Seite des Wirkens zeigt, dem wir so abgerundete Arbeiten verdanken. Sie zeigt den scheinbar so altertümelnden rückwärts schauenden Künstler in seinem schönen Verhältnis zur Natur. Sie zeigt die Studien aus den slowakischen Dörfern seiner Heimat, die derben und urwüchsigen Typen in ihrer Farbenfreude und Kraft gepackt. Sie zeigt die Arbeiten in Brügge und_ Antwerpen, wo Schwaiger sich nicht nur dem Geiste der Breughel und Ostade verwandt fühlte, sondern auch die wundervolle Bauweise des ausklingenden Mittelalters lieben und emsig studieren lernte. Zwischen diesen beiden Polen, der eigenen slawischen Heimat und dem alten Holland, wandern seine Interessen; von seinen Natur- studien trägt er immer wieder gesammelten Honig in die Zellen seines Märchenbaues. Das macht den feinen Künstler sympathisch und bringt ihn uns näher. Wenn wir sehen, wie er immer mehr mit seiner Heimat verwächst, die Menschen und Lokalitäten schließlich ganz aus seiner Umgebung holt, begreifen wir, wieviel Bodenständiges auch in- seiner Märchenphantasie liegt. Miethke hat ihn ursprünglich gefördert, indem er Schwaigers Arbeiten erwarb, darum sind noch viele derselben im Besitze der Galerie. Später haben seine Landsleute dem Künstler eine Prager Professur gegeben. die ihn aber an seinem freien Bohemeleben wenig gehindert hat. Eine große Monographie mit tschechischem Text und guten Reproduktionen beweist die Anerkennung, die Schwaiger bei seinen Landsleuten fand. In Wien hat man nie viel aus ihm gemacht; er hatte seinen kleinen Kreis, seine Verehrer und Freunde. Die Öffentlichkeit nahm so wenig Notiz von ihm wie er von ihr. Darum wirkt diese Gedächtnisausstellung heute wie eine Rehabilitierung. Wenn man erfährt, daß der Künstler erst kürzlich starb und nicht 60 Jahre alt wurde, wundert man sich, wie verblaßt und entfernt sein Ruf schon war. Nun reiht er sich würdig an die Künstler einer viel früheren Zeit an; mit dem Kampf und dem Lärm der Gegenwart verbindet ihn keine Brücke. Die Welt ist zu dem ruhigen Winkel, den er sich erobert hat, nicht störend getreten. Seine Gedächtnisausstellung läßt uns einen genußreichen Blick in diesen Winkel machen. DIE VEREINIGUNG BILDENDER KÜNSTLERINNEN ÖSTER- REICHS hat ihre dritte Ausstellung im neuen Heim veranstaltet, das sie im Dach- geschoß des Hotels Astoria etablierte. Sie kommt nun nicht mehr mit dem Heerbann historischer Kunst und ausländischer Kolleginnen. Sie bringt nur in Olga Wisinger-Florian einen Gast von bewährtem Ruf und in einer Reihe kunstgewerblicher Darbietungen jüngere und feine Talente zur Geltung. Allerdings hilft dies auch wesentlich dazu mit, daß dem Gesamteindruck eine sympathische Bescheidenheit und der Eindruck des Vorwärtsstrebens gewahrt bleibt. Olga Wisinger zeigt sich von verschiedenen Seiten in kräftigen und zarten Arbeiten, die schon ötTentliche Anerkennung gefunden haben. Es ist eine Art von Rückblick auf das Lebenswerk einer Persönlichkeit, die auch in der Gruppe der Gründerinnen der Ver- einigung als Lehrerin und Führerin wirkte, nicht zum geringsten Teil durch das Temperament und die Kraft ihrer Stellungnahme. Das naturalistische Blumenbild findet in der Schule Wisinger eine Reihe eifriger Freundinnen. Ihnen gegenüber stehen neuere Bestrebungen zu stilistischer Strenge, denen man Beifall zollen muß, wie jene von Louise Fraenkl-Hahn. Geschmackvolle Porträts, wie jene von Baronin Krauss, E. v. Coltelli, Marie Magyar, weisen eine Zurückhaltung und Diskretion auf, welche sympathisch wirkt. Das gilt auch von plastischen Arbeiten, unter denen Ilse von Twardowska-Conrat durch einen feinen Frauenkopf und eine Amerikanerin, Leila Usher, durch zwei Bronzemedaillen auffallen. Gute, ernste Studienarbeit blickt von den verschiedenen Wänden, die erkennen lassen, daß malerisches Streben unter den Damen lebt, daß Ausstellungen Heißig besucht werden, daß hier die Werke führender Künstler stark und eindringlich nachwirken. Es wäre weit gefehlt, wenn in diesem Kreise die Gebärde selbstbewußter Kraft gewählt