Kriegs-
szenen sowie Darstellungen von
Damen bei der Toilette enthal-
ten. Von unübertreBlicher Gra-
zie sind die Supraporten und
das mit Gitterwerk, Kartuschen
und Girlanden geschmückte
Spiegelgewölbe. Das benach-
barte Miniaturenkabinett zeigt
an den Wänden Rocaillerahmen
mit Aquarell- und Gouacheminiaturen, Kopien niederländischer Gemälde
und eigene Malereien von Kaiser Franz aus dem Jahre 1764 und von
der Erzherzogin Maria Christine. Das südlich vom Vegetinzimmer befindliche
Porzellanzimmer hat Lamberies und Wände aus weiß lackiertem Holz mit
blau und weiß gemalten Ornamenten, die Teilung der Wände ist durch
Gitterwerk mit Blumengirlanden darüber mit chinesischen Schirmen
bewerkstelligt. Auch hier sehen wir wieder Arbeiten von Kaiser Franz und
der Erzherzogin Maria Christine, Tuschzeichnungen nach Boucher und
andern, außerdem sind an den Wänden vier Porträtreliefs des Kaisers, der
Erzherzoginnen Elisabeth und Christine und des Herzogs Albert angebracht.
Eines der reichsten Zimmer des Schlosses ist das ganz mit Holz verkleidete
Vieux Laque-Zimmer, welches zahlreiche in Gold auf Schwarz gehaltene
chinesische Lackbilder Landschaften, Blumen- und Vogelstücke enthält; die
Decke ist aufs reichste mit Festons und Zweigen geschmückt. Es ist jener
Raum, in welchem sich das große Porträt Franz I., ferner das berühmte
Doppelbildnis josefs und Leopolds aus dem Jahre 176g von Battoni und das
Schrank aus dem Stifte Schlägl, Oberösterreich
Galerie jedoch sowie die Eckverzierungen
Porträt der Gemahlin des Großherzogs Leopold von Toskana mit drei Kindern,
von Maron 1770 befindet. Das ovale chinesische Kabinett mit seinen gold-
schwarzen Lackfüllungen, weiß-goldenen Wänden mit Wandarmen und den
Konsolen mit den chinesischen Speckstein- und Porzellanfiguren gehört zu den
typischen Räumen des Zeitstiles, welcher mit Vorliebe ostasiatische Porzellane
und Lacke in seine eigenen Phantasien hineinwebt. Die große Galerie
Schönbrunns ist als Raumkomposition noch ganz im Geiste der Barocke
gehalten. Auch das Deckenfresko von Guglielmi aus dern Jahre r760
die österreichischen Kronländer, ihre Erzeugnisse darbringend hat durchaus
barocken Charakter, wie die Monumentalmalerei der Maria Theresianischen
Epoche ihn auch sonst fast überall festhält; das Rokoko ist eben ein
dekorativer und kein monumentaler Stil, und wo es sich um die Lösung
monumentaler Aufgaben handelt, muß an den Prinzipien der voraus-
gegangenen Epoche festgehalten werden. Die Wandteilungen der großen
und Supraporten mit ihrem reichen Tro-
phäenrnotiv zeigen das wundervollste
bewegteste Rokoko in uhübertroffener
virtuoser Technik. Auch die kleine Galerie
hat dieselbe Verzierungsweise, und auch
hier sind es die Supraporten, welche stili-
stisch und technisch unsere Aufmerksam-
keit fesseln.
Sehr amüsant sind die an der Süd-
seite des Erdgeschosses gelegenen Guys-
Appartements mit ihren gemalten Tapeten,
welche durchaus naturalistische Be-
handlung von Blumen, Bäumen und
Vögeln sowie perspektivische Aus-
blicke in Gartenanlagen zeigen. In
diesen in der franziszeischen Zeit
teilweise erneuerten Räumen hat sich
Kaiserin Maria Theresia besonders
gern arbeitend aufgehalten.
Wie der Klassizismus schon in
die Epoche Maria Theresias voraus-
wirkt, zeigt uns der mit deutlicher
Benützung römischer Vorbilder 1765
anläßlich der Vermählung des nach-
maligen Kaisers Leopold mit der
Infantin Maria Ludovika in Innsbruck
errichtete Triumphbogen.
Bei diesen Festlichkeiten ver-
schied plötzlich Kaiser Franz, dessen Sekretär aus dem Stifte Schlägl, Oberösterreich
68'"
1120
Tod die Kaiserin nie verwinden konnte. Noch führte sie fünfzehn Jahre
mit starker Hand die Zügel der Regierung, von 1765 an mit Kaiser Josef
als Mitregenten. Seine künstlerische Richtung ist der Klassizismus oder,
wenn wir so wollen, das österreichische Louis XVI, welches die Eigen-
tümlichkeit hat, sich auf Wiener Boden weit früher zu entwickeln, als
Ludwig XVI. auf den Thron gelangt war. Hiervon wird noch die Rede sein.
Die altehrwürdige Hofburg, welche aus der Renaissanceepoche das
Schweizertor, aus der Zeit der italienischen Barocke auf Wiener Boden den
Leopoldinischen Trakt des Burnaccini, aus der Zeit der Höhenentwicklung
Aus dem Palais des Fürsten Paar in Wien
der heimischen Barocktätigkeit Staatskanzlei, Hofreitschule, Hofbibliothek
von Fischer von Erlach Vater, Lucas von Hildebrandt und Fischer von
Erlach Sohn enthält, hat auch in der Maria Theresianischen Zeit mehr-
fache Veränderungen und Erweiterungen erfahren. Jadot de Ville Issey,
der Erbauer der Akademie der Wissenschaften, hat die in ihrer strengen
Einfachheit doch monumental wirkende Botschafterstiege geschaffen, und in
zahlreichen Innenräumen der Hofburg ist unter Maria Theresia an die Stelle
der älteren Wand- und Plafondbehandlung reiche und zierliche Rokoko-
dekoration eingedrungen.
Interessant und typisch für die Verzierungsweise hölischer Repräsen-
tations- und Wohnräume ist auch die kaiserliche Residenz in Innsbruck,
521
deren Riesensaal, Speisesaal und Salon Seiner Majestät uns die Fertigkeit
tirolischer und salzburgischer Kunsthandwerker in der technischen Ver-
wertung des reichen Motivenschatzes des österreichischen Rokoko offenbart.
Auch zahlreiche aristokratische Palais in Wien und in Kronlandsstädten
folgen zum Teil in ihrer Fassade, oft nur an den Portalen, vor allem aber in
der Innenausstattung dem Stile der Zeit. Einer der interessantesten Paläste
Wiens ist das Palais Paar Wollzeile 30. Seit dem Ende des XVI. Jahr-
hunderts befindet es sich im Besitz der Familie Paar, welcher von Rudolf II.
Aus dem Palais des Fürsten Paar in Wien
die Würde des Erbland-Postmeisters verliehen wurde. Es ist kein Zufall,
daß die dem Palais gegenüberliegende Gasse den Namen Postgasse führt.
Ein Stich aus den Jahren 1724 bis 1726 mit Darstellung der alten Stuben-
bastei und des Einblickes in die Wollzeile zeigt die Palastfassade genau so,
wie wir sie heute noch vor uns sehen. Sie dürfte, wie aus den Formen des
Prachtportals hervorgeht, aus dem Jahre 1700 stammen. Hofanlage und
Stiegenhaus sind ohne besonderen Prunk, wirksam durch die Raumgestaltung.
Die ursprüngliche Innenausstattung ist im Laufe des XVIII. Jahrhunderts
wiederholt umgestaltet worden. Nikolai, der Berliner Reiseschriftsteller,
rühmt in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts diesen Palast, der
damals dem Reichsgrafen Karl Josef Paar gehörte, als eine besondere
Sehenswürdigkeit Wiens. Als jener Meister, welcher die glanzvolle Innen-
dekoration des Palais ausgeführt hat, wird der Hofbaumeister Canneval
Cannavale genannt. Er ist nach Ilg ein Verwandter jener berühmten
italienischen Künstlerfamilie der Carlone, welche eine so umfassende Tätig-
keit auf österreichischem Boden entfaltet hat. Ein Canneval hat zu Anfang
der fünfziger Jahre des XVIII. Jahrhunderts die mährische Wallfahrtskirche
Slaup umgebaut, ein Karl Canneval ist der Erbauer des in den Jahren 1784
bis 1785 in der Währingerstraße errichteten Josephinums, von dem noch die
Rede sein wird. Albert Ilg hebt auffälligerweise die im prächtigsten Rokoko-
stil gehaltenen Räume des Paarschen Palastes nicht hervor. Es sind vier
Prunksäle, deren Rokokodekoration zum technisch Meisterhaftesten gehört,
was wir von diesem Stile in Wien besitzen. Der Tradition nach soll der
viel berufene französische Gesandte Kardinal Prinz Louis Rohan, welcher
während seines Wiener Aufenthaltes das Palais bewohnt hat, diese Räume
durch französische Künstler haben ausstatten lassen. Daß Rohan, der wie
bekannt in die verhängnisvolle Halsbandaffäre später tief verwickelt worden
ist, in Wien ungeheuren Luxus entfaltete, ist überliefert. Er schmuggelte
bekanntlich, teilweise zum Wiederverkaufe, französische Waren und
Kunstgegenstände in solchem
Umfange ein, daß die Zollfreiheit
der fremdländischen Diplomaten
mit Rücksicht auf den von ihm
geübten Unfug von der öster-
reichischen Regierung vorüber-
gehend aufgehoben wurde. Er
soll in seinem Botschaftspalais
in einem Jahre an Mitglieder
der Wiener Gesellschaft und
an Händler mehr französische
Seidenstoffe verkauft haben, als
in Paris und Lyon zur selben
Zeit an Mann gebracht wurden.
Sein Hang zur größten Pracht
und sein Verständnis für gute
Arbeit der Inneneinrichtung so-
wie die technische Vorzüglich-
keit der Ausstattung der in
Betracht kommenden Säle des
Palastes haben die erwähnte
Vermutung kräftig unterstützt.
Sie wird aber hinfällig, wenn wir
die Zeit, in welcher Prinz Rohan
in Wien war, und die vollendete
Portal eines Hauses in Preßburg Kunst der Dekoration in Betracht
ziehen, welche schon lange vorher
in I-Ietzendorf und Schönbrunn
von heimischen Kräften geübt
worden ist. Rohan weilte in den
Jahren 1770 bis 1774, unmittelbar
nach der Vermählung Marie An-
toinettens und bis zur Thronbestei-
gung Ludwigs XVI., in unserer
Stadt und wurde auf Maria The-
resias Betreiben, welcher der sitten-
lose Lebenswandel des Kardinals
verhaßt war, vom franzö-
sischen Hofe sofort nach
dem Regierungsantritt Lud-
wigs XVI. abberufen. Die in
Rede stehenden Räume
müßten also in den Jahren
1770 bis x774 geschaffen
worden sein, während die
ihnen stilistisch so nahe-
stehenden Räume des Het-
zendorfer und Schönbrun-
ner Schlosses, so vor allem
die Vegetinzimmer, bereits
in den vierziger und fünf-
ziger Jahren des Jahrhun-
derts entstanden sind und
auch zu Beginn der sieb-
ziger Jahre in Paris selbst
sich bereits jene Umbildung Sekretär aus dem surw Schlägl, obel-zsstemml
des Rokokostiles vollzogen
hatte, welche wir gewohnt sind, den Louis XVI-Stil zu nennen. Eine Ver-
gleichung von Stil und Technik der Innendekoration der genannten beiden
kaiserlichen Lustschlösser und der Paarschen Prunkräume, unter welchen
das Musikzimmer den ersten Rang einnimmt, liefert das Ergebnis, daß
auch sie in den fünfziger Jahren entstanden sein müssen und ihre Meister
unter den Schönbrunner Künstlern zu suchen sein werden.
Durchwandern wir die Straßen Wiens, des alten, leider immer mehr
der Zerstörung anheimfallenden, so erblicken wir an den Portalen der Adels-
und Staatspaläste, welche das Stadtbild so eigentümlich charakterisieren,
hauptsächlich barocke Formen in ihrem Wandel und Wechsel vom Ende
des XVII. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des XVIIL, und nur ver-
einzelt und schüchtern mischen sich die zarteren Rokokoformen in dieses
Gesamtbild strenger Monumentalität. Daneben tritt frühzeitig der Stil der
-Iv--e--
rMK-MMUuIIWGI im
Li-nimnuuqay
Das erzbischöfliche Palais auf dem Hradschm, Prag
spät-Maria-Theresianischen und Josefinischen Epoche auf. Dies hat seinen
Grund darin, daß die größte Zahl der aristokratischen Paläste der Inneren
Truhe, datiert x745, aus dem Stifte Schlägl, Oberösterreich
525
Stadt in der Zeit nach 1683 bis auf den Tod Karls VI. entstanden ist und
in der Epoche von 1770 bis 1790 eine Reihe von staatlichen Bauten teils
umgestaltet, teils neu errichtet wurde. Draußen aber in den Vorstädten, wo
sich in der Zeit Maria Theresias das unter ihrer Regierung neu erstarkende
Bürgertum immer
zahlreicher ansiedel-
te und behäbige
Wohnhäuser erbaute,
zeigen sich die ein-
fachen Formen des
Maria Theresien-Stils
in der Außenarchi-
tektur viel deutlicher
und haben sich glück-
licherweise noch in
zahlreichen Beispie-
len bis auf unsere
Tage erhalten. Die
bürgerlichen Formen
des Maria Theresien-
Stils in Fassadenbil-
dung und Innendeko-
ration konservieren
und verpflanzen sich
wie in Wien so in
den Kronländern bis
gegen das Ende des
XVIII. Jahrhunderts.
In der Inneren
Stadt ist das alte Mi-
chaelerhaus Habs-
burgergasse 12, das
alte Barnabitenkolle-
gium mit derschönen
Figur eines Priesters
zwlschen Zwei En' Fassadendetail des Gasthofes zu den drei Kronen in Wels, Oberösterreich
geln und der wohl-
abgewogenen Fensterbekrönung ein typisches Beispiel der beginnenden
Rokokoformen. Das Ministerium des Innern erhält 1754 unter Maria Theresia
in der Jordangasse eine I-Iauskapelle, von welcher die Portalverzierung
noch erhalten ist. Auf dem Minoritenplatz ist noch die in schönen schwung-
vollen Linien geschnitzte Holztüre erhalten. Spätes Rokoko, nach 1773,
zeigt das Portal des Mölkerhofes, Schottengasse. Unter den Wiener
Vorstädten ist es vor allem der VII. Bezirk, der uns noch eine ganze Reihe
59
Ößu
von anmutigen Häusern aus der
Maria Theresianischen Epoche er-
halten hat. So das Haus Sieben-
sterngasse I7 mit dem Schild über
dem Portal, das in der Mitte eine
jonische Säule, links einen Ur-
menschen, der einen Baum ent-
wurzelt, rechts eine Architektur
zeigt und nach Ilgs ansprechender
Vermutung wohl einem bürger-
lichen Baukünstler zugehört hat.
Oder das Haus eines Handwerks-
meisters, Stiftgasse mit dem
breitgezogenen Portalbogen, Ro-
kokoornamenten und der Darstel-
lung des Evangelisten Lukas. Auch
das Haus Zum heiligen Vinzenz",
Mariahilferstraße 44, gehört in
diese Reihe. Zerstört wie so vieles
ist die Hoffassade des Hauses
Mariahilferstraße 44 und so vieles
an Gärten und Gartenhäusern, mit
denen die alten I-Iäuser in den
Bezirken umgeben waren, wie in
der Lindengasse 4. Bis hinaus an
den Abhang des Kahlengebirges,
nach Grinzing, Heiligenstadt, drangen die Formen des Maria Theresien-
Stils und hier wurde oft mit wenigen Linien in anspruchslos naiver Weise
ein liebenswürdiger Schwung in die Fassaden gebracht. Die Wiener Vororte
Währing, Gersthof, Döbling, deren alte Ansiedlungen in der Türkennot
schwer gelitten hatten, entfalteten vom Ende des XVII. Jahrhunderts an,
ebenso wie die Wieden und Landstraße, wo Schwarzenberg-Palais, Belvedere,
Schönburg-Palais und Fischer von Erlachs eigenes Wohnhaus entstand, eine
rege Bautätigkeit in der Schaffung aristokratischer Sommersitze. Ein solcher
ist das in Döbling, Hofzeile 20, unter dem nicht ganz sichergestellten
Narnen Maria Theresia-Schlößchen an jener Stelle errichtete Bauwerk, wo
sich seinerzeit ein Wirtschaftshof des Stiftes Baumgartenberg befand. Zu
Anfang des XVIIl. Jahrhunderts hat ein Herr von Messa die Parkanlage
und das Schlößchen errichten lassen, welches später in den fünfziger Jahren
im Besitz eines Grafen Daun war und in der Innenanordnung den Charakter
der Raumgestaltung der Mitte des Jahrhunderts sich erhalten hat. Nicht
sicher beglaubigt ist die Überlieferung, daß Maria Theresia nach ihrer Ver-
mählung dieses Schloß bewohnt hat. Großzügiger fast als in Wien war
die Tätigkeit der Baukünstler außerhalb Wiens, so in Ungarn, das sich
Portal eines Hauses in der Kahlenbergerstraßs, Wien
527
unter Maria Theresia kräftig entfaltete und einen lebhaften Verkehr mit
Wien unterhielt. Das Preßburger Palatinalgebäude, vor allem aber das
großzügige Schloß Esterhaza mit seinem berühmten Theater legen Zeugnis
hiefür ab.
In den österreichischen Kronländern zeigt sich im Profanbau ebenfalls
rege Tätigkeit, in Zahl und Art der Schöpfungen zwar nicht durchwegs den
Leistungen der Zeit Karls VI. vergleichbar, aber immerhin voll Eigenart
und starker Impulse. Relativ wenig besitzt Prag an Werken des Maria
Theresianischen Stils, die Barocke war hier so tief eingewurzelt, daß das
Rokoko nur langsam und spät eingreifen konnte und sehr bald wieder dem
Zopfstil Platz machte. Dies zeigt sich schon in der Bevorzugung einfacher
Fassaden wie am erzbischöflichen Palais, das bei aller Monumentalität doch
stark zurücktritt hinter die wuchtigen Formen der Paläste Clam-Gallas,
Troja, Kinsky. Sehr wirksam ist bei aller
Sparsamkeit der angewendeten künstlerischen
Mittel das Piaristenkollegium 1757-1766.
Auch der Schloßbau Mährens steht vor-
wiegend im Zeichen der Barocke. Allmählich
treten bei den Fassaden von Um- und Neu-
bauten an Stelle der Säulen Pilaster, wie in
Buchlowitz Berchtold und Jarmeritz Kau-
nitz, schließlich nur Leistenteilungen als
Vertikalgliederung, oft wird schon zu Beginn
der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Fassade
ganz glatt behandelt. Die Dachungen werden
steil hinaufgezogen, Mansardendächer be-
gegnen uns häufig. Schloß Budischau, dessen
in der Art des Drentwett um 1730 gemalte
Freskenzimmer schon Vorahnungen des Ro-
koko zeigen, beginnt damit, Misliboiitz hat
Leistenteilung und hohe Bedachung, Napajedl
1764 Mansarden und Quaderzeichnung an
den Mauerecken, Wischenau um dieselbe
Zeit vollendet nahezu glatte Fassade. Viele
ältere, teils durch Brand zerstörte und sodann
umgebaute Paläste erhalten in der Epoche
Maria Theresias prachtvolle Neuausstattung
wie die Kremsierer Residenz, deren Lehensaal
1758 bis 1760 unter Fürstbischof Grafen von
Egkh neu ausgestattet, deren Bibliothek 1770
unter Fürstbischof Grafen von I-Iamilton durch
den Brünner Maler Josef Stern mit Fresken
geschmückt wird. Die gleichzeitige Neuge- 0M aus dem kaiserlichen Lustschloß
staltung des großen Saales hat 70.000 Gulden Schönbrunn
59'
52a
gekostet, die Namen der Künstler und Kunsthandwerker und die Einzel-
preise sind bekannt.
Die gute handwerkliche Tradition der fröhlichen, oft derben, oft zier-
lichen Stuccodekoration, welche vor allem in den österreichischen Kronlands-
Triumphbogen. Innsbruck, von Walter, Hagenauer und B. Moll, r755
städten schon seit
dem XVII. jahr-
hundert lebendig
ist und mit am
frühesten uns in
Graz an den Häu-
sern am Stadtplatz
entgegentritt, wird
um die Mitte des
XVIII. Jahrhun-
derts allerorts wie-
der aufgenommen
und dem neuen
Zeitstil dienstbar
gemacht, so in
Graz beim Hause
am Mehlplatz, in
Innsbruck am ka-
tholischen Kasino,
in Steyr, Krems,
Wels Gasthof zu
den drei Kronen.
Auch in Kir-
chenbau und Kir-
chenausstattung
hatte die Barocke,
welche über alles,
was sie vorfand,
eine ebenso rück-
sichtslose Herr-
schaft ausübte wie
die Gotik, die mei-
sten Aufgaben be-
reits gelöst, das Ro-
koko hatte weder
Kraft noch Neigung, hier in großem Stile ausgestaltend einzugreifen. Immer-
hin werden auch in der Mitte des XVIII. Jahrhunderts in Kirchen und
Stiften noch manche bedeutsamen künstlerischen Probleme meist dekorativer
Art gestellt. So in der Peterskirche zu Salzburg, im Stifte St. Florianf dessen
Vgl. Albin Czerny, Das Stift St. Florian, in Kunst und Kunsthandwerk", II. Jahrgang.
Schönbrunn, Glorietle, erbaut unter der Regierung Josefs lI. und Maria Theresias x775 von Hohenberg
Ausstattung zum Teile in den fünfziger Jahren erfolgt Landeshauptmann-
zimmer mit Malereien von Johann Faistenberger, Paradezimmer, Stifts-
..
llliiläfä wilhgi
.,3-,-!.;3n
Schönbrunn, Glcriene, Seitensliege mit Trophäen
bibliothek, Sommerrefektorium, in Wilhering Inneres, Kanzel und Chor-
gestühl von Johann von Zell aus dem Rheingau. Das kirchliche Rokoko-
möbel, wovon in Tirol, Oberösterreich, Steiermark noch manch gutes Stück
vorhanden ist, zeigt entweder reichste Rocailleschnitzerei aus dem Kerne
des Holzes heraus-
gearbeitet oder freie
durchbrochene
Schnitzerei in der
fröhlichsten Rok0k0-
phantastik ist auf das
Möbel aufgelegt und
aufgesetzt Beicht-
stuhl in Viecht von
Bildhauer Wissel,
Propststuhl in Spital
am Pyhrn.
Das österreichi-
sche Profanmöbel
der Zeit ist in zahl-
ellos österreichischer
Provenienz dem fran-
zösischen verwandt,
vielfach aber ganz
anders in Aufbau
und technischer Be-
handlung, und dies
um so mehr, je volks-
tümlicher der Maria
Theresien-Stil wird.
Die Entwicklung des
Wiener R0kokomö-
bels aus dem Wiener
Spätbarockmöbel
wird uns klar, wenn
Schönbrunn, Gloriette, Durchblick Wir die ursPrüngliche
Einrichtung des Bel-
vederes betrachten, wie sie uns in den Kleinerschen Stichen des Spiegel-,
Service- und Vorzimmers entgegentritt. Daß I-Iildebrandt an dem Entwurf
dieser Möbel beteiligt war, ist wohl anzunehmen, die großen Baukünstler
der Zeit und auch die Maler, wie D. Gran, haben sich solchen Aufgaben
stets unterzogen. Die Schnitzerei ist weniger entwickelt als in Frankreich,
reiche Holzvergoldung ersetzt die Bronze. Nirgends verleugnet das
österreichische Rokoko bei allem Schwung und Reichtum der Formen ein
reichen Stückenzwei-
1't.u1r1.-,
."'-'vt1x44.4,4'
Schönbrunnersxraße Nr. 30g
Posthaus in Melk, Niederösterreich
I.
k.
gewisses diskretes Maßhalten, beim Möbel ebensowenig als an den Boi-
serien, Supraporten, Deckenverzierungen. Die durchgängige Vergoldung
aller Teile des Möbels weicht bald dem Weißlack mit Gold, das wird rnit
dem Karmoisin-Seidenbezug die I-Ioffarbe. Aber auch Mahagoni mit
vergoldeten Rocaillen tritt auf, allerdings wohl erst im XIX. Jahrhundert,
wo das Rokoko neben den Empireformen fortwuchert. Möbel nach Art
derer von Meissonier, Cressent, Caffieri sucht man in Österreich vergebens,
die Bronzetechnik ist hier, wenigstens während der Blütezeit des Rokoko,
ganz unentwickelt; erst 1770 sendet Maria Theresia den jungen Dornanöck
nach Paris, um die Bronzevergoldung zu studieren. Auch die Ornamentbild-
hauerei wird erst in der josetinischen Epoche durch den um das Wiener
Kunsthandwerk hochverdienten Domanöck Vater gehoben.
Dagegen ist Boulearbeit und Marketterie schon in der ersten Hälfte
des XVIII. jahrhunderts in Österreich hochentwickelt, wie die Möbel des
Stiftes St. Florian beweisen. Zu besonderer Wirkung erhebt sich das Maria
Theresianische Möbel in seinen schlicht bürgerlichen Formen, in denen
Materialstil, Konstruktion, Zweckbestimmung und Technik, vor allem auch
die Marketterie wahre Triumphe feiern und vorbildlich werden.
Vier jahre nach Maria
Theresias Thronbesteigung,
in den Tagen der allerersten
Sorgen, wird die 1718 von dem
niederländischen Hoikriegs-
agenten Du Paquier als Pri-
vatanstalt begründete Wiener
Porzellanfabrik in die staatli-
cheVerwaltungübernommenf
Wie die Regierung der Kaiserin
währt auch die erste Epoche
der Fabrik als Staatsanstalt
vier Dezennien. Technisch,
durch Verbesserung der Masse
in Farbe, Glanz und Glätte,
wirtschaftlich durch Ausnut-
zung der infolge des Darnieder-
liegens der Meißener Fabrik
während des Siebenjährigen
Krieges günstigen Konjunktur,
künstlerisch durch Heranzie-
hung und I-Ieranbildung tüch-
tiger Kräfte hob sich unter dem
Vgl. Josef Folnesics und E. W.
Brauniüeschichte der k. k. Wiener Porzellan-
Fassadendetail vom ungarischen Ministerium, Wien YIIIIYIVÜSkKUYYLWüYIIlQIW-I
K. k. Auganen in Wien, links das Lusthaus Kaiser josefs H. Nach einem gleichzeitigen Stich
Einflusse des weitblickenden Bankopräsidenten Grafen Rudolf Chotek die
Fabrik bis 1761 derart, daß sie aktiv wurde. Die Unterstellung unter das
Handelsamt 765, welches die Waren der Fabrik von allen Maut- und Zoll-
gebühren im Inlandverkehr befreite, während die ausländische Konkurrenz
hoch besteuert wurde, ferner die Förderung der Händler, die Errichtung
von Niederlagen in den Kronländern und vor allem auch die Hebung des
Handelsverkehrs nach der Levante haben in der letzten Regierungszeit
Maria Theresias der Fabrik die materielle Grundlage zu weiterer kraftvoller
Ausgestaltung ihres Absatzgebietes und damit ihrer Leistungsfähigkeit
gegeben. Kurz nach der Übernahme der Manufaktur in die Staatsregie zeigt
sich in ihren Formen und im Dekor deutlich der Wandel des Stils von der
Barocke zum Rokoko. Die Vorlagen und Muster werden abwechslungsreicher,
Niedermayer beeinflußt die Formgebung, an Stelle des Laub- und Bandel-
werks treten Landschaften und Mosaikmusterungen, an Stelle der Schwarz-
lotmalereien die gesäten Blümel"; der chinesische Charakter tritt zurück,
der Rocailledekor wird herrschend. Französische Stiche vermitteln für die
figuralen Darstellungen galante Szenen statt der mythologischen; Künstler,
wie der Meißner Modelleur Ludwig Lück und Phil. Ernst Schindler seit 1780
in Wien, letzterer ein guter Porträtist, berühmt durch seine Tabatieren mit
reizvollen Figuralen Szenen, gewinnen bedeutenden Einfluß. Die Blumen-
malerei wird durch viele treffliche Künstler gepflegt, an deren Spitze Joh.
Drechsler steht. Schon in den sechziger ahren tritt in der Figurenmalerei
an die Stelle der bisherigen Zierlichkeit eine tiottere Darstellungsweise, die
70
sich immer mehr vervollkommnet. Wie im Geschirr bleibt auch in der Plastik
die Wiener Fabrik, als sie in die staatliche Verwaltung kommt, zunächst noch
in den Bahnen der Meißner Produktion. Hatte sie schon vor 1744 in Callot-
Figuren Vorzügliches geleistet, so wird die plastische Tätigkeit nunmehr
erweitert, und es sind vor allem Tafelaufsätze mit Jagdszenen, Gruppen-
darstellungen und Einzelfiguren, welche in zahlreichen technisch und
künstlerisch wertvollen Erzeugnissen eine besondere Rolle spielen. Kein
Zweifel, daß die von Kaiser Franz eingeführten und vom Adel auf-
genommenen Parforcejagden, in welchen auch die Damen der Gesell-
Trumeaukasten aus dem kaiserlichen Lustschloß Hetzendorf Hofmobiliendepot
schaft mitreiten, Anlaß bieten zu immer neuen Bestellungen dieser Art für
den Schmuck der Tafel. Daneben werden wie in Meißen die Figuren der
italienischen Komödie, Harlekintiguren oder auch Volkstypen und galante
Szenen in zahlreichen Varianten hervorgebracht.
Die Neuausstattung der kaiserlichen Paläste und Lustschlösser wie
der Paläste und Schlösser des Adels bringt auch in den Formen der
Öfen den Rocaillestil zur Geltung, in Weiß und bunten Farben dekoriert
sind uns zahlreiche treffliche Typen dieser Stilrichtung überliefert, welche
die tüchtige heimische Hafnerkunst noch auf voller Höhe des Könnens
zeigt. In der Hofburg und in Schönbrunn ist eine große Zahl solcher
Öfen erhalten, auch das Österreichische Museum besitzt zwei sehr gute
Stücke dieser Art.
D03
Die Silber- und Goldschmiedekunst, welche seit dem XIV. Jahrhundert
in Wien in ununterbrochener Entwicklung wie auch in Prag, Olmütz, Salzburg
und am Sitze aller österreichischen Münzstätten von kunstreichen Händen
aufs trefflichste gepflegt wurde, erfährt nach der Befreiung Wiens von den
Türken einen neuen großen Aufschwung. Von r7oo bis zum Tode Maria
Das Lustgebäude im Kaisergarten, Wien, Prater. Nach j. B. Pichler
Theresias sind in der Liste der Wiener Zunft 400, von 1740 bis 1780
200 Meister eingetragen, deren Namen von mir 1904 publiziert wurden. Die
von rnir in Kunst und Kunsthandwerk", Jahrgang VII, ebenfalls veröffentlich-
ten Wiener Bruderschaftsordnungen von 1722 bis 1773 enthalten viele inter-
essante Einzelheiten nicht nur über die Zunftorganisation, sondern auch über
die technische Heranbildung der Lehrlinge und Gesellen. Während im
Jahre 1722 als Meisterstück die Herstellung eines reich geschmückten
70
getriebenen
und email-
lierten Kel-
ches sowie
einesSiegel-
ringes ver-
langt wird,
fordert die
Ordnung
von 1773 von
den Silber-
arbeitern ei-
nen getrie-
benen und
vergoldeten
Kelch, von
den G0ldar-
beitern eine
mit Steinen
besetzte Na-
del und von
den Galan-
teriearbei-
temeine gra-
vierte und
ziselierte
Dose. Fürst
Kaunitzund
die Akade-
mie beein-
ilussenauch
das Silber-
und Gold-
schmiede-
gewerbe, je-
derMeister-
rechtswerber hat vor Zulassung zur Meisterprüfung an der Akademie eine
Vorprüfung im Zeichnen und Bossieren abzulegen. A. Domanöck, der aus der
Zunft der Goldschmiede hervorgegangene Professor der Erzverschneider-
schule, hat in technischer und stilistischer Hinsicht der Fortentwicklung der
metallischen Gewerbe in der Maria Theresianischen Epoche stete Aufmerk-
samkeit zugewendet." Wie früh in das Metallgerät Rocailleformen Eingang
Wandderail einer Saaldekoradon aus dem Schlosse Schloßhof. Nach Heide
Über die Wiener Goldschmiede des XVIII. Jahrhunderts vgl. auch meinen Bericht über die Ausstellung
von alten Gold- und Silberschmieden-heizen im Österr. Museum 1907 in Kunst und Kunsthandwerk", Jahrg. X.
finden, beweist der aus dem Jahre 1735 stammende Olmützer Kelch von
Roßmayr, der Brünner Kelch des Meisters A. P. von 1746, der Herzogen-
burger Kelch, Wien 1747 wahrscheinlich eine kaiserliche Widmung von
einem hoibefreiten Meister. Ein hervorragendes Meisterstiick ist der Kelch
des A. C. Wipf von 1761, und die Wiener und Brünner Meßkännchen von
1760 sind drastische Beispiele der bizarren Formgebung des Zeitstils. Einer
der bedeutendsten Wiener Meister war Johann Moser, dessen Marke j. M.
oft mit der des Hofjuweliers Mack verwechselt wird; seine Sonnenmonstranze
von 1750 im Besitze der Gemeinde Wien und das Reliquiar des heiligen
Eligius von 1762 gehören zu den hervorragenden Zeugnissen seines Könnens.
Wohl eine Kompagniearbeit von Moser und Mack ist ein reich mit Steinen
besetztes, bereits zopiige Formen tragendes Reliquiar, welches sich noch im
Besitze der Nachkommen Macks befindet. Von Mack stammt auch die
Fassung einer mit Brillanten gezierten reichen Dose mit Miniaturen Maria
Theresias und ihrer Kinder und Karls von Lothringen von Becini, der seit
1753 Kammermaler war I-Iofmuseum. Mack war ein großer Herr, der, in
guten Verhältnissen lebend, ein eigenes Haus in der inneren Stadt bewohnte,
wie uns das Bild von Neuhauser beweist, das ein Interieur der Mackschen
Der Holjuwelier Franz Edler von Mack mit Familie und dem kaiserlichen Leibarzt Van Swieten. Nach einem
Gemälde von F. Neuhauser, 1772, im Besitze der Freifrau Gabriele von Pidoll-Mack
JJV
Wohnung 1772 darstellt, da eben Van Swieten der
Familie Mack einen ärztlichen Besuch abstattet.
Die Damen der Zeit tragen mit Vorliebe gold- und
edelsteingefaßte Miniaturen als Anhänger und auf Arm-
bändern, wovon das Österreichische Museum ein
interessantes Beispiel besitzt. Die berühmteste Schöp-
fung der Wiener Goldschmiedekunst der Zeit ist das
umfangreiche sogenannte Nachtzeug der Kai-
serin Maria Theresia, eine Arbeit Domanöcks,
welches sich im Hofmuseum befindet."
Die seinerzeit hochstehende deutsche Me-
dailleurkunst, welche unter den Nachwirkungen
des Dreißigjährigen Krieges in argen Verfall ge-
raten war, wurde zu Anfang des XVIII. Jahrhun-
derts von den habsburgischen Fürsten wieder zu
heben versucht. 1712 wird der Neapolitaner An-
tonio de Gennaro zum kaiserlichen Münzeisen-
schneider ernannt, 1727 eine Graveurakademie in
Wien errichtet, deren Direktor Gennaro wird.
Stuhl aus dem kaiserlichen Lustschloß
ßchönmunn 1744 tritt sein Schuler Mathaus Donner, ein
Bruder Raphael Donners, an seine Stelle und
bewährt sich in zahlreichen Schöpfungen als trefflicher Porträtist und in den
Reverskompositionen als ein vorahnender Klassizist wie sein größerer Bruder.
Aus seiner Schule gehen A. Widemann, Franz Würth undjohann Wirt hervor.
Von eigenartiger Bedeutung ist jener
A. Domanöck, der als Medailleur vor
allem die freigetriebene Handarbeit
piiegt und wie seine Zeitgenossen zwar
den dekorativen Stil der Franzosen
nachahmt, in seinen Schöpfungen aber
durchaus eigenartig erscheint.
Außerordentlich reges Leben
herrscht auf dem Gebiete der Eisen-
schmiedearbeit. Die alte technische
Tradition wird fortgesetzt, viele Zeich-
ner und Stecher, Cuvillies München,
Birkenfeld Augsburg, Joh. Andr.
Graffenberger wahrscheinlich ein
Österreicher, H. G. Forster Brünn
und viele andere beeinflussen Stil und
Komposition. In Wien und Umgebung
entstehen Meisterwerke der Spät-
Vgl. Vinzenz Graf Latour, Altes Wiener Silber, Stockerl aus dem Schloss Schloßhof Hofmobilien-
in "Kunst und Kunsthandwerk", klug. ll. dgpog
barocke, so am Belvedere und in Schloßhof, welche aus der Hofschlosserei
hervorgehen, an der der aus Tirol stammende, in Graz ausgebildete
G. Oegg tätig war; mit B. Neumann hat er am Würzburger Schlosse
gearbeitet und trat früh in Beziehungen zu Hildebrandt. Großen EinHuß übt
auch F. S. Schmittner, dessen weitverbreitete Entwürfe das Laub- und
Bandelwerk fortbilden, die gebrochenen Linien durch rundliche ersetzen
und tief ausgeschnittenes, freies Ran-
kenornament bevorzugen, womit der
Übergang zum Rokokostil gegeben
ist. Die Schönbrunner und Hetzen-
dorfer Gitter, die Gitter in der Wiener
Dominikanerkirche und in der Salz-
burger Peterskirche beweisen, wie
sich auch das Eisen unter geschickten
Händen zur graziös phantastischen
Formensprache des Rokoko bequemt.
Hoch entwickelt ist auch die Stick-
kunst, in welcher wie in alten Zeiten
Berufsstickerei und Damenarbeit tech-
nisch auf gleicher Höhe nebeneinander
gehen. Das berühmteste Monumental-
werk der Epoche ist das in Reliefgold-
stickerei gehaltene Bett der Kaiserin
Maria Theresia in der Hofburg. Viele
Klöster und Pfarrkirchen Österreichs
besitzen reiche Paramente, welche
teils von der Kaiserin und ihren
Töchtern selbst gearbeitet sind, teils
Widmungen derMonarchin darstellen,
die nach ihren Angaben geschaffen
werden. Vielfach werden wie schon
im Mittelalter Staatsgewänder für diese
Zwecke umgearbeitet und bestickt.
Eine frühe Stiftung der Kaiserin ist
der Heiligenkreuzer Expositions-
baldachirL Das Krönungsgewand Kai- Stuhl aus dem Schlosse Schloßhof Hofmobilien-
ser Franz I. finden wir in der Dalma- devot
tica der Hofburgkapelle wieder, und hier ist der Rokokostil bereits völlig
ausgeprägt. Das Krönungsgewand Maria Theresiens von 1741 ist teil-
weise in der Kasel von Szatmar verarbeitet, Gold- und Silberstickerei
auf weißem Brokat. Und in zahlreichen, von der Kaiserin und ihren
Töchtern selbst hergestellten Paramenten, so in der Kasel, welche
Maria Theresia 1757 persönlich nach Mariazell überbrachte, sehen wir
die charakteristische Technik geknoteter und kettenartiger Seidenschnürchen
34h;
die in verschiede-
nen Schattierungen
aneinandergelegt
werden"
S0 sehen wir
auf allen Gebieten
des künstlerischen
und kunsthand-
werklichen Schaf-
fens in der Maria
Theresianischen
Epoche regstesLe-
ben und frucht-
bare Schaffensfreu-
digkeit, begünstigt
von der Hebung
des materiellen
Wohlstandes, der
sich unter der Re-
gierungdergroßen
Kaiserin allmäh-
lich entwickelt. In
allen Zeugnissen
der hohen wie der
angewandten
Kunst prägt sich
in deutlicherWeise
aus, wie der all-
gemeineZeitstil auf
österreichischem
Boden seine eigene
Joseünum in der Währingerstraße, 17a 5. von Cannaval Färbung erhält.
P14
Der künstlerische Gegensatz zwischen der Epoche Maria Theresias und
Kaiser Josefs besteht im wesentlichen darin, daß durch die verschiedensten
Umstände hervorgerufen und begründet auch in die künstlerischen Tendenzen
und Ausdrucksweisen in unserem Vaterlande sich mehr und mehr klassi-
zistische Elemente und Auffassungen mischen, die sodann in der Franzis-
zeischen Zeit zu jener Stilbildung führen, die wir mit einem wenig
zutreffenden Worte als Empire bezeichnen. Die größte Fülle und die
besondere Eigenart der in der Maria Theresianischen Epoche entstandenen
Werke vornehmlich der Innendekoration und angewandten Kunst ist in jener
Dreger hat in Kunst und Kunsthandwerk", Jahrg. VII, hierüber berichtet.
Formengebung gehal-
ten, welche wir als
österreichisches Roko-
ko bezeichnen dürfen.
Aber wie Vorahnun-
gen des Rokoko sich
schon in der Zeit
Karls VI., ausgespro-
chene Barockmotive
noch in der ersten
Zeit der Regierung
Maria Theresias fin-
den, so zeigen sich
schon in den letzten
15ahren ihresLebens
und Wirkens bereits
deutlich nachweisbar
Anfänge eines wieder-
beginnenden Klassi-
zismus, der die Grund-
tendenzen des Roko-
ko allmählich völlig
auihebt. Dies fällt mit
dem Hervortreten Jo-
sefs, mit seiner Mit-
regentschaft 1765 bis
1780 und sodann mit
seiner Alleinregierung
1780-1790 zusam-
men, wobei zunächst
nicht untersucht wer-
den soll, wie groß
der persönliche Anteil des Kaisers an dieser Stilumwälzung ist, die
damals mindestens ebenso revolutionär wirkte wie die Stilkämpfe unserer
neuesten Zeit. Klassizistische Vorbereitungen gehen auch bei uns weit
zurück in die Zeit des kaum erst zur Entfaltung gelangten Rokoko. Und
gerade Wien mit seiner damals im ganzen Deutschen Reiche hochberühmten
Akademie nimmt hier eine besondere Stellung ein. Auch da zeigt sich,
wie so oft in der geistigen Entwicklung, daß mit dem Aufkommen einer
bestimmten, kraftvoll und einseitig auftretenden Bewegung, oft aus der-
selben Quelle stammend, jene gegensätzlichen Strömungen entstehen, die
dann zur Überwindung eben dieser Bewegung führen. Indem man den Schlag-
Worten oder Tendenzen, welche einer bestimmten Kulturform innewohnen,
einen andern Sinn, eine von andern Gefühlen getragene Deutung gibt,
Wandbrunnen im Savoyenschen Damensüf von F. X. Messerschmidt, um 780
ändert sich die künstlerische Richtung, die Ausdrucksform und damit auch
die Mittel, deren man sich bedient. So sonderbar uns dies heute anmuten
mag, es steht doch fest, daß die Abwendung von der Spätbarocke, die zum
Rokoko führt, und die Abkehr vom Rokoko, die den Weg zum Klassizismus
weist, aus derselben Sehnsucht nach der Natur entspringt. Das Ranken-
werk und Linienspiel
des Rokoko wird in
der Zeit seines Ent-
stehens als natura-
listisch empfunden,
so stilisiert oder
wenn man will, ge-
ziert es uns heute
auch vorkommen
mag. Und der Kampf-
ruf des Klassizismus
ist gleicherweise der
Ruf nach der Natur,
die man sich durch
die schöpferische
Erneuerung der an-
tiken Formenspra-
che wieder zurückzu-
erobern sucht. Wie
immer weisen auch
hierPoesie undWis-
senschaft der bilden-
den Kunst neue We-
ge; sie sind es,
welche die Geister
befruchten und zu
lebendiger Entwick-
lung fortleiten. Die
griechische Dich-
tung arbeitetdergrie-
chischen Plastik vor,
realisiertdenMythos;
Dante, Boccaccio,
Petrarca bereiten der neuen Kunst Italiens den Boden. Im XVIII. Jahrhundert
sind es kleine und große Männer der Literatur, welche durch ihre Bestre-
bungen zur Reform des literarischen Geschmacks auch dem Neuaufbau der
Kunst zu Hilfe kommen. Wer am Hofe Friedrichs II. keine Förderung Findet,
wird in Wien erhört und aufgenommen. Die imjahre 1761 in Wien begründete
Deutsche Gesellschaft", in deren Mittelpunkt sofort Sonnenfels tritt, will
Bibliothek im Joseünurn, 1785
josefinum in der Währingerstraße, von Cannaval, x785. Nach dem Stich von Schütz
Österreich für die neu auftretende deutsche Literatur gewinnen. Gellert
wird, wie wir sahen, von Laudon gefördert, bei Hofe und in den aristokra-
tischen Kreisen gelesen, auf Haller, Hagedorn und Klopstock richtet sich
die Aufmerksamkeit. Heimische Talente, darunter Priester der Gesellschaft
Jesu, wie Denis und Hohenwart, ahmen die norddeutschen Dichter nach.
Die 1762 in Wien erscheinende Wochenschrift Die Welt" fordert schon,
daß man den Geist des Altertums studiere. Sonnenfels, geistreich, wissend,
voll Eigenliebe, aber auch voll Mut, sucht durch seine seit 1766 erscheinende
Wochenschrift Der Mann ohne Vorurteil" die geistige und künstlerische
Kultur der Wiener Gesellschaft zu heben. Niemand hat in Deutschland
und Österreich so früh und klar wie Sonnenfels die Stellung Glucks erfaßt,
dessen Opernwerke in ihrem Zusammenhange mit der zeitgenössischen
bildenden Kunst einmal untersucht werden sollten. 1768 knüpft Klopstock
von Kopenhagen die Fäden, welche in Wien zur Begründung einer Anstalt
für Kunst und
Wissenschaft
unter dem Pro-
tektoratjosefs II.
führen sollen.
Graf Dietrich-
stein und Fürst
Kaunitz vermit-
teln. 1769 wird
an Lessing von
Wien aus das
Anerbieten ge-
macht, die Stelle
eines Dramatur-
gen undTheater-
dichters anzu-
nehmen. Auch
hierzu kommt es
nicht, aber als
Lessing 1775 in
Wien erscheint,
wird er als der
größte deutsche
Dramatiker und
Kunstrichter" be-
grüßt und von
Maria Theresia
empfangen, die
sich mit ihm
über Wissen-
schaft und Kunst
Allgemeines Krankenhaus, Hauptponal, 1784 unterhält und
54b
um sein Urteil über den in Wien vorgefundenen
Stand der Bildung und des Geschmacks, der
Gelehrsamkeit und Literatur, der öffentlichen
Anstalten und des Theaters befragt. Sie soll
hierbei die charakteristischen Worte gebraucht
haben Ich weiß wohl, daß es mit dem guten
Geschmacke nicht recht vorwärts will. Sage Er
mir doch, woran die Schuld liegt? Ich habe alles
getan, was meine Einsichten und Kräfte erlauben.
Aber oft denke ich, ich sei nur ein Frauenzimmer,
und eine Frau kann in solchen Dingen nicht viel
ausrichten."
Bestanden also schon seit den sechziger
Jahren lebhafte Beziehungen zwischen Wien und
den führenden Geistern Deutschlands, die wir als
die Vorläufer des Klassizismus in Literatur und
Kunst betrachten dürfen, so fällt noch mehr ins
Gewicht, daß man bereits 1766 Winckelmann,
dessen Gedanken über die Nachahmung der
griechischen Werke in der Malerei und Bild-
hauerkunst" 1754, dessen Anmerkungen über
die Baukunst der Alten" 1760, dessen Ge-
schichte der Kunst des Altertums" in erster Auf-
lage 1764 erschienen war, für die dann von
Sonnenfels bekleidete Stellung eines Sekretärs
der Akademie ins Auge gefaßt hatte, was
Winckelmann freilich ablehnen muBte. Und als
Winckelmann, kurz vor seiner Ermordung, 1768,
in Wien weilte, wurde er in Schönbrunn von der
Kaiserin und der ganzen kaiserlichen Familie im? sk;e;""h'" ms"
mit besonderer Auszeichnung empfangen. Das 5c "um
Manuskript der zweiten Ausgabe seiner Geschichte der Kunst des Alter-
tums" trug er bei sich, als er kurz darauf in Triest ermordet wurde, es
gelangte an die Wiener Akademie und wurde 1776, leider in sehr fehler-
hafter Ausgabe, auf Kosten des Ehrenmitgliedes der Akademie, des hoch-
gebildeten Mäzens Grafen Johann Fries, mit einer Widmung von Sonnenfels
an Kaunitz in Wien gedruckt.
Die Widmung an Kaunitz ist bezeichnend und berechtigt. Denn wieder
sehen wir auch in dieser Epoche, wie zur Zeit der aufblühenden Entwicklung
des Maria Theresianischen Stiles, in der bildenden Kunst Österreichs diesen
Wahrhaft großen, geistig führenden Mann an der Spitze jener Bestrebungen
stehen, welche der neuen Zeit eine neue Zeitkunst vermitteln wollen. Neben
den politischen Interessen nehmen die Fragen der Hebung der heimischen
Kultur und Kunst, des Wirtschaftslebens und der technischen Hilfsmittel den
.11"
größten Raum in seinem unermüdlich
tätigen Leben ein. Er setzt die Tra-
dition Prinz Eugens fort, der Wien
zum Zentrum der geistigen und künstle-
rischen Arbeit in Deutschland machen
wollte. Durch und durch Zentralist und
der Vertreter des gesunden aufgeklärten
Absolutismus, stets von Künstlern und
Gelehrten umgeben, ein großer Bau-
herr, verständnisvoller Schätzer der an-
gewandten Kunst, mit der Oberleitung
aller künstlerischen Angelegenheiten
des Hofes betraut, geht sein Streben
dahin, die österreichische Kunst auf
neue Grundlagen zu stellen, sie mit
technischer und geistiger Kraft zu er-
füllen, in fortwährender Entwicklung zu
erhalten. Hauptmitarbeiter am österrei-
chischen Rokoko, wie wir es in Schön-
brunn und Hetzendorf sehen, auf allen
Gebieten des Kunsthandwerks, bei der
Raumgestaltung, am Möbel, in den
metallischen Künsten, beim Porzellan,
in der Bijouterie, vollzieht sich in ihm
mit am frühesten, aus dem Bedürfnisse
seines immer regen Geistes heraus,
aus seinem Bildungsbestreben und aus
der klaren Erkenntnis, daß der Kunst
Pallas Athene von johann ChristianWilhelmBeyer Helle Wege eföffflet werden müssen,
im Parke des kaiserlichen Lustschlosses Schön- der Übergang vom Rokoko Zul-n Klassi
bnmn zismus. Er hatte, wie wir sahen, seine
schützende Hand über die von Jakob Schmutzer gegründete Kupferstecher-
akademie gehalten und Sonnenfels an ihr zum Sekretär und Lehrer der
Geschichte und Ästhetik bestellt. Die Anregung eines Ehrenmitgliedes der
Kupferstecherschule, des gelehrten kunstsinnigen Kanonikus Marcy, zur
Vereinigung sämtlicher Wiener Kunstschulen zu einer großen führenden
Kunstschule veranlaßt Kaunitz, der diesen Plan sofort mit Eifer aufgreift,
der Kaiserin im Jahre 1770 seine Ansichten zu entwickeln, die auf eine
Reform des Geschmackes und gründliche Bildung der Künstler abzielen. Er
beklagt den Mangel an Originalität und erblickt dessen Ursache in der
unzureichenden Schulung der Künstler. Er verlangt Anleitung zur philo-
sophischen Kenntnis der schönen Natur und Studium der Antiken. Er
wünscht die Errichtung einer Akademie, welche neben dem praktischen
Kunstunterrichte den theoretischen Teil der Kunst in vollem Umfange
.111
umfassen und den Titel Akademie der schönen Künste und der schönen
Wissenschaften" führen sollte. Man sieht, Kaunitz greift den schon von
Karl VI. gehegten Plan der Errichtung einer wissenschaftlich-praktischen
Sozietät auf, für welche damals Leibniz hätte gewonnen werden sollen.
Unter die schönen Wissenschaften begreift Kaunitz vor allem die Wissen-
schaft von den griechischen und römischen Altertümern.
In diesen Zusammenhang müssen wir die erwähnten Verhandlungen
mit Klopstock, Lessing und Winckelmann bringen, wozu noch Verhand-
lungen mit Sulzer und Garve kamen. Der weitausschauende, wohl auch uto-
pische Plan des Fürsten, eine einheitliche Akademie der Wissenschaften und
Künste zu schaffen, gelangt auch jetzt nicht zur Ausführung, aber die Tendenz,
die ihm zugrunde liegt, ist ja bezeichnend genug, und sie führt wenigstens
zur Vereinigung der bestehenden Kunstschulen, der Maler-, Bildhauer-,
Kupferstecherakade-
mie mit der Erzver-
schneider- und der
Manufakturschule.
Kaunitz übernimmt
das Protektorat und
ernennt Sonnenfels
zum Sekretär. Her-
vorragende Männer
der Kunst und Wis-
senschaft und des
Adels werden in den
akademischen Rat
berufen, wieBirken-
stock, der Bildhauer
Beyer, dessen künst-
lerischen Einfiuß wir
in seinen klassizisti-
schen Plastiken von
Schönbrunn erken-
nen. Und diesem
Kreise tritt als Mä-
zen und Ratgeber
Herzog Albert von
Sachsen-Teschen
nahe, der Gründer
der Albertina, ein
sittlich hochstehen,
der, feingebildeter
Mann mit freier? Fassade des Bibliotheksgebäudes im Stift Strahov, Prag. Von Palliardi
weitem Blicke, seit 178a bis 1190
JT"
1766 Gemahl der
Erzherzogin Marie
Christine, der er
uxori optimae nach
ihrem frühen Tode
durch Canova in
der Augustinerkir-
che das berühmte
Grabdenkmal set-
zen ließ. Maria
Theresiens Brief an
Marie Christine zu
deren Vermählung
ist eines der herr-
lichsten Dokumen-
te des Verhältnis-
ses der Mutter zur
Tochter und der
sittlichen Größe
der Kaiserin. Aus
der überaus glück-
lichen Ehe der
Erzherzogin mit
dem Prinzen Albert
kam unendlich viel
Wärme und Anre-
gung in die heimi-
sche Kunst. InWien
und später vorüber-
gehend in den Nie-
derlanden, deren
Statthalterschaft
das Paar führte,
liebte es der Prinz, mit zahlreichen Künstlern zu verkehren, die er mit
Aufträgen und Ratschlägen versah. Ein vom Direktor der Albertina
Dr. Meder jüngst aufgefundenes Konvolut von Zeichnungen und Entwürfen
gibt eine Vorstellung von den umfassenden künstlerischen Interessen des
Prinzen. Herrn Direktor Meder verdanken wir auch die Auffindung von
Entwürfen einiger reich gearbeiteter Tische, die wohl als Vorarbeiten für
jenen Tisch Anton Domanöcks gelten können, welcher nebst einer in Stahl
geschnittenen Vase im Auftrag des Herzogs für die Dauphine Marie Antoinette
1770 gearbeitet worden ist. Früher schon hat Füger, für den sich bekanntlich
auch die Kaiserin bald nach dessen Eintritt in die Wiener Akademie zu
interessieren begann, die Aufmerksamkeit des Herzogs auf sich gelenkt. Die
Quellennymphe von lohann Christian Wilhelm Bayer im Parke des kaiserlichen
Lustschlosses Schönbrunn
große, wie
ich an anderer
Stelle nach-
gewiesen ha-
be, leider ver-
lorengegan-
geneMiniatur
aus dem Jah-
re 1776, wel-
che die Por-
träte Maria
Theresias,
Kaiserjosefs,
des Erzher-
zogs Maximi-
lian, des Her-
zogs Albert
sowie der Erz-
II
herzo 'nnen in w.
gl ""13! hiii nmuuiiß
Marie Anna,
Christine und
Elisabeth ent-
hielt, wurde
auf Veranlas-
sung desHer-
zogs anläß-
lich seinerund
seinerGemah-
lin Reise nach
Italien ge-
schaffen. Nun Bibliothekssas im sun Strahov, Prag
beginnt auch
die Entsendung österreichischer Stipendisten nach Rom; als erste gehen
außer Nigelli, Füger, Maurer und Zauner dahin. Es werden, um das Studium
zu beleben, Abgüsse antiker Bildwerke in größerer Zahl beschafft, die
Sammlung von Kupferstichen, zumal solcher, welche antike Architekturen
darstellen, wird bereichert, die Unterweisung der jungen Akademiker in
Geschichte und Mythologie auf eine breitere wissenschaftliche Grundlage
gestellt. Auch die Bildung der Nichtkünstler erhält neuen Inhalt, indem an
mittleren und hohen Schulen die Beschäftigung mit klassischer Literatur
und Sprache intensiver betrieben wird.
Die Plastik, welche ja noch lange Anklänge an das Rokoko bewahrt, er-
weitert den Kreis ihrer Motive noch mehr, als es bisher schon der Fall war,
nach den Vorbildern der Alten, deren Technik und Stilisierung der Natur
gute
33x;
nachzuahmen versucht wird. Vor allem aber tritt in der Architektur die
Konstruktiomwelche dasRok0ko durch ein ungezügelt freies Spiel der Deko-
ration zurückgedrängt und verdeckt hatte, wieder in ihre Rechte ein und
prägte dem architektonischen Bilde nach außen und innen ihren Stempel
auf. Die Tektonik, die Lehre von den Gesetzen der tragenden und getra-
genen Glieder in der Raumgestal-
tung, wird wieder erkannt und
befolgt, die reizvoll willkürliche
Asymmetrie der Rokokolinien-
führung verworfen und durch
immer strenger werdende architek-
tonische Symmetrie ersetzt, wel-
che ja schon in der italienischen
Renaissance begonnen hatte und,
von Spätbarocke und Rokoko in
ihrem Siegeslaufe unterbrochen,
im Empire ihre größten Triumphe
feiert. Allmählich wird die ganze
Formenwelt der Antike wieder
lebendig und es zeigt sich aufs
neue jener natürliche Stim-
mungswechsel der Stilentwick-
lung, die sich stets in Wellenbe-
wegungen vollzieht.
Schon der Triumphbogen,
welcher in Innsbruck bei der Ver-
mählung des späteren Kaisers
Leopold II. mit der Infantin Maria
Ludovika I765 zum Einzug Maria
Theresias und Franz I. vom Militär-
ingenieur Walter, der auch die
Innsbrucker Residenz umgestaltet
hat, errichtet und von Hagenauer
und Balthasar Moll mit Plasti-
ken geschmückt wurde, weist die
klassizistische Verwertung römi-
scher Triumphbogenmotive auf. Den Wechsel der Kunstgesinnungen,
das Nebeneinander von Rokoko und romantischem Klassizismus zeigen
aufs deutlichste die späteren Bauten von Schönbrunn, wo Hohen-
berg, der schon an der Vollendung des Parkes beteiligt war, aus
jener Ruinenstimmung heraus die eigentümliche Schöpfung der Schön-
brunner Ruine hervorruft, die einen zerstörten antiken Tempel darstellen
soll, und 1775 in der Gloriette dem Parke einen architektonischen
Abschluß gibt, der uns den Joseiinischen Stil in dem scharf betonten
Fabius Cunctator von Hagenauer im Parke des kaiser-
lichen Lustschlosses Schönbrunn
Detail des Neptunbrunnens von jchann Christian Wilhelm Bayer im Parke des kaiserlichen Lustschlosses
Schönbrunn
Plafondstucco im Savoyenschen Damenszift, Wien
Mittelbau mit gekuppelten attischen Säulen, mit den Tempelfronten an
den Schmalseiten und in den hochragenden Trophäen in grandioser Weise
vor Augen stellt..
Im großen Mittelraume der Gloriette mit dem herrlichen Blick auf Park
und Schloß und die abfallenden Gelände des Wienerwaldes hat sich
Maria Theresia bei
ihren langen Aufent-
halten in Schönbrunn
täglich viele Stunden
mit der Erledigung
von Staatsakten und
der umfassenden Kor-
respondenz mit den
in der Ferne weilen-
den Kindern beschäf-
tigt, in stiller, doch
immer geistig regsa-
mer Beschaulichkeit
ihre Blicke zurück-
wendend auf ihr rei-
ches, tätiges Leben
und nach vorwärts
in die Weite und
Ewigkeit.
Von größter Be-
deutung für die Jo-
setinische Kunst ist
die Person und Tätig-
keit des Hofstatuarius
Johann Christian Wil-
helm Beyer, welcher
1725 in Gotha ge-
boren, in jungen Jah-
ren am württember-
gischen Hofe die
Garteningenieurkunst
Karyatiden von Zauner am Palais Pallavicmi, Wien erlernt sich in Paris
weiter ausbildet, 1751
in Rom weilt, wo er mit Winckelmann in Verkehr tritt und in Portici an der
herculanensischen Akademie tätig ist. Nach Württemberg zurückgekehrt
wird er in der Ludwigsburger Porzellanfabrik beschäftigt, wo ihm bald
nachgerühmt wird, daß er Ahnung von griechischer Proportion, Form und
Ausdruck" habe und daß es sein Verdienst sei, daß durch die Ludwigs-
burger Fabrik die grinsenden Schäferinnen" durch einfache Artemisien,
Cleopatren, edlere Nymphen" verdrängt worden seien. Die in
den Sammlungen des Österreichischen Museums befindlichen
Beispiele der Modellierarbeiten Beyers Fischer und
Fischerin, Arion, Orpheus zeigen in der Tat gegen-
über den Rokokoiigürchen eine strengere Durch-
bildung des Körperlichen und maßvollere, ruhigere
Haltung. 1767 oder 1768 kommt Beyer nach Wien,
beeinfiußt die Porzellanmanufaktur, erlangt bald
maßgebende Stellung und wird durch seine Ver-
ehelichung mit Gabriele Bertrand, der Tochter des
Schönbrunner Schloßhauptmanns und Zeichen-
lehrerin der Erzherzoginnen Marie Karoline und
Marie Christine, bei Hof eingeführt. Hohenberg zieht
ihn für die Ausschmückung des Schönbrunner
Parkes heran und be-
stimmt in stetem Ein-
vernehmen mit Kaunitz
die Sujets für jene zahl-
reichen Statuen, welche
Beyer unter Mitwirkung
von Prokop, Platzer,
Weinmüller, J. M. Fi-
scher, Hagenauer, Zau-
ner in dem für plastische
Zwecke neuentdeckten
Tiroler Marmor ausge-
führt hat. Noch haben
wir es in diesen Werken Kinne vßn Ismz Josef Wimb-
nicht mit einer auf sach- '773;5,;r7,;2";,1;;
kundigem Studium der
Antike ruhenden Anlehnung an diese, noch
nicht mit vollgültiger Erneuerung ihrer stilisie-
renden Umwertung der Natur zu tun. Beyer
und Genossen kennen die Antike zumeist
nur nach Stichen, kaum nach einigen man-
gelhaften Abgüssen; Charakter, Maßverhält-
nis und Vortrag ist noch recht äußerlich und
unklar, aber Figuren und Gruppen wie die
Pallas Athene Beyer, Äneas und Anchises
Prokop und Beyer, Cunctator Hagenauer
und vor allem des letzteren Bassin-
gruppen und Beyers Quellenymphe, sowie
der großzügig komponierte Neptunbrunnen
Leuchtervonlgnazjosefwulnh, x77gbis 1780,
aus demTafelsilberdesErzherzogsFriedrich sind nicht nur fur die Stilentwicklung der
554
Zeit, sondern
auch objektiv
betrachtet als
selbständige
Kunstschöp-
fungen von
hohemWerte.
Hierbei ist da-
ran zu erin-
nern, worauf
schon Ilg auf-
merksam ge-
macht hat,
daß Raphael
Donner, der
der Zeit nach
ganz derSpät-
barocke ange-
hört, in zahlreichen seiner Arbeiten, wie in den Brunnenliguren auf dem
Neuen Markte, als Vorläufer und Bahnbrecher des Klassizismus zu betrachten
ist, und wir sehen einen eigentümlichen Kreislauf der Ideen, wenn wir uns
daran erinnern, daß Raphael Donner während seines Preßburger Aufent-
haltes auf Adam Friedrich Oeser, dieser später in Dresden und Leipzig auf
Goethe und Winckelmann eingewirkt hat, mit welch letzterem er, obwohl
er in seinen eigenen künstlerischen Arbeiten dem Rokoko immer treu bleibt,
einer der feurigsten Vorkämpfer einer Reform von Bildung und Kunst auf
klassischer Grundlage geworden ist. Die Donnersche Tradition setzt aber
in der Josefinischen Zeit tiefgründiger und bedeutungsvoller als der Kreis
der Schönbrunner Plastiker Fr. X. Messerschmidt in dem wundervollen
Wandbrunnen des Savoyenschen Damenstiftes fort, das zwischen 1770 und
r78o entstanden ist.
Gewaltig verändert sich in der Josel-inischen Epoche das Wiener
Stadtbild, aber nach anderer Richtung und auf Grund ganz anderer Auf-
gaben, als sie in der Barockzeit gestellt waren. Längst war der Neu- und
Umbau der Kirchen Wiens abgeschlossen, worin die Barocke ihre Mission
so glänzend gelöst hatte. Nur in den an Bevölkerung stetig zunehmenden
Vorortegemeinden, wo unter Kaiser Josef Industrie und Gewerbefleiß empor-
blühten, werden unter seiner Regierung Kirchen, aber nicht Prunkkirchen,
sondern Notkirchen errichtet, wie Sankt Laurenz auf dem Schottenfelde und
Sankt Ägydi in Gumpendorf, welche klassizistische Motive schüchtern betonen.
In der Inneren Stadt wird kurz nach Josefs Tode die Fassade der Michaeler-
kirche von I-Iohenberg in klassizistische Form gebracht, deren Vorbau
jedoch mit seinen berühmten Plastiken von Mattielli schon zwei Menschen-
alter früher errichtet worden war.
Platte von IgnazjosefWürth 177g bis 1780, aus dem Tafelsilber des Erzherzog Friedrich
555
Auch der Adel hat sich schon im letzten Viertel des XVII. und im ersten
Viertel des XVIII. Jahrhunderts seine prunkvollen Paläste in der Inneren
Stadt und seine schönen Sommersitze in den Vororten erbauen lassen; sie
sind ja das lebendigste Zeugnis des geistigen, künstlerischen und materiellen
Aufschwunges Wiens nach der Befreiung der Stadt von den Türken. Unter
dem Wenigen, was in den achtziger Jahren an Adelspalästen in der Inneren
Stadt geschaffen worden ist, ragt das Palais des Grafen Moritz Fries Palla-
vicini hervor, welches von Hohenberg 1782 bis 1784 erbaut und von Zauner
mit den berühmten Karyatiden geschmückt worden ist. Auch das ungarische
Ministerium in der Bankgasse, welches in den achtziger Jahren umgebaut
wurde, zeigt eine eigentümliche Mischung des Josefinischen Stiles mit
Barocke und Rokoko.
Vor allem aber erweitert und verändert sich das Wiener Stadtbild durch
die Ausgestaltung der Leopoldstadt, durch die Eröffnung des Praters x765
und die des Augartens 1775. Hier erbaut sich Kaiser Josef, entfernt von der
alten Favorita Augartenpalais, deren ursprüngliche von den Türken zer-
störte Anlage Josef I. neu erstehen ließ, im Südostwinkel des Gartens nach
eigenem Entwurfe das schmuck-
lose Sommerhäuschen, wo er
1781 den nachmaligen Zaren
Paul I. und 1782 Papst Pius" VI.
empfing und wo im selben Jahre
Mozart auf dem uns noch er-
haltenen Spinett des Kaisers vor
diesem seine berühmten Mor-
genkonzerte gab. Die Eröffnung
des Augartens wirkt auch auf
dessen Umgebung ein, indem
daselbst allmählich zahlreiche
I-Iäuser entstanden, welche den
Barockcharakter der Altwiener
Profanarchitektur völlig ab-
gestreift haben.
Mehr noch aber hat die,
wie erwähnt, schon zehn Jahre
vorher erfolgte Eröffnung des
Praters die Errichtung neuer
Bauwerke gefördert. Im Prater
selbst entstehen nicht nur viele
jener Buden, I-Iütten und Cafes,
die zum Teil bis vor kurzer Zeit
aufrecht blieben, sondern es
wird in der heutigen Haupt-
allee links vom Eingange vom Portal der ehemaligen Alserkaseme
Fürsten Gallitzin jenes in seinen
Formen höchst charakteristische
Lustgebäude errichtet, das später
in kaiserlichen Besitz überging
und wo noch der Vater unseres
Kaisers stets am 1. Mai vor Beginn
der Praterfahrt ein Diner zu ver-
anstalten pflegte. Hand in Hand
mit der Aufmachung des Praters
erfolgt der Ausbau der Jägerzeile,
welche bis zur Stadterweiterung
und Anlage der Ringstraße als
eine der vornehmsten Straßen
Wiens galt. 1780 wird hier die
alte Nepomukkirche errichtet,
nachdem das frühere, dem heiligen
Nepomuk geweihte und für die
kaiserlichen Jäger im Prater be-
stimmt gewesene I-Iolzkirchlein
an der Stelle des heutigen Zirkus
Busch abgebrochen worden war.
Außer im heutigen zweiten
Bezirke wird unter Kaiser Josef
vor allem im heutigen neunten
Bezirke umfangreiche Bautätigkeit
entfaltet, es entsteht das Allge-
meine Krankenhaus, die eben jetzt abgebrochene Alserkaserne, das Garnisons-
spital und vor allem das Joseiinum, 1785 vom Hofarchitekten Cannavale
Canneval errichtet, dessen Familiennamen wir bereits in früherer Zeit beim
Palais Paar in der Wollzeile begegnen. Das Joseiinum, das wertvollste
Monumentalwerk der josetinischen Epoche, ist ein lebendiges Zeugnis der
neuerwachten Baugesinnung, welche den Monumentalbau in seinen Ideen
und architektonischen Betonungen von innen nach außen heraus ent-
wickelt. Der Stich von Schütz zeigt uns den Vorgarten noch ohne den
Brunnen von J. M. Fischer. Hauptansicht und Seitenfiügel des Gebäudes
mit jonischer Pilasterordnung und sehr charakteristischen Fensterbildungen
bieten ein Vollendetes Beispiel jener ruhigen Würde, welche dem neuen
Geiste der Baukunst völlig entspricht. Hochinteressant sind auch das Biblio-
thekszimmer mit seiner schlanken Säulenteilung und der Festsaal, während
Stiegenhaus und Gänge etwas kleinlich geraten sind.
Schon unter Maria Theresia, mehr aber noch unter josef II., welcher
Industrie und Gewerbe in der ihm eigentümlichen absolutistischen Weise
fördert, kräftigt sich das Wiener Bürgertum immer mehr und mehr und
gelangt zu steigendem Wohlstande. Der typische Ausdruck dieser veränderten
Portal eines Hauses in Wiener-Neustadl, Niederösterreich
557
VQWVMVIDQIQJ
sozialen Verhältnisse zeigt sich in den
der Maria Theresianischen und Joseii-
nischen Epoche angehörenden Bürger-
häusern, welche bis vor kurzer Zeit noch
in großer Zahl vorhanden waren und nun
leider allmählich der Bau- und Prolitwut
unserer Tage zum Opfer fallen. Von der
Mitte der siebziger ahre werden, während
die Inneneinteilung der Bürgerhäuser die
gleiche bleibt, an den Fassaden die Maria
Theresianischen Rokokoformen durch den
Joseiinischen Klassizismus abgelöst, wie ..
wir es an den Häusern Erdbergerstraße -J"'L"PIÜÜÜWFÄ
Piaristengasse 48, Neudeggergasse I4, sätuqv
Gentzgasse 22 und auch an dem wohlbe-
kannten Hause Meidlinger Hauptstraße
neben dem Schönbrunner Parke, ferner an
dem bisher noch geretteten Hause in der
Schreyvogelgasse und an so manchen Alt-
wiener Portalen beobachten können. Wien
war damals und noch bis vor wenigen
Iahrzehnten eine Gartenstadt, zahlreiche
Bürgerhäuser in den Bezirken Wiens hatten
blühende Gärten mit Gartenhäusern, die
zum Teil in der Joseiinischen Zeit ent-
standen sind, wie jenes leider auch schon
demolierte in der Lindengasse 4. Auch in v35e,insahlgggchnittgnyvgnA1-ßonDqma.
den niederösterreichischen Kronlands- nöckiwien"11"- Vemmlich aus dem
städten wie in St. Pölten und Wiener-Neu- Königin Maria Minima
stadt werden viele Bürgerhäuser im Josei-inischen Stile errichtet. Unter den
Landeshauptstädten ist es vor allem Prag, welches mit der 1783 bis 1790 von
J. Palliardi errichteten Strahover Bibliothek einen hervorragenden Beitrag
zur Geschichte der Josetinischen Monumentalbaukunst liefert. Auch
manche Schlösser des Adels, so vor allem in Mähren, werden in der Zeit
des beginnenden Klassizismus dem neuen Geiste der Baukunst entsprechend
umgestaltet, wobei zu berücksichtigen ist, daß sich hier, wie erwähnt,
schon in der Zeit Maria Theresias ganz schlichte und ernste Fassaden-
bildungen durchzusetzen beginnen.
Früher noch als in die Außenarchitektur dringt in das Innere, in die
Raumkunst der alten Paläste, der neue Stil ein. In Schönbrunn sehen wir
dicht neben den glänzendsten und reinsten Beispielen des Maria Theresien-
Stiles, wie im Rosenholzzimmer und im Porzellanzimmer, welches in der
Aufmachung auch noch ganz den Rokokocharakter an sich trägt, Möbel in
ausgesprochen Josetinischem Stil. Im gleichen Stile sind verschiedene
73
Saaldekorationen in dem aus der Barockzeit stammenden, dem Einflusse
Hildebrandts zugehörigen Schloßhof, wo Maria Theresia und Kaiser Josef
so gerne weilten, gehalten, welche die strenge Linienführung des Josefini-
schen Klassizismus in höchst eigentümlicher Weise illustrieren.
Je mehr der Klassizismus auf das Mobiliar Einfiuß zu nehmen sucht,
desto mehr verschwindet der Unterschied zwischen dem Prunk- und dem
Gebrauchsmöbel, welche in der Barocke
und im Rokoko in großem Gegensatze zu-
einander standen. Schon in der Zeit
Maria Theresias liebt der kaiserliche l-Iof
in seinen Wohnräumen bürgerliche Ein-
fachheit, welche in der Zeit Kaiser Franz I.
sich von der des Bürgertums kaum mehr
unterscheidet. Maria Theresia, welche
sich im Schönbrunner Schlosse am lieb-
sten in den Guys-Appartements aufhielt,
hatte dort einfach grau gestrichene Möbel
und ihr Bett einen schlichten grauen Über-
zug. Das berühmte reich in Gold gestickte
Bett Maria Theresias, das als ein hervor-
ragendes Zeugnis des Kunstfieißes der Zeit
heute noch in der Hofburg gezeigt wird,
ist von der Kaiserin kaum je benutzt
worden. Das von der kunstfertigen Hand
der Erzherzogin Marie Christine herrühren-
de, in Schönbrunn befindliche Bildchen
Kaiser Josef am Wochenbette seiner
ersten Gemahlin" zeigt Möbel im einfach-
sten bürgerlichen Rokoko, die uns beinahe
wie Arbeiten des sogenannten zweiten
Rokoko anmuten. Das Hofmobiliendepot
enthält auffälligerweise nur sehr wenige
authentische Möbel aus der Joseiinischen
Zeit, darunter Fauteuils, Stockerln und
Rmqma" b'"ich"e' Johann ms"- Ruhebett in Weiß-Gold aus Schloßhof,
Juweherarbenvon Machwien Kanapee, Fauteuils, Sessel und Stockerln
aus der Residenz in Salzburg. Das beste Stück, überaus fein gearbeitet und
höchst merkwürdig in der Holzbehandlung, ist der Joseünische Trumeau-
kasten aus Schloß Hetzendorf in polierter ungarischer Esche. Und ein
interessantes Stück, an das sich, wie oben erwähnt, wertvolle Erinnerungen
an Kaiser Josef und Mozart knüpfen, ist das Spinett aus dem Sommer-
häuschen im Augarten, welches vor nicht langer Zeit bei den Mahlerschen
Mozart-Aufführungen im Operntheater verwendet worden ist. Daß auch
in die kirchliche Inneneinrichtung der Zeit der Josefinische Klassizismus
559
eingedrungen ist, beweist Hochaltar und Kanzel der Liechtenthaler Pfarrkirche
und ein Altaraufsatz im Stifte St. Lamprecht.
Auf dem Gebiete der Monumentalkunst ergab sich in den Jahren 1780
bis 1790 ein auffälliger Rückgang an größeren Aufträgen. Wohl bildete die
Akademie, die unter Fügers Leitung damals einen großen, weithin be-
achteten Aufschwung nahm, zahlreiche tüchtige Schüler aus, aber ins Leben
hinausgetreten blieben die Meisten ohne entsprechende Beschäftigung. Von
Sorge erfüllt, richtet Füger 1788 in dieser Sache ernste Mahnungen an den
Freiherrn von Sperges, welcher hierüber folgenden charakteristischen
w-euun um. ßr.
v4 n'a-van
"ÖrAIOIQHQWDvx x".
cvß
IQVQ 1x
PPQQ-sa-v 99
Entwürfe für Schmuck von johann Hagenauer Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien
Bericht an den Fürsten Kaunitz erstattet Es ist so weit gekommen, daß
sich die Maler und Bildhauer kaum das Brot verdienen können. Der Hof
läßt nichts machen, Kirchen und Klöster dürfen nicht. Der Adel hat
entweder keinen Geschmack und Lust zu dergleichen Kunstsachen oder
zu wenig Geld. Die wenigen Liebhaber suchen nur alte Gemälde und diese
manchmal aus bloßem Vorurteil für alles, was alt ist. Die Eitelkeit der
Menschen allein nähret noch mit den Portraiten die Maler und teils die
Bildhauer; sonst müßten diese Letzteren sich bloß auf Schnitzarbeiten für
Bilderrahmen, Uhrgehäuse etc. verlegen." Deutlich beweist dieser Bericht,
daß viele akademisch gebildete Künstler durch die Umstände gezwungen
waren, sich dem Kunsthandwerke zuzuwenden; der große Vorteil, der für
dieses hieraus erwuchs, war ganz im Sinne des Kaisers, welcher die größten
Anstrengungen machte, Industrie, Gewerbe und angewandte Kunst
73'
Jvv
technisch und wirtschaftlich zu heben. Die Förderung der Textilindustrie
wurde durch weitreichende Zollerleichterungen begünstigt, und wir sehen
gerade in der joselinischen Zeit jene zahlreichen Betriebe der Weberei und
Wirkerei auf dem Schottenfeld erblühen, welche dann, wie zum Beispiel
die Fabriken der Gebrüder Mestrozzi, deren Mustersammlung das Öster-
reichische Museum besitzt, zu Ende des XVIII. und in den ersten Dezennien
des XIX. Jahrhunderts zu reicher Entfaltung gelangten. r78g ließ Kaiser
Josef sechzig Uhrmacherfamilien aus der Schweiz nach Wien kommen,
welche in dem aufgehobenen Piaristenkloster auf der Wieden eine Fabrik
begründeten und auch nach deren Auflösung weiter arbeitend das Wiener
Uhrmachergewerbe technisch und auch künstlerisch auf neue Grundlagen
stellten. Durch die im Einvernehmen mit Kaiser Josef durch Kaunitz erfolgte
Verbindung der Manufaktur- und der metallischen Schulen mit der Akademie
wurden weite Kreise der hier vereinigten heranwachsenden Gesellenschaft mit
künstlerischen Ideen auf handwerklicher Grundlage erfüllt. Die neuen joseii-
nischen Zunftordnungen für Baumeister und Goldschmiede, nach welchen
diese nunmehr ihre Meisterprüfungen an der Akademie abzulegen hatten,
verhießen Verbreiterung und Ver-
tiefung künstlerisch-technischer
Bildung in diesen Kreisen. Wie
schon der alte Domanöck unter
Maria Theresia, so liefert nun
Hagenauer, der treHliche Pla-
stiker im großen und kleinen,
zahlreiche Entwürfe für das
Kunstgewerbe. Die in der Biblio-
thek der Akademie in großer
Zahl aufbewahrten Aufnahms-
stücke und Prüfungsarbeiten der
Meister und Gesellen beweisen
die Durchdringung des Kunst-
handwerkes mit den Ideen der
neuen Zeit. Von Hagenauer be-
sitzt diese Sammlung nicht nur
die Entwürfe zu den Steinvasen
für den Schönbrunner Park, son-
dern auch zahlreiche Entwürfe
für Prunkwagen, Gürtlerarbeiten,
Schmuck und vor allem für Sil-
bergeräte in höchst merkwürdiger,
edler Formgebung, von denen
.0 mehrere hier zum ersten Male
Deckelgefäß, Entwurf von Johann Hagenauer Bibliothek Werdelm Kein wunder
der u. k. Akademie der bildenden Künste an Wien daß die Gold- und Silberschmiede-
kunst sich
neuerlich zu
trefflichen
Leistungen
erhebt, wie
wir dies an
dem Reliqui-
ar aus dem
Jahre x782
vonMackund
Moser,anden
reichen Tafel-
aufsätzen von
Ignaz Josef
Würth 1779
bis 1780 aus
dem Besitze
des Erzher- Terrine, Entwurf von johann Hagenaucr Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden
zogs Fried Künste in Wien
rich und aus dem Tafelaufsatze des I-Iann von 1778 entnehmen.
Von besonderer Bedeutung ist die Stellung, welche die Wiener
Porzellanmanufaktur in der joselinischen Epoche einnimmt. Schon gegen
Ende der sechzigerjahre dringen in die Manufaktur die neuen französischen
Typen des Porzellans ein. Stiche werden beschafft und dann Modelle, nach
denen gearbeitet wird in österreichischer Ausdeutung der herangezogenen
Vorbilder. Die römische Antike gewinnt auch auf das Porzellan Einfiuß und
seit 1780 ist es vor allem auch das Vorbild Wedgwoods, das starke
Wirkung übt. Die Zeit von 1780 bis 1790, in welcher in der Wiener Manu-
faktur die regste Tätigkeit entfaltet wird und man unablässig darauf be-
dacht ist, neue Formen zu schaffen und neuen Dekor zu ersinnen, ist die
Zeit, in welcher der typische Stil des Wiener Porzellans errungen wird. In
dieses Dezennium fällt der Beginn der maßgebenden Tätigkeit Sorgenthals,
der von 1784 bis 1805 die Leitung der Fabrik innehat. Noch 1783 hegte
Kaiser josef, unwillig über den schlechten Geschäftsgang der Manufaktur,
die Absicht, sie zu verkaufen oder zu verpachten; die Gewinnung Sorgen-
thals entschied das Schicksal der Anstalt als Staatsinstitut. Er war einer
der eigentümlichsten, vielseitigsten und wertvollsten Männer der Zeit. In
Nürnberg geboren, auf weiten Reisen gebildet, im Siebenjährigen Krieg als
Offizier verwundet, wegen seiner nationalökonomischen Kenntnisse sodann
zum k. k. Kommerzialrat und Leiter einer staatlichen Wollenzeugfabrik in
Linz ernannt, erhält er 1784 nebenbei die Leitung der Wiener Fabrik, womit
ihre in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht glänzendste Epoche beginnt.
Ihm gelingt es nach kurzer Zeit, die Manufaktur finanziell dadurch zu
kräftigen, daß er ihr große und glänzende Aufträge für das Ausland
552
verschafft. Er bringt sie künstlerisch in enge Beziehungen zur Akademie, und
wenn auch Füger eine unmittelbare Einflußnahme ablehnt, so gehen doch
zahlreiche künstlerische Kräfte, die der Manufaktur dann dienstbar werden,
aus der Schule Fügers und seiner Genossen hervor, und sein Klassizismus
ist es, der die ganze künstlerische Richtung und Formengebung des Wiener
Porzellans direkt und indirekt beeinüußt. Zu den Künstlern Niedermayer
und Schindler, welche Sorgenthal übernimmt, treten unter ihm Weichsl-
baum, Schaller, der Bildhauer
Grassi, ein Schüler Beyers, der
Blumenmaler Drechsler, der
Dessinmaler Hirsch und der
Chemiker Josef Leitner. Sehen
wir 1770 noch Rokokoformen,
welche auf kobaltblauem Grun-
und bunte tigürliche Szenen
IIJVJIY im späten Stile Maria There-
"im sias zeigen, so ist 1780 der
Klassizismus in Form und
Bemalung an Geschirr, Dejeu-
ners, Kühlgefäßen, Vasen,
Dosen und anderem bereits
völlig durchgedrungen. In der
Plastik wird die Biskuitmasse
vorherrschend. Hatte schon
Niedermayer in seinen Grup-
pen wie I-Ierkules und An-
täus" Aktstudien geboten, so
tritt mit den Arbeiten von
Grassi, wie in seinem Paris-
Urteilu und anderem, der
stilvolle Klassizismus auf, den
Vase, Entwurf von johann Hagenauer Bibliothek der k. k. Aka-
demie bildenden Künste in Wien Wlf allCh In PQTtTÄtÜgUTCU
und Büsten wie in dem nach
Fügers Entwurf 178g geschaffenen Bildnisse des Kaisers Josef erkennen.
Die klassizistische Historienmalerei, welcher vor allem Füger mit allen
seinen Kräften zustrebt, gehört der Franziszeischen Epoche an. In der
Josetinischen Zeit aber erhält die Porträtmalerei bereits hohen Aufschwung,
indem die dem Klassizismus eigentümliche humane Vertiefung der Zeitkultur,
der Bildung und des Denkens die menschliche Persönlichkeit in durchaus
moderner Weise geistig und künstlerisch zu erfassen sucht. Die Wiener
Schule erobert sich in diesem Streben der Epoche eine achtungswerte Stellung
und wieder aufs Neue zeigt sich auch die Assimilationskraft, welche im
österreichischen Boden ruht. Neben den heimischen Talenten sind es in
de Goldnetz und Golddekor-
JVJ
der Maria Theresianischen wie auch in der Josefinischen Zeit viele zu-
gewanderte Künstler, die hier bodenständig werden und erst zu voller Ent-
faltung gelangen. In dieserReihe sehen wir schon Van Meytens, dahin gehören
neben dem Architekten Hohenberg und dem Bildhauer Beyer, Füger und
Oelenhainz. Sie alle zieht an der glänzende Hof, die schöne reiche Stadt,
die treffliche Schule, die weithin berühmt war, seit Kaunitz sie reorganisiert
und auf eine neue humanistische Grundlage gestellt hatte. Noch ist die Zeit
nicht reif zu Monumentalaufträgen und das ist ein großer Schmerz für
Kaunitz, Sonnenfels, Sperges, die ja durchaus doktrinäre Akademiker sind.
Aber dem Porträt, dem Öl- und Miniaturporträt, kommt dies in hohem
Maße zugute; mit neuer fortschreitender Technik erobert es sich ganz neue
Qualitäten geistiger Art, aus dem pompösen Staatsbilde der Barocke und
des Rokoko wird das psychologische Porträt, das der Bildniskunst der
neuen Zeit ganz neue Aufgaben stellt und neue Wege weist.
Daß Kaiser Josef an dieser künstlerischen Entwicklung seiner Zeit, vor
allem unter ethischem und volkswirtschaftlichem Gesichtspunkte, regsten
Anteil nahm, ist verbürgt. Ein Kunststil, der absolute Schönheitsgesetze
proklamierte, an Bildung und Gesittung die höchsten Anforderungen stellte
und dessen Wortführer wie Kaunitz, Sonnenfels und Füger darauf hin-
arbeiteten, den akademischen Absolutismus in eine Art wissenschaftlichen
Systems zu bringen, ohne hierbei immer viel an die subjektiven Gefühle des
menschlichen Herzens zu denken, mußte einer großzügigen Herrschernatur
wie der josefs ganz und gar entsprechen. Auch die Tage des Klassizismus
waren gezählt, auf den Schlachtfeldern der Befreiungskriege ist er
zusammengebrochen, aber er wird immer wieder, wenn auch in immer
neuer Form, aufleben, so oft die Kultur der Menschheit neuen Aufschwunges
und neuer Richtlinien auf das Große und Erhabene bedarf.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
ERLINER HERBSTAÜSSTELLÜNGEN. Die Zeitschrift der Sturm"
bringt jungbelgische Kunst zur Schau mit interessanten Temperamenten.
Ich notierte mir F. Schirren. Er hat eine ilirrende Technik. Manche seiner Bilder
sind wie mit der Puderquaste gehaucht oder mit dem Vaporisateur farbig hingestäubt. An
den wischigen Schmelz der Schmetterlingsflügel kann man auch denken bei seinen Skizzen,
der Digue" und der Plage" am Meer mit rosa und blau überspielten gelben Dünen und in
der Ferne grünlila Streifen die See.
Delikatessen haben die Stilleben in ihren verlöschenden I-Iarmonien blasser Rosen-
töne und versprengten schaumigen Goldes. Aus schummrigen Farbenwellen tauchen
Frauen auf im Schleierlicht transparenter Chiffon-Lampenschirme.
Dann M. jefferys. Seine Festvorbereitungen im Garten haben in ihrer Farbe etwas
Sprießendes, ein prangendes Blühen des rotsprenkligen Geästes der Baumlaube mit den
im Duhkolorit schwimmenden Lampignons, den satten gelbroten Blumen der Vase, und
in dieser Fülle hellschimmernd weiße Frauen.
Das phantastisch-bizarre Element bringt James Ensor, der den Kennern des Seltenen
und Seltsamen, der Fleurs du mal und der paradis artificiels in der bildenden Kunst durch
seine zeichnerischen Variationen über Themen E. A. Poes vertraut ist. Aus solchen Kreisen
ist hier das Totentanz-Capriccio im Marionettenstil die aufgehängte Puppe mit der Zerr-
fratze des Erdrosselten und der langhängenden Zunge an die Pierrot Lunaire-Verse denkt
man dabei
Und er schützt den Henkersknoten,
Schmückt den Hals sich mit der Schlinge
Und mit ausgestreckter Zunge
Hängt er zappelnd wie ein Karpfen
In des Mondes weißer Robe
Und daneben die Mannequins mit den Kokottenhüten über den Knochenschädeln,
die mit Besen aufeinander losschlagen.
Am vielseitigsten produziert sich Rik Wouters. Er wendet in seinen Stilleben eine
spritzfleckige Technik an, die an den nässenden Ausschlag auf feuchtem Mauerwerk in
dem dumpffahlen Blau, Grün und Rot erinnert. Vor allem seine Champignons von stumpf
braungelbem Samtton kommen dabei malerisch ausdrucksstark heraus. Dann zeigt er sich
weniger interessant kubistlsch mit vergewaltigten Frauenköpfen und verrenkten Akten.
Dekorativen Reiz haben seine Porträte, die weich und duftig und dabei doch mit physio-
gnomischer Charakteristik auf dem blumigen Hintergrund verblaßter Rosentapeten
schwimmen.
Dazu kommt noch eine Gauguinhaft ethnographische Note, wenn er mit scheinbar
ungefügem gelb und blauem Strichgeprassel einen Küstenstrich bildet oder Baum- und
Strauchgruppen mit lagernden primitiven Gestalten. Neutraler wirken Smeers mit seinen
Pleinairbildern, Waegemann mit Positionsstudien der Ballerinen, von Desgas beeinflußt,
und Oleffs düstere Radierung der Häfen und Grachten, vor allem ein Stück Brügge,
Bruges la morte, durch einen schwarzdämmernden Brückenbogen gesehen.
Eine sehr anregende Veranstaltung ist die Schultesche Ausstellung Stätten der
Arbeit" geworden. Es war eine glückliche Idee, zu zeigen, wie die Maler das Volk bei der
Arbeit aufsuchen und aus dem Täglichen künstlerische Werte herausholen. Und besonders
fesselnd, daß so vielseitige Temperamente hier versammelt sind, neben dem ältesten
Meyerheim mit einer verniedlichenden Miniature der Glashütte der Revolutionär und
Liebermann-Fresser Nolde von der Neuen Sezession. Er bringt keine Impression, eher
eine feuerspeiende Vision vom Hamburger Hafen Wellen, die aufgepeitscht im Gischt
zischen, daraus Schilde, mit dem Buge sich bäumend wie Drachen, und wie Kanonen aus
Schlünden durchglühten Rauch ausschleudernd. Und tobend, brüllend auch das Furioso
der HolzeinschiEung mit den tobsüchtigen lila und roten Gäulen, die ins Meer hinein-
stieben. In diesem Bild siedet's und wirbelt's, man hat davor ein ähnliches Gefühl, als wenn
einen in Sylt bei Seegang die fletschende Welle stürzend überstößt und quirlend umdreht.
Ein anderer von den Jungen, Fr. Heckendorff, bringt Motive von dem Spreetunnel in
einer aufgemörtelt farbigen Form; die kloßigen Erdschollen, das pralle Lehmgelb der
Stollenwände, darüber die Steilreihe der starrenden Galgen, an denen die elektrischen
Monde hängen. Weiter sieht man von ihm einen Holzplatz, an dem ihn wohl das Gelb-
geschichtete der Bretter in wechselndem Lichtspiel und im blaustreifigen Schatten der
Schuppen reizte.
Überhaupt sucht man außer der oft behandelten Welt der Häfen, Hütten und Eisen-
bahnen neue Reviere und frische Stoffe zu neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Solch frischen
Stoff findet R. Hummel in der Brauerei. Er stellt das Laboratoriumgetriebe mit Kesseln,
Rohrgestängel, Treibriemen, Eisenleitem in einer Atmosphäre gasiger Heißluft einge-
wickelt dar. Emil Büttner wählt sich den Buchbindersaal mit dem farbig aufgebauten Boll-
werk der Bogen, schwarze Maschinen und heller Falzrnädel, Fritz Gärtner den Packsaal,
blank von Eisen und Glas und darin auf den Pflücken dickzöplig die weißen Garn-
strähne. Überwiegend bleibt aber doch die ältere Welt der Maschinen, der Essen und der
Schlote.
Wie Baluschek und Sandrock Lokomotiven in ihrer düsteren Kräftepracht auffassen,
in ihrer Muskulatur, in ihren dräuenden Nüstern, das hat etwas Lebendiges. Es sind die
Ungeheuer eines modernen Mythos. Und man denkt dabei an Huysmans, der sie in
Rebours" als wilde Weiberwesen empfand und eine, die Enger-th" der Gare du Nord, so
besang Eine monumentale dunkle Brünette mit dumpfen rauhen Tönen, mit stämmigen
Lenden, eingepreßt in ihren gußeisernen Panzer, einunfönniges Wesen mit wilder Mähne
schwarzen Rauches und mit sechs niedrig gepaarten Rädern; welche erdrückende Macht
wenn unter ihr die Erde erzittert".
Und rotgliihend in der Finsternis, ein Inferno, der Dampfhammer von Carlos Grethe.
Gegen dies Nachtstück die Dreschmaschine von Gotzmann-Conrad im gelben Korn
in einer hitzig schwelenden geilen Sommerluft, sengend von Helle.
Hochöfen und Hütten locken. Das Stahlwerk von Heyenbrock wirkt voll unter-
irdischen Gewimmels mit Hämmern und Schürfen und glühenden Kratern. An die Nibe-
lungenszene in Rheingold" denkt man und hört das Motiv voll Schleppens, Trappens und
Klirrens der Erze. Im Hochofen von Paulus ist der malerische Effekt die changierende
Sinfonie der Rauchwolken, aus denen wie Festungsgebirge die Bauten anfragen. Und
in Brachts Muldenhütte bei Freiberg weht der Rauch aus den Schornsteinen über den
Halden, horizontal gestreckt gleich Fahnentüchem an der Stange.
Phantastik im Wirklichen hat Fritz Gärtners Wintermorgen im Gußstahlwerk im
kalten Blau, durch das gelb prasselnde Lichtsonnen ihre Strahlen schießen. Hier dröhnt
etwas von den apokalyptischen Großstadtgesichtern Verhaerens.
Walter Klemm liebt die Impressionen tiefgähnender Bahnhofshallen die wie Schluch-
ten sich im Hintergrund verlieren, und vorn leuchtet weiß die Schneestrecke mit Arbeitern
in blauen Kitteln und die Maschen eiserner Brücken ergeben durch ihr Geflecht pikant
geschnittene und craquelierte Durchblicke.
Viele zieht's zu den Häfen. Der Hamburger ist wohl am öftesten umworben worden.
Hier außer durch Nolde freilich könnte diese Marine auch irgendwo anders sich begeben
noch durch Kalckreuth und Ullrich Hübner.
Mannheim aus der Seestadtperspektive erscheint durch Rud. Hellwag mit Bach-
breiten Schiffsleibern in opalenem Grau.
Die Aviaük fehlt in diesem bildnerischen Epos von Kraft und Stoff nicht. Paul
Paeschke hält, etwas illustrativ freilich. den Flugplatz in Johannestal fest, und Baluschek
bannt mit Schwarzkunst die geballten Formen des Luftschiffes, das wie eine trächtige
Wolke über einer Brücke lastend schwebt.
An diesen Stätten der Arbeit spielen die Maschinen eine größere Rolle als die
Menschen. Und eigentlich nur einen lockte die Aufgabe, den arbeitenden Menschenkörper
als Hauptstoif und Inhalt der Darstellung zu nehmen. Das ist Robert Sterl.
In seiner Steinklopferin an brennender Felsenwand von der rötlichgelben Farbe des
Löwenfells in Griechenland sieht man solche Bergflanken gibt er die zusammen-
geduckte Masse eines Körpers, von Anstrengung angespannt wie ein gekrümmter Bogen;
und in den Steinbrechem, fünf, Schulter an Schulter zusammengeschweißte Gestalten mit
langragenden Eisen, wippend und wuchtend von der Gewalt mächtigen Anstemmens.
Auch dies in gelbrotem Licht.
Und hier, an diesen Leibem, bewegt von gleichmäßiger Funktion der Kräfteleistung,
wird ein Thema anschaulich verdichtet, das man in dieser Ausstellung nicht vermissen
durfte das Thema von Arbeit und Rhythmus. Felix Poppenberg
ERLIN. VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG LIPPMANN. Am 26.
und 27. November findet in Berlin bei Rudolf Lepke die Versteigerung des Kunst-
besitzes statt, mit welchem der im Herbst x9o3 verstorbene Direktor des Berliner König-
lichen Kupferstichkabinetts Dr. Friedrich Lippmann sich in seinem Heim umgeben hatte.
Den Kunstfreunden ist dieser zwar nicht umfangreiche, aber hinsichtlich der Qualität sehr
n.
bedeutende Besitz an Gemälden, Skulpturen und kunstgewerblichen Arbeiten mannig-
fachster Art nicht unbekannt. Einzelnes war auch auf der Ausstellung von Kunstwerken
des Mittelalters und der Renaissance aus Berliner Privatbesitz Berlin 1898 zu sehen und
wurde in dem bei Grote erschienenen Werke über diese Ausstellung besprochen; eine
Anzahl der schönsten Holzskulpturen aus Lippmanns Sammlung ist in der zur Feier der
Eröffnung des Kaiser Friedrich-Museums 1904 von der Berliner Kunstgeschichtlichen
Gesellschaft herausgegeben Publikation Deutsche und Niederländische Holzbildwerke
aus Berliner Privatbesitz" abgebildet, darunter auch die prachtvolle, Riemenschneider
zugeschriebene Figur des heiligen Stephan Kat. x45. Unter den kunstgewerblichen
Arbeiten ist von besonderem Interesse eine holzgeschnitzte Bekrönung aus reliefiertem,
vergoldetem Rankenwerk von dem Sienesen Giovanni Bari1iKat. 65 von seinem Oheim
Antonio Barili, mit dem sein Neffe Giovanni 506 an dem Stuhlwerk im Dom von Siena
arbeitete, besitzt das Österreichische Museum ein aus der Taufkapelle des Domes stam-
mendes, x5oz datiertes Selbstporträt und einen Fries mit Greifen und in Rankenwerk
auslaufenden l-Iarpyien, ein spanischer Nußholzschrank, um 1530 Kat. no, und
ein aus dem Thorner Rathaus stammender Ausziehtisch, um xöoo, aus Eiche mit
ungarischer Esche und Ahorn, mit farbigen Intarsien Kat. zu. Der von Max.
Friedländer eingeleitete Katalog, mit 7x Lichtdrucktafeln, beschreibt im ganzen x86
Nummern.
EISTERWERKE MUHAMMEDANISCHER KUNST. Die Zeit-
schrift des Österreichischen Museums darf mit besonderer Freude und Stolz
des Prachtbuches gedenken, das die hervorragendsten Werke altislamitischer Kunst in
ausgezeichneten Reproduktionen festhält, jene Werke, welche auf der 1910 zu München
veranstalteten Ausstellung das Entzücken jedes Menschen gebildet haben, der für
starke künstlerische Eindrücke empfänglich ist. Die Mehrzahl der gewissenhaften und
kenntnisreichen Gelehrten, die sich um das Zustandekommen dieser seltenen Exposition
verdient gemacht und an der großen Publikation mitgearbeitet haben, gaben schon
im Jahre rgio in Kunst und Kunsthandwerk" eine imposante Würdigung derselben,
die ein reich illustriertes stattliches Doppelheft ausfüllte. Gewiß in voller Berechtigung,
denn gerade Österreich hat sowohl auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Er-
forschung der altislamitischen Kunst seit längerer Zeit, den meisten andern Nationen
voraneilend, Hervorragendes geleistet, als auch ein glänzendes Kontingent der in
München vereint gewesenen Schätze beigesteuert, so in erster Linie das bedeutendste
Werk altpersischer Teppichknüpferei, den herrlichen Jagdteppich aus dem Besitze
Seiner Majestät des Kaisers. Dazu kamen die Teppiche aus den Sammlungen Seiner
Durchlaucht des regierenden Fürsten Liechtenstein, die herrlichen emaillierten Gläser
aus dem Domschatze von St. Stephan, allerlei Unika aus dem Schlosse Kreuzenstein
des Grafen Hans Wilczek, aus dem Innsbrucker Museum und andern privaten und
öffentlichen Sammlungen.
Österreichischer Initiative und Kunstbegeisterung verdankt die Kunstgeschichte das
in zweiAbteilnngen erschienene Standardwork über orientalische Teppiche, das A. von Scala
im Verein mit hervorragenden Gelehrten herausgegeben hat und das eine Folge jener einzig-
artigen, x89o von Scala im k. k. Österreichischen Handelsmuseum veranstalteten Teppich-
ausstellung war. Österreichische Gelehrte, wie Karabacek, Riegel und Moritz Dreger haben
ferner die junge Wissenschaft von der Kunst des Islams außerordentlich geförderqbeson-
ders der gelehrte und kenntnisreiche Direktor der I-Ioibibliothek Hofrat von Karabacek
hat durch glückliche Hinweise und Exegesen von Inschriften auf Kunstwerken und litera-
rische Notizen über solche zahlreiche wertvolle Aufschlüsse gegeben. Die ungehobenen
Die Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst in München 19m. Herausgegeben von
F. Sarre und F. R. Martin unter Mitwirkung von von Berchem, M. Dreger, E. Kühne, C. List und S. Schrö-
der. Bände. München, 191a, F. Bruckmann A. G.
597
wundervollen Schätze der Hofbibliothek, die in München fehlten, werden sicherlich und
holfentlich Karabacek noch öfters Gelegenheit geben, auf diesem Gebiete unser Wissen zu
bereichern und auszudehnen.
Das große Werk nun über die Ausstellung bietet uns, wie sein Titel schon angibt, das
Beste dieser fremdartigen und entzückenden Kunst, deren uralter weitverzweigterZusammen-
hang mit der Entwicklung unserer europäischen Kunst im frühen und späten Mittelalter
immer klarer in unser Auge tritt, es gibt die Meisterwerke, in denen ein hochentwickeltes,
kraftvolles und starkrassiges künstlerisches Kunstvermögen sich mit hervorragender
Bedeutung für die Wissenschaft paart. Diese Meisterwerke bilden gewissermaßen die
Marksteine des neuen geheimnisvoll entzückenden Gebietes der Kunstgeschichte. Sie
repräsentieren aber nur einen numerisch recht bescheidenen Bruchteil des aus aller
Welt eingesandten Materials, dessen Verarbeitung noch jahrelange Arbeit in Anspruch
nehmen wird. Es ist von den Veranstaltern der Ausstellung dafür gesorgt worden, daß auch
die in der großen Publikation nicht abgebildeten zahllosen Werke für die Wissenschaft
durch genaue und umfassende Aufnahmen nutzbar gemacht worden sind.
Den Rechenschaftsbericht über den Wert der Münchner Ausstellung möchte ich
dieses stattliche Werk nennen, und es ist ein glänzender Rechenschaftsbericht geworden
über diesen Wert, den allgemein kulturgeschichtlichen sowohl wie den künstlerisch-
ästhetischen. Ich verweise hier mit Freude auf die temperamentvolle und prächtige Ein-
leitung von Ernst Kühnel zu dem obengenannten Doppelheft dieser Zeitschrift aus dem
Jahre 190.
Das Material des monumentalen Werkes, dessen Reproduktionen auf der Höhe
seiner wissenschaftlichen Bedeutung stehen, ist in drei starken Bänden mit neun Ab-
teilungen niedergelegt. Max von Berchem, der neben Karabacek die lnschriften und die
Literatur der islamitischen Völker zur Erklärung der Kunstwerke herangezogen hat,
eröffnet den Reigen mit einem wertvollen epigraphischen Beitrag. Zahlreich zwar sind die
auf und an Kunstwerken angebrachten Inschriften, aber leider sind sie meist für deren
Erklärung und Lokalisierung belanglos, es gibt jedoch auch wertvolle historische,
sogenannte Mobiliarinschriften. Wechselseitige Beziehungen sind es, die sich aus der
Beschäftigung mit diesen Inschriften an Werken der bildenden Kunst ergeben. Einerseits
lernt die orientalistische Epigraphik von ihnen, andrerseits aber vermag ihnen die Kunst-
geschichte wertvolle historische Nachweise für ihre Lokalisierung und Datierung zu
entnehmen. Berchem hat auf diese Weise eine Reihe von Kunstwerken mit solchen
Inschriften ausgewählt, denen er allerlei wichtige Resultate entnimmt. Uns interessiert
dabei hauptsächlich eine Monstranz mit einem geschnittenen ägyptischen Bergkristall
aus der Fatimidenzeit dem Anfange des XI. Jahrhunderts, die jetzt im Germanischen
Nationalmuseum zu Nürnberg steht.
F. Martin, der weitgereiste, kenntnisreiche und glückliche Sammler und Besitzer
zahlreicher muhammedanischer Kunstwerke, würdigt die Miniaturen und die Buchkunst
überhaupt, F. Sarre die Teppiche, an deren Spitze der kaiserliche Jagdteppich steht, sowie
die Keramik mit besonderer Berücksichtigung der frühen, seit wenigen jahren erst
bekannt gewordenen mesopotamischen Gefäße, die sowohl technisch als kunstgeschicht-
lich von größter Wichtigkeit sind. E. Kühnel hat, wie in dem schon genannten Doppel-
heft von Kunst und Kunsthandwerk", Metall, Glas und Kristall, endlich Holz und
Elfenbein gewählt. Klar, übersichtlich und mit der sicheren vollen Beherrschung des
Materials schildert Moritz Dreger die Stoffe, Camillo List beschreibt die islamitischen
Waffen.
So umfangreich und vielseitig nun noch die wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet
der altislamitischen Kunst sein muß, so ist doch das eine als feststehend zu betrachten,
daß die Grundzüge, die leitenden Gedanken, heute schon festgelegt sind, und das ist wohl
das I-Iauptverdienst der Münchner Ausstellung und dieser prächtigen Publikation.
E. W. Braun-Troppau
74
AKOB BURCKI-IARDT. GESCHICHTE DER RENAISSANCE IN
ITALIEN." Im Jahre 1867 ist Burckhardts Geschichte der Renaissance in Italien als
Fortsetzung von Fr. Kuglers Geschichte der Baukunst erschienen und hat durch die
strenge Sachlichkeit und Gediegenheit des Inhalts, der nicht bloß eine Künstlergeschichte
darstellt, einen starken Einflull auf die heranwachsenden Architekten ausgeübt. Heute,
nachdem nahezu ein halbes Jahrhundert verllossen ist, erscheint das Buch in fünüer, ver-
mehrter Auflage und erfreut noch immer durch die knappe, gedrängte Form und die ver-
ständnisvolle Gliederung. Die zahlreichen Zitate aus der Literatur der Zeit behielten ihre
Bedeutung, nur liest man heute noch anderes aus ihnen als früher.
Die Beziehungen der Kunst zur Kultur der Zeit sind in ihnen festgelegt und lassen
das Buch nur um so wertvoller erscheinen. Man fühlt, daß ein weitblickender Kultur-
historiker es geschrieben hat.
Bis in die neunziger ahre hat Burckhardt an den neuen Auflagen sich noch beteiligt
und Professor Dr. Heinrich Holzinger hat seine Intentionen weiter verfolgt. So mag sich
denn dieses glänzende Beispiel lebensvoller Gelehrtenarbeit an immer neue Generationen
wenden. Der freie Künstler unserer Tage erblickt in ihr wohl nicht mehr die kräftige
Stütze wie der Stilarchitekt von einst. Um so mehr mag sie aber dem Kunsthistoriker
nutzen, dem zugleich die Kulturgeschichte wertvoll ist und der ein lebendiges Auge für
das Wesen der Baukunst und ihrer Schöpfungen besitzt. Burckhardts Geschichte der
Kultur der Renaissance bildet ihre treffliche Ergänzung. H. F.
AS BUCH DER KUNSTGEWERBLICI-IEN UND KÜNSTLERI-
SCHEN BERUFE." Hermann Widmer gibt in einem handlichen und reich-
haltigen Bande jungen Leuten Ratschläge und Winke darüber, welchen Schwierigkeiten
und welchen Aussichten sie bei einer kunstgewerblichen oder künstlerischen Berufswahl
heute gegenüberstehen. Er läßt sich dabei auch von einer größeren Anzahl von Fachleuten
unterstützen, da er gerne die Resultate praktischer Erfahrungen und aus dem Leben
gegriffene Beispiele verführt. Er hat dabei vorwiegend reichsdeutsche Verhältnisse im
Auge, erklärt den deutschen Bildungsgang im Reiche, zieht Beispiele aus den Verhält-
nissen seiner Heimat heran und vergißt dabei leider auch an die österreichischen Faktoren.
Er läßt es unberührt, daß Impulse wie Lehrkräfte vielfacher und maßgebender Art aus
Österreich hinübergewandert sind. Daß drüben das Wachsen der Industrien und der
gewerblichen Betriebe, der Reichtum an Industriezentren dem Zufluß an kunstgewerblichen
Kräften entgegenkommt, drückt sich in dem Buche vielfach aus. Es legt ein geringeres
Gewicht auf die künstlerische Seite wie auf die kommerzielle und handwerkliche. Man
würde gerne die nicht einwandfreien Abbildungen missen, die zu sehr dem Durchschnitt
entnommen sind, der nicht vorbildlich genannt werden kann.
Sonst kann man dem Buche aber nachrühmen, daß es in manchen Kapiteln auf-
klärend wirkt, manche lebensvolle Darstellung eines künstlerischen Strebens enthält und
vor allem die in der Praxis herrschenden Verhältnisse mit nüchterner Wahrheitsliebe
beleuchtet. Dadurch erfüllt es seine Aufgabe, ein Ratgeber jener zu sein, bei denen die
innere Berufung allein nicht stark genug ist, den Ausschlag zu geben. I-I. F.
ATURFORMEN. I. SERIE, MIKROSKOPISCI-IE VORBILDER.
In einer handlichen Mappe bringt I-I. Schenk eine Sammlung von 14 photographischen
Darstellungen von Kristallisationsformen, wie sie das Mikroskop mit seiner bedeutenden
Vergrößerung dem menschlichen Auge zugänglich macht.
In der Kreistläche der Linse erscheinen mit überraschender Mannigfaltigkeit durch
die geheimnisvollen Kräfte des Kristallisationsprozesses die kleinsten Elemente zu Form-
Verlag Paul NelT Max Schreiber, Eßlingen a. N.
Berlin, Verlag Georg Siemens.
Stuttgart, Franlfsche Verlagshandlung, Geschäftsstelle des Mikrokosrnos.
gebilden aneinandergeschlossen, denen großer ornamentaler Reiz innewnhnt. Wo man
die Natur packt, ist sie interessant." Man möge bei Betrachtung dieser Bilder aber das
häßliche Wort Vorbilder vergessen, das der Titel des Werkes enthält. Es sind Anregungen
welche vermittelt werden, aber niemals darf eine von den Naturkräften gebildete Form
ohne Verarbeitung in ein Gebilde der Kunst übertragen werden.
Es ist stets zu begrüßen, wenn das Walten der Natur in ihren schönsten Ausdrucks-
formen dem Studium leichter zugänglich gemacht wird. Sehr zu bedauern wäre es aber,
wenn damit eine Neigung zur Nachahmung gefördert würde, die jede künstlerische Selbst-
bestimmung tötet.
In der Hand reifer künstlerischer Kräfte hingegen wird diese Sammlung sicher nütz-
liche Dienste leisten.
RAG. WETTBEWERB. Das Komitee für die Förderung der Erzeugung und des
Vertriebes von Fremdenaitikeln schreibt einen Wettbewerb aus auf eine Reise-
erinnerung für Fremde an Prag, das Königreich Böhmen im allgemeinen, oder an seine
einzelnen Landesteile. In erster Reihe wird ein vollkommen ausgeführter Gegenstand
verlangt, es kann jedoch auch in einer deutlichen Zeichnung oder im Modell in Wachs,
Gips und dergleichen, der Gedanke zu solch einer Reiseerinnerung eingereicht werden,
jedoch mit Angabe des Materials, der Größe und der Art der Durchführung. Die ein-
gereichten Gegenstände müssen leicht und billig zu vervielfältigen sein und sollen eine
geschmackvolle und eigenartige Erinnerung an Prag oder das Königreich Böhmen über-
haupt, oder an seine einzelnen Landesteile bilden. Kopien von fremden Reiseerinnerungen
sind ausgeschlossen. An dem Wettbewerb können sich in Böhmen ansässige Kunstgewerbe-
treibende oder bei solchen beschäftigte Mitarbeiter beteiligen; ferner die nach Böhmen
zuständigen Künstler und Absolventen sowie auch Schüler der k. k. Kunstgewerbeschule
in Prag und der Gewerbefachschulen Böhmens. Die Preise für einen vollkommen aus-
geführten Gegenstand sind folgende ein I. Preis 400 zwei II. Preise zu 200 zwei
III. Preise zu roo K. Die Preise für Entwürfe in einer Zeichnung oder im Modell sind
folgende ein I. Preis 200 zwei II. Preise zu IOO zwei III. Preise zu 80 K. Die Arbeiten
sind längstens bis z. Mai 1913 an die Adresse Kunstgewerbliches Museum der Handels!
und Gewerbekammer in Prag 3XI." abzuliefern.
TÜTTGART. HOFFMANN-AUSSTELLUNG. Das Landesgewerbemuseum
in Stuttgart bereitet eine große moderne kunstgewerbliche Schau vor, die dem Professor
an der Wiener Kunstgewerbeschule Josef Hoffmann gilt.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 30-
USSTELLUNG FUR KlRCI-ILICHE KUNST. Ihre k. u. k. Hoheiten die
Frauen Erzherzoginnen Maria Theresia, Isabella mit Töchtern, Frau Erzherzogin
Gabriele und Alice, Erzherzogin Elisabeth, Tochter des Herrn Erzherzogs Josef, Frau Gräfin
Bari und Ihre königlichen Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen August von Sachsen-
Coburg haben am 12. v. M. die Ausstellung besucht.
Ihre k. u. k. Hoheit die Frau Erzherzogin Marie Valerie hat am 12. v. M. die für
Mariazell bestimmte Monstranze in der Ausstellung besichtigt und einen neuerlichen Besuch
der Ausstellung in Aussicht gestellt.
Ihre k. u. k. Hoheiten Herr Erzherzog osef Franz und Frau Erzherzogin Sophie und
Ihre königlichen Hoheiten Prinz johann Georg von Sachsen mit Gemahlin und Prinz
Christian von Sachsen haben am 14. v. M. nachmittags die Ausstellung besucht.
S70
Seine k. u. k. Hoheit Herr Erzherzog Rainer hat am xB. v. M. Vormittags die Aus-
stellung besichtigt.
Seine Durchlaucht der regierende Fürst Johannivon und zu Liechtenstein hat am
g. und am 26. v. M. die Ausstellung besucht.
Seine Exzellenz der l-Ierr Minister für Kultus und Unterricht Dr. Max Ritter von
l-Iussarek hat am 20. v. M. in Begleitung des Ministerialvizesekretärs Conte Scapinelli
die Ausstellung einer längeren Besichtigung unterzogen.
IBLIOTI-IEK DES MUSEUMS. Vom 2x. Oktober bis 20. März ist die Bibliothek
des Museums wie alljährlich an Wochentagen mit Ausnahme des Montags
von bis Uhr und von bis Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von bis Uhr
geöffnet.
ESÜCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen und die Ausstellungen des Museums
wurden im Monat September von 68.419, die Bibliothek von x.x7o Personen besucht.
ÜNSTGEVVERBESCHULE. Die Schülereinschreibungen an der Kunstgewerbe-
schule haben eine Zahl von 167 ordentlichen Schülern und Hospitanten ergeben,
darunter 68 weibliche.
Für den Sonderkurs für Jugendkunst wurden 49 Zöglinge aufgenommen, darunter
29 Mädchen.
Die offenen Zeichensäle an der Kunstgewerbeschule wurden Montag, den 7. d. M.
wieder in Betrieb gesetzt, und zwar ein offener Aktzeichensaal für Männer von bis Uhr
abends, ein solcher für Frauen von bis Uhr und ein Entwurfzeichensaal für Gewerbe"-
treibende von bis Uhr abends und Sonntag. Näheres am schwarzen Brett der Anstalt.
Der Besuch in den offenen Zeichensälen war bisher im Wochendurchschnitt folgender
offener Aktzeichensaal für Männer 63, offener Aktzeichensaal für Frauen 18, offener Ent-
wurfzeichensaal für Gewerbetreibende 40, darunter weibliche Besucher.
Professor Adolf Ginzel wurde über sein Ansuchen mit Ende September in den
dauernden Ruhestand versetzt.
LITERATUR DES. KIINSIIGEWERBE?
i. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ASTl-IETIK. KUNSTGEWERB-
LICI-IER UNTERRICHT so
ADAMA VAN SCHELTEMA, F. Über die Entwick-
lung der Abendmahlsdarstellung von der byzan-
tinischen Mosnikkunst bis zur niederländischen
Malerei des 17. Jahrhunderts. VIII, 154 S. m.
2x Tat, Leim-B". Leipzig. Klinkhardt Bierrnann.
M. 14.
Fliichenschmuck, Der. Zirka 200 Original-Entwürfe
achtverschiedener Kunstgewerbezeichner. 20 Taf.
in Lichtdr. F01. Plauen i. V., O. Haebler. M. 36.
GAUTHIER, j. Les Insectes et leur Interpretation
decorative. L'Art decoratif, 20. Aug.
GHEERTYS, Lorenzo, Denkwiirdigkeiten Comrnen-
tarii. Zum ersten Male nach der Handschrilt der
Biblioteca nazionale in Florenz vollständig heraus-
gegeben und erläutert von jul. Schlosser. Bde.
Text und Kommentar. XI, 24x u. III, zu S. rn.
Fig. Bildnis und Lichtdr. Taf. LHL-Bo. Berlin,
j. Bnrd. M. 45.
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Dekorative Kunst, Aug.
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Festrede. 49 S. Lem-B". Stuttgart, F. Enke. M. 2.
LEVETUS, A. S. Some Viennese Flower-Stands und
Vases. The Studio, Aug.
LIONVILLE, j. Flore et Faune des Oceans. L'Art
decoratif, 5. Aug.
MELANI, A. L'Art Serbe. L'Art decoratif, 5. juli.
Notice sur 1a crrlation de la premiere ecole d'art indu-
striel frangais cours dhpprentissage gratuits
autorisee par M. le rninistre du commerce et de
l'industrie; oeuvre de propagnnde et de defense de
Part industriel en France arts du feu et depen-
dants. Paris, M. Raoul Brunet, directeur de PEcoIe
franeaise des arts et industries du feu, place
Falguiere. In-B". p.
P. STR. Wandlung des Industriegeistes. Textile Kunst
und Industrie, V. m.
in Wien.
PI-IILIPPI, A. Der Begrih" der Renaissance. Daten zu
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dekorationen. Gärten. Unter Mitwirkung führender
Männer herausgegeben. Mit weit über 800 Abb.
zum Teil in Tondruck. VIII, 524 S. Lem-B". Wies-
baden, Westdeutsche Verlagsgesellschaft. M. 15.
BAER, C. H. Deutsche Wohn- und Festräume aus
sechs jahrhunderten. XVI, 236 S. 1n. 304 Abb.
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avec 24 planches. Fr. 3.50. Les Maltres de Part.
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stere de Yinstruction publique et des heaux-arts.
REDSLOB, E. Parkanlagen von Fr. Gildemeister.
Dekorative Kunst, Sept.
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zwei Nachträgen über gotische Porträts und über
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III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK 54b
BAILLET, dom L. Les Miniatures du Scivias" de
sainte l-Iildegarde conserve la bibliotheque de
Wiesbaden. Paris. E. Leroux, 1912. Grand in-a".
103 p. avec 32 Eng. Extr. des Monum. et Mein. pub-
lie's par PAcadernie des inscriptions et helles-
lettres, Ier fascicule du t. 19. Fondarion Eugene
Piot.
572
DIEHL, C. et M. LE TOURNEAU. Les Mosiiiques de
Saint-Demetriua de Salonique. Paris, E. Leroux.
Grand in-4o, a5 p. avec fig. Extr. des Monum. et
Mem. publies par PAcademie des inscriptions et
belles-lettres. ae fascicule du t. 18. Fondation
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Verlag. M. n.
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Rackham. Art et Däcoration, Juli.
MEW, E. Old Lacquer. The Connoisseur, Juli.
MEYER-RIEFSTAHLJA Decoration du Livre oriental.
Art et Decoration, Aug.
Miniaturen aus Handschriften der königlichen Hof-
und Staatsbibliothek in München. Herausgegeben
von G. Leidinger. I. Heft. Das sogenannte Evan-
geliarium Kaiser Otto III. 5a Taf. m. 23 S. Text,
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Ästhetik der Mode. VI. 49 S. B". Karlsruhe,
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Zeitgemäße Textil-Kunst. Textile Kunst und In-
dustrie, g.
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rative Kunst, Sept.
Stickereien von Maria Sinsteden.
Kunst, Okt.
Dekorative
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KUNSTE
BAYROS, Frz. v. Exlibris" N. F. 11 Taf. m. II S.
Text. Fol. Wien. A. Wolf. M. 25.
WBRAIJNGART, R. Exlibris-Radierungen von Hubert
Wilm, München. Deutsche Kunst und Dekoration,
Sept.
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5. Juli.
BRUNT, A. De Etsen van W. B. Tholen. Onze Kunst,
Juli.
DERI, M. Marcus Behmer, Berlin. Deutsche Kunst
und Dekoration, Sept.
F. L. Holzschnitte von Heine Rath. Die Kunstwelt,
Okt.
GEISBERG, M. Teigdruck und Metallschnitt. Monats-
helte lur Kunstwiss., B.
GLASER, C. Zu Liebermanns graphischem Werke.
Zeitschr. für bild. Kunst, Okt.
Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, 1., Stubenring 5. zu richten. Filr die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
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ätzung, davon faräig. Tafelband im Formate 4536 Zentimeter,
mit 60 Tafeln in Lichtdruck und Heliogravüre. Einmalige Ausgabe
in 500 Exemplaren und 65 unverkäuflichen Dedikationsexemplaren.
Subskriptionspreis für beide Teile gebunden in Original-l-Ialbleinen-
band 96. Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
IUIOIDICIIJICIDICIUI IUI
Dieses Werk erscheint als dritte Veröffentlichung in einer vom k. k. Mini-
sterium für Kultus und Unterricht herausgegebenen Serie von Werken,
die das Schaffen hervorragender österreichischer Künstler in muster-
haften Wiedergaben und in monumentaler Weise zur Anschauung
bringen sollen. Der Verfasser, Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger,
Dozent an der Wiener Universität und an der Akademie der bildenden
Künste in Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäfti und
konnte bisnun ganz unbekannte Quellen benützen. Der Tafgelband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht unmittelbar
nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
Subskriptionen und Bestellungen nehmen alle Buch- und Kunst-
handlungen entgegen sowie der Verlag, WIEN, I., KOI-ILMARKT 9'.
Illustrierte Prospekte sind durch alle Buch- und Kunsthandlungen
sowie durch den Verlag erhältlich.
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VO RAN EI GE Im I-Ierbste dieses Jahres erscheint das
VERZEICHNIS DER WERKE JOSEF
FUHRICHS
mit urkundlichen Beiträgen und einer Biblio raphie von I-I. VON WOERNDLE,
herausgegeben vom k. k. Ministerium für ultus und Unterricht. 4". Zirka acht
Bogen mit fünf Abbildungen. Subskriptionspreis brosch. 960, gebund. 11.
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Der Morgen
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dlgmn Werku JOSEF FÜHRICH von MORIZ DREGER
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