vs werden sollte. Starke Individualitäten fehlen ihm noch. Dagegen wirkt der Ausdruck ernster Hingabe und Kunstliebe, wenn er mit Erkenntnis der Kraftgrenzen verbunden ist, stets wohltuend. Besonders erfreulich sind einige Vitrinen mit Keramik- und Email- arbeiten. Die frischen Begabungen von H. Johnowa, J. Schwetz, die ausgeglichene und gefällige Art von R. Neuwirth und J. Meier-Michl, die wohl aus den Ausstellungen des Museums für Kunst und Industrie und der Kunstgewerbeschule dieses Museums bekannt sind, wirken hier besonders anmutend, weil sie, stärker als Malerei und Plastik, ein Neu- schaffen betonen, eine spezifische Wiener Note besitzen. Hier sind Gebiete betreten, auf denen österreichischen Künstlerinnen schon ein volles Beherrschen des Arbeitsfeldes geglückt ist, eine freie Selbständigkeit winkt. Es wäre sehr falsch, wenn diesen Arbeitsgebieten Geringschätzung entgegengebracht würde von jenen, die in der großen Kunst Erfolge erstreben, die doch nur starken und großen Erscheinungen gebühren. In der Eingliederung kunstgewerblicher Arbeiten liegt die Erkenntnis dieser Tatsache. Darum sei sie besonders hervorgehoben! UEGER-DENKMALKONKÜRRENZ. Wien hat wenig Glück mit seinen Denkmälern. Nach den unerfreulichen Einleitungen zur Lueger-Denkmalkonkurrenz ist ein numerisch stattliches Ergebnis der Veranstaltung zu verzeichnen, das künstlerisch wenig Freude bereitet. Mehr als ein halbes Hundert räumlich oft ausgedehnter Arbeiten zeitigen eine spärliche Anzahl von Lösungen, die Ausführungsmöglichkeit besitzen und eigentlich keine Lösung, der man unbedingt zustimmen kann. Nur eine Erkenntnis resul- tiert aus den vielfältigen Bemühungen, das ist die Erkenntnis von der Ungeeignetheit des Platzes. Da sind Versuche vorhanden, eine Beziehung zwischen dem Denkmal und dem hochstrebenden Monumentalbau herzustellen, welcher trotz seiner Entfernung den Platz dominiert. Diese scheitern naturgemäß an dem gewaltigen Gegensatz der Dimensionen des Rathausbaues, des ungeheueren weiten Platzes und den Grenzen des mäßig großen Denkmalaufbaues, der Monumentalität nur einer geschlossenen Umgebung gegenüber zur Geltung bringen kann. Besser gelingen die Versuche, den Rathausbau ganz auszuschalten, hingegen Beziehungen herzustellen zu der breiten Straßenfuhrung und der Denkmalreihe, die sie einsäumt. Wenn es gelange, durch einfache architektonische Mittel, durch Ausgestaltung der Parkecken und Anschluß an die von der Elisabethbrücke stammenden Figuren einen Platzeindruck zu erzielen, dem sich das neue Denkmal organisch einfügt, dann könnte vielleicht der gefährliche und so ungünstige Umstand teilweise überwunden werden, der in der Aufstellung im Mittel eines Riesenplatzes, wenn auch an freiem Rande, gegeben ist. Zwei der preisgekrönten Entwürfe sind offenbar auf einem solchen optischen Zusam- menhang basiert; sie geben sich in schlichter Beschränkung auf das Wesentliche als Standbilder eines Volkmannes. Ernst Hegenbarth verzichtet ganz auf den allegorischen Apparat und sucht nur der in schlichter Ruhe und Größe konzipierten Gestalt des Bürger- meisters Bedeutung zu geben. Professor Josef Müllner gibt dern durch vier Sockelfiguren diskret belebten schlanken Aufbau eine bewegte Rednerfigur als Abschluß, die doch die Geschlossenheit des einfachen Umrisses nicht stark unterbricht. Rudolf von Weyr macht leider der so stark verbreiteten Anschauung Konzessionen, daB ein Standbild durch begleitende Figuren erklärt werden müsse. Außer einer ruhenden allegorischen Vindobona umgibt ein Reigen von naturalistisch bewegten Figuren den Sockel. Alles Beherrschen des Details, alle novellistische Mannigfaltigkeit des Beiwerks schaden mehr als sie nutzen, wo allein Geschlossenheit und ruhige Größe wirken können. Leider überwiegt das Bestreben, den Schwerpunkt in das Beiwerk zu verlegen, bei vielen eingelangten Projekten, die hier nicht besonders genannt werden. Ein Streben nach Popularität liegt darin, das direkt dem künstlerischen Ernst entgegenarbeitet; mitunter