055 bürgerliche Kultur, die zwischen der aristokratischen und der bäuerli- chen Art steht und ein selbstbewußtes Schaffen, ein star- kes Standesbewußt- sein ausdrückt. Eine größere Zahl von Städten hat längs der deut- schen Seeküste die Reichsunmittelbar- keit besessen. Aus- gebreiteteI-Iandels- Verbindungen, Un- ternehmungsgeist und Bürgerstolz haben in den alten I-Iauptorten des I-Iansabundes eine große Wohlhaben- heit, Sinn für Be- hagen und das Be- streben, dies auch zu betonen, gezei- tigt. Das Sauer- mannsche Werk geht auf Lübeck näher ein, weil dort besonders charak- teristische Baudenkmäler, Straßen und Platzbilder erhalten sind. In dem Aufsatz über Diele und Halle wurde schon im Jahre 1904 in dieser Zeitschrift auf den großen Reiz der Innenräume dieser Bürgerhäuser hin- gewiesen. In Hamburg sind sie leider schon fast ganz verdrängt, in Danzig, Elbing, Rostok, Wismar und an andern Orten verschwinden die Bürgerhäuser alter Zeiten mit ihrer charakteristischen Eigenart kaum weniger rasch. Lübeck scheint konservativer zu sein. Die eigenartigen Straßen mit den zunftmäßig gegliederten Bauwerken bewahren noch sehr viele dieser malerischen und reizvollen Anlagen, in denen Beruf und Familienleben der Eigentümer künstlerischen Ausdruck finden, in denen Generationen nacheinander in demselben Sinne wirkten, bis eine neue Zeit den Faden zerriß. Bauernstube aus dem Volksmuseum in Kopenhagen